Bei der UN-Biodiversitätskonferenz treffen sich vom 7. bis 19. Dezember Vertreter*innen der Vertragsstaaten des internationalen Umweltabkommens CBD (Convention on Biological Diversity – Konferenz zur Biodiversität) im kanadischen Montreal zu ihrer COP (Conference of The Parties). Die Hoffnung auf einen „Paris-Moment" sei groß, gab die Chefin der UN-Biodiversitätskonvention Elizabeth Maruma Mrema unlängst bekannt. Gemeint ist ein richtungsweisendes Abkommen für den Artenschutz, das global verbindlich wird. Die Zeit dafür drängt, denn der Verlust der Biodiversität schreitet ungebremst fort.
In der „Frankfurter Erklärung“ haben nun Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen von Nichtregierungsorganisationen einen grundlegenden Wandel im Wirtschaftssystem zum Schutz der Artenvielfalt gefordert. Denn bislang nehme das aktuelle Wirtschaftsmodell die Leistungen der Natur unbezahlt in Anspruch – die Natur stellt Nahrung und Rohstoffe, reguliert das Klima, Stoffkreisläufe sowie Erosion und bietet Raum für Erholung und Bildung. Der volkswirtschaftliche Gesamtwert dieser Leistungen wird auf eine Größenordnung von bis zu 190 Billionen US-Dollar pro Jahr geschätzt. Doch der Preis ist weitaus höher, denn es kommt zu Übernutzung und Vernichtung der natürlichen Ressourcen und somit der wichtigsten Lebensgrundlagen überhaupt.
Mit verantwortlichem Unternehmenshandeln gegen Biodiversitätsverlust
Die Initiatoren und Unterzeichner*innen der „Frankfurter Erklärung“, zu denen auch Forschende des ISOE gehören, rufen deshalb zum Schulterschluss von Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit auf. Ziel ist eine Neubewertung der Leistungen der Natur und ein Umdenken hin zu einem naturverträglichen Unternehmenshandeln. Deutschland wird als viertgrößte Wirtschaftsnation der Welt und enormem „Biodiversitäts-Fußabdruck“ dabei als Vorreiter gesehen, um globale Wertschöpfungsketten neu zu organisieren und umweltschädliche Subventionen abzubauen. Das Bündnis erwartet ein verpflichtendes Biodiversitäts-Reporting von Unternehmen als ein konkretes Ergebnis der Konferenz. Die Politik müsse sicherstellen, dass Unternehmen und Finanzinstitutionen ihre Biodiversitäts-Auswirkungen und -Abhängigkeiten messen um entgegensteuern zu können.
Die „Frankfurter Erklärung“ liefert zudem Vorschläge für veränderte Wettbewerbsbedingungen, Anreize und Sicherheiten, die etwa „Greenwashing“ verhindern, und für entwaldungsfreie Lieferketten und schlägt die Aufnahme des Themas Biodiversität in die Innovationsagenda der Bundesregierung vor. Zahlreiche ISOE-Forschende haben sich der Erklärung angeschlossen, die auf Initiative der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, des Museums für Naturkunde Berlin und weiteren Einrichtungen entstanden ist. Das ISOE forscht im Schwerpunkt „Biodiversität und Bevölkerung“ an neuen Konzepten zur Bewertung und zum Schutz von Biodiversität. Mit seiner sozial-ökologischen Biodiversitätsforschung stellt sich das ISOE Fragen nach den gesellschaftlichen Prozessen, etwa dem demografischen Wandel oder veränderten Lebensstilen, die die Inanspruchnahme von Ökosystemleistungen sowie die Wahrnehmung und Bewertung von Biodiversität beeinflussen.
Zur „Frankfurter Erklärung“
Mehr über die sozial-ökologische Biodiversitätsforschung des ISOE
www.isoe.de/forschung/forschungsschwerpunkte/fsp/biodiversitaet-und-bevoelkerung
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