SCIP Plastics – Die Abfallvermeidung in Khulna stärken und die marine Plastikverschmutzung reduzieren

Ein Großteil der Plastikverschmutzung in den Meeren entsteht an Land. Hier setzt das internationale Forschungsprojekt “SCIP Plastics: Sustainable Capacity Building to Reduce Irreversible Pollution by Plastics” an. Das Forschungsprojekt entwickelt für die Stadt Khulna (Bangladesch) einen Masterplan, der das kommunale Abfallwirtschaftssystem nachhaltig umgestalten soll. Entscheidend für den Erfolg des Masterplans in der Praxis ist eine breite Wissensbasis. Daher wird ein – auch über die Projektlaufzeit hinaus bestehendes – inter- und transdisziplinäres Wissenstransferzentrum eingerichtet. 

Forschungsansatz

Ein interdisziplinäres Forschungsteam untersucht zentrale Elemente des kommunalen Abfallmanagementsystems – von der Sammlung übers Recycling bis hin zur Lagerung auf der städtischen Mülldeponie. In zwei Fallstudien in den Häfen der Küstenstädte Mongla und Chattogram werden Verschmutzungsquellen aus dem Logistiksektor identifiziert, um gemeinsam mit Mitarbeitenden des Hafenmanagements und der öffentlichen Verwaltung Vermeidungsstrategien zu erarbeiten. Eine vergleichende Ökobilanzierung ausgewählter Plastik- und Juteprodukte sowie daran anknüpfende Akzeptanzstudien sollen Aufschluss geben über Substitutionspotenziale von Einwegplastikprodukten. 

Neben Systemwissen (z.B. Status-quo-Analysen) wird im Projekt vor allem auch Handlungs- und Zielwissen für eine nachhaltige Transformation des Abfallwirtschaftssystems in Khulna erarbeitet. Um Kompetenzen in den Bereichen Abfallwirtschaft, Kunststoffvermeidung und Kreislaufwirtschaft zu bündeln, richten die Projektpartner aus Bangladesch und Deutschland gemeinsam auf dem Campus der Khulna University of Engineering & Technology ein inter- und transdisziplinäres Wissenstransferzentrum ein. Die Forschungsergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen werden im Wissenstransferzentrum zusammengeführt und aufbereitet. Diese Ergebnisse bilden die Grundlage für einen Masterplan, der gemeinsam mit Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft entwickelt wird. Über die Wissensintegration und Berücksichtigung unterschiedlicher Interessen – insbesondere marginalisierter Gruppen aus dem informellen Sektor wie beispielsweise Müllsammler*innen – stellt SCIP-Plastics sicher, dass die Neuausrichtung der Abfallinfrastruktur gleichermaßen ökologisch und sozial nachhaltig ist. Neben der Entwicklung des Masterplans wird das Wissenstransferzentrum Politikberatung für die Stadtverwaltung (Khulna City Corporation) anbieten. Um das Wissen stärker in die Breite zu tragen, wird eine innerstädtische Zweigstelle des Wissenszentrums eingerichtet. Als Informations- und Bildungszentrum lanciert dieses Sensibilisierungskampagnen und Veranstaltungen. 

Im Rahmen des Projekts ist das ISOE für die Durchführung von Stakeholder-Analysen, Workshops und Bewusstseinsbildung sowie für die Koordinierung und Durchführung von Forschungsarbeiten zum Wissenstransfer, Akzeptanzstudien und sozial-ökologischen Wirkungsanalysen zuständig.

Hintergrund

Bangladesch liegt im Ganges-Delta und gilt als eines der zehn Länder mit den höchsten Eintragsraten an Kunststoffabfällen in die marine Umwelt. Khulna ist mit 1,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt im Delta. In Khulna, wie in ganz Bangladesch, ist die Abfallinfrastruktur unzureichend: Es gibt keine flächendeckende Sammlung von Siedlungsabfällen, die vorhandenen öffentlichen Abfallsammelstellen werden oft unzureichend verwaltet, die Deponie ist nicht umweltsicher, es fehlen technische Einrichtungen zur Mülltrennung und -verwertung und das Umweltbewusstsein der Bürger*innen ist gering. Von den circa 600 Tonnen Abfall – darunter viel Plastik –, die täglich in Khulna anfallen, wird nur etwas mehr als die Hälfte über die Infrastruktur gemanagt. Entsprechend sind es knapp 300 Tonnen, die direkt in die Umwelt entsorgt werden (müssen). Unabhängig davon, ob der Abfall über die Infrastruktur gemanagt wird oder nicht, gelangt viel Müll, z.B. über heftige Niederschläge und Wind, in Flüsse. Diese transportieren den Müll dann weiter – oft bis ins Meer. 

Der Forschungsansatz von SCIP Plastics unterstützt die Nationale Strategie für nachhaltige Entwicklung 2010–21 (NSDS), die von der Regierung von Bangladesch ausgearbeitet wurde, um das Management von Umweltverschmutzung und Abfall zu verbessern, sowie den Bangladesh Delta Plan 2100 (BDP 2100) mit dem Ziel, bis zum Jahr 2100 ein sicheres, klimaresistentes und wohlhabendes Delta zu schaffen. Alle im Rahmen des Forschungsprojekts und der nationalen Aktionspläne Bangladeschs gesetzten Ziele stehen in direktem oder indirektem Zusammenhang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs). 

Projektpartner

  • Fakultät für Bauingenieurwesen / Bauhaus-Institut für Infrastrukturlösungen (b.is), Bauhaus-Universität Weimar
  • Khulna University of Engineering & Technology (KUET)
  • Chittagong University of Engineering & Technology (CUET)
  • Khulna City Corporation (KCC)

Praxispartner

  • Ministry of Environment, Forests and Climate Change (MoEFCC), Government of the People’s Republic of Bangladesh
  • University Grants Commission (UGC)
  • Mayor Talukder Abdul Khaleque, Mayor’s office Khulna, Municipality, KCC
  • Mongla Port Municipality
  • Bangladesh Jute Association (BJA)
  • Ward no. 24, Community based organisation (CBO)

Förderung

Das Forschungsprojekt „SCIP Plastics – Nachhaltige Kapazitätsentwicklung zur Reduktion irreversibler Verschmutzung durch Plastik“ wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) im Rahmen des Förderprogramms gegen Meeresmüll gefördert.

Laufzeit

12/2021 – 11/2024