Umweltrisiken

Wissenschaftskommunikation zu Risiken von Ewigkeitschemikalien

PFAS – hinter diesen vier Buchstaben verbirgt sich die umstrittene Stoffgruppe der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen. Da sie wasser-, fett- und schmutzabweisend sind, werden diese Chemikalien in vielen Alltagsprodukten eingesetzt. Genau wegen dieser Eigenschaften sind PFAS aber kaum abbaubar: Die „Ewigkeitschemikalien“ konnten bereits im menschlichen Blut und in der Muttermilch nachgewiesen werden. Die EU prüft daher eine Beschränkung von PFAS. Die mit den PFAS verbundenen Risiken werden allerdings unterschiedlich dargestellt und bewertet. Vor diesem Hintergrund untersucht ein neues Forschungsprojekt des ISOE die Kommunikation von Organisationen über die Risiken von PFAS. 

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Foto: Vusal - stock.adobe.com

Die Beschränkung des Einsatzes von PFAS ist aufgrund der Komplexität und Vielfalt der Stoffgruppe und des hohen Nichtwissens nicht nur politisch umkämpft, sondern selbst innerhalb der Wissenschaft strittig, mit unterschiedlichen Positionen und Begründungen dazu, ob die gesamte Stoffgruppe verboten oder die Toxizität aller Stoffe einzeln bewertet werden sollte. Entsprechend kontrovers wird derzeit die Debatte über die Beschränkung von PFAS geführt. 

In der Forschung über Wissenschaftskommunikation gibt es jedoch bislang kaum konzeptionelle und empirische Untersuchungen dazu, wie nichtwissenschaftliche Organisationen sich in ihrer Kommunikation auf die Wissenschaft als Ressource zur Legitimierung ihrer Interessen berufen. Vor diesem Hintergrund untersucht das Forschungsprojekt „ChemKom – Strategische Wissenschaftskommunikation zu Risiken von Ewigkeitschemikalien“ die strategische Wissenschaftskommunikation von Organisationen über die Risiken von Ewigkeitschemikalien (PFAS). Das vom ISOE geleitete Projekt wird gemeinsam durchgeführt mit dem Unabhängigen Institut für Umweltfragen e.V. (UfU) sowie der Universität Hamburg, Fachbereich Sozialwissenschaften. 

Wissenschaftlerinnen des ISOE analysieren die innerwissenschaftliche Debatte zu PFAS und arbeiten heraus, welche Argumente für oder gegen die Regulierung von PFAS herangezogen werden. Das Projektteam des ISOE untersucht zudem, wie Hochschulen, aber auch nichtwissenschaftliche Organisationen wie Industrieverbände, Behörden oder NGOs wissenschaftliche Inhalte über PFAS kommunizieren und wie wissenschaftliches Wissen, aber auch Unsicherheiten für die strategische Kommunikation genutzt werden. Wissenschaftlerinnen der Universität Hamburg erstellen eine Medienanalyse und untersuchen, welche Sprecher*innen, Positionen und Frames das Thema PFAS in traditionellen und sozialen Medienarenen prägen. Dabei spielt auch eine Rolle, wie wissenschaftliches (Nicht-)Wissen in der PFAS-Debatte als Ressource eingesetzt wird.

Bessere Partizipation von Bürger*innen 

Wissenschaftler*innen des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (UfU) werfen schließlich einen Blick auf die Öffentlichkeit: Wie blicken die Adressat*innen, also zum Beispiel Bürger*innen, auf die Ewigkeitschemikalien? Um diese Frage zu beantworten, werden Fokusgruppen und Interviews durchgeführt. So kann ein umfassendes Bild zur Kommunikation über PFAS und deren Rezeption erlangt werden.

Das Projektteam erprobt gemeinsam mit Bürger*innen ein Dialogformat, in dem sie über die unterschiedlichen Positionen von Wissenschaft, NGOs, Unternehmen und Behörden zur Beschränkung von PFAS informiert werden. Ziel dieses Formats ist zum einen, eine bessere Partizipation von Bürger*innen an der PFAS-Debatte zu ermöglichen. Zum anderen wird geprüft, ob das erprobte Dialogformat einen Beitrag leisten kann zu einer Wissenschaftskommunikation über PFAS, bei der auch Bürger*innen eine aktivere Rolle einnehmen. Mit diesem breiten Forschungsansatz will das Projekt einerseits einen Beitrag zum wachsendes Feld der organisationalen strategischen Wissenschaftskommunikation leisten, andererseits sollen am Beispiel der PFAS verallgemeinerbare Erkenntnisse darüber erarbeitet werden, wie Organisationen strategisch über Chemikalien und ihre Risiken kommunizieren.

Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Mehr zum Projekt:

www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/chemkom 

Wissenschaftliche Ansprechpartnerinnen:

Dr. Johanna Kramm 
Tel. +49 69 707 6919-16
  

PD Dr. Carolin Völker
Tel. +49 69 707 6919-59
 

Pressekontakt:

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
Tel. +49 69 707 6919-30
 

www.isoe.de