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Wie Alltagsroutinen geändert und klimafreundliche Lebensweisen unterstützt werden können

Mit dem Auto ins Fitnessstudio, im Sommer am liebsten jeden Tag Grillen und im Winter die Reise per Flugzeug in den Süden, das schlägt in der Klimabilanz zu Buche. Doch bereits kleine Veränderungen in den Alltagsroutinen und geringfügige Investitionen können die individuellen CO2-Emissionen deutlich verringern. Ein Forschungsteam unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung fragte im Projekt "Klima Alltag", wie sich Menschen in Bezug auf Mobilität, Ernährung sowie Wohnen und Energieverbrauch im Haushalt verhalten. Darüber hinaus untersuchten die Wissenschaftler*innen, wie klimafreundliche Lebensstile und Alltagsroutinen gefördert werden können. In der Broschüre „Klimafreundlich leben in der Stadt – Potenziale für CO2-arme Lebensstile“ fasst das Projekt die verschiedenen Klimaverhaltenstypen zusammen und stellt Maßnahmen für klimafreundliche Lebensweisen vor.

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Stau (©Kara/Fotolia)
Stau (©Kara/Fotolia)

Kommunen als Akteure des Klimaschutzes

Zwar sind Wirtschaft und Verkehr anteilig die größten CO2-Emittenten, doch auch jeder Einzelne kann etwas für das Klima tun – immerhin stehen Verbraucher*innen laut dem Forschungsprojekt KlimaAlltag an dritter Stelle, wenn es um die Verursachung von CO2 geht. So macht das Bedürfnisfeld Konsum mit 28 Prozent in Privathaushalten den höchsten CO2-Ausstoß aus, gefolgt von Mobilität, Heizung und Ernährung. Um das Alltagsverhalten in Richtung Nachhaltigkeit beeinflussen und fördern zu können, sind die Kommunen gefragt, die mit verschiedenen Maßnahmen zu einem klimafreundlichen Verhalten anregen können, so heißt es in der Broschüre von KlimaAlltag. Die Studie zeigt, dass diese Maßnahmen möglichst alltags- und praxisnah sein sollten. Von großer Bedeutung in diesem Prozess ist das sogenannte 4-E-Modell: Enable, Encourage, Engage und Exemplify. Demnach müssten die Kommunen einen geeigneten Rahmen schaffen, Anreize bieten, die Menschen in den Prozess mit einbeziehen und selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Oft sind diese Maßnahmen zusätzlich mit positiven Nebeneffekten verbunden, wie etwa Kosteneinsparung, Abbau sozialer Ungerechtigkeiten oder Verbesserung der Lebensqualität.

Klimaschonend oder klimabelastend – keine Frage des Einkommens

Am Beispiel der Städte Frankfurt am Main und München untersuchten die Wissenschaftler*innen, mit welchen Programmen und Instrumenten die Kommunen klimaneutrale Lebensstile sozial gerecht unterstützen können. Dafür befragte das ISOE die Einwohner*innen repräsentativ, beispielsweise danach, wie hoch ihre Bereitschaft ist, Alltagspraktiken zu verändern, oder ob sie die kommunalen klimapolitischen Instrumente und Maßnahmen annehmen. Dabei konzentrierten sich die Wissenschaftler*innen auf die Frage, wie sich kommunale Klimaschutzmaßnahmen auf das Verhalten von Menschen in Haushalten mit geringem Einkommen auswirken. Ein Beispiel dafür ist der Energiesparservice der Caritas in Frankfurt am Main. Hier erhalten Verbraucher*innen praktische Tipps zum Klimaschutz mit konkreten wirtschaftlichen Vorteilen, wie z.B. einer Senkung der Energiekosten. 

Das Forschungsteam identifizierte auf Grundlage der Befragungen neun verschiedene Klimatypen, die es in einer Systematik in der Broschüre „Klimafreundlich leben in der Stadt – Potenziale für CO2-arme Lebensstile“ zusammenfasst und vorstellt. Es unterscheidet hier zwischen Kernzielgruppen, die von umfassend klimaschonend aktiv bis hin zu mittelmäßig klimaschonend aktiv sind, sowie schwer zu motivierende Klimatypen, die als punktuell bzw. umfassend klimabelastend aktiv bewertet werden. Die Befunde zeigten, dass etwa 20 Prozent der Bewohner*innen in beiden Städten zur den Vorreitern klimafreundlicher Lebensstile gezählt werden können. Weitere 40 Prozent haben CO2-arme Verhaltensweisen zumindest punktuell in ihren Alltag integriert. „Die größte Überraschung war für uns der hohe Anteil an klimabewusst Handelnden mit unterdurchschnittlichem Einkommen“, bilanziert ISOE-Klimaexperte Dr. Immanuel Stieß. „Entgegen der häufig formulierten Annahme, dass Klimaschutz nur etwas für Besserverdiener sei, konnten wir beobachten, dass gerade Menschen, die auf ihr Geld achten müssen, eine gute CO2-Bilanz aufweisen“. Zwar ist das Klimabewusstsein bei Personen aus sozial gehobenen Lagen ausgeprägter, jedoch verschlechtert sich deren Klimabilanz wiederum durch Flugreisen, das eigene Auto und allgemein erhöhten Konsum. 

Die Broschüre sowie weitere Publikationen aus dem Projekt stehen zum Download bereit: www.klima-alltag.de/Downloads.7.0.html 

Webseite zum ISOE-Projekt: www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/klimaalltag/ 

Webseite des Projekts: www.klima-alltag.de