ISOE Policy Brief

Wissenstransfer als Schlüssel für nachhaltige Landnutzung in Namibia

Nachhaltige Entwicklung und Naturschutz sind komplexe und sehr dynamische Themen: Der Stand der Forschung wird durch neue Erkenntnisse aus ganz unterschiedlichen Disziplinen ständig erweitert und verändert. Das macht den zielgerichteten Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu einer besonderen Herausforderung, denn für Transformationsprozesse ist es entscheidend, dass alle beteiligten Akteure gut ausgebildet und informiert sind. Im aktuellen ISOE-Policy Brief zeigen Forscher*innen am Beispiel der Weidelandbewirtschaftung in Namibia, wie der Prozess eines Transfers aus der Wissenschaft zu gesellschaftlichen Akteuren strukturiert aufgebaut werden kann.

| Pressemitteilung
Foto: Manjana Tausendfreund

Klimawandel, Landmanagement, demografische und wirtschaftliche Entwicklungen erhöhen weltweit den Druck auf die natürlichen Ressourcen. Dies führt häufig zu Nutzungskonflikten. Vielerorts sind sogenannte integrierte Managementstrategien notwendig, um diesen Konflikten zu begegnen – auch mit dem Ziel, das Verhältnis zwischen Natur und Gesellschaft nachhaltiger zu gestalten. Dies gilt insbesondere für die semi-ariden Regionen im südlichen Afrika. Hier nehmen die Herausforderungen für die Sicherung der Lebensgrundlagen aus verschiedenen Gründen zu, etwa durch die Folgen des Klimawandels. 

„Ein Beispiel ist das Ökosystem der namibischen Savanne, das durch die veränderten Klimabedingungen und eine Übernutzung der Böden zunehmend gefährdet ist“, sagt Ökologin Deike Lüdtke. Einer der Gründe ist, dass die Viehhaltung die am weitesten verbreitete Form der Landnutzung ist. Dies führt häufig zu einer Übernutzung der Weideflächen. Neue Bewirtschaftungsstrategien, die das Potenzial, das in der Nutzung von Wildtieren liegt, einbeziehen, etwa die Fleischproduktion oder der Tourismus, werden in der Regel als geeignete Ansätze angesehen, um diese negativen Auswirkungen abzumildern. Dabei wird davon ausgegangen, dass einheimische Wildtiere besser an die lokalen Klimabedingungen angepasst sind als die eingeführten Nutztiere. „Wie jedoch geeignete Lösungen in die Praxis vermittelt werden können, ist alles andere als trivial“, sagt Lüdtke. „Zur komplexen Dynamik zwischen Klimawandel, Landnutzung und Ökosystem kommt hinzu, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in einen produktiven Austausch mit Farmern und anderen Akteuren der Savannenbewirtschaftung gebracht werden müssen, die jeweils sehr eigene Motivationen, Erfahrungen und Lebenswelten mitbringen“, sagt Lüdtke. 

Wissenstransfer entscheidend für erfolgreiche Transformationsprozesse 

Für erfolgreiche Anpassungsstrategien an den Klimawandel ist es deshalb entscheidend, dass sich Wissenschaft und Forscher*innen mit den Akteuren aus der Praxis – Farmer, Dorfgemeinschaften und Behörden – in Dialog befinden. In einem englischsprachigen Policy-Brief zeigen Wissenschaftler*innen des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, wie Ergebnisse aus der Forschung – idealerweise transdisziplinär – in die Praxis kommen, um dort Veränderungsprozesse anzustoßen. Hierfür greifen sie auf Erfahrungen im Forschungsprojekt ORYCS zurück und stützen sich auch auf Interviews mit Akteuren vor Ort zum Thema eines für ihre Bedarfe angepassten Wissenstransfers. Die Autor*innen sind sich sicher, dass Transfermaßnahmen an den Wissensbedarfen der Praxisakteure ansetzen müssen und auf die jeweiligen Akteure und ihren Alltag zugeschnitten sein sollten. Damit haben Lösungen für eine nachhaltige Landnutzung, insbesondere auch im herangezogenen Fallbeispiel in Namibia, bessere Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung. 

Zum ISOE-Policy Brief:

How to reach people through knowledge transfer – Sustainability and conservation research: addressing Namibian land users. Deike U. Lüdtke, Verena Rossow, Nicola Schuldt-Baumgart, Stefan Liehr (2022). ISOE Policy Brief Nr. 9. Frankfurt am Main: ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung Download

Mehr über das Forschungsprojekt ORYCS – Wildtier-Managementstrategien in Namibia: 

www.orycs.org  
www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/orycs 

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Stefan Liehr
Tel. +49 69 707 6919-36
liehr(at)isoe.de  
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Pressekontakt:

Melanie Neugart
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