MORE STEP – Nachhaltige Entwicklung des mongolischen Steppenökosystems (Vorphase)

Das Verbundprojekt MORE STEP untersucht sozial-ökologische Dynamiken im mongolischen Steppenökosystem. Ziel ist es, irreversible Veränderungen und deren mögliche Folgen frühzeitig zu identifizieren. Hierfür werden die Landdegradation und die verminderte Tragfähigkeit von Ökosystemen durch gesellschaftliche Einflüsse – wie Urbanisierung oder Änderung der nomadischen Lebensweise – näher betrachtet. Ein besonderes Augenmerk liegt auf wilden und domestizierten Herdentieren, deren Mobilität zunehmend eingeschränkt wird.

Hintergrund

Seit der Demokratisierung der Mongolei in den frühen 1990er-Jahren kommt es zu weitreichenden Veränderungen in gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Bereichen in der Region. Durch die Privatisierung gewinnt der Bergbau heute als Wirtschaftssektor weiter an Bedeutung, er ist ein wichtiger Treiber für einen großflächigen Infrastrukturausbau. Auch die ehemals wichtigste ökonomische Aktivität hat sich im Laufe der Zeit gewandelt: die pastorale Landwirtschaft, also die Landnutzung mit mobiler Weidewirtschaft auf natürlich gewachsenem Grasland. Immer größere Herden konzentrieren sich zunehmend auf siedlungsnahe Flächen.

Diese Veränderungen wirken sich immer intensiver auf das sozial-ökologische System der Steppe aus – unter anderem in Form von Landschaftsfragmentierung, Degradierung und sinkender Wasserverfügbarkeit. Diese Prozesse werden durch die Folgen des Klimawandels weiter verstärkt und könnten in Zukunft entscheidende Kipppunkte überschreiten – Punkte, an denen es zu irreversiblen Veränderungen für das Ökosystem, für die Biodiversität, aber auch für die Menschen in der Region kommt. Das Verbundprojekt MORE STEP befasst sich speziell mit diesen gesellschaftlichen Transformationsprozessen und deren Auswirkung auf das sozial-ökologische System.

Forschungsansatz

Das Projektteam verfolgt das Ziel, frühzeitig irreversible Prozesse (Kipppunkte) zu identifizieren, um sie zu stoppen oder zu verhindern. Hierzu bedarf es einer Analyse der vorherrschenden sozial-ökologischen Dynamiken und Rückkopplungseffekte, auf deren Grundlage nachhaltigere Entwicklungspfade skizziert werden können. Das ISOE verantwortet in dem Verbundprojekt die Teilvorhaben „Gesellschaftliche Treiber“ und „Wahrnehmung und Bewertung gesellschaftlicher Transformationsprozesse“.

Zunächst werden relevante Stakeholder (z.B. Nomaden, Bergbau- oder Ölunternehmen, Regierungsorganisationen und Nicht-Regierungsorganisationen) ermittelt. Die Analyse beinhaltet die Identifizierung von Akteuren sowie eine Priorisierung ihrer Prozessbeteiligung mithilfe einer Interessen-Einfluss-Matrix. Ein Stakeholder-Workshop dient dazu, die relevanten Akteure in den weiteren Projektablauf zu integrieren. Im Rahmen des Workshops werden Treiber gesellschaftlicher Transformationen sowie deren Zusammenwirken herausgearbeitet. Die gewonnenen Erkenntnisse werden durch weitere Experteninterviews ergänzt, sodass nachvollziehbare und belastbare Zukunftsszenarien entwickelt werden können.

Ebenso wird die Wahrnehmung und Bewertung der vorherrschenden gesellschaftlichen Transformationsprozesse (Urbanisierung, nomadische Lebensweise) in der Mongolei untersucht. Hierfür werden Experteninterviews und qualitative Interviews mit Vertretern relevanter gesellschaftlicher Gruppen durchgeführt.

Die Ergebnisse dieser Teilvorhaben liefern wichtige Erkenntnisse, um zu verstehen, welchen Beitrag die gesellschaftliche Transformation für eine Veränderung des mongolischen Steppenökosystems hat. Ziel ist es, Empfehlungen für eine nachhaltige Entwicklung zu erarbeiten. Das Projekt dient der Vorbereitung eines längeren Forschungsvorhabens, in dem neben einem tiefergehenden Systemverständnis auch transdisziplinär realisierbare nachhaltige Entwicklungspfade bestimmt und initiiert werden sollen.

Projektpartner

  • Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum BiK-F (Leitung)
  • Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung SGN Görlitz
  • Universität Marburg

Finanzierung

Das Forschungsprojekt „MORE STEP – Mobility at risk: Sustaining the Mongolian Steppe Ecosystem“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme „Kipppunkte, Dynamik und Wechselwirkungen von sozialen und ökologischen Systemen (BioTip)“ gefördert.

Publikationen

Mehring, Marion/Batjav Batbuyan/Sanjaa Bolortsetseg/Bayarbaatar Buuveibaatar/Tserendeleg Dashpurev/Lukas Drees/Shiilegdamba Enkhtuvshin/Gonchigsumlaa Ganzorig/Thomas Hickler/Lukas Lehnert/Stefan Liehr/Georg Miehe/Gungaa Munkhbolor/Thomas Müller/Dejid Nandintsetseg/Kirk Olson/Irene Ring/Anika Tarne/Yun Wang/Karsten Wesche (2018): Keep on moving - How to facilitate nomadic pastoralism in Mongolia in the light of current societal transformation processes. ISOE Policy Brief, 7. Frankfurt am Main: ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung

Mehring, Marion/Batjav Batbuyan/Sanjaa Bolortsetseg/Bayarbaatar Buuveibaatar/Tserendeleg Dashpurev/Lukas Drees/Shiilegdamba Enkhtuvshin/Gungaa Munkhbolor/Thomas Müller/Dejid Nandintsetseg/Karsten Wesche (2018): Mobility at risk: Sustaining the Mongolian Steppe Ecosystem - societal transformation processes. Stakeholder analysis and identification of drivers and potential solution pathways. ISOE-Materialien Soziale Ökologie, 52. Frankfurt am Main: ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung

Laufzeit

06/2017 – 05/2018