Ergebnisse der Forschungsgruppe PlastX

Sozial-ökologische Forschung zu Plastik in der Umwelt

Plastik ist ein ambivalentes Material: Auf der einen Seite haben Kunststoffe durch ihre vielseitigen Eigenschaften und ihr breites Einsatzfeld in den letzten Jahrzehnten viele Bereiche des täglichen Lebens revolutioniert. Auf der anderen Seite stellt Plastik durch seine Herstellung, Verwendung und Entsorgung ein komplexes Umweltproblem dar. Die Forschungsgruppe PlastX unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hat seit 2016 die gesellschaftliche Rolle von Plastik und die damit verbundenen Umweltauswirkungen untersucht. Ein Überblick der Forschungsergebnisse liegt jetzt als Publikation vor.

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Dirty used colored plastic bottle pile ready to be recycled (©sebasnoo/shutterstock)
Dirty used colored plastic bottle pile ready to be recycled (©sebasnoo/shutterstock)

Weltweit werden jährlich 360 Millionen Tonnen Kunststoff produziert, ein großer Teil davon wird für Verpackungen verwendet. Diese sind praktisch, vor allem für Lebensmittel, verursachen aber viele Tonnen Kunststoffabfälle mit Folgen für die Umwelt. Durch unsachgemäße Entsorgung gelangen jedes Jahr etwa fünf bis 12 Millionen Tonnen des Plastikabfalls über Flüsse in Meere und Ozeane. Beim Zerfall des langlebigen Materials bilden sich kleinere Plastikfragmente, sogenanntes Mikroplastik. Verschiedene Wasserorganismen nehmen die Plastikpartikel auf. An den größeren Plastikabfällen können sich Meerestiere oder Wasservögel verheddern und dadurch verenden.

Der Schaden, den die Entsorgung von Plastik für die Ökosysteme darstellt, gilt als unbestritten. Strittig sind gegenwärtig noch die direkten und indirekten Umwelt- und Gesundheitsfolgen der Verwendung von Kunststoffen. Hier werden unter anderem Inhaltsstoffe oder Mikroplastik diskutiert. Sogenannte Kunststoff-assoziierte Chemikalien wie zum Beispiel Weichmacher stehen im Verdacht, schädigende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Tierwelt haben zu können. 

Plastik in der Umwelt als systemisches Risiko

Die Problematik ist komplex – die Risiken, die mit der Herstellung, Verwendung und Entsorgung von Plastik einhergehen, sind stark miteinander vernetzt. Verantwortlich sind viele verschiedene Akteur*innen in unterschiedlichen Konstellationen. Wie kann Forschung dieser Komplexität begegnen? Die Forschungsgruppe PlastX hat das systemische Risiko aus einer sozial-ökologischen Perspektive inter- und transdisziplinär bearbeitet. Dafür hat sich die PlastX-Gruppe um die Humangeographin Johanna Kramm und die Ökotoxikologin Carolin Völker am Lebenszyklus von Kunststoffprodukten orientiert. Weil Kunststoff in der Umwelt das Ausgangsproblem von PlastX darstellt, setzt der Überblick auch dort an. Er führt dann über die Phasen Anwendung und Verteilung von Kunststoffen an den Beginn des Produktzyklus zurück, nämlich zu Fragen von Konsumgewohnheiten und verbesserter Materialeigenschaften. 

Im Zuge ihrer Forschungsarbeiten in den Bereichen Humangeographie, Soziologie, Chemie und Ökotoxikologie haben die Wissenschaftler*innen nun Kernbotschaften entwickelt, in die auch die Fragestellungen und Erkenntnisse, die Problemsichten und das Alltagswissen aus der Praxis eingeflossen sind. Hierfür hat das Forschungsteam mit Praxispartner*innen aus der Umweltberatung, Entwicklungszusammenarbeit, dem Lebensmitteleinzelhandel, Naturschutz, Verbraucherschutz sowie der Wasser- und Abfallwirtschaft zusammengearbeitet. 

Kernbotschaften zu Mikroplastik, Meeresmüll, Verpackungen und chemischen Inhaltsstoffen

Die PlastX-Forscher*innen halten es für entscheidend, dass der Vielzahl an Problemen, die Plastik mit sich bringt, nicht mit einfachen Lösungen begegnet werden kann. Vielmehr sind vielfältige und grundlegende Änderungen des Kunststoffeinsatzes notwendig. Dabei spielt vor allem die Vermeidung von Abfalleinträgen in die Umwelt eine Rolle. Beispiel Meeresmüll: Weil er hauptsächlich über landbasierte Quellen eingetragen wird, ist es wichtig, Lösungsstrategien hier anzusetzen. Einen bedeutenden Beitrag dazu leisten die Änderung von Konsumgewohnheiten, der adäquate Aufbau von lokal angepassten Abfallinfrastrukturen sowie die konsequente Durchsetzung von Umweltschutzregularien.

Weitere Kernbotschaften beziehen sich auf Lösungen in den Bereichen nachhaltige Verpackung, bioabbaubare Kunststoffe sowie Inhaltsstoffe in Kunststoffverpackungen. Weitere wichtige Hinweise zu einem nachhaltigen Umgang mit Plastik liefern die Ergebnisse der Untersuchungen zur toxikologischen Unbedenklichkeit von Plastik für Mensch und Umwelt und zur Risikobewertung von Mikroplastik. Die Ergebnisse liegen in einer vorläufigen Publikation vor, die nach dem Projektabschluss 2021 finalisiert wird. Sie richtet sich an Wissenschaft und Gesellschaft – an Akteur*innen in der Forschung ebenso wie in der Praxis, in Verbänden, Industrie und Politik. 

Publikation:

Sozial-ökologische Forschung zu Plastik in der Umwelt. Ergebnisse der Forschungsgruppe PlastX Johanna Kramm, Carolin Völker, Tobias Haider, Heide Kerber, Lukas Sattlegger und Lisa Zimmermann (2020). ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. Frankfurt am Main. Download

Wissenschaftliche Ansprechpartnerinnen:

Dr. Johanna Kramm
Leitung Nachwuchsgruppe PlastX
Tel. +49 69 707 6919-16
 
www.isoe.de  

Dr. Carolin Völker
Leitung Nachwuchsgruppe PlastX
Tel. +49 69 707 6919-59

www.isoe.de  

Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
 
www.isoe.de