Ökosysteme im Klimawandel

Die Bedeutung von sozial-ökologischen Kipppunkten für die Savannen Namibias

Der Klimawandel verschärft die Wasserknappheit vor allem in den ariden Gebieten der Erde. Besonders betroffen ist Namibia mit seinen Savannenlandschaften. Diese Ökosysteme gehören zu den trockensten Regionen der Welt. Sie sind schon heute durch die klimatischen Veränderungen und zunehmenden Landnutzungsdruck bedroht: Konventionelle Formen der Viehhaltung führen zu einer Verschlechterung der Weideflächen, das Ökosystem Savanne läuft auf Kipppunkte zu. Ein aktuelles Forschungsprojekt des ISOE mit Partnern in Deutschland und Namibia untersucht, wie klimatische, ökologische und soziale Faktoren die Landdegradation in Trockengebieten antreiben.

| Nachricht
Photo: R. Lütkemeier

In ariden Ländern wie Namibia haben Landwirte schon seit langem Erfahrungen mit unregelmäßigen Niederschlägen und Dürren. Ende Mai hat das Land wegen der anhaltenden Dürre den Notstand ausgerufen. Der Klimawandel wird diese Entwicklung noch weiter verstärken. Bis Ende der 2070er Jahre wird für Namibia ein Temperaturanstieg von bis zu 4,5°C erwartet. Damit wächst auch der Druck auf die Ökosysteme der Savannenlandschaften, die durch eine intensive Weidewirtschaft bereits heute übernutzt sind. Die dadurch angestoßenen Prozesse der Desertifikation können zukünftig zu Kipppunkten führen, mit gravierenden Veränderungen im Ökosystem und gesellschaftlichen System.

Desertifikation: Wie Ökologie und Gesellschaft zusammenhängen

Kipppunkte stehen für Stabilitätsgrenzen eines sozial-ökologischen Systems, an dem eine kleine zusätzliche Veränderung zu einer qualitativen Veränderung des gesamten Systems führen kann. Durch die enge Wechselbeziehung zwischen Ökosystemen und der Gesellschaft infolge unterschiedlicher Formen der Nutzung sind ökologische Kipppunkte typischerweise mit sozialen Kipppunkten verknüpft. Gehen Weideflächen für die Bewirtschaftung verloren, wandern zum Beispiel auch die Farmer ab, da sie weniger Einkommen erzielen können. Das Forschungsprojekt „NamTip: Eine namibische Perspektive auf Desertifikations-Kipppunkte im Kontext des Klimawandels“ nimmt daher auch sozial-ökologische Kipppunkte – also das Zusammenwirken von ökologischen und gesellschaftlichen Veränderungen – in den Blick. Damit versucht das Projektteam eine Leerstelle zu schließen – bislang gibt es sehr wenige konzeptionelle Ansätze und empirische Studien zu sozial-ökologischen Kippunkten.

NamTip-Projektregion Waterberg

Während die Forschung zu ökologischen Kipppunkten bereits etabliert ist, ist die Übertragung des konzeptionellen Ansatzes auf soziale Systeme noch relativ neu. Die Charakteristika von ökologischen Kipppunkten werden auch für soziale Kipppunkte übernommen: abrupte, schwer umkehrbare Statusveränderungen eines sozialen Systems, die durch sich verstärkende Rückkopplungsschleifen entstehen. Als Teil der Erarbeitung eines Konzepts sozial-ökologischer Kipppunkte untersucht das Forschungsteam vor Ort in der namibischen Waterberg-Region, wie ökologische und soziale Kipppunkte miteinander verkoppelt sind. Ziel ist es, am Beispiel der Waterberg-Region das sozial-ökologische System der Weidewirtschaft im bedrohten Savannenökosystem besser zu verstehen und geeigneten Maßnahmen zu entwickeln, um Desertifikationsprozesse zu verhindern und die Wiederherstellung des Weidelandes zu fördern. 

Mehr zum Projekt:

www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/namtip-2    
www.uni-potsdam.de/en/namtip  

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Markus Rauchecker
Tel. +49 69 707 6919-46
 
www.isoe.de  

Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
 
www.isoe.de