ISOE-Forschungsprojekt zum Schutz der Ozeane

„SCIP plastics“: Kunststoffabfälle in Bangladesch reduzieren

Täglich landen rund 480 Tonnen Abfall auf den Straßen von Khulna, der größten Stadt im dichtbesiedelten Ganges-Delta. Darunter Unmengen an Kunststoff, der über die angrenzenden Gewässer Bangladeschs in die Ozeane geschwemmt wird. Ohne Gegenmaßnahmen wird die Verschmutzung der Meere weiter zunehmen. Ziel des Verbundprojektes SCIP plastics ist es daher, ein nachhaltiges Abfallsystem in Khulna zu etablieren, um Kunststoffabfälle langfristig zu reduzieren und den Lebensraum Wasser zu schützen. Das mit rund vier Millionen Euro vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) geförderte Vorhaben wird von der Bauhaus-Universität Weimar in Kooperation mit dem ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung bis 2024 umgesetzt. 

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Staatlich institutionalisierte Recyclinganlagen gibt es in Bangladesch nicht. Häufig sammeln die Menschen Abfälle aus den Müllbergen und trennen diese von Hand. Foto: Florian Wehking, Bauhaus-Universität Weimar
Staatlich institutionalisierte Recyclinganlagen gibt es in Bangladesch nicht. Häufig sammeln die Menschen Abfälle aus den Müllbergen und trennen diese von Hand. Foto: Florian Wehking, Bauhaus-Universität Weimar

Tüten, PET-Flaschen, Hygieneartikel – rund drei Viertel des Mülls im Meer besteht aus Kunststoff. Bis zur völligen Zersetzung können Tausende Jahre vergehen. Bis dahin verfallen die Kunststoffteile in immer kleinere Partikel. Ein Großteil der Abfälle wird von Land aus über die Flüsse in die Ozeane geschwemmt. Eines der Länder mit der höchsten Verschmutzung durch Kunststoff im Meer ist Bangladesch. Das Problem: In Städten wie Khulna fehlt eine zentrale Anlaufstelle, die die Abfallwirtschaft organisiert und koordiniert. Technische Anlagen zum Trennen und Recyceln gibt es nicht, sodass der meiste Abfall unsortiert und unbehandelt am Straßenrand sowie auf offenen Deponien landet. Die herumliegenden Abfälle können nicht nur Krankheiten verursachen, sondern gefährden auch Ökosysteme in den angrenzenden Gewässern. Ziel des Forschungsprojektes „Sustainable Capacity Building to Reduce Irreversible Pollution by Plastics“ (kurz: SCIP plastics) ist es daher, die Abfallwirtschaft in Bangladesch neu zu organisieren, um Kunststoffmüll erst gar nicht in die Umwelt gelangen zu lassen.

Vernetzen und aufklären im SCIP-Hub

Herzstück des Projektes ist das sogenannte „SCIP-Hub“, ein Wissenstransferzentrum, das auf dem Campus der Khulna University of Engineering and Technology (KUET) eingerichtet wird. Im Hub werden interdisziplinäre Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft miteinander vernetzt, um einen Masterplan zur Reorganisation der Abfallwirtschaft in Khulna zu entwickeln und verschiedene Pilotmaßnahmen im Bereich Kunststoffprävention umzusetzen. Geplant ist unter anderem, ein Awareness Center im Innenstadtbereich von Khulna einzurichten, um die Bevölkerung für das Sammeln, Trennen und Entsorgen von Müll zu sensibilisieren und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, Abfälle auch als Ressource zu gebrauchen.

Aus Pilotprojekten lernen

Grundlage des Vorhabens bildet zunächst die Untersuchung der bestehenden Wertstoffkette unter sozioökonomischen Gesichtspunkten. An vier Pilotanlagen soll die Sammlung von wiederverwertbaren Kunststoffen optimiert sowie neue Strategien zur emissionsarmen Entsorgung in den Deponien erprobt werden. Auch die bislang eher informell organisierten Recycling-Shops sollen in das Konzept integriert und nach ökologischen Standards verbessert werden. Ferner wird überprüft, inwiefern Kunststoffe langfristig durch lokal produzierte Jute ersetzt werden kann. Ergänzend analysiert eine Fallstudie im Hafen von Mongla, inwiefern die drohende Verschmutzung durch Kunststoff in Bangladeschs Häfen aufgehalten werden kann. Die gewonnenen Erkenntnisse werden im Hub ausgewertet und in Kooperation mit der Khulna City Corporation vor Ort umgesetzt. Langfristiges Ziel ist es, eine nationale Abfallstrategie zu entwickeln, die dabei hilft, Kunststoffabfälle zu vermeiden.

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Martin Zimmermann
Tel. +49 69 707 6919-44

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Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
 
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