Stromeffizienzklassen für Haushalte
Im Projekt entwickeln WissenschaftlerInnen des ISOE und des Öko-Instituts neue Ansätze, um den Stromverbrauch in Haushalten zu senken. Dazu wird das neue Label „Stromeffizienzklassen“ den Stromverbrauch eines Haushaltes erfassen und Effizienzklassen zuordnen.
Forschungsansatz
Bislang gibt es Stromeffizienzklassen nur für einzelne Haushaltsgeräte, wie beispielsweise Waschmaschinen. Diese Label geben aber keine Auskunft darüber, wie viel Strom bei der Nutzung eines Gerätes tatsächlich verbraucht wird. Eine unbekannte Größe ist auch der gesamte Stromverbrauch des Haushalts – etwa pro Tag, Woche oder Jahr, abhängig vom Nutzungsverhalten. An dieser Stelle setzt das Projekt an. Ziel ist es, einen Indikator für Haushalte zu entwickeln, mit dem sie ihren Gesamtstromverbrauch leichter bewerten und konkrete Einsparziele besser umsetzen können. Die Stromeffizienzklassen für Haushalte könnten wie beispielsweise das EU Energielabel die Klassen A–F umfassen. Grundlage ist der Jahresstromverbrauch eines Haushalts, erweitert um Merkmale wie beispielsweise die Haushaltsgröße.
Entwicklung der Stromeffizienzklassen
In einem ersten Schritt ermitteln die ForscherInnen technische und nutzungsbedingte Stromeinsparpotenziale in Haushalten. Neben der Anzahl der Haushaltsmitglieder fließen anzunehmende soziodemographische Entwicklungen in die Berechnungen ein, wie etwa der Trend zu kleineren Haushalten. Berücksichtigt werden auch technische Innovationen – z.B. integrierte Haushaltsgeräte, die mehrere alte Geräte ersetzen – und ein sich veränderndes Nutzungsverhalten etwa durch zunehmende elektronische Steuerung und Automatisierung der Haustechnik. Daraus leitet der Forschungsverbund Grenzen für Stromeffizienzklassen ab, die zwischen einem aus heutiger Sicht notwendigen Stromverbrauch und einem übermäßigen Stromkonsum unterscheiden. Auf dieser Basis entwickelt das Projektteam ein Label „Stromeffizienzklassen“, welches den gesamten Stromverbrauch eines Haushaltes zusammenfasst und einer Verbrauchsklasse zuordnet. Ein darauf abgestimmtes Auszeichnungsverfahren für besonders sparsame Haushalte schafft die nötige Vereinfachung und Transparenz und erhöht damit die Motivation, eine bessere Stromeffizienzklasse zu erreichen.
Zielgruppenanalyse, technische Innovationen und Stromsparpakete
Für verschiedene Zielgruppen zeigen die ForscherInnen neue Wege auf, eine bessere Stromeffizienzklasse zu erreichen und erarbeiten entsprechende Beratungsangebote. Die Annahme ist, dass zum Beispiel junge Haushalte – die gerade gegründet wurden – andere Möglichkeiten und Beschränkungen haben als etablierte Haushalte mit einem sehr geringen Einkommen. Parallel dazu stellt der Forschungsverbund in enger Kooperation mit den Partnern aus der Praxis integrierte technische Lösungen und mögliche Marktangebote zusammen, die auf die Zielgruppen zugeschnitten sind. Am Ende stehen integrierte sozio-technische Stromsparpakete, die einen alltagsnahen Zugang zum Stromsparen für verschiedene Nutzerinnen und Nutzer anbieten.
Feldtest und repräsentative Befragung
In ausgewählten Haushalten erproben die Projektpartner in Kooperation mit den beteiligten Energieversorgern die Stromeffizienzklassen und die dazugehörigen Stromsparpakete. In einem Feldtest überprüfen sie die Sensibilisierung der Haushalte für den eigenen Stromverbrauch sowie die Alltagstauglichkeit der verschiedenen Stromsparpakete. Aus den gewonnen Erkenntnissen erarbeiten die ForscherInnen eine optimierte Version des Gesamtansatzes. Dieser wird mittels einer repräsentativen Befragung mit integrierter Conjoint-Analyse auf Akzeptanz geprüft. Abschließend leitet das Team deutschlandweit erzielbare Stromsparpotenziale und Transformationseffekte ab.
Hintergrund
Die Verringerung des Stromverbrauchs ist ein wesentlicher Baustein der Transformation des Energiesystems. Das Forschungsteam untersucht, wie der Stromverbrauch in Haushalten dauerhaft gesenkt und langfristig stabil gehalten werden kann. Dafür sind einfache und angepasste Lösungen nötig, die den Stromverbrauch sichtbarer, den Alltag aber nicht komplizierter machen. Energieversorger und Gerätehersteller werden durch neue Angebote einen wichtigen Beitrag leisten. Das ISOE leitet den Projektverbund.
Kooperationspartner
- Öko-Institut e.V.
Praxispartner
- BSH Hausgeräte GmbH
- ENTEGA Privatkunden GmbH & Co. KG – ein Unternehmen der HEAG Südhessischen Energie AG (HSE)
- Badenova AG & Co. KG
- Verbraucherzentrale NRW e.V.
- co2online gGmbH
- OSRAM GmbH
Förderung
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt „Stromeffizienzklassen für Haushalte. Förderung von Stromsparinnovationen in Haushalt, Markt und Gerätetechnik“ im Förderschwerpunkt Sozial-ökologische Forschung. (Förderkennzeichen: 01UN1215)
Publikation
Stieß, Immanuel/Corinna Fischer (2016): Bewerten, Beraten, Begleiten - Stromeffizienzklassen für Haushalte. Frankfurt am Main: ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung
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