Frankfurter Bürger-Universität

Frankfurt in der Heißzeit: Lebenswerte Stadt trotz Klimawandel

Deutschland ist seit Anfang der Nullerjahre mit am stärksten von Wetterextremen betroffen. Nach dem aktuellen Globalen Klima-Risiko-Index belegt die Bundesrepublik im weltweiten Vergleich der Länder, die in den letzten zwei Jahrzehnten massiv mit Extremwetterereignissen wie Dürren und Hitzewellen zu kämpfen hatten, den 18. Platz. Klimaforscher rechnen damit, dass steigende Temperaturen im Zuge des Klimawandels solche Extreme auch in Zukunft wahrscheinlicher und intensiver machen. Das stellt vor allem Städte vor besondere Herausforderungen. Expert*innen aus Wissenschaft und Politik diskutierten am 16. Februar im Rahmen der Bürger-Uni-Veranstaltung des ISOE Lösungen am Beispiel Frankfurt am Main. Hundert Gäste nahmen an der Online-Veranstaltung teil.

| Pressemitteilung
Sommer in Frankfurt (© Tobias Arhelger/stock.adobe.com)
Sommer in Frankfurt (© Tobias Arhelger/stock.adobe.com)

Was lange als abstraktes globales Phänomen diskutiert wurde, ist inzwischen auch in Deutschland für viele Menschen spürbar. Der Klimawandel begünstigt lang anhaltende Trockenheit und Dürren, Hitzewellen, Tropennächte und auch Starkregen. Städte betrifft das in besonderer Weise. Beispiel Frankfurt am Main: Das Frankfurter Westend war im Sommer 2019 der wärmste Ort Deutschlands seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. 

Um die Folgen des Klimawandels in den Griff zu bekommen, müssen Städte umdenken und neue Wege gehen. Wie kann eine lebenswerte Stadt in Zeiten des Klimawandels aussehen? Das Grün in Parks, Gärten und Grünflächen der Stadt ist wichtig, um Hitzespitzen abzufedern und schattenspendende Orte zu schaffen. Lässt sich mit Fassadenbegrünung, Gründächern und Wasserflächen in der Stadt das Mikroklima positiv beeinflussen? Kann das dafür benötigte Wasser durch Wiederverwendung gewonnen und gleichzeitig Trinkwasser eingespart werden? 

Stadtgrün braucht kein Trinkwasser: alternative Wasserquellen besser integrieren 

Martin Zimmermann, Wasserexperte am ISOE, zeigte in seinem Impulsvortrag, wie Städte mithilfe einer klugen Stadt- und Infrastrukturplanung robuster werden können. Hierfür seien nicht allein neue technische Lösungen im Wasserbereich gefragt. Vielmehr sei es wichtig, das Potenzial städtischen Grüns (grüne Infrastrukturen) und bereits vorhandenen Wasserressourcen (blaue Infrastrukturen) zusammenzuführen. 

Zimmermann erläuterte, wie durch die Kopplung der verschiedenen Infrastrukturen Wasser in unterschiedlichen Qualitäten für ebenso unterschiedliche Zwecke genutzt werden kann. Schließlich müsse es nicht immer Trinkwasser sein, mit dem das Stadtgrün in Dürrezeiten versorgt wird. Betriebswasser aus aufbereitetem Grauwasser oder aufgefangenes Regenwasser eignen sich ebenso zur Bewässerung und schonen die wertvollen Trinkwasservorräte. Entscheidend sei zudem, dass Städte in der Lage sind, auch Starkregenereignisse abzumildern. Eine gezielte Regenwasserbewirtschaftung kann die überforderten Ablaufsysteme der Kanalisation entlasten, vor Überflutung schützen und das Wasser nach dem Schwammstadt-Prinzip auffangen.

Klimaanpassungsmaßnahmen dienen der Gesundheitsvorsorge

Die Umweltdezernentin der Stadt Frankfurt, Rosemarie Heilig (Grüne), betonte die Bedeutung von Grünflächen und Wasserstellen in den Städten auch für die Gesundheitsvorsorge sowie die Notwendigkeit, Städte weiter zu entsiegeln. Es brauche mehr Grün- und Bodenflächen, die Regenwasser aufnehmen können. Das Baurecht stünde engagierten Planungsideen für Klimaanpassungsmaßnahmen hier aber noch im Wege.

Jörg Lummitsch, Leiter des Erfurter Umweltamts gab bei der Bürger-Uni Einblicke in das Projekt „Hitzerobuste Stadt – HeatResilientCity“, bei dem das Thema Gesundheitsvorsorge mit Blick auf den Klimawandel eine wichtige Rolle spielt. Denn Hitze belastet die Bewohner*innen stark verdichteter Wohnquartiere besonders. Beispielquartiere in Dresden und Erfurt machen vor, wie die Belastung durch Sommerhitze reduziert werden kann, etwa mit der Dachbegrünung von Bushaltestellen, die für Abkühlung sorgt.

Anschlussveranstaltung zum Thema Heißzeit und Folgen für das Wasser am 23. Juni

Keinen Zweifel an der Dringlichkeit von Anpassungsmaßnahmen ließ der Impulsvortrag von Marion Hemfler. Die Leiterin des Fachzentrums Klimawandel und Anpassung in Hessen (HLNUG) machte in ihrem Impulsvortrag deutlich, was Heißzeit bedeutet: zusätzliche Hitzetage im Jahr werde es in Hessen bis zum Ende des Jahrhunderts unausweichlich geben. Durchschnittlich 21 Tage, wenn es nicht gelingt, die Auflagen zum Erreichen der Pariser Klimaschutzziele einzuhalten – und durchschnittlich drei Heißtage mehr, wenn es gelingt.

An der von dem Wissenschaftsjournalisten Stephan M. Hübner moderierten Online-Veranstaltung nahmen hundert Interessierte teil. Im parallelen Chat, in dem die Teilnehmenden ihre Fragen stellen konnten, fand ein reger Austausch statt. Die Nachfrage nach einer Anschlussveranstaltung an die Tage zuvor bereits ausgebuchte Bürger-Uni vor allem zu Wasserfragen war groß. Das ISOE bietet deshalb am 23. Juni 2021 im Rahmen der Frankfurter Bürger-Uni im Sommersemester das Format „Meet the Scientiest“ mit ISOE-Expert*innen zum Thema „Erschöpft? Der Klimawandel und die Folgen für unser Wasser“ an. 

Frankfurter Bürger-Universität

Heißzeit? Wie Frankfurt dem Klimawandel begegnen kann

  • Rosemarie Heilig, Dezernentin für Umwelt und Frauen der Stadt Frankfurt am Main
  • Dr. Marion Hemfler, Leiterin des Fachzentrums Klimawandel und Anpassung
  • Jörg Lummitsch, Leiter des Umweltamtes der Stadt Erfurt sowie Mitglied im Forschungsverbund HeatResilientCity
  • Dr. Martin Zimmermann, ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Moderation: Stephan Hübner, hr-iNFO

Datum: 16. Februar 2021, 18.30–20.00 Uhr

Veranstaltungstyp: Online-Veranstaltung

Mitdiskutieren: #heisszeit_ffm

Veranstalter: ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung 

Medienpartner: hr-iNFO 

Die Aufzeichnung der Bürger-Uni-Veranstaltung finden Sie hier.

Ansprechpartner*in:

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart 
Tel. +49 69 707 6919-30

www.isoe.de  

Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
 
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