Klimaanpassung

„Das ist eine Mammutaufgabe“ – ISOE-Experte Thomas Friedrich über den Stand der Klimaanpassung in Kommunen

Am 1. Juli ist das erste bundesweite Klimaanpassungsgesetz in Kraft getreten. Damit werden Anpassungsmaßnahmen zur staatlichen Aufgabe: Bund, Länder und Kommunen müssen auf allen Verwaltungsebenen Vorsorge gegen die Folgen der Klimakrise treffen. Städte, Landkreise und Gemeinden sind jetzt stark gefordert. Was brauchen sie, um sich gegen Hitze, Dürren oder Starkregen zu wappnen? Ein Forschungsteam unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hat dazu im Auftrag des Umweltbundesamtes eine repräsentative Kommunalbefragung durchgeführt. Ein Gespräch mit Projektleiter Thomas Friedrich über die Reaktionen aus mehr als tausend Kommunen.

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Dr. Thomas Friedrich leitet am ISOE das Forschungsprojekt „KomKlAn – Wo stehen die Kommunen bei der Anpassung an den Klimawandel und wie kommen sie zu multifunktionalen und transformativen Anpassungslösungen?“, in dem im Herbst 2023 die bundesweite „Kommunalbefragung Klimaanpassung 2023“ durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Befragung wurden heute veröffentlicht.

Städte und Gemeinden müssen klimafest werden. Die Planung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen stellt Kommunen allerdings vor große Herausforderungen. Wie schätzen die Verantwortlichen in den Kommunen diese Aufgabe selbst ein?

Klimaanpassung ist eine Mammutaufgabe für viele Städte, Gemeinden und Landkreise, weil sie weitreichende Herausforderungen für kommunale Planungsabläufe und Strukturen mit sich bringt. Ein Großteil der Verantwortlichen in den Kommunen spürt die Folgen des Klimawandels. Fast zwei Drittel der Befragten schätzen den Handlungsbedarf für Klimaanpassungsmaßnahmen in den kommenden zehn Jahren als hoch oder sehr hoch ein. Die Anstrengungen werden umso höher eingeschätzt, je größer die Kommune ist. Vielfach fehlt es ihnen für die Erstellung von Klimaanpassungskonzepten oder die Planung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen nach eigenen Angaben noch an spezifischem Wissen, Ressourcen oder Unterstützung.

Für die Kommunalbefragung zur Klimaanpassung haben Sie insgesamt mehr als tausend Städte, Landkreise und Gemeinden befragt. Damit liegt der aktuell umfassendste Datensatz zum Stand und Fortschritt der Klimaanpassungsmaßnahmen in deutschen Kommunen vor. Gibt es ein Ergebnis, das Sie besonders überrascht hat?

Unser Ziel war es ja, mit unserer Befragung nicht nur die Kommunen zu erreichen, die bereits sehr aktiv sind bei der Klimaanpassung. Wir wollten vor allem auch diejenigen erreichen, die sich gerade erst auf den Weg gemacht haben. Das sind insbesondere kleinere und mittlere Städte und Gemeinden. Diese waren in ähnlichen Kommunalbefragungen bisher meist unterrepräsentiert. In unserer Stichprobe haben 57 Prozent der Kommunen weniger als 20 000 Einwohner*innen, was uns sehr freut. Aber es gab noch eine zweite Überraschung.

Nämlich?

Es hat mich auch überrascht, dass eine deutliche Mehrheit der Kommunen beim Thema Klimaanpassung zwar bereits aktiv ist, die Bearbeitung des Themas innerhalb der kommunalen Verwaltungen allerdings sehr unterschiedlich verankert ist. Das hat viel mit den Kommunengrößen und Kommunentypen zu tun, also ob es sich zum Beispiel um eine kleine Gemeinde handelt, eine kreisfreie Stadt oder einen Landkreis. Die Verantwortlichkeit für das Thema Klimaanpassung ist dann entsprechend in unterschiedlichen Fachbereichen angesiedelt und hängt natürlich auch davon ab, welche Bereiche es überhaupt gibt. Bei kleinen Städten und Gemeinden liegt die Verantwortung eher bei der Stadtplanung und -entwicklung, während in mittelgroßen Städten die Zuständigkeit oft bei den Umweltämtern liegt. Große Städte haben häufiger ein eigenständiges Klimareferat oder dergleichen.

Das vollständige ISOE-Interview mit Thomas Friedrich finden Sie in unserem Blog Soziale Ökologie: https://isoe.blog/mammutaufgabe-klimaanpassung-in-kommunen/ 

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