WohnMobil – Innovative Wohnformen und Mobilitätsdienstleistungen

Laubengangmodell ©wup–wimmerundpartner

Ziel des Forschungsprojekts ist es, Modelle für die Planung und Umsetzung gemeinschaftlicher Mobilitäts- und Wohndienstleistungen sowie Flächennutzungen zu entwickeln und zu erproben. Diese Modelle werden im Projekt außerdem auf ihre ökonomische Tragfähigkeit und ihre ökologischen und sozialen Wirkungen hin bewertet.

Forschungsansatz

Das Forschungsprojekt will einen Wissens- und Praxistransfer zwischen gemeinschaftlichen Wohnungsinitiativen und Wohnungsunternehmen anstoßen. Innovative Ideen gemeinschaftlicher Wohn- und Mobilitätskonzepte sollen anschlussfähig und wirtschaftlich tragfähig gestaltet werden. Das Forschungsprojekt bietet zudem einen Wissenspool an, in dem erfolgversprechende Ideen und Konzepte versammelt sind

Systematisierung von Geschäftsmodellen

Um Handlungs- und Innovationsspielräume, Rahmenbedingungen und praktizierte Geschäftsmodelle zu systematisieren und verwertbar zu machen, werden gute Beispiele und bestehende Angebote und Organisationsformen der Praxispartner analysiert. Analysedimensionen sind u.a. Modelle in nachfragestarken oder -schwächeren Lagen oder in Neubau oder Bestand. Auch die Bewohnerstruktur und Zielgruppen werden näher betrachtet. Für Bestandsobjekte werden zudem Verkehrsverhalten und Mobilitätsorientierungen sowie das Wohnumfeld der Bewohnerinnen und Bewohner untersucht.

Umsetzung in Reallaboren

Kernstück des Projektes ist die transdisziplinäre Erarbeitung konkreter Konzepte für ausgewählten Praxispartner, die dann umgesetzt werden (Reallabore). Die Konzepterarbeitung erfolgt in Teams aus den Forschungs- und Praxispartnern. Die entwickelten Maßnahmen und Geschäftsmodelle für Wohnungs- und mobilitätsbezogene Dienstleistungen und Flächennutzungen werden dann durch die Wohninitiativen bzw. Wohnungsunternehmen vor Ort umgesetzt und wissenschaftlich begleitet. Die Erfahrungen in den Reallaboren werden dann bewertet. Die umgesetzten Dienstleistungen werden hinsichtlich ihrer ökologischen, sozialen/soziokulturellen und ökonomischen Nachhaltigkeitswirkungen soweit wie möglich empirisch analysiert. Konzepte, die vermarktet werden sollen, werden in Bezug auf die Tragfähigkeit Anschlussfähigkeit an bestehende Geschäftsmodelle und Unternehmensformen eingeordnet und bewertet.

Hintergrund

An vielen Orten entstehen derzeit Initiativen für innovative Wohnformen, z.B. Bauherrengemeinschaften, junge Genossenschaften oder Baugruppen. Nachhaltigkeit spielt für sie oft eine große Rolle: im Vordergrund stehen soziale Gerechtigkeit, soziokulturelle Vielfalt und Austausch sowie das Ziel, bezahlbaren Wohnraum für mehrere Generationen zu gestalten. Zum anderen betonen diese Initiativen mit dem Wunsch nach umweltfreundlicher Mobilität, Energie- und Ressourceneffizienz ökologische Aspekte. Soziale Innovationen, wie etwa gemeinschaftlich genutzte Angebote und Räume („Nutzen statt besitzen“) und zukunftsweisende Planungsgrundsätze („Stadt der kurzen Wege“) spielen bei der Umsetzung der innovativen Wohnformen ebenfalls eine wichtige Rolle.

Diesen Gemeinschaftsmodellen stehen die etablierten Akteure am Wohnungsmarkt gegenüber: Die Wohnungsbauunternehmen adressieren mit ihren bewährten Wohnkonzepten den Mainstream, kreative Impulse werden bislang kaum aufgegriffen. Ein Austausch zwischen innovativen Wohninitiativen und kommerziellen Akteuren der Wohnungsbaugesellschaften findet kaum statt: Die gemeinschaftlichen Modelle scheinen aus Sicht der Wohnungsunternehmen nicht marktfähig zu sein. Gleichzeitig machen die neuen Wohninitiativen die Erfahrung, dass ihre sozialen Innovationen oftmals ein hohes Engagement erfordern, das dauerhaft privat nicht zu leisten ist. Eine sozial-ökologische Transformation im Bereich Wohnen und Mobilität findet daher derzeit eher in Nischen statt.

Publikationen

Deffner, Jutta/Jan-Marc Joost/Manuela Weber/Immanuel Stieß (2021): Bottom-Up Strategies for Shared Mobility and Practices in Urban Housing to Improve Sustainable Planning. Sustainability 13 (5), 2897

Deffner, Jutta/Peter Kasten/Frieder Rubik/Manuela Schönau/Immanuel Stieß (2018): Wohnbegleitende Dienstleistungen. Nachhaltiges Wohnen durch innovative gemeinschaftliche Angebote fördern. Frankfurt am Main: ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung

Schönau, Manuela/Peter Kasten/Barbara Birzle-Harder/Björn-Martin Kurzrock/Frieder Rubik/Jutta Deffner (2018): Nachhaltigkeitswirkungen wohnbegleitender Dienstleistungen in gemeinschaftlichen Wohnformen. Analyse von drei Praxisbeispielen gemeinschaftlicher Flächennutzung und Mobilitätsangebote. Werkstattbericht. Berlin: Projektpartner WohnMobil

Deffner, Jutta (2017): Wohnbegleitende Dienstleistungen in gemeinschaftlichen Wohnformen: Systematisierung, Fallbeispiele und erste Überlegungen zur Verallgemeinerung. Werkstattbericht. Frankfurt am Main: Projektpartner WohnMobil

Rubik, Frieder/Tabea Hummel (2016): Überblick über Geschäftsmodelle und Anwendung auf Wohnungsunternehmen und Wohninitiativen. Werkstattbericht. Heidelberg: Projektpartner WohnMobil

Weitere Informationen und Transferprodukte

Projektseite WohnMobil

van den Dool, Joos/Juliane Rudloff/Peter Kasten/Jutta Deffner (2018): Carsharing und Autoteilen für Wohninitiativen und Wohnungsunternehmen. WohnMobil Factsheet. Frankfurt am Main/Berlin: Projektpartner WohnMobil

Behrensen, Arne/Wasilis von Rauch/Jutta Deffner/Peter Kasten (2018): Nachbarschaftliches Lastenrad-Sharing für Wohninitiativen und Wohnungsunternehmen. WohnMobil Factsheet. Frankfurt am Main/Berlin: Projektpartner WohnMobil

Fischer, Carolin/Jutta Deffner/Immanuel Stieß/Barbara Birzle-Harder (2018): Gemeinschaftsgärten und gemeinsames Gärtnern - für alle Generationen und im Alter. WohnMobil Factsheet. Frankfurt am Main: ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung

Forschungspartner

  • Bundesverband Baugemeinschaften e.V., Freiburg
  • Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), Heidelberg
  • Öko-Institut e.V., Berlin
  • TU Kaiserslautern, Fachgebiet Immobilienökonomie, Prof. Dr. Björn-Martin Kurzrock

Praxispartner

  • Bauhilfe Pirmasens GmbH
  • Bergedorf-Bille Baugenossenschaft, Hamburg
  • Communale e.V., Heidelberg
  • GBS Gemeinnützige Baugenossenschaft Speyer
  • Konvisionär e.V., Heidelberg
  • Uferwerk eG, Werder/Havel
  • Wohnen am Hochdamm Treptow, Berlin

Förderung

Gefördert wird das Verbundprojekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, im Rahmen der Sozial-ökologischen Forschung (SÖF) zum Themenschwerpunkt „Nachhaltiges Wirtschaften“, Förderkennzeichen 01UT1224A

Laufzeit

06/2015 – 11/2018