Wege aus der ökologischen Krise

25 Jahre ISOE

Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung feierte im November sein 25-jähriges Bestehen. 1989 als gemeinnützige wissenschaftliche Einrichtung in Frankfurt am Main gegründet, gehört das ISOE heute zu den führenden unabhängigen Instituten der Nachhaltigkeitsforschung. In einer Vielzahl von Projekten haben seine Forschungsteams aus Gesellschafts-, Natur- und Ingenieurwissenschaften seither innovative Lösungen für drängende Umweltprobleme entwickelt.

| Pressemitteilung

Dabei galt die Gründung des ISOE als eigenständiges, außeruniversitäres Institut mitsamt seiner neuen Forschungsrichtung der Sozialen Ökologie als ungewöhnlich. „Neue Lösungswege für komplexe Umweltprobleme in der Tradition der Frankfurter Kritischen Theorie oder überhaupt mit einem gesellschaftswissenschaftlichen Ansatz zu entwickeln, war damals nicht üblich“, erinnert sich Mitbegründer und Sprecher der Institutsleitung, Thomas Jahn.

Für Umweltprobleme seien dem traditionellen Wissenschaftsverständnis nach die klassischen Natur- und Ingenieurwissenschaften zuständig gewesen, die sich jedoch nur auf technische Lösungen konzentrierten. Erst angesichts eines neuen ökologischen Krisenbewusstseins in den 80er Jahren, spätestens aber mit dem Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 und dem UN-Gipfel 1992 in Rio, sei deutlich geworden, „dass diese Wissenschaftsinstitutionen schlecht darauf vorbereitet waren, sich jenseits der Idee von Naturbeherrschung wirklich kritisch mit Fragen einer nachhaltigen Entwicklung auseinanderzusetzen“, sagt Jahn.

Umweltforschung nach Tschernobyl: Wissenschaft trifft Alltagswissen

Welchen Beitrag kann der ‚Faktor Mensch‘ für Übergänge in eine nachhaltige Entwicklung leisten? Wie etwa sehen CO2-arme Lebensstile aus und welchen Einfluss haben veränderte Alltagspraktiken auf den Klimawandel? Mit Antworten auf diese und ähnlich drängende Fragen hat die sozial-ökologische Forschung eine Lücke geschlossen, sind sich die Institutsgründer Egon Becker, Thomas Jahn, Thomas Kluge, Irmgard Schultz und Engelbert Schramm sicher. Als wissenschaftliche Grundlage dient dabei seither die Soziale Ökologie, die von einem grundsätzlich krisenhaften Verhältnis von Gesellschaft und Natur ausgeht und vom ISOE entwickelt wurde.

Auch die frühe Konzentration auf den transdisziplinären Forschungsmodus, der Wissenschaft und Gesellschaft, Theorie und Praxis miteinander verbindet, habe „entscheidendes neues Wissen für die Umweltforschung hervorgebracht“, sagt Thomas Jahn. „Lösungen für komplexe Probleme, wie sie heute am Klimawandel, am Verlust der Artenvielfalt oder der Übersäuerung der Meere deutlich werden, erfordern einen gesellschaftlichen Wandel. Aber Forschung und Wissenschaft für Transformationen in eine nachhaltigere Gesellschaft ist ohne die Beteiligung der Zivilgesellschaft gar nicht möglich.“

Ökologisches Krisenbewusstsein heute: Die Diskussion um das Anthropozän

Ein neues Bewusstsein für die Rolle der menschlichen Zivilisation an der Entstehung ökologischer Probleme deutet sich gegenwärtig in der Diskussion um den Begriff des Anthropozäns an. Galten die Menschen bislang offiziell als unbedeutend für die Entwicklung der Erdgeschichte, so fragen sich Geologen inzwischen, ob nicht längst ein neues Erdzeitalter, das ‚Menschenzeitalter‘, angebrochen sei. „Am ISOE interessiert uns natürlich, welche Folgen diese Diskussion um diese Zeitdiagnose für die Gestaltung einer Nachhaltigen Entwicklung hat“, sagt Thomas Jahn. „Deshalb ist es nur konsequent, die ISOE-Tagung zum 25-jährigen Jubiläum dem möglichen Perspektivwechsel Anthropozän zu widmen.“

Welche Konsequenzen ergeben sich für eine Nachhaltige Wissenschaft in der Epoche der Menschheit? Erste Antworten darauf gaben am 21. November 2014 unter anderem Thomas Kluge (ISOE), Heike Egner (Universität Klagenfurt), Mark Lawrence (IASS Potsdam), Jochem Marotzke (Max-Planck-Institut für Meteorologie Hamburg) und Harald Welzer (Universität Flensburg, FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit).

Am Vorabend beging das ISOE mit einer Festveranstaltung sein 25-jähriges Bestehen. Den Festvortrag „Die Welt von morgen“ hielt die frühere Präsidentin des Europäischen Forschungsrates ERC, Helga Nowotny.

Alle weiteren Informationen zum 25-jährigen Bestehen des ISOE finden Sie im Pressebereich auf unserer Homepage.