SuPraStadt II – Lebensqualität, Teilhabe und Ressourcenschonung durch soziale Diffusion von Suffizienzpraktiken in Stadtquartieren
Das Forschungsprojekt SuPraStadt II untersucht aufbauend auf dem vorangegangenen Projekt SuPraStadt in drei Reallaboren, wie sich Bedürfnisse von Bewohner*innen in den Handlungsfeldern Wohnen, Freiraum und Mobilität mit den ökologischen Anforderungen der Nachhaltigkeit in Einklang bringen lassen. Das ISOE begleitet das in Kelsterbach durchgeführte Reallabor: Gemeinsam mit Bewohner*innen aus dem Stadtquartier Mainhöhe werden Suffizienzpraktiken in den Bereichen Ernährung und Mobilität erarbeitet, getestet und evaluiert. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie die Verbreitung solcher Praktiken in Stadtquartieren unterstützt und gefördert werden kann.
Forschungsansatz
Theoretischer Ansatzpunkt im Projekt sind Suffizienzpraktiken. Suffizienz steht für die Gestaltung von Verhältnismäßigkeit in den gesellschaftlichen Beziehungen zur Umwelt sowie zum gesellschaftlichen Umfeld. Dabei wird in SuPraStadt II in Reallaboren erforscht, welche Tools und Methoden wie Workshops, Mitmachaktionen und Lernformate sich zur Verbreitung von Suffizienzpraktiken eignen. Reallabore erlauben es, Maßnahmen gemeinschaftlich umzusetzen und gleichzeitig ihre Wirkung zu evaluieren. Ziel ist es, Suffizienz als individuelle sowie kollektive Verhaltens- und Konsumweise im Alltag der Bürger*innen sichtbar, erfahrbar und attraktiv zu machen. Dabei fehlt bislang eine ausreichend empirisch fundierte Grundlage zur Ermittlung und Bewertung der ökologischen und sozialen Wirkungen von Suffizienzpraktiken in Kommunen. Ebenso wenig erforscht ist bislang, wie solche Praktiken gefördert und in die Breite getragen werden können. Durch das Schließen dieser Lücke soll das Projekt SuPraStadt II einen Beitrag zur „großen Transformation“ leisten.
Im Reallabor Kelsterbach konzentriert sich das ISOE-Team auf Ernährungs- und Mobilitätspraktiken, die zu einer Verbesserung der Lebensqualität und der sozialen Teilhabe sowie zur Verringerung des Ressourcenverbrauchs und negativer Umweltwirkungen führen sollen. Bei dem Thema Ernährung wird im Format „Essbare Stadt“ der Eigenanbau von Lebensmitteln auf Außenflächen der Siedlung Mainhöhe gemeinsam mit ihren Bewohner*innen gefördert. Im Bereich Mobilität werden zum einen Maßnahmen zur Kompetenzstärkung bei dem in der Siedlung vorhandenen Lastenrad-Sharingangebot durchgeführt. Hierbei soll die Möglichkeit geboten werden, den Ausleihprozess kennenzulernen, Nutzungsgelegenheiten im Alltag zu identifizieren und Fahrpraxis zu sammeln. Außerdem unterstützt das ISOE-Team den Projektpartner NHP dabei, Konzepte für den Mobilitäts- und Parkraum so zu gestalten, dass diese suffizienter sind. Methodisch liegt der Fokus auf Aktivierung, Partizipation, Wissenstransfer und Kommunikation.
Hintergrund
Suffizienzstrategien sind ein wichtiges Element nachhaltiger Entwicklung, weil Effizienzgewinne häufig durch Rebound-Effekte kompensiert oder überkompensiert werden. Suffizienz steht für Veränderungen von Konsummustern, Alltagsroutinen, sozialen und kulturellen Praktiken sowie für Veränderungen von Lebens- und Wirtschaftsweisen, die dazu beitragen, innerhalb der ökologischen Grenzen zu bleiben. Anders als die für Nachhaltigkeit ebenfalls bedeutsame ökologische Effizienz fokussiert der Begriff Suffizienz nicht darauf, Güter mit einem möglichst geringen Einsatz ökologischer Ressourcen bereitzustellen. Vielmehr steht ein sparsamer Umgang mit Raum, Zeit, Markt und Besitz im Mittelpunkt. Suffizienzpraktiken im Stadtquartier können die gemeinschaftliche Nutzung von Flächen, neue Formen der lokalen Kooperation, Angebote zur verlängerten Nutzung von Gütern (z. B. durch Reparaturwerkstätten), Förderung der Nahmobilität oder selbst initiierte, gemeinschaftlich organisierte Dienstleistungen sein, die definitionsgemäß eine ökologisch verträglichere und oft preisgünstigere Alternative zum marktvermittelten Zugang zu Gütern und Dienstleistungen sind. Im Forschungsprojekt werden Suffizienzpraktiken in einem transdisziplinären Design untersucht, (weiter-)entwickelt und evaluiert. Dabei untersucht das ISOE, wie sich Suffizienzpraktiken im Stadtquartier verbreiten und welche sozialen Milieus sich an solchen Praktiken beteiligen.
Forschungs- und Projektpartner
- ifeu – Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg GmbH (Verbundleitung)
- Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften
- Stadt Dortmund, Amt für Angelegenheiten des Oberbürgermeisters und des Rates
- Stadt Heidelberg – Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie
- Wohnheim Collegium Academicum e.V.
- Fachbereich Integrierte Stadtentwicklung der ProjektStadt, Marke der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt
- Stadt Kelsterbach
Praxispartner
- Quartiersmanagement Hasenleiser Freiburg
- NH Projektstadt Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt Frankfurt
Förderung
Das Projekt „SuPraStadt II – Lebensqualität, Teilhabe und Ressourcenschonung durch soziale Diffusion von Suffizienzpraktiken in Stadtquartieren“ wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Förderschwerpunkt „Umsetzung der Leitinitiative Zukunftsstadt“.
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