Forschungsprojekt AQUA-Hub

Wissenstransfer zu nachhaltigen Wasserinfrastrukturen in Indien

Indiens schnell wachsende Städte benötigen eine leistungsfähige Infrastruktur für die Versorgung mit Wasser und für die Entsorgung von Abwasser. Doch der Ausbau der Wasserinfrastrukturen kann mit dem Bevölkerungswachstum kaum mithalten. Eine Forschungskooperation, an der auch das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung beteiligt ist, unterstützt deshalb mit dem Projekt „AQUA-Hub“ den Aufbau einer nachhaltigen Wasserinfrastruktur in der südindischen Stadt Coimbatore. Im Zentrum steht dabei eine Anlaufstelle für den deutsch-indischen Technologie- und Wissenstransfer, der sogenannte Water Innovation Hub. Aktuelles dazu berichtet das Forschungsteam nun regelmäßig im neuen Format „HubPost“.

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Foto: Stefan Liehr (ISOE)

Mit ihren 1,7 Millionen Einwohnern auf einer Fläche von knapp 260 Quadratkilometern ist die südindische Industriestadt Coimbatore eine typische schnell wachsende Metropole. Ihr wird in den nächsten 30 Jahren ein Bevölkerungszuwachs von einer weiteren Million Menschen prognostiziert. Doch schon jetzt gilt die Sicherstellung der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung als eines der dringendsten Probleme. Die Konkurrenzen um die Wasserressourcen sind vielfältig, vielerorts ist die Trinkwasserversorgung auf nur wenige Stunden alle fünf bis zehn Tage beschränkt. Auch fehlen Abwassersysteme und Kläranlagen, und die weitreichende Seenlandschaft um die Stadt ist ebenso durch Abwässer belastet wie der Noyyal-Fluss, der durch das Stadtgebiet fließt.

Wie konnte es dazu kommen, dass die für ihre besondere Wassertradition bekannte Stadt Coimbatore mit ihrer jahrhundertalten, effizienten Wasserableitung heute vor so gewaltigen Problemen steht? In dem neuen Format für Wissenschaftskommunikation im Forschungsprojekt AQUA-Hub berichtet das deutsch-indische Team über die Hintergründe dieser Entwicklung. Hub-Managerin Sreya Prakash widmet sich im ersten und zweiten Teil der Reihe „HubPost“ der Geschichte Coimbatores und ihrem Ruf als „Manchester Südindiens“. Prakash zeichnet nach, wie die Ökosysteme der ausgedehnten Seenlandschaft durch Übernutzung seit dem Beginn der 1970er-Jahre zerstört wurden. „Die Seen haben sich um 50 Prozent verkleinert und sind im Wesentlichen zu Abwassertanks geworden“, berichtet Prakash im HubPost No. 2 „The Slow Death of the Lakes”.

Innovationen im Wassersektor: Deutsch-indisches Forschungsprojekt für Technologie- und Wissenstransfer

„Die Herausforderungen, die sich für die Stadt Coimbatore aus dem Missmanagement von Wasserressourcen in der Vergangenheit ergeben, sind beispielhaft für indische Metropolen“, sagt ISOE-Wasserforscher Stefan Liehr. Die Zeit dränge. „Wirksame Maßnahmen, um die Verschmutzung der städtischen Gewässer zu stoppen und die Wasserqualität zu verbessern, zu sichern und zu überwachen, müssen nicht nur in Coimbatore so schnell wie möglich umgesetzt werden.“ Als eine der hundert sogenannten „Smart Cities“ Indiens habe Coimbatore tatsächlich die Chance, beispielhafte Lösungen für eine innovative Wasserversorgung und Wasserentsorgung umzusetzen und damit die Weichen für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu stellen.

Im Zuge des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit geförderten Vorgängerprojekts Smart Water Future India (SWF India) hatte ein deutsch-indisches Forschungsteam dafür zunächst den Wassersektor von Coimbatore analysiert und den Bedarf an Umwelttechnologien und intelligenten Wassermanagementstrategien für eine nachhaltige Wasserver- und -entsorgung herausgearbeitet. Für den Wissens- und Technologietransfer der Ergebnisse wurde im aktuellen Projekt „AQUA-Hub“ nun an zwei Pilotstandorten das Konzept der Water Innovation Hubs als Netzwerk- und Projektzentren entwickelt. Neben Coimbatore ist auch in Solapur ein solches Zentrum eröffnet worden. Die Hubs verbinden das Angebot innovativer Wasserinfrastrukturlösungen mit der entsprechenden Nachfrage. Sie ermöglichen zudem Unternehmen und Forschungsinstituten aus Deutschland, ihre innovativen Technologien vor Ort bekannt zu machen, Pilotanlagen gemeinsam mit indischen Partnern zu testen und unter den spezifischen Bedingungen in Indien weiterzuentwickeln.

Das Forschungsprojekt AQUA-Hub wird im Rahmen des Programms „Exportinitiative Umweltschutz“ (EXI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert. Das Projekt wird vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnologie IGB geleitet. Forschungspartner sind das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, die Landesagentur Umwelttechnik BW (UTBW) sowie indische Partner und deutsche Unternehmen.

Zum Projekt AQUA-Hub auf der ISOE-Homepage

www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/aqua-hub/

Zu den beiden ersten Ausgaben der Reihe „HubPost“

Prakash, Sreya/Stefan Liehr/Marc Beckett/Marius Mohr (2022): Coimbatore's Lakes - An Introduction. Water Innovation Hub Coimbatore - HubPost, 1. Coimbatore, Frankfurt am Main, Stuttgart

Prakash, Sreya/Stefan Liehr/Marc Beckett/Marius Mohr (2022): The Slow Death of the Lakes. Water Innovation Hub Coimbatore - HubPost, 2. Coimbatore, Frankfurt am Main, Stuttgart

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Stefan Liehr
Tel. +49 (0)69 707 6919-36
liehr(at)isoe.de
www.isoe.de

Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 (0)69 707 6919-51
neugart(at)isoe.de
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