Nachhaltige Mobilität

Wie Pendeln nachhaltiger werden kann: Ideenfindungsprozess für Reallabore startet

Das Pendleraufkommen ist in Deutschland in den letzten Jahren immer weiter angestiegen. Allein in der Region Frankfurt Rhein-Main pendeln täglich mehr als eine halbe Million Menschen, überwiegend mit dem Auto. Das hat nicht nur Folgen für die Umwelt und für die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen, die pendeln, sondern auch für die Bewohner*innen in den sogenannten Einpendlerstädten. Im BMBF-Forschungsprojekt PendelLabor unter der Leitung des ISOE suchen Wissenschaftler*innen gemeinsam mit Praxisakteuren nach tragfähigen Alternativen zu gängigen Pendelroutinen. Nun hat mit den ersten Workshops in zwei hessischen Landkreisen der Ideenfindungsprozess für die Reallabore im Projekt begonnen.

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Arbeitsteam und Dialogfelder (©alotofpeople - stock.adobe.com)
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Das Forschungsteam im Projekt PendelLabor versteht die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Pendelmobilität als einen gemeinschaftlichen Prozess. Die Wissenschaftler*innen laden deshalb zu einem Ideenfindungsprozess mit lokalen Akteuren ein. Dieser auch als Co-Design bezeichnete Prozess dient der Vorbereitung auf die für 2022 geplanten Reallabore in dem Forschungsprojekt. Dafür wird das Forschungsteam ab diesem Herbst in Workshops im Hochtaunuskreis und im Kreis Groß-Gerau – beide Landkreise unterstützen das Vorhaben aktiv als Praxispartner – nah an den Bedürfnissen und Praktiken der Pendler*innen neue Handlungsansätze entwickeln, die die nachhaltige Veränderung der Pendelmobilität fördern. Ausgewählte Maßnahmen werden dann in den Reallaboren umgesetzt und von Pendler*innen erprobt. In beiden Schritten nimmt das Projektteam drei Handlungsräume in den Blick: den der Pendler*innen, den der Arbeitgeber*innen und den der Kommunen, in denen die Pendler*innen wohnen.

Co-Design-Prozess für die Entwicklung nachhaltiger Alltagspraktiken

In dem Co-Design Prozess werden Ideen für Maßnahmen entwickelt, die es Pendler*innen erleichtern sollen, ihr Pendelverhalten zu verändern – in Bezug auf die Art und Weise, die Entfernung oder auch auf die Häufigkeit sowie die Wahl der Verkehrsmittel. Dabei geht es nicht nur um individuelle Lösungen, sondern auch darum, was Kommunen oder Arbeitgeber dazu beitragen können. Gefragt sind Ideen für verkehrliche Maßnahmen, etwa zu Verbesserungen an Knotenpunkten des öffentlichen Verkehrs. Zum anderen sollen in dem Ideenfindungsprozess auch Maßnahmen entwickelt werden, die sich auf die Alltagsorganisation der Pendler*innen auswirken. Dazu können neue Angebote wie Co-Working-Plätze gehören oder eine veränderte Organisation der Kinderbetreuung, andere Arbeitszeiten und Ähnliches. Dabei geht es auch darum, wie einerseits Kommunen eine aktive, gestaltende Rolle einnehmen können, insbesondere in Bezug auf eine nachhaltigere Verkehrs- und Siedlungsplanungspraxis. Andererseits sind auch Arbeitgeber gefragt, im Zuge eines betrieblichen Mobilitätsmanagements aktiv zu werden.

Landkreise als Praxispartner im Forschungsvorhaben

Der Auftakt zum Co-Design-Prozess hat am 11. November 2021 mit dem ersten von drei Workshops im Hochtaunuskreis stattgefunden. Der Auftakt im Kreis Groß-Gerau findet am 10. Dezember 2021 statt. An den Veranstaltungen nehmen Vertreter*innen der jeweiligen Landkreise, kommunale Akteure aus den kreisangehörigen Städten und Gemeinden und der Stadt Frankfurt, lokale Akteure der Zivilgesellschaft sowie Mitglieder des Verbundteams teil. Im ersten Workshop geht es darum, gemeinsam mit den lokalen Akteuren bereits laufende und bestehende Aktivitäten zur Förderung einer nachhaltigen Pendelmobilität zu erfassen sowie ein gemeinsames Leitbild für eine nachhaltige Pendelmobilität für den jeweiligen Landkreis zu entwickeln.

Von der Idee zum Konzept: Wie kommen die Ideen in die Praxis?

In den jeweils zwei folgenden Workshops werden auf der Grundlage der bereits bestehenden Ansätze und der entwickelten Ziele zunächst Ideen kreiert und bis Februar konkrete Maßnahmen entwickelt. Dieser partizipative Prozess bringt lokale und wissenschaftliche Kompetenz zusammen und ermöglicht die kreative Erarbeitung von fundierten und umsetzungsorientierten Maßnahmen. Eine Auswahl der Maßnahmen wird dann im Realexperiment im kommenden Jahr über mehrere Monate von und mit Pendler*innen in den Kommunen erprobt. Darüber hinaus wird aus dem Ideenschatz für die Reallabore ein Konzept für eine „nachhaltige Pendelmobilität“ entstehen. Darin werden die möglichen Maßnahmenideen nach Handlungsfeldern aufbereitet und alle Möglichkeiten, Erfolgsfaktoren und die Verstetigung von Maßnahmen ebenso wie Hemmnisse strukturiert dargestellt.

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Dr. Jutta Deffner
Tel. +49 69 707 6919-38
 
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Pressekontakt:

Melanie Neugart
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