ISOE-Begleitforschung

Wissenschaftskommunikation im Themenfeld Bioökonomie

Die Weltbevölkerung wächst, gleichzeitig werden Ressourcen knapper. Eine Transformation weg von der Nutzung fossiler Rohstoffe hin zu einer an natürlichen Stoffkreisläufen orientierten Wirtschaftsweise gilt als unausweichlich. Aber wie kann dieser umfassende Wandel zur Bioökonomie gelingen? Wie erreichen die Informationen über ein biobasiertes Lebens- und Wirtschaftssystem die breite Öffentlichkeit? Wie kann Teilhabe an der Diskussion über Bioökonomie gelingen? Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hat im Zuge des Forschungsprojekts BioKompass Formate der Partizipation und Kommunikation im Themenfeld Bioökonomie untersucht und seine Ergebnisse veröffentlicht.

| Pressemitteilung
Mähdrescher im Rapsfeld (©Kletr/Fotolia)
Mähdrescher im Rapsfeld (©Kletr/Fotolia)

Bioökonomie ist bereits in vielen Wirtschafts- und Lebensbereichen etabliert: Wissenschaft und Forschung beschäftigen sich länger schon mit den Möglichkeiten eines ressourcenschonenden und biobasierten Wirtschaftens. Dabei geht es beispielsweise um den Ersatz von Kunststoffen und anderen erdölbasierten Materialen durch nachwachsende Rohstoffe. Die Bioökonomie bietet zukunftsweisende Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung, wirft aber zugleich Fragen nach Kosten, Nutzen und Konsequenzen für gängige Lebensstile, für Werte- und Konsummuster auf. Denn sie wird in den kommenden Jahrzenten viele unterschiedliche Bereiche erfassen. Nicht nur die landwirtschaftliche und die industrielle Produktion, sondern auch das Verkehrs- und Gesundheitswesen, unser Wohnen, unser Arbeiten, unsere Ernährung und unseren Konsum – letztlich alle Lebensbereiche, die mit einem hohen Energie- und Rohstoffbedarf verbunden sind. 

Für eine derart umfassende Transformation ist ein breites gesellschaftliches Wissen und Verständnis von biotechnologischen Produkten und Verfahren unerlässlich. Aber auch die gesellschaftliche Auseinandersetzung darüber, wie die Zukunft in einer nicht mehr auf fossilen Rohstoffen basierenden Wirtschafts- und Konsumweise aussehen soll. Die Teilhabe und Mitwirkung insbesondere junger Menschen an der Entwicklung von Leitbildern und Lösungsansätzen gilt als Schlüssel für eine gelingende Transformation. 

Evaluation zeigt, wie Partizipation im Themenfeld Bioökonomie gelingen kann

Im Forschungsprojekt „BioKompass“ unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) und in Kooperation mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung wurden verschiedene Formate der Kommunikation und Partizipation für Museen und Schulen entwickelt, um die Teilhabe junger Zielgruppen an Transformationsprozessen zu ermöglichen. Das ISOE hat für diese Formate ein Evaluationskonzept entwickelt und das Projekt wissenschaftlich begleitet. „Es war spannend zu sehen, wie die partizipativ entwickelten Zukunftsszenarien zur Bioökonomie von jungen Menschen aufgenommen wurden. Dieses Vorgehen hat sich für eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema Bioökonomie bewährt“, sagt Alexandra Lux, Leiterin des Forschungsschwerpunkts Transdisziplinäre Methoden und Konzepte am ISOE. Die Ergebnisse des Forschungsverbunds liegen jetzt in der Publikation „BioKompass – Diskurse über Transformation anregen“ vor. 

Darin führen die Autorinnen detailliert aus, ob und wie die Formate Transformationen hin zu einer nachhaltigen Bioökonomie unterstützen können. Sie zeigen unter anderem, dass sich das Format eines Zukunftsdialogs besonders eignet, um gemeinsam mit den jungen Menschen entlang von verschiedenen Bedarfsfeldern, z. B. Mobilität, Wohnen, Konsum, Arbeit, Wirtschaft, die möglichen Auswirkungen der Transformation sichtbar zu machen und zu diskutieren. Im Format Zukunftsdialog können zwischen ca. 50 und 100 Personen, die ein breites Bild der Gesellschaft bzw. der anvisierten Zielgruppen repräsentieren, zusammen mit Expert*innen in offenen Formaten wie z. B. in einem „World-Café“ an Thementischen in parallel arbeitenden und professionell moderierten Kleingruppen mit unterschiedlichen Fragestellungen auseinandersetzen und ihre Perspektiven, Meinungen, Befürchtungen und Wünsche einbringen. 

Leitfaden für Dialogprozesse und Transformationskompetenz

Die Broschüre richtet sich an Organisationen und Behörden, die langfristige gesellschaftliche Transformationsprozesse mit partizipativen Dialogprozessen unterstützen möchten. Gleichzeitig erhalten Personen, die konkrete Formate durchführen, eine Handreichung für deren Konzeption und Umsetzung. Somit erhalten Verantwortliche für Transformationsprozesse im Bereich der Bioökonomie wertvolle Hinweise darauf, wie ein kluges Zusammenspiel von Zukunftsszenarien und weiteren Formaten geeignet ist, um Wissen und Transformationskompetenz zu vermitteln. Die Leitfragen für die Konzeption von Beteiligungsprozessen und die Empfehlungen zur Umsetzung von partizipativen Prozessen dürften insbesondere für schulische und außerschulische Bildungsformate, für künftige Ausstellungen und Wissenschaftskommunikation relevant sein. Die Publikation ist als Download erhältlich. 

Christina Höfling, Bärbel Hüsing, Simone Kimpeler, Alexandra Lux, Martina Parrisius, Ute Pohsner, Eva Roßmanith, Elna Schirrmeister, Lena Theiler und Ariane Voglhuber-Slavinsky (2021): Diskurse über Transformation anregen – die Nutzung von Zukunftsszenarien für partizipative Dialogformate in Museen und Schulen am Beispiel Bioökonomie. Frankfurt/Karlsruhe: Proiektverbund BioKompass 

Zudem haben die ISOE-Forscherinnen Alexandra Lux und Lena Theiler das Evaluationskonzept veröffentlicht, mit dem sie die Erprobung der Kommunikations- und Partizipationsformate im BMBF-Projekt BioKompass begleitet haben. „Eine Besonderheit dieser Evaluation war, dass Teilergebnisse noch während der Projektlaufzeit in die Konzeption weiterer Formate einfließen konnten“, betont Alexandra Lux. Das Evaluationskonzept ist online verfügbar.

Alexandra Lux und Lena Theiler (2021): Prozessbegleitende Evaluation von Kommunikations- und Partizipationsformaten im Themenfeld Bioökonomie. Evaluationskonzept BioKompass. ISOE-Materialien Soziale Ökologie, Nr. 66

Mehr über das Projekt BioKompass:

https://www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/biokompass/  
https://museumfrankfurt.senckenberg.de/de/biokompass/  

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Dr. Alexandra Lux
Tel. +49 69 707 6919-227
 
www.isoe.de  

Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
  
www.isoe.de