Neue EU-Richtlinie verpflichtet Unternehmen

Forschungsprojekt begleitet Berichtspflicht zu Biodiversität 

Unternehmen können einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten. Eine neue EU-Richtlinie verpflichtet sie nun, die Auswirkungen ihrer Beschaffung, Produktion und ihres Vertriebs auf die Biodiversität und damit verbundene Risiken und Chancen offenzulegen. Das Forschungsprojekt „Business for Biodiversity: T-Labs für den sozial-ökologischen Wandel“ unter der Leitung des ISOE begleitet den europaweiten Transformationsprozess, der durch die Einführung dieser EU-Richtlinie initiiert wurde.

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Foto: Scharfsinn86 - istockphoto

Der European Sustainability Reporting Standard (ESRS E4) ist eine Neuerung, die dem Schutz der Biodiversität gelten soll, für viele Unternehmen aber eine große Herausforderung darstellt: Sie müssen im Zuge ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung auch offenlegen, welche Auswirkungen, Chancen und Risiken sich aus ihrem Unternehmensmanagement für die biologische Vielfalt und Ökosysteme ergeben. Dazu verlangt die Richtlinie eine umfassende Stellungnahme. 

Diese Regelung ist insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen eine Belastung. Doch sie bietet auch eine neue Chance, den sozial-ökologischen Wandel in der Wirtschaft voranzubringen. Unternehmen können einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten. Das gilt insbesondere für die Lebensmittelwirtschaft, deren Beschaffung, Produktion und Vertrieb in besonderem Maße von der Qualität der biologischen Vielfalt abhängt und sie gleichzeitig aber auch ganz maßgeblich beeinflusst. 

„Business for Biodiversity“: Forschungsteam betritt Neuland

Entsprechend liegt in der Veränderung der unternehmerischen Praxis großes Potenzial für den Erhalt der Artenvielfalt. Mehr noch, es kann auch die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen steigern, weil etwa Investoren zunehmend von Unternehmen verlangen, die Auswirkungen ihrer Prozesse auf die Biodiversität transparent darzustellen. Für solche Veränderungen müssen Mitarbeitende die neuen gesetzlichen Verpflichtungen in die Praxis umsetzen – das setzt erfolgreiche Lernprozesse voraus, ebenso den Aufbau neuer Kompetenzen und ein wachsendes Bewusstsein für die Bedeutung der Biodiversität.

Das von der Volkswagen Stiftung geförderte Forschungsprojekt „Business for Biodiversity“ begleitet diesen europaweiten, regulierungsgetriebenen Transformationsprozess, der durch die Einführung des Reporting Standards ESRS E4 initiiert wurde. Insofern dieser Prozess aufgrund seiner Neuartigkeit bislang kaum erforscht ist, betritt auch das Forschungsteam unter der Leitung des ISOE in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Neuland.

Erhalt der Biodiversität: Neue Ansätze für innerbetriebliche Maßnahmen 

Das Forschungsteam hat sich nicht nur zum Ziel gesetzt, bis Juni 2027 wissenschaftliche Erkenntnisse über die Effektivität von Instrumenten zur Messung der Auswirkungen der Lebensmittelwirtschaft auf die Biodiversität zu untersuchen. Es will außerdem zeigen, wie biodiversitätsfreundliches Handeln in Unternehmen über die Berichterstattungspflicht hinaus durch innerbetriebliche Maßnahmen gestärkt werden kann. Hierfür erforscht das Team in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen in sogenannten Transformation Labs (T-Labs), wie sie Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität wirksam gestalten und umsetzen können. 

Ziel ist es, den Mitarbeitenden neue Denkweisen und Räume für einen transformativen Wandel hin zu einer biodiversitätsfreundlichen Beschaffung, Produktion und Vermarktung in der deutschen Lebensmittelwirtschaft zu eröffnen. Dazu werden natur- und sozialwissenschaftliche Methoden wie Wirkungsabschätzung, Befragungen, Interviews und Workshops kombiniert. 

Zum Projekt

https://www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/business-for-biodiversity/ 

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin

Prof. Dr. Flurina Schneider
Tel. +49 69 7076919-0

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Pressekontakt

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
 
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