Es gibt heute zahlreiche Möglichkeiten, Mobilitätsbedürfnisse nachhaltiger zu erfüllen. Vielerorts gibt es inzwischen Carsharing, Fahrgemeinschaften oder gute Fahrradwege. Viele Menschen haben sich inzwischen ein Elektroauto zugelegt und kommen mit der Ladeinfrastruktur im Alltag gut zurecht. Die Praxis zeigt jedoch: Die Alternativen setzen sich bislang nicht in der Breite durch. Dass der Umstieg aber für die Mehrheit gelingt, ist für das Erreichen der Klimaziele unerlässlich. Der Verkehrssektor kann seit den 1990er Jahren keine nennenswerte Reduktion der Treibhausgas-Emissionen verbuchen. Im Gegenteil: Die Zahl der in Deutschland angemeldeten Personenkraftwagen nimmt seit Jahren zu und das Verkehrsaufkommen steigt.
Eine Lösung bietet das Prinzip der multioptionalen Mobilität. Es besteht darin, dass Bürger*innen das passende Verkehrsmittel für den jeweiligen Weg auswählen können – und das ist oft nicht der eigene Pkw. Wie lassen sich Routinen mit den unterschiedlichen Angeboten wie Jobticket, E-Bike- oder Carsharing verbinden und neue Mobilitätsmuster entwickeln? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Gespräche, die das ISOE-Forschungsteam gemeinsam mit dem Forschungspartner Zebralog in Bürgerforen zum Thema Mobilitätsalternativen geführt hat. In einer mehrmonatigen Testphase konnten die 24 Teilnehmer*innen vorher Alternativen zum privaten Pkw ausprobieren.
Wie Arbeitgeber, ÖPNV und Kommunen den Umstieg unterstützen können
Die Teilnehmenden im Forschungsprojekt „Mobilitätslabor 2020“ werteten ihre Erfahrung selbst mit Unterstützung des Projektteams aus und verfassten Bürgerbotschaften. Diese liegen dem Policy Paper „Alternativen zum privaten Auto – was es dazu braucht“ zugrunde, der Hürden der Nutzung identifiziert und Handlungsbedarfe aufgezeigt, wenn es um den Umstieg auf Elektromobilität, Fahrgemeinschaften oder Carsharing geht. Quintessenz: Alleine ist es für die Bürger*innen kaum zu schaffen. Wirkungsvoll wird es, wenn alle einen Beitrag leisten – auch Arbeitgeber, Verkehrsverbünde und Kommunen.
Die Empfehlungen des Forschungsteams um Jutta Deffner, Leiterin des Forschungsfelds Nachhaltige Gesellschaft am ISOE, zielen darauf ab, die Motivation zu einem veränderten Mobilitätsverhalten zu unterstützen, Kompetenzen aufzubauen und Gelegenheiten zu gestalten. Das Policy Paper zeigt zudem die Bedeutung von Kommunikation, Mobilitätsexperimenten, niedrigschwelligen Angeboten und zielgruppenspezifischen Anreizen auf und gibt Arbeitgebern, Kommunen und Verkehrsverbünden Hinweise, wie sie den Umstieg auf einen multioptionalen Verkehrsmittelmix durch Förderung und Beratung unterstützen können.
Das Forschungsprojekt „Mobilitätslabor 2020 – Wir steigen um!“ wurde von der Agentur Zebralog und dem ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung im Auftrag des Umweltbundesamts und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz durchgeführt.
Policy Paper
Deffner, Jutta/Georg Sunderer (2023): Alternativen zum privaten Auto - was es dazu braucht. Wege zu einem multioptionalen Verkehrsmittelmix. Dessau-Roßlau
Weitere Publikationen im Projekt
Fielitz, Julia/Charlotte Günther/Marie Schulze/Jutta Deffner/Georg Sunderer (2023): Mobilitätslabor 2020 - Wir steigen um! Attraktive, umweltschonende Alternativen zum konventionellen, privaten PKW. Abschlussbericht. UBA-Texte, 91. Dessau-Roßlau
Fielitz, Julia/Jutta Deffner/Georg Sunderer (2023): Bürgerbotschaften aus dem Mobilitätslabor 2020. Alternativen zum konventionellen, privaten Pkw. Dokumentation, 2. Dessau-Roßlau
Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:
Dr. Jutta Deffner
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Pressekontakt:
Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
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