ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main https://www.isoe.de/ Akutelle Informationen vom ISOE. https://www.isoe.de/fileadmin/Resources/Corporate/Public/icons/favicon-32x32.png ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main https://www.isoe.de/ 32 32 en-gb ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main Wed, 26 Mar 2025 09:27:24 +0100 Wed, 26 Mar 2025 09:27:24 +0100 ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main news-951 Tue, 25 Mar 2025 10:53:00 +0100 Das ISOE lädt ein - Erste Jahrestagung der Gesellschaft für transdisziplinäre und partizipative Forschung https://www.isoe.de/news/erste-jahrestagung-der-gesellschaft-fuer-transdisziplinaere-und-partizipative-forschung/ Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung lädt zur ersten Jahrestagung der Gesellschaft für transdisziplinäre und partizipative Forschung (GTPF) ein – gemeinsam mit den Partnerorganisationen der tdAcademy: dem Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG) der TU Berlin, dem Öko-Institut, dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Leuphana Universität Lüneburg. Am 2. und 3. April diskutiert die Forschungscommunity in Frankfurt am Main über „Neue Horizonte in der transdisziplinären Forschung“. Zwei Jahre nach ihrer Gründung kommen die Mitglieder der Gesellschaft für transdisziplinäre und partizipative Forschung (GTPF) erstmals zu einer Jahrestagung zusammen. Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, das an der Gründung der unabhängigen Interessenvertretung im März 2023 maßgeblich beteiligt war, lädt zu der zweitägigen Veranstaltung am 2. und 3. April 2025 nach Frankfurt am Main ein. 

Die Tagung beginnt mit einer Eröffnungsrede von Karl-Eugen Huthmacher, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Es werden 120 Teilnehmende erwartet, überwiegend aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Wir freuen uns, dass die Fachgesellschaft GTPF so großen Anklang in der Forschungscommunity gefunden hat. Das zeigt uns, dass der Wunsch nach Austausch und Vernetzung zwischen Wissenschaftler*innen und Praxisakteur*innen, die transdisziplinär forschen und mit partizipativen Formaten arbeiten, hoch ist und die Gesellschaft einen guten Ort für diesen Austausch bietet,“ sagt Flurina Schneider, wissenschaftliche Geschäftsführerin des ISOE und Vorstandsmitglied der GTPF.

Neue Horizonte in der transdisziplinären Forschung

Die Jahrestagung steht unter dem Motto „Neue Horizonte in der transdisziplinären Forschung“ und beschäftigt sich auch mit dem wachsenden wissenschaftlichen Bedarf an Transdisziplinarität. „Der transdisziplinäre Forschungsmodus ist darauf ausgelegt, unterschiedliche Akteure und Betroffene am Forschungsprozess zu beteiligen. Dadurch kann er der Komplexität von Problemen Rechnung tragen, wie sie zum Beispiel für Nachhaltigkeitsthemen typisch ist“, erklärt Schneider, die zugleich Professorin für Transdisziplinarität an der Goethe-Universität Frankfurt ist. 
Die Beteiligung von Personen aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft ermögliche es, aus vielen verschiedenen Perspektiven auf Fragen zu blicken und das entsprechende Wissen zusammenzubringen, etwa über geeignete Klimaanpassungsmaßnahmen, Ressourcennutzung oder Biodiversitätsschutz. „Der transdisziplinäre Blick bietet die Voraussetzung dafür, gemeinsam Gestaltungsoptionen für die Zukunft zu entwickeln, die wir als Gesellschaft dringender denn je benötigen“, so Transformationsforscherin Flurina Schneider. Entsprechend sei das Potenzial des vergleichsweise jungen Forschungsmodus mit Blick auf gesellschaftliche und wissenschaftliche Wirkungen für Transformationsprozesse inzwischen weithin bekannt und anerkannt.

Fachgesellschaft GTPF: Ursprünge in den ISOE-Projekten tdAcademy und TransImpact

Die Fachgesellschaft GTPF hat es sich zum Ziel gemacht, dieses Potenzial der transdisziplinären und partizipativen Forschung noch besser zu entfalten, Qualitätsstandards zu sichern und weiterzuentwickeln. Sie will zudem den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern, die Lehre unterstützen und forschungspolitische Impulse setzen. An der Gründung der GTPF als eingetragenem Verein waren neben dem ISOE zentrale Akteure der Forschungscommunity, wie die Leuphana Universität Lüneburg, das Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG) an der Technischen Universität Berlin, das Öko-Institut und das Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung beteiligt. 

Die Gründung der Fachgesellschaft geht auf eine Initiative der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungs- und Community-Plattform für Transdisziplinarität tdAcademy unter der Co-Leitung des ISOE zurück. Die tdAcademy, deren Geschäftsstelle seit 2023 im ISOE in Frankfurt angesiedelt ist, ging ihrerseits aus dem Forschungsprojekt TransImpact hervor. Dessen Forschungsteam hatte 2015, ebenfalls unter der Leitung des ISOE, damit begonnen, Qualitätskriterien der transdisziplinären Forschung zu erarbeiten und die Voraussetzungen zu schaffen, um die Wissensbasis und Wirkungsforschung von Transdisziplinarität systematisch zu erfassen. 

Erste GTPF-Jahrestagung 2025 – Neue Horizonte in der transdisziplinären Forschung

Mittwoch, 02.04.2025, 13:30 Uhr – Donnerstag, 03.04.2025, 12:30 Uhr
K1 Tagungszentrum im Öko-Haus, Kasseler Str. 1 a, 60486 Frankfurt am Main

Programm:

https://www.td-academy.org/downloads/tdA_Horizonte-Konferenz_Programm_2025-03-17.pdf 

Veranstaltungsseite:

https://td-academy.org/tdacademy/updates/1-gtpf-jahrestagung-neue-horizonte-in-der-transdisziplinaeren-forschung-2-3-april-2025/ 

Wissenschaftliche Ansprechpartner*innen:

Prof. Dr. Flurina Schneider

Dr. Michael Kreß-Ludwig

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Tel. +49 69 707 6919-30
 

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news-952 Fri, 21 Mar 2025 09:12:18 +0100 Wissenschaft und Forschung - Forschungspolitik zukunftsorientiert gestalten: Ecornet legt Positionspapier vor https://www.isoe.de/news/forschungspolitik-zukunftsorientiert-gestalten-ecornet-legt-positionspapier-vor/ Die künftige Bundesregierung sollte ihre Forschungspolitik auf einer zukunftsorientierten und zuverlässigen Forschungsstrategie aufbauen, die aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen aufgreift und zukünftige Entwicklungen berücksichtigt. Diese und weitere Empfehlungen hat das Ecological Research Network, ein Netzwerk führender Institute der Nachhaltigkeits- und Zukunftsforschung, heute in einem Positionspapier veröffentlicht. Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung ist Gründungsmitglied im Ecornet. Die aktuellen Krisen und Veränderungsprozesse werfen zahlreiche, meist komplexe Fragen auf. Angesichts der Vielschichtigkeit der Probleme werden auch die Lösungen immer komplexer. „Die Wissenschaft kann einen wichtigen Beitrag leisten, wenn es darum geht, Lösungsansätze für komplexe Zusammenhänge zu erforschen. Deshalb ist es notwendig, dass die neue Bundesregierung Wissenschaft und Forschung eine besondere Priorität einräumt“, sagt Flurina Schneider, wissenschaftliche Geschäftsführerin des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und Co-Sprecherin von Ecornet. 

Die Transformationsforscherin betont: „Insbesondere die transdisziplinäre und partizipative Forschung kann Komplexität aufbrechen. Indem sie bestehende Wissensbestände effektiv zusammenführt, verschiedene Sichtweisen integriert und erprobte, umsetzbare Lösungsvorschläge macht, die für Akteure in Wirtschaft, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Politik gleichermaßen nutzbar sind.“ Sie sollte daher stärker als bisher gefördert werden.

Förderprogramme stärker auf sozialen Zusammenhalt, Gerechtigkeit und gesellschaftliche Teilhabe ausrichten

Ob Kriege, zunehmender Rechtsextremismus, Energiewende oder der Aufbau resilienter Infrastrukturen – die Herausforderungen sind groß. Die Bundesregierung steht vor der Aufgabe, in vielen Bereichen gleichzeitig Lösungen zu entwickeln und Übergänge zu gestalten. Die Ecornet-Institute sind sich einig: Damit Forschung Lösungswege aufzeigen kann, müssen gesellschaftliche Probleme in Förderprogrammen adäquat aufgegriffen werden. 

Darüber hinaus gilt es, Aspekte wie Arbeit, Gesundheit, Alterung der Bevölkerung und Fragen der Verteilung von Vermögen und Einkommen in Forschungsprogrammen stärker mit Klima- und Nachhaltigkeitsthemen zu verknüpfen. „Die Forschungspolitik der Bundesregierung muss das Wissenschaftssystem darin stärken, Wissen über die großen gesellschaftlichen Herausforderungen noch besser zu ermitteln und passgenaue gesellschaftliche Lösungsoptionen zu erarbeiten“, so Thomas Korbun, Co-Sprecher des Ecornet und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). 

Einen stabilen Forschungsrahmen schaffen

Die Empfehlungen des Ecornet zielen auch auf ein breiteres Verständnis von Innovation, Transfer und Wissenschaftskommunikation ab. Darüber hinaus betont das Positionspapier, dass Forschung gesicherte und stabile Rahmenbedingungen braucht. Dazu trägt eine Forschungsförderung mit schlankeren Antragsverfahren, weniger Bürokratie bei der Drittmittelverwaltung und schnelleren Bewilligungen bei. Nicht zuletzt aus diesem Grund sollte der Haushalt für 2025 zügig verabschiedet und die Ressorts schnell handlungsfähig gemacht werden.

Download „Positionspapier für eine zukunftsorientierte Forschungspolitik der künftigen Bundesregierung“

www.ecornet.eu/fileadmin/ecornet/user_upload/Publikationen/Ecornet-Positionspapier_fuer_eine_zukunftsorientierte_Forschungspolitik.pdf 

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news-950 Mon, 17 Mar 2025 18:03:00 +0100 Tag des Waldes am 21. März - Wie Konflikte um die Waldnutzung entschärft werden können https://www.isoe.de/news/wie-konflikte-um-die-waldnutzung-entschaerft-werden-koennen/ Mit dem internationalen „Tag des Waldes“ am 21. März machen die Vereinten Nationen auf die Bedeutung von Wäldern aufmerksam – weltweit mehren sich Konflikte um den bedrohten Lebensraum. Auch in Deutschland verschärfen sich Debatten um die Waldnutzung. Sie werden nicht zuletzt durch den Klimawandel angefeuert. Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hat jetzt mit Ansätzen der Mediation eine Methode entwickelt und erprobt, um solche Konflikte um den Wald konstruktiv zu bearbeiten: Sie bringt alle Interessengruppen an einen Tisch. Streit statt Waldidylle: Über die Zukunft der deutschen Wälder wird immer häufiger heftig gerungen. Denn der Klimawandel setzt die Ökosysteme unter Druck. Trockenperioden und Hitzestress machen die Wälder anfällig, Schädlinge haben leichtes Spiel. In zahlreichen Wäldern finden sich deshalb mittlerweile ausgedehnte Schadflächen, in denen viele Bäume abgestorben sind – ein Anblick, der Spaziergänger*innen genauso bewegt wie Forstleute.

Wie genau Waldbesitzende, Fortwirtschaft und Kommunen darauf am besten reagieren sollten, darüber gehen die Vorstellungen allerdings oft weit auseinander. Sollen tote Bäume beispielsweise entfernt werden, oder sollen sie an Ort und Stelle bleiben? Sollen die Schadflächen nachbepflanzt werden oder überlässt man sie sich selbst? Je nachdem, wer Stellung zum Wald nimmt, ob Erholungsuchende oder Jäger*innen, Mitarbeitende im Forst oder Umweltschützer*innen – die Vorstellungen unterscheiden sich. Und manchmal verhärten sich die Positionen so sehr, dass Gruppen einander geradezu feindselig gegenüberstehen.

Interessenkonflikte blockieren notwendigen Waldumbau

Wie sich solche Interessenkollisionen erfolgreich bearbeiten lassen, hat das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung jetzt in zwei Fallregionen untersucht. „Die Interessen von Klima-, Natur- und Umweltschutz, Jagd, Forstwirtschaft und touristischer Nutzung unter einen Hut zu bekommen, ist eine große Herausforderung“, sagt Co-Projektleiter Michael Kreß-Ludwig. „Es geht darum, dass die Konfliktparteien ihre unterschiedlichen Perspektiven in einem moderierten Prozess teilen und einander verstehen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass alle gemeinsam Lösungswege erarbeiten können, die schließlich alle Akteursgruppen mittragen.“

Für die Entscheidungsfindung seien die oftmals verhärteten Positionen doppelt problematisch. Einerseits werde unter Umständen nicht alles Wissen einbezogen, etwa über Ursachen und Folgen von Waldschäden. Gehen Informationen verloren, seien in der Folge die getroffenen Entscheidungen auch nicht optimal. Andererseits drohten nicht nur Blockaden, wenn Entscheidungen von Protesten begleitet werden oder Klagen nach sich ziehen. „Oft kommt es zu Frustrationen auf allen Seiten, die dann das Engagement der verschiedenen Gruppen für den Wald einschränken. Ein Ergebnis, das eigentlich keine der beteiligten Gruppen anstrebt, wollen doch alle in erster Linie den nächsten Generationen einen widerstandsfähigen Wald übergeben“, sagt Kreß-Ludwig.

Mit Mediation Konflikte lösen 

Im Rahmen der Fallstudien haben die Expert*innen Methoden aus der Mediation unter einer sozial-ökologischen Perspektive kombiniert. Das bedeutet: Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen zur Entwicklung eines Waldstücks tauschen sich darüber in einem professionell geleiteten Prozess aus. Die Wissenschaftler*innen haben diese systematisch auf die komplizierten Konflikte rund um die Waldnutzung angewandte Methode wissenschaftlich begleitet und allgemein übertragbare Erkenntnisse abgeleitet. 

Das Ziel in den dafür vorgesehenen Formaten wie etwa Runde Tische ist zunächst, die Positionen aller Teilnehmenden besser zu verstehen. In anschließenden Diskussionen geht es darum, die Konflikte möglichst einvernehmlich zu lösen. Die beiden jetzt abgeschlossenen Fallstudien in zwei deutschen Mittelgebirgen haben gezeigt, dass die Mediation materielle Fragen und Interessen ebenso einbeziehen muss wie Werte und Emotionen, um erfolgreich zu sein.

Lösungsfindung für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung 

Co-Projektleiterin Deike Lüdtke erklärt: „Der Weg hin zu wirksamen Lösungen für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung führt über konstruktive, ergebnisoffene Dialoge.“ Im Ergebnis sei es gelungen, während der Prozesse die zuvor konfrontativen Positionen aufzuweichen und gemeinsam individuelle Lösungsoptionen zu entwerfen. „Die Beteiligten haben Verständnis für die Positionen der anderen entwickelt und gemeinsam an Ideen für die Weiterentwicklung der Wälder gearbeitet. Die Mediation hat zu besseren und schnelleren Entscheidungen geführt“, berichtet Lüdtke. 

So habe sich beispielsweise nach den Beratungen eine Naturschutzbehörde bereiterklärt, punktuell Ausnahmen beim Zeitpunkt der Holzrückung zuzulassen, um den Boden zu schonen. Besonders hilfreich können die Erfahrungen mit Mediationsmethoden um Waldkonflikte aus Sicht der ISOE-Expert*innen für Kommunen sein, in denen bereits jetzt oder in absehbarer Zukunft ebenfalls Konflikte über den Umgang mit Wäldern drohen.

Forschungsprojekt „Konflikte um den Wald der Zukunft“

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt „Konflikte um den Wald der Zukunft – Analyse und kooperative Bearbeitung von waldbezogenen Aushandlungsprozessen im Kontext des Klimawandels“, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Förderprogramms „Nachwachsende Rohstoffe“ aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert wird, finden Sie hier: https://www.waldkonflikte.de 

Ein Interview mit Co-Projektleiterin Dr. Deike Lüdtke und Mitarbeiterin Anna Brietzke finden Sie hier:
www.waldkonflikte.de/wir-foerdern-den-konstruktiven-dialog 

Ein Interview mit Co-Projektleiter Dr. Michael Kreß-Ludwig finden Sie hier:
www.waldkonflikte.de/wie-runde-tische-und-mediation-zu-loesungen-beitragen 

Eine wissenschaftliche Publikation aus dem Forschungsprojekt zum Methodenansatz finden Sie hier: 
Brietzke, Anna/Engelbert Schramm/Katharina Heß/Diana Hummel/Michael Kreß-Ludwig/Deike U. Lüdtke (2025): A social-ecological approach to local forest conflict analysis and shaping. Forest Policy and Economics 172, 103408
https://doi.org/10.1016/j.forpol.2024.103408   

Wissenschaftliche Ansprechpartner*innen

Dr. Deike Lüdtke
Tel. +49 69 707 6919-28

Dr. Michael Kreß-Ludwig
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Pressekontakt

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
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news-941 Fri, 07 Mar 2025 15:39:00 +0100 Forschungsprojekt HypoWave - Wasserwiederverwendung als Baustein für Versorgungssicherheit: Erkenntnisse aus einem Reallabor https://www.isoe.de/news/wasserwiederverwendung-als-baustein-fuer-versorgungssicherheit-erkenntnisse-aus-einem-reallabor/ Um Wasserknappheit zu bekämpfen, sind Technologien zur Wasserwiederverwendung vielversprechend, insbesondere in der Landwirtschaft. Die erfolgreiche Umsetzung neuer Lösungen steht jedoch oft vor erheblichen Herausforderungen – nicht nur technischer Art. Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hat sich im Forschungsprojekt HypoWave mit gesellschaftlichen und institutionellen Hürden beschäftigt. ISOE-Wasserexpertin Martina Winker stellt die Ergebnisse bei der Konferenz der International Water Association (IWA) vor, die vom 16. bis 19. März 2025 in Kapstadt/Südafrika stattfindet. Die Wiederverwendung von Wasser gilt längst weltweit als wichtige Komponente für zukünftige Wassersicherheit. Sie wird mit Blick auf die Folgen des Klimawandels immer relevanter – vor allem in Regionen, die von Dürren und Wasserknappheit geprägt sind. In den Forschungsprojekten HypoWave und HypoWave+ wurde seit 2016 ein neuer Lösungsansatz für Wasserwiederverwendung erfolgreich erprobt: Das Forschungsteam unter der Leitung der Universität Braunschweig hat dabei ein besonders wasserschonendes Verfahren für den hydroponischen Anbau von Gemüse mit hochwertig aufbereitetem Bewässerungswasser entwickelt und in einem Reallabor umgesetzt. 

Die Innovation: Das Bewässerungswasser für den Anbau kommt aus kommunalem Abwasser. Durch die Aufbereitung konnte ein ohnehin schon wasserschonendes Verfahren für die landwirtschaftliche Produktion noch optimiert werden. „Technische Meilensteine wie das System zur Wasserwiederverwendung in HypoWave können die landwirtschaftliche Bewässerung in die Zukunft führen“, sagt ISOE-Wasserforscherin Martina Winker. „Sie zeigen aber nur die eine Seite der Medaille, wenn es um Innovationen geht. Um effiziente neue Lösungen umzusetzen, sind auch nichttechnische Herausforderungen zu bewältigen.“ Dazu gehörten gesellschaftliche und institutionelle Hürden. 

Ergebnispräsentation aus dem HypoWave-Reallabor bei der IWA-Konferenz in Kapstadt

Wie kommen neue Partnerschaften zustande, die die Anwendung der technologischen Neuerung tragen können, und wie gelingt die Kooperation in einem neuen Kontext? Wie gelangt die Innovation in die Anwendung? Konkret: Wie schafft das Gemüse aus dem neuartigen Bewässerungssystem den Weg in den Verkauf? Welche Verantwortung liegt bei den kommunalen Betreibern und privaten Unternehmen, die sich an der Innovation beteiligen? Fragen wie diese hat sich das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung im Forschungsprojekt HypoWave+ gestellt und in einem Reallabor erarbeitet – eine innovative Form der Zusammenarbeit, bei der interdisziplinäres Wissen in praxisorientierte experimentelle Umgebungen integriert wird. 

Wasserexpertin Martina Winker stellt diesen Ansatz am Beispiel von HypoWave+ und Ergebnisse bei der der diesjährigen 14. IWA-Konferenz „Water Reclamation and Reuse“ in Südafrika vor. Medienvertreter*innen steht sie mit ihrer ISOE-Forschungsgruppe gerne für Fragen zur Verfügung – vor Ort in Kapstadt sowie in Frankfurt am Main. Interessierte können sich für ein Interview gerne per E-Mail an  wenden. 

Vortrag von Dr. Martina Winker bei der 14th IWA International Conference on Water Reclamation and Reuse 
“Advancing Water Reuse through Technical and Social Innovation: Insights from a Living Lab in German Hydroponic Agriculture”
Dienstag, 18.03.2025, Session: 16:30–17:30 Uhr, Standort Dechema
iwareuse2025.com/programme-overview 

Mehr Informationen zu dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekt HypoWave+
www.hypowave.de  

Wissenschaftliche Ansprechpartnerinnen:

Dr. Martina Winker 
Tel. +49 69 707 6919-53
  

Heide Kerber 
Tel. +49 69 707 6919-54
 
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Melanie Neugart
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news-939 Wed, 26 Feb 2025 18:03:00 +0100 Versorgungssicherheit - ISOE-Forscher legen Studie zu weltweitem Wasserstress vor https://www.isoe.de/news/isoe-forscher-legen-studie-zu-weltweitem-wasserstress-vor/ Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hat den aktuellen Zustand der weltweit verfügbaren Wasserressourcen analysiert. Die heute veröffentlichte Studie „The Status of Global Freshwater Resources“ ist eine Grundlage, um wirtschafts- und innovationspolitische Maßnahmen für eine sichere Wasserversorgung der Zukunft entwickeln zu können. Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hatte die Studie für ihr Jahresgutachten 2025 in Auftrag gegeben, das heute an Bundeskanzler Olaf Scholz übergeben worden ist. Das Gutachten widmet sich unter anderem Innovationen in der Wasserwirtschaft. Wasserressourcen stehen weltweit immer stärker unter Druck. Zum einen intensiviert der Klimawandel den globalen hydrologischen Kreislauf, wodurch Wasserextreme wie Dürren und Hochwasser häufiger und ausgeprägter werden. Zum anderen verändern sich gesellschaftliche Muster der Wassernutzung, was Konflikte um die Ressourcen zur Folge hat. Vor diesem Hintergrund stellt die sichere Wasserversorgung der Zukunft eine große Herausforderung dar. 

„Um Anpassungslösungen an die kommenden Veränderungen im weltweiten Wasserhaushalt ausloten zu können, ist eine Bestandsaufnahme der verfügbaren Wasserressourcen notwendig, sowohl auf globaler als auch auf regionaler Ebene“, sagt Robert Lütkemeier, der am ISOE das Forschungsfeld Wasser und Landnutzung leitet. „Wir müssen Bedarf, Mengen und Qualität unserer Wasserressourcen kennen, wenn wirtschafts- und innovationspolitische Maßnahmen greifen sollen.“

Globaler Wasserstress – aber regionale Unterschiede im Stressniveau

Für die Schwerpunktstudie „Innovationen in der Wasserwirtschaft“ des EFI-Gutachtens haben Robert Lütkemeier und Co-Autor Ahmad Awad den wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Zustand der weltweit vorhandenen Wasserressourcen geprüft. Zur Bewertung der verfügbaren Wassermenge haben die Forscher Beobachtungsdaten verschiedener Plattformen wie FAO Aquastat und EUROSTAT sowie Modelldaten aus dem Inter-Sectoral Impact Model Intercomparison Project (ISIMIP) analysiert, die Einblicke in vergangene, gegenwärtige und zukünftige Bedingungen bieten. Um das zukünftige Ausmaß an Wasserstress abzuschätzen, erzeugte das ISOE-Team Simulationen von Wasserentnahmen und stellte diese den Daten zu den erneuerbaren Wasserressourcen gegenüber. 

„Grundsätzlich sind die Bewertung von Wasserstress und die konkrete Vorhersage zukünftiger Veränderungen aufgrund der begrenzten vorhandenen Beobachtungsdaten und möglicher sozioökonomischer Schwankungen mit Unsicherheiten behaftet“, betont Lütkemeier. Die Ergebnisse der ISOE-Studie „The Status of Global Freshwater Resources“ deuten jedoch auf einen Rückgang der erneuerbaren Wasserressourcen in trockenen und subtropischen Regionen hin, wie etwa im Mittelmeerraum. Eine Zunahme ist hingegen in den feuchteren Regionen der gemäßigten Breiten sowie in Monsungebieten zu erwarten.

„Wir müssen derzeit davon ausgehen, dass der globale Wasserstress zunehmen wird, wobei die Prognosen von Land zu Land sehr unterschiedlich ausfallen“, sagt Lütkemeier. „Mit Blick auf Deutschland sehen wir aber, dass insbesondere die verringerten Wasserentnahmen im Energiesektor das allgemeine Wasserstressniveau senken konnten, wobei Wasserstress auch hier regional sehr unterschiedlich aussehen kann.“ Daher bleiben auch für Deutschland Risiken bei der Wasserversorgung bestehen. „Extremereignisse wie Dürren und Überschwemmungen, wie sie durch den Klimawandel verursacht und verschärft werden, geben weiterhin Anlass zu großer Sorge.“

Nur etwas mehr als die Hälfte aller Gewässer weltweit erfüllen Qualitätsstandards

Für die Bewertung der Wasserqualität trugen die ISOE-Forscher Indikatoren aus dem Monitoringprogramm der Sustainable Development Goals sowie Daten aus den Messprogrammen der EU-Wasserrahmenrichtlinie zusammen. Im Ergebnis zeigen sich große regionale Unterschiede der Wasserqualität: Weltweit erfüllen nur 56 Prozent der Gewässer die allgemeinen Qualitätsstandards nach Maßgabe der Nachhaltigen Entwicklungsziele, die sich auf den Gehalt von Sauerstoff, Salzen, Stickstoff, Phosphor sowie den pH-Wert beziehen. 

„Überraschend ist, dass ein signifikanter Anteil der Gewässer mit schlechter Qualität im Globalen Norden liegt, obwohl dort deutlich besser ausgebaute Abwasserreinigungstechniken zur Verfügung stehen als im Globalen Süden“, berichtet Lütkemeier. So zeigen die zum Teil spärlich verfügbaren Daten etwa eine gute Wasserqualität für Subsahara-Afrika.

In Deutschland sei die Mehrzahl der Gewässer trotz Fortschritten bei der Bekämpfung von Umweltverschmutzung durch chemische Schadstoffe, Nährstoffbelastungen und Altlasten wie Quecksilber deutlich belastet. „Nur neun Prozent der Oberflächengewässer erfüllen gute ökologische Standards“, sagt Lütkemeier, „außerdem ist das Grundwasser vielerorts durch Nitrate und Pestizide belastet, was Risiken für das Trinkwasser und die Ökosysteme mit sich bringt.“

Verantwortungsvoller Umgang mit verfügbaren Wasserressourcen

Die Autoren Robert Lütkemeier und Ahmad Awad empfehlen dringend, integrierte und anpassungsfähige Wasserbewirtschaftungsstrategien zu etablieren. „Das Ziel muss ein verantwortungsvoller Umgang mit den verfügbaren Wasserressourcen sein. Und das heißt, auch im Wassersektor den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen, die sozioökonomischen Entwicklungen der Zukunft zu berücksichtigen und die Umweltverschmutzung einzudämmen“, sagt Lütkemeier. Hierfür sei auch die zielgerichtete Zusammenarbeit zwischen Interessengruppen und Regierungen entscheidend. Diese müssten sich für einen langfristigen und wirkungsvollen Ressourcenschutz einsetzen und nicht nur technologische, sondern auch organisatorische und soziale Innovationen vorantreiben. 

Um eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung auch für künftige Generationen zu gewährleisten, sei zudem die Verbesserung der Qualität und Verfügbarkeit von wissenschaftlichen Daten unerlässlich. „Politik, Verwaltung und Wirtschaft benötigen zuverlässige Prognosen“, betont Lütkemeier. Insbesondere in ohnehin schon von Knappheit bedrohten Regionen erweise sich der Mangel an validen Daten als äußerst kritisch für die sichere Wasserversorgung. 

Link zur Studie Luetkemeier, R.; Ahmad, A. (2025): The Status of Global Freshwater Resources. Studien zum deutschen Innovationssystem. Nr. 8-2025. Berlin: EFI.

https://www.e-fi.de/fileadmin/Assets/Studien/2025/StuDIS_08_2025_.pdf 

Weitere Informationen

www.water-land-nexus.com 

Download

Bild 1 (Water Stress Median 2015–2025): Wasserstress in der aktuellen Situation
Bild 2 (Water Stress Median 2090–2100): Wasserstress für die Zukunft projiziert 
Bild 3 (Water Stress Change): Veränderung des Wasserstresses im Vergleich des zukünftigen Zeitraums 2090–2100 mit dem aktuellen Zeitraum 2015–2025
Quelle: Luetkemeier, R.; Ahmad, A. (2025): The Status of Global Freshwater Resources. Studien zum deutschen Innovationssystem. Nr. 8-2025. Berlin: EFI:15

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Robert Lütkemeier
Tel. +49 69 707 6919-58
 
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news-938 Tue, 11 Feb 2025 11:31:00 +0100 Stellungnahme des Ecological Research Network (Ecornet) - Gemeinsam für Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte https://www.isoe.de/news/gemeinsam-fuer-demokratie-soziale-gerechtigkeit-und-menschenrechte/ Führende Institute der Nachhaltigkeits- und Zukunftsforschung unterstützen das Bündnis „Hand in Hand – Wir sind die Brandmauer“ und die von diesem initiierte Demonstration „Mutig. Menschlich. Miteinander.“ am 16. Februar 2025 in Berlin. Die Institute des Ecological Research Network (Ecornet), zu denen auch das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung gehört, setzen sich ausdrücklich für demokratische Werte ein und haben dazu heute eine Stellungnahme für Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte veröffentlicht. Wir geben sie im Folgenden im Wortlaut wieder. Das Erstarken rechtsextremer Kräfte und die von ihnen ausgehenden menschenfeindlichen Bestrebungen sind eine ernste Gefahr für die Demokratie in Deutschland und eine konkrete Bedrohung für viele Menschen in unserem Land. Daher betonen wir ausdrücklich: Freiheitliche Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte sind die zentralen Fundamente unserer Gesellschaft. Sie sind zugleich die wesentliche Voraussetzung für eine unabhängige, leistungsfähige Wissenschaft, die es mehr denn je braucht um Lösungen für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln. Nur über eine Vielzahl von Ideen und innovativen Ansätzen, eine offene Debattenkultur und die Zusammenarbeit aller gesellschaftlicher Gruppen lassen sich die Probleme von heute und morgen in adäquater Form lösen. 

Wir im Ecological Research Network (Ecornet), dem Netzwerk der unabhängigen Nachhaltigkeitsforschungsinstitute in Deutschland, wollen zu diesen Lösungen gemeinsam und solidarisch beitragen. Vor diesem Hintergrund unterstützen wir das Bündnis „Hand in Hand – Wir sind die Brandmauer“ und die von diesem initiierte Demonstration Mutig. Menschlich. Miteinander. am 16. Februar 2025 um 14 Uhr in Berlin (Unter den Linden). 

Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit 

Überall in der Gesellschaft setzen sich Menschen und Organisationen für soziale Gerechtigkeit und den ökologischen Wandel ein, für Umwelt- und Klimaschutz und für nachhaltige Entwicklungen. Die Ecornet-Institute forschen mit ihnen gemeinsam und entwickeln Ideen für demokratisch verhandelte, global gerechte und wirksame sozial-ökologische Transformationen und ihre Umsetzung. Demokratie und Menschenrechte bilden das Fundament für unsere Arbeit und unser Denken.  
Demokratie ist allerdings keine Selbstverständlichkeit, sie wird durch aktiven Einsatz und gesellschaftliches Engagement lebendig und weiterentwickelt. Wir als Ecornet stehen für die liberale Demokratie, Pluralismus und Toleranz ein und wir lehnen jede Form von diskriminierendem, menschenfeindlichem und antidemokratischem Gedankengut entschieden ab. 

Über das Ecornet

Im Ecornet arbeiten mehr als 1.000 Mitarbeiter*innen in acht Instituten an konkreten Vorschlägen für Wege in ökologisch tragfähige und sozial gerechte Zukünfte. Unsere Arbeit zu sozial-ökologischen Transformationen ist stets mit Vorstellungen von einer demokratischen, lebendigen Gesellschaft verbunden. Mit unserer Forschung und unserem transdisziplinären Forschungsansatz tragen wir aktiv zur demokratischen Gestaltung der notwendigen Transformationen bei. 

Mitglieder im Ecornet sind: Ecologic Institut, ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung, Öko-Institut, Unabhängiges Institut für Umweltfragen (UfU), Wuppertal Institut

Mehr über das Ecornet lesen Sie hier.

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Prof. Dr. Flurina Schneider
Tel. +49 69 707 6919-0 

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melanie.neugart(at)isoe.de  
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news-937 Mon, 10 Feb 2025 16:32:00 +0100 Nachhaltige Mobilität - Geht es auch anders? Teilnehmende für Mobilitätsexperimente in der Region Frankfurt/Rhein-Main gesucht https://www.isoe.de/news/geht-es-auch-anders-teilnehmende-fuer-mobilitaetsexperimente-in-der-region-frankfurtrhein-main-gesuc/ Stau, Stress, Parkplatzsuche und Lärm: Die Mobilität mit dem eigenen Auto bietet nicht nur Vorteile. Vor allem für Menschen in Ballungsräumen werden die Nachteile immer mehr zur Belastung im Alltag. Wie kann der Weg zur Arbeit und zu Ausflugszielen verträglicher werden für Lebensqualität, Gesundheit und Umwelt? Das untersucht das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in zwei Mobilitätsexperimenten im Taunus. Für die beiden Reallabore im Forschungsprojekt transform-R werden Teilnehmende gesucht. Das Pendleraufkommen ist in Deutschland in den letzten Jahren weiter angestiegen. Allein in der Region Frankfurt/Rhein-Main pendeln täglich mehr als eine halbe Million Menschen zur Arbeit oder zum Ausbildungsplatz, überwiegend mit dem Auto. Auch Ausflüge werden zum großen Teil mit dem Auto unternommen. Der Taunus bietet vielfältige Freizeit- und Ausflugsmöglichkeiten und zieht entsprechend viele Besucher*innen an. Die verbreitete Nutzung des Autos hat nicht nur Folgen für die Umwelt, sondern insbesondere auch für die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen.

Mobilitätsexperiment „Nachhaltig mobil zu Ausflugszielen im Taunus"

In einem Mobilitätsexperiment wollen Wissenschafter*innen des ISOE herausfinden, welche Chancen und Hemmnisse für eine nachhaltige Ausflugsmobilität bestehen. Gemeinsam mit dem Freilichtmuseum Hessenpark, dem Freizeitpark Lochmühle, der Stadt Königstein und der Stabsstelle Mobilität, Klimaschutz, nachhaltige Kreisentwicklung und Umweltbildung beim Hochtaunuskreis geht das Team in diesem Reallabor der Frage nach, welche Maßnahmen erforderlich sind, um die An- und Abreise zu Ausflugszielen nachhaltiger zu gestalten.

Bis zu 20 Teilnehmende aus Usingen, Königstein und Frankfurt am Main bekommen über einen mehrmonatigen Zeitraum die Möglichkeit, Alternativen zum Pkw, wie E-Bikes, E-Lastenrad, ÖPNV oder Carsharing, für die An- und Abreise auszuprobieren. „Wir suchen Personen, die mit ihrer Familie oder mit ihren Freunden Ausflüge unternehmen und Interesse haben, diese alternativen Mobilitätsangebote zu testen,“ sagt Melina Stein, Verantwortliche für das Experiment am ISOE. Die Teilnehmenden und bis zu drei weitere Personen (Familienmitglieder, Partner*in oder Freunde) erhalten im Zuge des Reallabors kostenfrei Zugang zu den jeweiligen alternativen Mobilitätsangeboten.

Teilnahme am Mobilitätsexperiment in der Freizeit

Im Zeitraum von Mai bis Oktober 2025 sollen die Teilnehmenden ca. drei Ausflüge mit den von ihnen ausgewählten Mobilitätsangeboten unternehmen. Vor und nach dem Experiment führen die Wissenschaftler*innen vom ISOE kurze Interviews mit den Teilnehmenden zu ihrer Ausflugsmobilität und ihren Erfahrungen durch. Auf einer Auftaktveranstaltung erhalten die Teilnehmenden vorab alle wichtigen Informationen zum Ablauf des Reallabors.

Interessenten ab 18 Jahre, die in Usingen, Königstein oder Frankfurt am Main wohnen und regelmäßig Ausflüge in den Taunus machen, können sich bis zum 15.03.2025 über eine kurze Online-Umfrage unter folgendem Link anmelden: https://isoe.limequery.com/152257?lang=de

Mobilitätsexperiment zur Arbeit: „Anders Pendeln?“ in Friedrichsdorf

In der Stadt Friedrichsdorf im Hochtaunuskreis, führt das ISOE gemeinsam mit der ivm GmbH und dem Regionalverband FrankfurtRheinMain ein Pendelexperiment durch. Für dieses Reallabor werden Teilnehmende gesucht, die die Möglichkeit erhalten, Alternativen zu ihrem gewohnten Pendelweg auszuprobieren – kostenlos und für mehrere Monate.

„Wir suchen Personen, die regelmäßig zum Arbeits- oder Ausbildungsort fahren müssen und offen dafür sind, über einen Zeitraum von mehreren Monaten, zwischen Juni und Oktober (2025), Alternativen zu ihrem bisherigen Pendelalltag auszuprobieren,“ sagt Sven Wingerter, Mobilitätsmanager der Stadt Friedrichsdorf. Alle Teilnehmenden des Experiments werden umfassend zu ihrem Arbeitsweg beraten und können im Anschluss für mehrere Monate ein E-Bike, ein E-Lastenrad oder den öffentlichen Nahverkehr kostenlos testen.

„Der Aufbau von neuen Routinen braucht meist mehrere Monate. Deshalb sind langfristige und niedrigschwellige Möglichkeiten zum Ausprobieren von alternativen Verkehrsmitteln eine wichtige Ergänzung zum Ausbau von Infrastruktur“, erläutert Dr. Luca Nitschke, Mobilitätsforscher und Verantwortlicher für das Experiment am ISOE.

Teilnahme am Pendelexperiment in Friedrichsdorf

Interessierte ab 18 Jahren müssen in Friedrichsdorf wohnen oder arbeiten beziehungsweise  ihre Ausbildung dort machen. Den gesamten oder überwiegenden Teil des Pendelwegs zur Arbeit oder zur Ausbildungsstätte müssen sie bisher regelmäßig mit dem Auto zurückgelegt haben, mindestens zwei Mal wöchentlich. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, kommt die Teilnahme infrage.

Eine Informationsveranstaltung zum Experiment und seinem Forschungshintergrund findet am 13.  März 2025 um 19 Uhr statt - im Rathaus der Stadt Friedrichsdorf, Großer Sitzungssaal 101 (Hugenottenstraße 55, 61381 Friedrichsdorf).

Weitere Informationen zum Mobilitätsexperiment „Anders Pendeln“ unter https://www.transform-region.de/Pendelexperiment

Mehr über das Forschungsprojekt transform-R

transform-R ist ein vom Regionalverband FrankfurtRheinMain initiiertes und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Projekt, mit dem übergeordneten Ziel, die Energie- und Mobilitätswende in der Region Frankfurt/Rhein-Main voranzutreiben. Neben ökologischen Gesichtspunkten stehen dabei auch soziale Aspekte und die Verbesserung der Lebensqualität der Menschen im Mittelpunkt. Ziel des Projekts ist es, aus Erprobungsräumen, sogenannte „Reallabore“, Erkenntnisse über Möglichkeiten einer beschleunigten Umsetzung der Mobilitätswende zu gewinnen. Hieraus werden wiederum Transferprodukte und Instrumente zur Skalierung entwickelt, um erfolgreich erprobte Mobilitätslösungen in andere Kommunen und letztlich in die Fläche zu bringen. Projektpartner des Regionalverbands sind die Goethe-Universität Frankfurt, das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung sowie das ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung. https://www.transform-region.de/

Wissenschaftlicher Ansprechpartner*in:

Melina Stein für das Mobilitätsexperiment zu Ausflugszielen
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Tel. +49 69 707 6919-50

Dr. Luca Nitschke für das Pendelexperiment in Friedrichsdorf
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Tel. +49 69 707 6919-20

Weiterer Ansprechpartner für die Stadt Friedrichsdorf

Sven Wingerter
Mobilitätsmanagement
Tel. +49 6172 731 1318

Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51

 
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Pressemitteilung
news-936 Wed, 22 Jan 2025 09:35:12 +0100 Masterplan „Zukunftssichere Wasserversorgung im Saarland 2040“ - Wie gelingt die zukunftssichere Wasserversorgung im Saarland?  https://www.isoe.de/news/wie-gelingt-die-zukunftssichere-wasserversorgung-im-saarland/ Um die Trinkwasserversorgung langfristig zu sichern, haben Politik und Verbände des Saarlandes einen Masterplan vorgelegt. Der breit angelegte Leitfaden für eine gute wasserfachliche Praxis wurde vom ISOE mitentwickelt.  Die Folgen des Klimawandels mit zunehmenden Hitzetagen und Trockenphasen sowie eine in die Jahre gekommene Infrastruktur und der Fachkräftemangel stellt auch die Wasserversorgung des Saarlandes vor große Herausforderungen. Um sich in Zukunft sicher und verantwortungsbewusst den damit verbundenen Aufgaben stellen zu können und die Versorgung mit Trinkwasser zu gewährleisten, ist eine fundierte und aktuelle Datengrundlage über den Zustand des Versorgungssystems, die Ressourcensituation und mögliche Risiken für die Wasserversorgung unerlässlich.

Gleichzeitig steigen die technischen, fachlichen und gesetzlichen Anforderungen an die Wasserversorgung. Zudem erhöhen die Urbanisierung, der demografische Wandel und der Strukturwandel in der Landwirtschaft den Druck auf Wasserressourcen und damit auf die Wasserwirtschaft. Diese sieht sich daher zunehmend mit Nutzungskonkurrenzen und -konflikten konfrontiert.

Nachhaltig und bezahlbar: Trinkwasser für das Saarland

Um sich gegen diese Herausforderungen zu wappnen, haben Politik und Verbände des Bundeslandes den Masterplan „Zukunftssichere Wasserversorgung im Saarland 2040“ vorgelegt. Erarbeitet wurde der Masterplan durch Wasserforscher des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung gemeinsam mit der aquabench GmbH als Projektpartner. Über zweieinhalb Jahre lang haben die Projektpartner mit Wasserversorgern, Verbänden und Behörden den Status quo des saarländischen Wassersektors erhoben und ausgewertet sowie Perspektiven für die zukünftige Ausrichtung der Wasserversorgung entworfen.

Der Masterplan, der Mitte Januar veröffentlicht wurde, stellt die Ergebnisse auf rund 170 Seiten zusammen und leitet daraus für das Saarland priorisierte Handlungsempfehlungen und einen Leitfaden „Gute wasserfachliche Praxis“ ab. Um die Sicherheit der Wasserversorgung von rund einer Million Einwohnern auch in Zukunft zu gewährleisten, richtet sich der Blick auf alle relevanten Felder: Personal, Organisation und Struktur, Infrastruktur, Ressourcensicherheit einschließlich Wasserbedarf, Datengrundlage, Wirtschaftlichkeit und Finanzierung.

Meilenstein für zukunftssichere Wasserversorgung 

ISOE-Wasserforscher Stefan Liehr bewertet den Masterplan als einen Meilenstein für die sichere Wasserversorgung des Saarlandes: „Erstmals seit den 90er Jahren wurde der Wissensstand zur Wassersituation der Region umfassend neu erhoben. Da alle Versorgungsunternehmen wie auch die Behörden miteinbezogen wurden, konnten unter anderem für alle 40 Unternehmen der öffentlichen Wasserversorgung Wasserbedarfsprognosen erstellt werden. Das war entscheidend, um einen differenzierten Blick auf die Bedarfsentwicklung des Saarlandes zu erhalten“, berichtet Liehr. 
Zusammen mit der Grundwasserneubildung und dem nutzbaren Dargebot von Wasser seien die Bedarfsprognosen gewissermaßen ein „Herzstück“ für zukünftige Entscheidungen. Der Masterplan diene nun als neue Referenz für die nächsten Schritte und Entscheidungen in der saarländischen Wasserwirtschaft. Mit seinem umfassenden Ansatz setze der Masterplan zudem Maßstäbe für die frühzeitige Zukunftssicherung der Wasserversorgung auch weit über das Saarland hinaus.
Als einen wichtigen Schritt sieht der Masterplan eine engere Kooperation der saarländischen Wasserversorger vor, um angesichts der eher kleinteiligen Struktur landesweit die Effizienz zu steigern, Kosten zu senken und die Resilienz des gesamten Systems zu erhöhen. Mit dem Leitfaden zur guten wasserfachlichen Praxis und der darin enthaltenen Checkliste kann jeder Versorger eigenverantwortlich prüfen, wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen. Gerade hinsichtlich der besonders drängenden Herausforderungen des Fachkräftemangels, des Sanierungsbedarfs und der Datengrundlagen lässt sich über eine verstärkte gemeinsame Zusammenarbeit viel erreichen. 

Zum Masterplan, der im Auftrag des Verbands der Energie- und Wasserwirtschaft des Saarlandes VEWSaar e.V. erstellt wurde:

Möller, Kay/Stefan Liehr/Sze Yie Chan/Deike U. Lüdtke/Robert Lütkemeier/Axel Schmidt/Marius Wilke/Daniel Zipperer (2024): Masterplan Zukunftssichere Wasserversorgung im Saarland 2040. Saarbrücken: Verband der Energie- und Wasserwirtschaft des Saarlandes VEWSaar e.V.
www.vewsaar.de/mpw2040 

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Stefan Liehr
Tel. +49 69 707 6919-36
 
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news-934 Wed, 15 Jan 2025 11:06:06 +0100 Neue EU-Richtlinie verpflichtet Unternehmen - Forschungsprojekt begleitet Berichtspflicht zu Biodiversität  https://www.isoe.de/news/forschungsprojekt-begleitet-berichtspflicht-zu-biodiversitaet/ Unternehmen können einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten. Eine neue EU-Richtlinie verpflichtet sie nun, die Auswirkungen ihrer Beschaffung, Produktion und ihres Vertriebs auf die Biodiversität und damit verbundene Risiken und Chancen offenzulegen. Das Forschungsprojekt „Business for Biodiversity: T-Labs für den sozial-ökologischen Wandel“ unter der Leitung des ISOE begleitet den europaweiten Transformationsprozess, der durch die Einführung dieser EU-Richtlinie initiiert wurde. Der European Sustainability Reporting Standard (ESRS E4) ist eine Neuerung, die dem Schutz der Biodiversität gelten soll, für viele Unternehmen aber eine große Herausforderung darstellt: Sie müssen im Zuge ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung auch offenlegen, welche Auswirkungen, Chancen und Risiken sich aus ihrem Unternehmensmanagement für die biologische Vielfalt und Ökosysteme ergeben. Dazu verlangt die Richtlinie eine umfassende Stellungnahme. 

Diese Regelung ist insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen eine Belastung. Doch sie bietet auch eine neue Chance, den sozial-ökologischen Wandel in der Wirtschaft voranzubringen. Unternehmen können einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten. Das gilt insbesondere für die Lebensmittelwirtschaft, deren Beschaffung, Produktion und Vertrieb in besonderem Maße von der Qualität der biologischen Vielfalt abhängt und sie gleichzeitig aber auch ganz maßgeblich beeinflusst. 

„Business for Biodiversity“: Forschungsteam betritt Neuland

Entsprechend liegt in der Veränderung der unternehmerischen Praxis großes Potenzial für den Erhalt der Artenvielfalt. Mehr noch, es kann auch die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen steigern, weil etwa Investoren zunehmend von Unternehmen verlangen, die Auswirkungen ihrer Prozesse auf die Biodiversität transparent darzustellen. Für solche Veränderungen müssen Mitarbeitende die neuen gesetzlichen Verpflichtungen in die Praxis umsetzen – das setzt erfolgreiche Lernprozesse voraus, ebenso den Aufbau neuer Kompetenzen und ein wachsendes Bewusstsein für die Bedeutung der Biodiversität.

Das von der Volkswagen Stiftung geförderte Forschungsprojekt „Business for Biodiversity“ begleitet diesen europaweiten, regulierungsgetriebenen Transformationsprozess, der durch die Einführung des Reporting Standards ESRS E4 initiiert wurde. Insofern dieser Prozess aufgrund seiner Neuartigkeit bislang kaum erforscht ist, betritt auch das Forschungsteam unter der Leitung des ISOE in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Neuland.

Erhalt der Biodiversität: Neue Ansätze für innerbetriebliche Maßnahmen 

Das Forschungsteam hat sich nicht nur zum Ziel gesetzt, bis Juni 2027 wissenschaftliche Erkenntnisse über die Effektivität von Instrumenten zur Messung der Auswirkungen der Lebensmittelwirtschaft auf die Biodiversität zu untersuchen. Es will außerdem zeigen, wie biodiversitätsfreundliches Handeln in Unternehmen über die Berichterstattungspflicht hinaus durch innerbetriebliche Maßnahmen gestärkt werden kann. Hierfür erforscht das Team in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen in sogenannten Transformation Labs (T-Labs), wie sie Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität wirksam gestalten und umsetzen können. 

Ziel ist es, den Mitarbeitenden neue Denkweisen und Räume für einen transformativen Wandel hin zu einer biodiversitätsfreundlichen Beschaffung, Produktion und Vermarktung in der deutschen Lebensmittelwirtschaft zu eröffnen. Dazu werden natur- und sozialwissenschaftliche Methoden wie Wirkungsabschätzung, Befragungen, Interviews und Workshops kombiniert. 

Zum Projekt

https://www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/business-for-biodiversity/ 

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin

Prof. Dr. Flurina Schneider
Tel. +49 69 7076919-0

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Melanie Neugart
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news-925 Mon, 16 Dec 2024 16:03:00 +0100 ISOE-Lecture an der Goethe-Universität Frankfurt - Wasserextreme: Können Krisen einen nachhaltigeren Umgang mit Wasser auslösen?  https://www.isoe.de/news/wasserextreme-koennen-krisen-einen-nachhaltigeren-umgang-mit-wasser-ausloesen/ Dürrekrisen und Überschwemmungen sind in vielen Regionen der Welt eine existenzielle Bedrohung. Der Klimawandel wird diese Situation noch verschärfen – auch in Regionen, die in der Vergangenheit nicht damit konfrontiert waren. Werden diese Krisen den dringend notwendigen Wandel hin zu einer nachhaltigen Wasserbewirtschaftung auslösen? Können sie zu einer grundlegenden Veränderung der Beziehungen zwischen Menschen und Wasser führen? Diesen Fragen geht Claudia Pahl-Wostl, Professorin für Ressourcenmanagement an der Universität Osnabrück, in der ISOE-Lecture am 6. Februar 2025 nach. Auch im Wintersemester 2024/25 setzt das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung seine „ISOE-Lecture“ fort. Die Veranstaltungsreihe, die sich seit 2012 aktuellen Fragen der Nachhaltigkeitsforschung widmet, findet am 6. Februar um 18:15 Uhr im Casino der Goethe-Universität Frankfurt statt. Gastrednerin wird die Wissenschaftlerin Claudia Pahl-Wostl sein. Sie ist Professorin an der Universität Osnabrück und beschäftigt sich mit nachhaltigem Ressourcenmanagement. 

In ihrem Vortrag stellt Claudia Pahl-Wostl Ansätze vor, die einen transformativen Wandel als Lernprozess auf mehreren Ebenen konzeptualisieren – vom Individuum bis zur Gesellschaft als Ganzes. Der Vortrag lädt dazu ein, die Möglichkeiten und Grenzen der Steuerung eines Wandels der Beziehungen zwischen Menschen und Wasser zu diskutieren. Er ist zugleich ein Plädoyer für ein aktives Engagement der Wissenschaft in solchen transformativen Prozessen.

Über die ISOE-Lecture

Die jeweils im Wintersemester stattfindende Veranstaltungsreihe des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Kooperation mit der Professur für Soziologie mit dem Schwerpunkt Umweltsoziologie widmet sich aktuellen Fragen der Nachhaltigkeitsforschung sowie konkreten Beispielen aus Wissenschaft und Forschung. Die „ISOE-Lecture Nachhaltige Wissenschaft“ möchte insbesondere Studierenden und jungen Wissenschaftler*innen, aber auch der interessierten Öffentlichkeit Denkanstöße geben, wie Übergänge in eine nachhaltige Entwicklung gelingen können und welche Rolle der Hochschule und der Wissenschaft dabei zukommt. Mehr Informationen zur ISOE-Lecture: www.isoe.de/lehre/isoe-lecture/

ISOE-Lecture WS 2024/2025

Transformativer Wandel in den Beziehungen zwischen Menschen und Wasser – die Rolle von Krisen

Claudia Pahl-Wostl
Institut für Geographie, Institut für Umweltsystemforschung, Universität Osnabrück

Datum: 6. Februar 2025, 18:15 – 19:45 Uhr

Ort: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend. Casino Raum 1.801 (Renate von Metzler Saal)

Veranstalter: ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Kooperation mit der Professur für Soziologie mit dem Schwerpunkt Umweltsoziologie, FB03, Goethe-Universität

Mitdiskutieren: #ISOE_Lecture

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

PD Dr. Diana Hummel
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news-926 Thu, 12 Dec 2024 18:09:00 +0100 Frankfurter Bürger-Uni - Genießen in vollen Zügen? Wie Pendeln nachhaltiger und angenehmer gestaltet werden kann https://www.isoe.de/news/geniessen-in-vollen-zuegen-wie-pendeln-nachhaltiger-und-angenehmer-gestaltet-werden-kann/ Menschen in Ballungsräumen sind pausenlos in Bewegung. Beispiel Rhein-Main-Region: Hier ist die Pendelmobilität stark ausgeprägt. Wie sich Pendeln auf die Lebensqualität auswirkt und welche Bedeutung dieser Zeit beigemessen wird – und auch, wie der Weg zur Arbeit nachhaltiger, angenehmer und gesünder werden kann – wurde im Frankfurter Forschungsprojekt „PendelLabor“ untersucht. Die Ergebnisse sind jetzt Teil der Sonderausstellung des Historischen Museums „Bewegung! Frankfurt und die Mobilität.“ Sie werden im Rahmen der Frankfurter Bürger-Uni am 5. Februar 2025 von Wissenschaftler*innen des ISOE vorgestellt und gemeinsam mit dem Publikum diskutiert.  Die Frankfurter Bürger-Uni des ISOE verlässt auch im Wintersemester 2024/25 wieder den Hörsaal. Die Veranstaltung mit dem Titel „Genießen in vollen Zügen? Wie Pendeln nachhaltiger und angenehmer gestaltet werden kann“ findet in Kooperation mit dem Historischen Museum Frankfurt in den Räumen der aktuellen Sonderausstellung zum Thema Mobilität statt. Der Besuch der Bürger-Uni am 5. Februar 2025 ist deshalb auch mit einer kurzen Führung durch die Ausstellung verbunden, geleitet von Nina Gorgus, bevor die ISOE-Mobilitätsforscher*innen Jutta Deffner und Luca Nitschke Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „PendelLabor“ vorstellen werden, die Teil der Ausstellung sind. 

In diesem Projekt unter der Leitung des ISOE hat ein Team aus Wissenschaftler* innen und Praxisakteur*innen untersucht, wie sich der tägliche Weg zur Arbeit nicht nur ökologisch, sondern auch sozial verträglicher gestalten lässt – damit Pendelmobilität einen Beitrag zur Mobilitätswende leisten kann. Das Forschungsteam um Luca Nitschke widmete sich deshalb auch den Hürden, mit denen sich viele Pendelnde konfrontiert sehen. Oft sieht der Individualverkehr im eigenen Auto nach der vermeintlich besten Lösung aus, um die Anforderungen im Alltag zu meistern, und selten ergeben sich Möglichkeiten, Routinen zu verändern. 

Ergebnisse aus dem Realexperiment und Forschungsprojekt „PendelLabor“

Genau diese Möglichkeit bot das Forschungsteam Teilnehmenden in einem Realexperiment in der Region Rhein-Main an: Im „PendelLabor“ konnten sie auf ein nachhaltigeres Verkehrsmittel umsteigen. Was dafür notwendig war und ob der Umstieg funktioniert hat – das erfahren die Besucher*innen im Zuge der Bürger-Uni. „Nachhaltiges Pendeln ist keine Angelegenheit, die Pendler*innen individuell lösen können, denn die Entscheidungen darüber, ob man zum Beispiel mit dem Auto oder dem ÖPNV pendelt, hängt mit vielen Aspekten zusammen, die von den Pendelnden selbst oft nicht beeinflussbar sind“, verrät Luca Nitschke aber schon vorab. Das Forschungsprojekt PendelLabor habe durch Fallstudien und Interviews sehr deutlich gezeigt, dass Pendeln immer Teil eines komplexen Alltags ist und dass externe Rahmenbedingungen so gestaltet werden müssen, dass sich Pendelwege mit nachhaltigen Verkehrsmitteln besser in den Tagesablauf integrieren lassen. 

Frankfurter Bürger-Uni 

Genießen in vollen Zügen? Wie Pendeln nachhaltiger und angenehmer gestaltet werden kann

Führung durch die Ausstellung mit Diskussionsrunde
05. Februar 2025

Dr. Jutta Deffner, Dr. Luca Nitschke (ISOE)
Prof. Dr. Nina Gorgus (Historisches Museum Frankfurt)

Anmeldung:  
Treffpunkt: Historisches Museum Frankfurt, im Schneekugelfoyer 
Zeit: 16:00 – 17:30 Uhr 
Tickets: an der Museumskasse im Schneekugelfoyer 10 €/5 € Eintritt + 3 € Führung
Veranstalter: ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Kooperation mit dem 
Historischen Museum Frankfurt, Sonderausstellung „Bewegung! Frankfurt und die Mobilität“

Links:

Historisches Museum Frankfurt 
Projektwebsite PendelLabor 

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Luca Nitschke
Tel. +49 69 707 6919-20
 
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Melanie Neugart
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news-923 Mon, 02 Dec 2024 15:41:00 +0100 In Memoriam - Nachruf auf ISOE-Mitbegründer Prof. Dr. Egon Becker https://www.isoe.de/news/nachruf-auf-isoe-mitbegruender-prof-dr-egon-becker/ Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung trauert um Professor Dr. Egon Becker, der am 15. November 2024 im Alter von 88 Jahren verstorben ist. Egon Becker war Mitbegründer des ISOE, Vordenker der Sozialen Ökologie und als Professor für Wissenschafts- und Hochschulforschung nahezu drei Jahrzehnte an der Goethe-Universität tätig. Seine theoretischen und methodologischen Arbeiten zur Sozialen Ökologie, zur Komplexitätsforschung und Wissenschaftstheorie waren wegweisend für die erfolgreiche Entwicklung des Frankfurter Forschungsinstituts und darüber hinaus.  Egon Becker war Mitbegründer des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung im Jahr 1989. Als Vordenker prägte er maßgeblich die Soziale Ökologie als Wissenschaft von den krisenhaften Beziehungen zwischen Gesellschaft und Natur und auch die Forschungsprogrammatik des ISOE. Becker wirkte in Forschungsprojekten des Instituts mit und verband zugleich seine theoretischen Arbeiten zur Sozialen Ökologie immer auch mit der universitären Lehre. Er war von 1972 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000 Professor für Wissenschafts- und Hochschulforschung am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität.

Als Egon Becker gemeinsam mit Thomas Jahn, Thomas Kluge, Engelbert Schramm und Irmgard Schultz das ISOE gründete, blickte er bereits auf eine bemerkenswerte wissenschaftliche Laufbahn zurück. Sie begann mit dem parallelen Studium der Nachrichtentechnik, Mathematik und Physik an der TU Darmstadt sowie der Philosophie und Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Nach seiner Promotion an der TU Darmstadt in Theoretischer Festkörperphysik führten ihn Forschungsarbeiten zunächst an die Yale University und nach Nottingham und Grenoble, bevor er seine Lehr- und Forschungstätigkeit in Frankfurt aufnahm. Im Zuge seiner wissenschaftlichen Laufbahn entstand eine umfangreiche Publikations- und Vortragsliste. Egon Becker war zudem, über Frankfurt hinaus, viele Jahre wissenschafts- und forschungspolitisch aktiv.

Neuer Blick auf Fragestellungen im Grenzbereich von Natur und Gesellschaft

Für das ISOE, dessen Gründung in eine Zeit fällt, in der sich die Folgen massiver Umweltverschmutzungen und Naturzerstörungen in dramatischem Ausmaß zeigten, war Egon Becker in besonderer Weise prägend – weil er als Naturwissenschaftler und Sozialwissenschaftler gleichermaßen auf Fragen der Nachhaltigkeit blickte und diese Perspektiven konsequent vereinte. Becker war überzeugt: „Wenn Fragestellungen im Grenzbereich von Natur und Gesellschaft angesiedelt sind, werden beide Perspektiven notwendig.“ Daher gehörte auch die Überwindung der disziplinären Schranken innerhalb der Universitäten zu Beckers großen wissenschaftspolitischen und wissenschaftstheoretischen Themen. 

„Egon Becker hat mit seinem Beitrag zur Grundsteinlegung des ISOE und mit seiner engen wissenschaftlichen Begleitung über viele Jahre einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg unseres Instituts geleistet, mehr noch – ohne Egon Becker gäbe es das Institut nicht“, sagt die wissenschaftliche Geschäftsführerin des ISOE, Flurina Schneider. „Mit seinem präzisen Blick und seiner Beharrlichkeit in wissenschaftstheoretischen Fragen war er für das ISOE ein geschätzter Berater, der fehlen wird. Mit großem Dank und tiefer Anerkennung nehmen wir Abschied. Unser Mitgefühl gilt insbesondere Egon Beckers Familie, seinen Freund*innen und Weggefährt*innen.“ 

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Prof. Dr. Flurina Schneider
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news-912 Thu, 31 Oct 2024 12:44:34 +0100 Sozial-ökologische Transformation - ISOE stärkt regionale Zusammenarbeit für nachhaltige Mobilität: Start der transform-R-Reallabore https://www.isoe.de/news/isoe-staerkt-regionale-zusammenarbeit-fuer-nachhaltige-mobilitaet-start-der-transform-r-reallabore/ Ob gut ausgebaute Radwegenetze, Stadtquartiere mit begrenztem motorisiertem Verkehr oder Parkplätze mit Photovoltaikanlagen und Lademöglichkeiten für Elektromobilität – wie kann die Mobilitäts- und Energiewende konkret vor Ort umgesetzt werden? Und lassen sich einzelne Beispiele auf die gesamte Region Rhein-Main übertragen? Das Reallaborprojekt „transform-R“, an dem auch das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung beteiligt ist, zeigt unterschiedliche Wege auf.  Zum Start der Praxisphase des Projekts fand am 29.10.2024 das Vernetzungstreffen „Zukunftsfähige Mobilität FrankfurtRheinMain“ für Kommunen, Landkreise und Akteure aus der Region in Frankfurt am Main statt. Es diente dem Austausch von Erfahrungen bei der Umsetzung der Mobilitäts- und Energiewende und markierte den offiziellen Startschuss für die geplanten Reallabore im Forschungsprojekt transform-R. 

Das praxisorientierte Forschungsprojekt untersucht in mehreren Reallaboren zur Energie- und Mobilitätswende, inwiefern sich kleinräumige Maßnahmen in die Fläche beziehungsweise in die gesamte Region übertragen lassen. Das Besondere an Reallaboren: Forschungsfragen werden von Vertreter*innen aus Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam bearbeitet und mögliche Maßnahmen werden unmittelbar erprobt. Ziel ist, dass möglichst viele Personen aus Politik und Verwaltung ebenso wie Bürgerinnen und Bürger im Zuge eines breit angelegten Beteiligungsprozesses an der Gestaltung und Umsetzung der Energie- und Mobilitätswende mitwirken. 

transform-R: Reallabore für regionalen Klimaschutz 

Die geplanten Reallabore in Hanau, Offenbach, Groß-Gerau, Königstein, Friedrichsdorf und im Hochtaunuskreis widmen sich unterschiedlichen Aspekten von nachhaltiger Mobilität – von klimafreundlichen Angeboten über nicht motorisierte Verkehrswege im Quartier bis hin zur Gestaltung von Parkplätzen für Photovoltaiknutzung oder nachhaltiger Alltagsmobilität. Dabei geht es um klimafreundliche Alterativen und darum, die Akzeptanz für den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Veränderungen im Mobilitätsverhalten zu fördern, um möglichst schnell eine sozial-ökologische Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschafts- und Lebensweise zu erreichen. 

Die Erfahrung der ISOE-Forschung hat gezeigt: Testangebote im Zuge von Reallaboren können einen Einstieg für neue, nachhaltigere Routinen bieten. Im Forschungsprojekt transform-R begleitet das ISOE zwei Reallabore zu Pendel- und Ausflugsmobilität. Darüber hinaus ist das ISOE an der Strategieentwicklung für eine gute interkommunale Zusammenarbeit beteiligt. Ziel ist es unter anderem, Planungsprozesse zukünftig effizienter zu gestalten. Beim Vernetzungstreffen in Frankfurt wurde hierfür das Leitbild „Zukunftsfähige Mobilität für alle“ vorgestellt, an dem 17 Kommunen, drei Landkreise, Organisationen und Interessenvertretungen aus der Wirtschaft und Umweltverbänden sowie dem öffentlichen Nahverkehr und hessische Landesbehörden beteiligt waren. 

Leitbild „Zukunftsfähige Mobilität für alle“

Das Leitbild dient als Ziel- und Handlungsorientierung bei der Umsetzung der Mobilitäts- und Energiewende und bietet Hilfestellung für die zielgerichtete Koordination künftiger Zusammenarbeit in der Region. Es soll zunächst, auch durch Info- und Diskussionsveranstaltungen, weitreichend bekannt gemacht und schließlich als verbindliche interkommunale Orientierung durch die Verbandskammer des Regionalverbands beschlossen werden.

Dr. Jutta Deffner, Leiterin des Forschungsfelds Nachhaltige Gesellschaft am ISOE, sieht im Leitbild einen wichtigen Meilenstein, um gemeinsam die Klimaziele zu erreichen, und zugleich ein geeignetes Kommunikationsinstrument für die Mobilitätswende in der Region: „Den beteiligten Kommunen ging es hauptsächlich darum, die komplexe Mobilitätstransformation verständlich zu machen. Das Leitbild ist eine konkrete Hilfestellung für politisches Handeln, für die Verwaltungsarbeit und für Unternehmen, und es gibt allen in der Region Sicherheit über die gemeinsamen Ziele und Schritte hin zu einer nachhaltigen Mobilität.“

Link zum Leitbild: www.transform-region.de/Leitbild-f%C3%BCr-die-Region/ 

Über das Projekt 

Im Projekt transform-R werden seit November 2022 Optionen erforscht, mit denen Kommunen und Landkreise die Mobilitätswende und Klimaschutz vor Ort voranbringen können. An dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kooperationsprojekt sind neben dem Regionalverband FrankfurtRheinMain das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu GmbH), das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung Frankfurt am Main sowie die Goethe-Universität Frankfurt am Main beteiligt. Mehr zu Ergebnissen, konkreten Reallaboren, Mitwirkungsmöglichkeiten und über das weitere Vorgehen beim Projekt transform-R gibt es unter: www.transform-region.de 

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Dr. Jutta Deffner 
Tel. +49 69 707 6919-38
 
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news-911 Thu, 24 Oct 2024 14:41:51 +0200 Nachhaltiger Alltag - Weniger ist mehr: Suffizienz in Stadtquartieren fördern https://www.isoe.de/news/weniger-ist-mehr-suffizienz-in-stadtquartieren-foerdern/ Gesunde Natur und eine intakte Umwelt sind die Grundvoraussetzungen für den Erhalt unserer natürlichen Lebensbedingungen. Mit dem Wissen, dass viele Ökosysteme an ihre Belastungsgrenzen kommen, ist eine drastische Senkung des Energie- und Ressourcenverbrauchs notwendig. Einen möglichen Weg dahin bieten sogenannte Suffizienzpraktiken, das heißt ein bewusster, möglichst sparsamer Umgang mit Energie und vorhandenen Rohstoffen in allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft. Städte spielen hierbei eine besondere Rolle, denn sie haben ein großes Potenzial für Einsparungen. Doch wie lässt sich Suffizienz erreichen? Das haben Forscher*innen des ISOE in einem Reallabor mit Bürger*innen der Stadt Kelsterbach untersucht.  Suffizienzstrategien sind umso erfolgreicher, je mehr Menschen das Prinzip kennen und im Alltag umsetzen. Damit ein sparsamer Umgang mit Gütern und ökologischen Ressourcen zum Standard wird, sind umfassende Veränderungen von Konsummustern, Alltagsroutinen, sozialen und kulturellen Praktiken nötig. Allerdings stellt sich die Frage, ob und wie diese neuen Routinen und Praktiken überhaupt zu den vielfältigen Bedürfnissen von Menschen passen. 

Lernräume für ressourcen- und klimaschonendes Alltagshandeln 

Im Forschungsprojekt SuPraStadt haben Wissenschaftler*innen des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in einem Quartier der hessischen Kleinstadt Kelsterbach untersucht, wie sich die Bedürfnisse der Bürger*innen in den Handlungsfeldern Ernährung und Mobilität – insbesondere im Hinblick auf soziale Teilhabe – mit den ökologischen Anforderungen der Nachhaltigkeit in Einklang bringen lassen. Außerdem haben sie untersucht, welche ressourcen- und klimaschonenden Praktiken sich die Stadtteilbewohner*innen für ihren Alltag vorstellen können. Es hat sich gezeigt, dass Suffizienz stark davon abhängt, ob Menschen geeignete Voraussetzungen vorfinden, um diese neuen Praktiken überhaupt ausüben zu können. Beispiel Gärtnern: Ein nachhaltig bewirtschafteter Garten mit selbst angebautem Gemüse schützt die Natur, schont Ressourcen, vermeidet Müll und leistet einen Beitrag zur Artenvielfalt. Doch dafür müssen Flächen im eigenen Wohnumfeld verfügbar sein, und es braucht Lernräume, um sich entsprechendes Wissen anzueignen.

Reallabor in Kelsterbach: Neue Alltagspraktiken und Routinen erproben

Im Forschungsprojekt SuPraStadt wurden solche Voraussetzungen und Lernräume geschaffen: Die Bewohner*innen des Stadtquartiers Mainhöhe in Kelsterbach konnten beispielsweise durch gemeinsames Gärtnern die Wohn- und Aufenthaltsqualität im Quartier erhöhen und den sozialen Zusammenhalt stärken: In einem nachbarschaftlichen Gartenprojekt hatten sie die Möglichkeit, selbst gewählte Gemüse- und Obstsorten sowie Kräuter anzupflanzen und zu ernten. Viele haben die gemeinschaftlichen Angebote genutzt. Die ISOE-Forscher*innen haben untersucht, wie sich solche Erfahrungen aus dem Reallabor systematisieren und verallgemeinern lassen. Welche Angebote und Methoden sind erfolgreich, um Suffizienzpraktiken auf Nachbarschafts- oder Quartiersebene zu verbreiten? Dazu wurden verschiedene Workshops, Mitmachaktionen und Lernformate erprobt. In einem nun erschienenen Leitfaden zeigen die ISOE-Forscher*innen am Beispiel des gemeinsamen Gärtnerns, wie diese Erfahrungen in die Breite getragen und von anderen aufgegriffen werden können, etwa mit einer Veranstaltungsreihe, die den Bewohner*innen neue Erfahrungsräume eröffnet, in denen Naturerleben und Verschönerung eines Stadtquartiers Hand in Hand gehen. Welche organisatorischen, sozialen und ökologischen Aspekte gibt es zu beachten? 

Wissenstransfer für nachhaltige Stadtquartiere: Anleitung zum Selbermachen

Die „Anleitung zum Selbermachen: Gemeinsam Gärtnern im Quartier“ ist nur eine von fünf praktischen Anleitungen für mehr Nachhaltigkeit und Lebensqualität aus der „SuPraStadt-Toolbox“. Die Toolbox bietet weitere Leitfäden von Forschungspartnern, etwa für die „Zukunftsgerechte Reiseplanung“ oder einen „Rad Check“. Alle Anleitungen richten sich an Entscheidungsträger*innen in der Lokalpolitik, Kommunalverwaltung und lokaler Wirtschaft sowie an zivilgesellschaftliche Akteure. Sie zeigen detailliert, welche Voraussetzungen notwendig sind, um Suffizienzpraktiken im Alltag zu ermöglichen, und wie sich suffiziente Routinen in bestehende Strategien und Prozesse von Kommunen integrieren lassen. Die praxisnahen Workshops, Mitmachaktionen und Lernformate für soziales Lernen sind dabei speziell auf lokale Bedürfnisse und Strukturen zugeschnitten, um möglichst passgenau zu einer nachhaltigen Transformation in Stadtquartieren beitragen zu können. 

Publikationen zum freien Download: 

Immanuel Stieß, Laura Trost, Malaika Rahm (2024): Anleitung zum Selbermachen: Gemeinsam Gärtnern im Quartier Download (pdf)

Alle Inhalte der SuPraStadt-Toolbox zum freien Download: https://osf.io/bkdxy/  

Über das Forschungsprojekt SuPraStadt II

Das Projekt „SuPraStadt II – Lebensqualität, Teilhabe und Ressourcenschonung durch soziale Diffusion von Suffizienzpraktiken in Stadtquartieren“ unter der Leitung des ifeu – Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Förderschwerpunkt „Umsetzung der Leitinitiative Zukunftsstadt“ gefördert. Mehr Informationen über Projekt- und Praxispartner finden Sie hier

Über das Reallabor in Kelsterbach

Das Reallabor Mainhöhe wurde vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung geleitet. Projektpartner waren die NH Projektstadt Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt Frankfurt und die Stadt Kelsterbach. www.mainhoehe.de/suprastadt 

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Immanuel Stieß
Tel. +49 69 707 6919-19
 
www.isoe.de  

Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
   
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news-909 Mon, 14 Oct 2024 11:28:34 +0200 Frankfurter Bürger-Universität - Gesundheit verbindet: der One-Health-Ansatz für Mensch, Tier und Umwelt https://www.isoe.de/news/gesundheit-verbindet-der-one-health-ansatz-fuer-mensch-tier-und-umwelt/ Für die Gesundheit und für eine gute Lebensqualität sind Menschen auf intakte Ökosysteme und ihre Leistungen angewiesen. Sie bieten uns saubere Luft und trinkbares Wasser, vielfältige Nahrungsmittel und fruchtbare Böden sowie medizinische Wirkstoffe der Natur. One Health heißt der Ansatz, der die vielfältigen Zusammenhänge der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt miteinander verknüpft. In der Frankfurter Bürger-Universität am 24. Oktober 2024 wird dieser Ansatz vorgestellt und diskutiert.  Fünf Jahre sind seit Beginn der Corona-Pandemie vergangen – eine in vielerlei Hinsicht einschneidende Zeit, deren Anfang ein Virus markierte, das mutmaßlich von einem Tier auf den Menschen übergesprungen ist. Es gibt viele weitere, folgenreiche Beispiele dafür, wie eng die Gesundheit von Mensch und Tier verbunden ist: Antibiotikaresistenzen können sich zwischen Mensch, Tier und Umwelt rasch verbreiten. Umgekehrt kann aber auch Gesundheit „ansteckend“ sein: In einer intakten Umwelt ohne Feinstaubbelastung leben auch Menschen und Tiere gesünder. 

Wie vielfältig die Zusammenhänge zwischen der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt ist, will die Frankfurter Bürger-Universität am 24. Oktober 2024 zeigen, die gemeinsam vom BUND Kreisverband Frankfurt am Main, Kinder im Zentrum Gallus e.V., der Verbraucherzentrale Hessen in Kooperation mit BNE in Hessen, dem Ernährungsrat Frankfurt, dem Gesundheitsamt Frankfurt, der Goethe-Universität Frankfurt Main, der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und dem ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung veranstaltet wird. 

Chancen für die Gesundheit und Markt der guten Ideen

Expert*innen wie Prof. Dr. Sven Klimpel von der Goethe-Universität, Dr. Anette Christ vom Gesundheitsamt Frankfurt, Prof. Dr. Diana Hummel vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Wolf Rüdiger Hansen vom BUND Kreisverband Frankfurt am Main und Bärbel Praetorius vom Ernährungsrat Frankfurt stellen verschiedene Dimensionen des One-Health- Ansatzes vor. Wo liegen Chancen für die Gesundheitssysteme, welche Rolle spielt der Ansatz mit Blick auf die Folgen des Klimawandels? 

An zentralen Themen wie Wasser, Biodiversität und Ernährung werden Zusammenhänge verdeutlicht und mit dem Publikum diskutiert, welche Maßnahmen helfen können, die Gesundheit unserer Umwelt und damit auch die Gesundheit der Menschen zu fördern. Ein Highlight der Veranstaltung wird der „Markt der guten Ideen“ sein, auf dem lokale Initiativen und Organisationen innovative Lösungen und Projekte zur Verbesserung der Lebensqualität in urbanen Räumen präsentieren. Um eine Anmeldung zur Veranstaltung wird gebeten. 

Mensch, Tier, Umwelt – Gesundheit für alle: Chancen des One-Health-Ansatzes

Datum: 24. Oktober 2024, 18:30–21:30 Uhr
Ort: Gesundheitsamt, Breite Gasse 28, 60311 Frankfurt am Main

Referent*innen:
Prof. Dr. Sven Klimpel (Goethe-Universität)
Dr. Anette Christ (Gesundheitsamt Frankfurt)
Prof. Dr. Diana Hummel (ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung)
Wolf Rüdiger Hansen (BUND Kreisverband Frankfurt am Main)
Bärbel Praetorius (Ernährungsrat Frankfurt)

Moderation: Dr. Julia Krohmer (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung)

Anmeldung erbeten unter E-Mail: Isabelle Lorenz,  

Veranstalter: BUND Kreisverband Frankfurt am Main, Kinder im Zentrum Gallus e.V., Verbraucherzentrale Hessen in Kooperation mit BNE in Hessen, Ernährungsrat Frankfurt, Gesundheitsamt Frankfurt, Goethe-Universität Frankfurt Main, ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

Veranstaltungsflyer
 

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin im ISOE:

Apl. Prof. Dr. Diana Hummel
Tel. +49 69 707 6919-33
 
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Pressekontakt:

Melanie Neugart
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news-908 Thu, 10 Oct 2024 15:20:18 +0200 Soziale Ökologie in der Hochschullehre - Das ISOE startet ins Wintersemester 2024/25 https://www.isoe.de/news/das-isoe-startet-ins-wintersemester-202425/ Auch im Wintersemester 2024/25 ist das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung mit Veranstaltungen zur Sozialen Ökologie in der Hochschullehre vertreten. Sie bieten Studierenden der Goethe-Universität Frankfurt und der Technischen Universität Darmstadt mit praxisnahen und interdisziplinären Ansätzen die Möglichkeit, komplexe Zusammenhänge zwischen Menschen und Natur sowie (nicht-)nachhaltige Entwicklungen besser zu verstehen.  An der Goethe-Universität Frankfurt bieten Prof. Dr. Diana Hummel und Prof. Dr. Flurina Schneider das Seminar „Soziale Ökologie. Einführung in Grundbegriffe, Methoden und Anwendungsfelder“ an. Das Seminar vermittelt Einblicke in zentrale Konzepte der Sozialen Ökologie, wie zum Beispiel das Nachhaltigkeitsverständnis, das Konzept der sozial-ökologischen Praktiken oder der sozial-ökologischen Systeme. Anhand von Anwendungsbeispielen etwa im Bereich des nachhaltigen Konsums, der Wasserversorgung und Forschungen zur biologischen Vielfalt erlernen die Studierenden Methoden zur Analyse der Wechselbeziehungen zwischen Natur und Gesellschaft und entwickeln Perspektiven für deren nachhaltigere Gestaltung. Das Seminar ist Teil des Lehrangebots des Master Umweltwissenschaften, Schwerpunktfach Soziale Ökologie.

Ebenfalls Teil dieses Angebots ist das Seminar „Sozial-ökologische Problemanalyse an Fallbeispielen: Biodiversität, Klimawandel und nachhaltige Entwicklung“, das von Prof. Dr. Flurina Schneider und Dr. Fanny Frick-Trzebitzky gemeinsam mit Dr. Larissa Nowak von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung geleitet wird. Das Seminar widmet sich aktuellen Herausforderungen wie dem Biodiversitätsverlust und dem Klimawandel und bietet den Studierenden die Möglichkeit, konkrete Fallbeispiele zu analysieren und mögliche Lösungsansätze zu entwickeln, die zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen können. 

Theorie und Praxis im Umgang mit natürlichen Ressourcen

Das zweiteilige Projektseminar „Grundlagen der Physischen Geographie“ unter der Leitung von Dr. Robert Lütkemeier vermittelt Studierenden der Gothe-Universität grundlegende Konzepte der Geographie und widmet sich den Auswirkungen von Landnutzungsveränderungen auf natürliche Ressourcen. Die Studierenden haben die Möglichkeit, praxisnah an aktuellen Forschungsprojekten teilzunehmen und ihr Wissen zu vertiefen. Das erste Projektseminar im Wintersemester legt die Grundlagen für die Projektarbeiten mit Problemstellungen aus dem Bereich der Angewandten Physischen Geographie.

Das ISOE ist auch an der Technischen Universität Darmstadt in der Lehre vertreten. Am Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften bietet Dr.-Ing. Martin Zimmermann das Seminar „Wassertechnik und Wassermanagement für Aride Zonen“ an. Der Fokus der Lehrveranstaltung liegt auf der Wasserbewirtschaftung in Trockengebieten. Das Seminar beleuchtet sowohl technische als auch ökologische Aspekte einer nachhaltigen Wasserversorgung und gibt Einblicke in innovative Lösungen der Wasserinfrastruktur.

Alle Veranstaltungen im Überblick mit weiterführenden Informationen: www.isoe.de/lehre/lehrveranstaltungen 

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news-895 Thu, 19 Sep 2024 09:50:55 +0200 Biodiversität - „Der Biodiversitätsverlust nimmt auf zögerliche politische Prozesse keine Rücksicht“ – ISOE-Forscherin Marion Mehring im Interview https://www.isoe.de/news/der-biodiversitaetsverlust-nimmt-auf-zoegerliche-politische-prozesse-keine-ruecksicht-isoe-forscher/ Mit dem Weltnaturabkommen wurden im Dezember 2022 die globalen Voraussetzungen zur Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen gelegt. Seitdem stehen alle 196 Vertragsstaaten in der Pflicht, die Beschlüsse aus dem sogenannten „Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework“ (GBF) umzusetzen. Deshalb muss nun auch Deutschland dringend seine „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt 2030“ (NBS) überarbeiten. ISOE-Biodiversitätsforscherin Marion Mehring war am Dialogprozess für die Entwicklung der Nationalen Strategie beteiligt. Im Interview berichtet sie über die Herausforderungen, vor denen der Biodiversitätsschutz steht und über politische Rollbacks beim Schutz der Artenvielfalt. Dr. Marion Mehring leitet am ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung das Forschungsfeld Biodiversität und Gesellschaft. Sie ist zudem Leitautorin des Kapitels „Transformationspotenziale zum Erhalt der biologischen Vielfalt“ im „Faktencheck Artenvielfalt“, einem Projekt zur umfassenden Einschätzung und Bewertung der Biodiversität in Deutschland im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Mehring ist auch als Expertin im Leitungsgremium der „Biodiversitäts-Exploratorien“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft vertreten.

Sie waren im vergangenen Jahr am Dialogprozess zur Entwicklung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt 2030 beteiligt. Wie gut sind wir dort vorangekommen?

Grundsätzlich ist es aus meiner Sicht ein Fortschritt, dass die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt 2030 betont, dass eine Trendwende zum Erhalt der Artenvielfalt dringend notwendig ist. Das ist ein wichtiger Schritt. Ähnliches stand bereits im Abschlussbericht der „Zukunftskommission Landwirtschaft“ der Vorgängerregierung. Aber solange die Strategie im Entwurfsstadium bleibt, nützt sie uns wenig. Der Biodiversitätsverlust schreitet voran und nimmt auf zögerliche politische Prozesse keine Rücksicht.

Sie spielen darauf an, dass sich die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt 2030 verzögert?

Nicht nur das. Dass die Verabschiedung der NBS 2030 so lange auf sich warten lässt, ist das Eine. Das Andere ist, dass in Deutschland und übrigens auch in der EU insgesamt eine bedenkliche Entwicklung zu beobachten ist. Trotz internationaler und nationaler Verpflichtungen, werden ja auch bereits ausgehandelte Maßnahmen verzögert. Gemeinsam von Naturschutz und Landwirtschaft ausgehandelte Strategien und Maßnahmen, wie die aus der genannten Zukunftskommission Landwirtschaft, werden nicht umgesetzt.

Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?

Da vollzieht sich eine Art ökologischer Rollback beim Biodiversitätsschutz. Bestehende Regelungen mit sinnvollen Umweltstandards werden zurückgenommen, wie zum Beispiel die Flächenstilllegung. Dringend notwendige Gesetze wie das „Nature Restoration Law“, für das das EU-Parlament im Juli 2023 gestimmt hat, hat der EU-Umweltrat nur mit denkbar knapper Mehrheit im Juni 2024 beschlossen. Anstatt des „Green Deal“ setzt die EU-Kommission kontraproduktive Agrarförderungen durch. Das ist nicht einmal im Sinne der Land- und Forstwirtschaft zielführend, denn sie sind ja selbst vom Biodiversitätsverlust betroffen. Das Zögern, Zaudern und Zurücknehmen von verabredeten Standards ist nicht nur fatal für die Artenvielfalt, sondern auch für Unternehmen, Land- und Forstwirtschaft. Fatal ist es letztlich für alle, dass von den verabredeten Verpflichtungen für den Schutz der Artenvielfalt zum großen Teil nur noch Lippenbekenntnisse übrig sind.

Das vollständige ISOE-Interview mit Marion Mehring finden Sie in unserem Blog Soziale Ökologie: 
https://isoe.blog/biodiversitaetsverlust-nimmt-auf-zoegerliche-politische-prozesse-keine-ruecksicht  

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Dr. Marion Mehring
Tel. +49 69 707 6919-39
 
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news-894 Thu, 12 Sep 2024 15:06:39 +0200 Klimaanpassung - „Das ist eine Mammutaufgabe“ – ISOE-Experte Thomas Friedrich über den Stand der Klimaanpassung in Kommunen https://www.isoe.de/news/das-ist-eine-mammutaufgabe-isoe-experte-thomas-friedrich-ueber-den-stand-der-klimaanpassung-in-ko/ Am 1. Juli ist das erste bundesweite Klimaanpassungsgesetz in Kraft getreten. Damit werden Anpassungsmaßnahmen zur staatlichen Aufgabe: Bund, Länder und Kommunen müssen auf allen Verwaltungsebenen Vorsorge gegen die Folgen der Klimakrise treffen. Städte, Landkreise und Gemeinden sind jetzt stark gefordert. Was brauchen sie, um sich gegen Hitze, Dürren oder Starkregen zu wappnen? Ein Forschungsteam unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hat dazu im Auftrag des Umweltbundesamtes eine repräsentative Kommunalbefragung durchgeführt. Ein Gespräch mit Projektleiter Thomas Friedrich über die Reaktionen aus mehr als tausend Kommunen. Dr. Thomas Friedrich leitet am ISOE das Forschungsprojekt „KomKlAn – Wo stehen die Kommunen bei der Anpassung an den Klimawandel und wie kommen sie zu multifunktionalen und transformativen Anpassungslösungen?“, in dem im Herbst 2023 die bundesweite „Kommunalbefragung Klimaanpassung 2023“ durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Befragung wurden heute veröffentlicht.

Städte und Gemeinden müssen klimafest werden. Die Planung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen stellt Kommunen allerdings vor große Herausforderungen. Wie schätzen die Verantwortlichen in den Kommunen diese Aufgabe selbst ein?

Klimaanpassung ist eine Mammutaufgabe für viele Städte, Gemeinden und Landkreise, weil sie weitreichende Herausforderungen für kommunale Planungsabläufe und Strukturen mit sich bringt. Ein Großteil der Verantwortlichen in den Kommunen spürt die Folgen des Klimawandels. Fast zwei Drittel der Befragten schätzen den Handlungsbedarf für Klimaanpassungsmaßnahmen in den kommenden zehn Jahren als hoch oder sehr hoch ein. Die Anstrengungen werden umso höher eingeschätzt, je größer die Kommune ist. Vielfach fehlt es ihnen für die Erstellung von Klimaanpassungskonzepten oder die Planung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen nach eigenen Angaben noch an spezifischem Wissen, Ressourcen oder Unterstützung.

Für die Kommunalbefragung zur Klimaanpassung haben Sie insgesamt mehr als tausend Städte, Landkreise und Gemeinden befragt. Damit liegt der aktuell umfassendste Datensatz zum Stand und Fortschritt der Klimaanpassungsmaßnahmen in deutschen Kommunen vor. Gibt es ein Ergebnis, das Sie besonders überrascht hat?

Unser Ziel war es ja, mit unserer Befragung nicht nur die Kommunen zu erreichen, die bereits sehr aktiv sind bei der Klimaanpassung. Wir wollten vor allem auch diejenigen erreichen, die sich gerade erst auf den Weg gemacht haben. Das sind insbesondere kleinere und mittlere Städte und Gemeinden. Diese waren in ähnlichen Kommunalbefragungen bisher meist unterrepräsentiert. In unserer Stichprobe haben 57 Prozent der Kommunen weniger als 20 000 Einwohner*innen, was uns sehr freut. Aber es gab noch eine zweite Überraschung.

Nämlich?

Es hat mich auch überrascht, dass eine deutliche Mehrheit der Kommunen beim Thema Klimaanpassung zwar bereits aktiv ist, die Bearbeitung des Themas innerhalb der kommunalen Verwaltungen allerdings sehr unterschiedlich verankert ist. Das hat viel mit den Kommunengrößen und Kommunentypen zu tun, also ob es sich zum Beispiel um eine kleine Gemeinde handelt, eine kreisfreie Stadt oder einen Landkreis. Die Verantwortlichkeit für das Thema Klimaanpassung ist dann entsprechend in unterschiedlichen Fachbereichen angesiedelt und hängt natürlich auch davon ab, welche Bereiche es überhaupt gibt. Bei kleinen Städten und Gemeinden liegt die Verantwortung eher bei der Stadtplanung und -entwicklung, während in mittelgroßen Städten die Zuständigkeit oft bei den Umweltämtern liegt. Große Städte haben häufiger ein eigenständiges Klimareferat oder dergleichen.

Das vollständige ISOE-Interview mit Thomas Friedrich finden Sie in unserem Blog Soziale Ökologie: https://isoe.blog/mammutaufgabe-klimaanpassung-in-kommunen/ 

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Thomas Friedrich
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Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
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news-875 Tue, 20 Aug 2024 18:35:00 +0200 Sozial-ökologische Biodiversitätsforschung - Wie kann eine Trendwende zum Schutz der Artenvielfalt erreicht werden? Neues Analysetool gibt Antworten  https://www.isoe.de/news/wie-kann-eine-trendwende-zum-schutz-der-artenvielfalt-erreicht-werden-neues-analysetool-gibt-antwor/ Der Biodiversitätsverlust gilt als globale Krise, denn das Artensterben beeinträchtigt weltweit Ökosystemfunktionen, die auch für Menschen überlebensnotwendig sind. Der Weltbiodiversitätsrat IPBES fordert daher einen raschen transformativen Wandel, der alle Bereiche der Gesellschaft miteinbezieht. Doch bislang fehlen dafür konkrete Konzepte. Biodiversitätsforscher*innen aus der Autorengruppe Faktencheck Artenvielfalt stellen im Journal „People and Nature“ ein Analysetool vor, mit dem Wissenschaftler*innen erstmals gesellschaftliche Veränderungsprozesse in ihrer Wirkung auf die Artenvielfalt bewerten und konkrete Empfehlungen ableiten können.  Ein erheblicher Anteil aller Tiere und Pflanzen – fast ein Drittel – ist vom Aussterben bedroht. Doch trotz zahlreicher internationaler wie nationaler Appelle und Abkommen für mehr Artenschutz setzt sich der Trend fort. Dabei ist längst klar: Um die Balance der Ökosysteme langfristig zu erhalten, muss dieser Trend nicht nur gestoppt, sondern umgekehrt werden. Dafür fordert etwa der Weltbiodiversitätsrat IPBES einen umfassenden Wandel, der alle gesellschaftlichen Aspekte einbezieht. „Forderungen nach gesellschaftlichen Veränderungen zum Schutz und zur Steigerung von Biodiversität sind sinnvoll und dringend notwendig, bleiben bislang aber sehr abstrakt“, sagt Marion Mehring vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. Tatsächlich fehle es derzeit noch an konkreten Konzepten und Empfehlungen für einen transformativen Wandel, also für eine Trendwende, die zu einem wirklichen Schutz der Biodiversität führt. 

Indirekte Treiber von Biodiversitätsverlust besser verstehen 

„Wir wissen noch zu wenig darüber, wie sich gesellschaftliche Veränderungen auf die Biodiversität auswirken. Aber es ist wichtig zu verstehen, welche indirekten Treiber für den Biodiversitätsverlust sich aus übergeordneten gesellschaftlichen Entwicklungen ergeben“, erklärt Mehring. Welche Rolle spielt zum Beispiel der Strukturwandel oder die Entwicklung einer neuen Technologie? Wie beeinflusst der Wertewandel die Entwicklung der Artenvielfalt? „Bislang fehlen uns Instrumente, die in solchen gesellschaftlichen Prozessen die komplexen Wirkungen auf die Artenvielfalt messen. Doch das ist die Voraussetzung, um eine Trendwende zum Schutz der Biodiversität erreichen zu können“, sagt die Biodiversitätsforscherin, die mit einem Team aus Wissenschaftler*innen dafür nun ein Instrument entwickelt hat. Im jüngst in People and Nature erschienenen Artikel „Multiple ways to bend the curve of biodiversity loss. An analytical framework to support transformative change“ stellt das Autorenteam einen empirischen Ansatz vor, der es Wissenschaftler*innen ermöglicht, die komplexen Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Veränderungsprozessen, die sogenannten indirekten Treiber, und deren Wirkungen auf die biologische Vielfalt zu bewerten.

Aus Erfolgen lernen: Beispiele für den Schutz der Biodiversität 

Die Idee dieses Ansatzes ist es, von erfolgreichen Fällen zu lernen, in denen gesellschaftliche Veränderungsprozesse sich bereits positiv auf die Artenvielfalt ausgewirkt haben. Dafür hat das Autorenteam einen umfassenden Fragenkatalog zur Anwendung in der Biodiversitätsforschung entwickelt. Damit lassen sich sowohl gesellschaftliche Veränderungsprozesse selbst – ihre Wurzeln und ihr Kontext – als auch die Auswirkungen dieser Prozesse auf Natur und Gesellschaft erfassen und bewerten. Die Anwendung dieses Fragenkatalogs durch die Autor*innen auf drei Fallstudienregionen in Deutschland zeigt exemplarisch, wie sich relevantes Wissen generieren lässt, um den Prozess eines gesellschaftlichen Wandels so zu lenken, dass die biologische Vielfalt erhalten wird. Ein Fallbeispiel ist der Umbau der Emscher in den 1990er Jahren von einem durch Industrialisierung geprägten Abwasserkanal hin zu einem attraktiven Fluss mit Auen und Erholungsgebieten. „Obwohl es gar nicht das erklärte Ziel war, hat der Emscher-Umbau zu einer erheblichen Zunahme der Arten geführt. Und der entscheidende Erfolgsfaktor für den positiven Nebeneffekt für die Biodiversität war, dass im Zuge des Strukturwandels der Montanregion Synergien für Natur, Landschaft, Wohnen, Kultur und Tourismus gezielt gesteuert wurden“, erläutert Mehring. 

Nicht das eine Konzept: Viele unterschiedliche Ansätze führen zur Trendwende 

Der Schutz biologischer Vielfalt kann aber auch das erfolgreiche Ergebnis eines gesellschaftlichen Kompromisses sein. So ist das fränkische Trittsteinkonzept von 2006 aus einer konfliktreichen Auseinandersetzung um Schutz oder Nutzung von Waldflächen hervorgegangen. Das Konzept zeichnet sich durch ein Mosaik aus geschützten und forstlich genutzten Flächen aus, die Schutz und Nutzung des Waldes gleichzeitig zulassen. Damit führt es zu einer Zunahme der Artenvielfalt und bietet gleichzeitig einen gesellschaftlichen Mehrwert für den Tourismus. 
Das dritte Fallbeispiel des bayerischen Volksbegehrens zur biologischen Vielfalt von 2019 schließlich zeigt, dass auch eine gezielte Priorisierung des Schutzes der biologischen Vielfalt gesellschaftlich breit getragen werden kann. Entscheidend ist, dass Gelegenheitsfenster für den Artenschutz, wie in dem Fall durch eine gesellschaftlich initiierte Petition, genutzt werden. „Die Analyse der drei Fallbeispiele mithilfe des Fragebogens hat uns gezeigt, dass der Erhalt der Artenvielfalt überraschenderweise nicht immer das erklärte Ziel eines Veränderungsprozesses sein muss, sondern dass dieser Effekt durch eine biodiversitätssensible Gestaltung von Prozessen auch als Seiteneffekt auftreten kann. Deutlich wurde auch, dass es nicht das eine Konzept für eine Trendwende zum Erhalt der Artenvielfalt gibt, sondern dass es viele unterschiedliche Ansätze dafür braucht“, schlussfolgert Mehring. 

Über das Autorenteam aus dem Faktencheck Artenvielfalt

Das Autorenteam der Publikation „Multiple ways to bend the curve of biodiversity loss: An analytical framework to support transformative change“ ist Teil des Faktencheck Artenvielfalt, ein Projekt zur grundlegenden Einschätzung und Bewertung der Biodiversität in Deutschland. Die umfassende Analyse wird gemeinsam von ca. 150 Autor*innen aus verschiedenen Institutionen im Rahmen der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) erstellt und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Weitere Informationen zum Faktencheck Artenvielfalt unter: https://www.feda.bio/de/was-ist-der-faktencheck-artenvielfalt/ 

Zur Publikation 

Mehring, Marion/Anna Brietzke/Janina Kleemann/Stefan Knauß/Christian Poßer/Vera Schreiner/Heidi Wittmer/Christian Albert/Christine Fürst/Karsten Grunewald/Michael Kolkmann/Ludwig Lettenmaier/Tanja G.M. Sanders/Christian Schleyer/Josef Settele/Tanja M. Straka/Jennifer Hauck (2024): Multiple ways to bend the curve of biodiversity loss: An analytical framework to support transformative change. People and Nature
https://doi.org/10.1002/pan3.10690  

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Dr. Marion Mehring
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Pressemitteilung
news-874 Tue, 13 Aug 2024 17:14:00 +0200 Anpassung an den Klimawandel - Neuartiger landwirtschaftlicher Anbau mit aufbereitetem Wasser: Erstes Reallabor in Betrieb https://www.isoe.de/news/neuartiger-landwirtschaftlicher-anbau-mit-aufbereitetem-wasser-erstes-reallabor-in-betrieb/ Regionale Nutzungskonflikte um die Ressource Wasser sind keine Seltenheit und werden sich durch den Klimawandel und die zunehmende Beanspruchung der natürlichen Wasserressourcen weiter verschärfen. Insbesondere die wasserintensive Landwirtschaft ist auf effiziente Lösungen angewiesen. Im Forschungsprojekt HypoWave+ setzt ein Landwirtschaftsbetrieb in Niedersachsen derzeit ein besonders wasserschonendes Verfahren für den hydroponischen Anbau von Gemüse mit hochwertig recyceltem Abwasser um. Medien sind eingeladen, die großtechnische Umsetzung in diesem wissenschaftlich begleiteten Reallabor am 20. August 2024 zu besichtigen.  In Zeiten des Klimawandels und lokaler Wasserknappheiten geht ein Landwirtschaftsbetrieb im niedersächsischen Landkreis Gifhorn mit einem Großversuch neue Wege für einen wasserschonenden Gemüseanbau: In einem hydroponischen Anbausystem werden Pflanzen in Gefäßen ohne Erde über eine Nährlösung versorgt – unter Hinzunahme von aufbereitetem Abwasser. „Hydroponische Systeme sind an sich schon effizient, da sie mit wenig Wasser auskommen“, sagt HypoWave+-Projektleiter Thomas Dockhorn von der Technischen Universität Braunschweig. „Die Besonderheit im HypoWave-System ist, dass wir aus kommunalem Abwasser ein qualitativ hochwertig aufbereitetes Bewässerungswasser gewinnen, das Frischwasser vollständig ersetzt. Im Vergleich zur konventionellen landwirtschaftlichen Bewässerung können Wasserressourcen damit deutlich effizienter eingesetzt werden.“ 

Effizienteres Anbauverfahren für die Landwirtschaft

Das innovative HypoWave-System bietet nicht nur eine Alternative zur Bewässerung mit Trink- und Grundwasser, sondern auch eine optimierte Nährstoffversorgung. „Den Pflanzen werden wichtige Stoffe wie Stickstoff und Phosphor direkt aus dem aufbereiteten Wasser zugeführt. Die Wasserqualität ist besonders hochwertig, da sie nährstoffreich und frei von Schadstoffen und pathogenen Keimen ist“, erklärt Dockhorn. Entwickelt und wissenschaftlich erprobt wurde dieses Verfahren von 2016 bis 2019 im HypoWave-Pilotprojekt auf dem Gelände der Kläranlage Wolfsburg-Hattorf. Der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projektverbund untersuchte zudem vorab die Übertragbarkeit des Verfahrens auf unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten, Prozessketten zur Wasseraufbereitung und verschiedene Pflanzensorten. Die erste großtechnische Umsetzung des hydroponischen Bewässerungssystems erfolgt nun in einem Teilbereich des 1 600 Quadratmeter großen Gewächshauses der IseBauern GmbH & Co. KG. Als Praxispartner im Forschungsprojekt übernimmt der landwirtschaftliche Betrieb aus Wahrenholz im Landkreis Gifhorn die Verantwortung für den Anbau in unmittelbarer Nähe zu einem Klärteich des Wasserverbands Gifhorn. Die Umsetzung wird seit 2021 im Nachfolgeprojekt HypoWave+ wissenschaftlich begleitet.

Größtes Reallabor dieser Art

„Die Inbetriebnahme des bislang größten Reallabors dieser Art durch die IseBauern und die Kooperation mit dem kommunalen Wasserverband Giforn ist für die Forschung eine außerordentliche Chance“, sagt Projektkoordinatorin Martina Winker vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. „Wir können die Entwicklung des HypoWave-Systems mit all seinen wissenschaftlich-technischen wie auch sozialen Innovationen vom Pilotprojekt bis zur Marktreife wissenschaftlich begleiten und uns intensiv mit Fragen des Qualitätsmanagements, der Vermarktung sowie der Kooperation der beteiligten Akteure beschäftigen.“ Wichtig für Wissenschaft und Landwirtschaft gleichermaßen sei es jetzt, dass sich das HypoWave-System an diesem Standort als tragfähig erweist, so dass Best-Practice-Empfehlungen für andere Standorte erarbeitet werden können. „Es wird für den Erfolg des Reallabors ausschlaggebend sein, dass die beteiligten Akteure aus den Bereichen Wasseraufbereitung, Pflanzenbau, Logistik und Handel gut miteinander vernetzt sind und die Vermarktung der Produkte über regionale Vertriebsstrukturen gelingt.“ 

Trotz Wasserknappheit: Regionale Lebensmittelerzeugung in Zeiten des Klimawandels

Die gesamte Gewächshausfläche der IseBauern kann perspektivisch mit dem HypoWave-Wasser versorgt werden. Der jährliche Ertrag beläuft sich dann bei Tomaten auf bis zu 11 000 Kilogramm Von den insgesamt 15 Anbaulinien sind im ersten Erntejahr zwei Linien für die Tomatenproduktion mit aufbereitetem Wasser vorgesehen. Ihren Weg in den Handel finden die Produkte über die Direktvermarktung des Landwirtschaftsbetriebs, Hofläden und regionale Supermärkte des Projektpartners Edeka-Ankermann. Das Anbauverfahren mit zertifizierter Produktqualität wird für Kunden über einen QR-Code auf der Pappverpackung der Tomaten nachvollziehbar. „Wir verstehen den Anbauversuch als Investition in die Zukunft und als Anpassungsmaßnahme an den Klimawandel“, sagt Stefan Pieper von der IseBauern GmbH. „Wir können uns durch das HypoWave-System von saisonaler Wasserknappheit unabhängig machen und die Ernten vor Wetterextremen sichern. Deshalb kann diese Anbauform eine echte Alternative für die Landwirtschaft sein, auch weil sie wasserschonend ist, Nährstoffe wiederverwendet und eine regionale Gemüseproduktion ermöglicht. Dafür wollen wir mit dem Reallabor die Weichen stellen.“ 

Vorteile für Betreiber kommunaler Kläranlagen

Der Anbau mit HypoWave-Wasser erweist sich auch für kommunale Betreiber von Anlagen zur Abwasserbehandlung, die ihre Klärteiche für die Wasserwiederverwendung zur Verfügung stellen wollen, als zukunftsfähig. „Wir entnehmen das Wasser aus den Klärteichen, das wir für den Gemüseanbau benötigen. Es wird in einem mehrstufigen Verfahren mit Mikrosieb, neuartigem Aktivkohlebiofilter, Sandfilter und einem UV-Reaktor qualitativ hochwertig aufbereitet. Das überschüssige Wasser fließt entsprechend hochgereinigt in die Klärteiche zurück“, erklärt Thomas Dockhorn. Durch diesen zusätzlichen Reinigungsvorgang können sich die Betreiber den kostspieligen Bau von Pumpwerken und Leitungen zu den nächstgelegenen Kläranlagen ersparen, der andernfalls in einigen Jahren anstünde. „Die Anbauweise in einem Gewächshaus mit gereinigtem Abwasser in Nachbarschaft zu unseren Teichen ist völlig neu für uns, erweist sich aber schon jetzt als Win-Win-Situation für Landwirtschaft und kommunale Wasserunternehmen“, sagt Christian Lampe, Geschäftsführer des Wasserverbandes Gifhorn. „Wir erhoffen uns auch Impulse für die verstärkte Nutzung in der konventionellen Beregnung.“ 

Einladung für Medien 

Am 20.08.2024 findet ab 16:30 Uhr das Eröffnungsfest des Reallabors in Warenholz für geladene Gäste statt. Vertreter*innen der Medien sind herzlich eingeladen, die Anlagen zu besichtigen. Um eine Anmeldung unter hypowave@isoe.de wird gebeten. Informationen zum Eröffnungsfest finden Sie hier: Einladungsflyer Eröffnungsfest 

Das Forschungsprojekt HypoWave+

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Verbundprojekt „HypoWave+ – Implementierung eines hydroponischen Systems als nachhaltige Innovation zur ressourceneffizienten landwirtschaftlichen Wasserwiederverwendung“ im Rahmen der Fördermaßnahme „Wassertechnologien: Wasserwiederverwendung“ innerhalb des Bundesprogramms „Wasser: N“. Wasser: N ist Teil der BMBF-Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit“ (FONA). Die Fördersumme beträgt 2,8 Millionen Euro. Die Projektpartner im Forschungsverbund unter der Leitung der Technischen Universität Braunschweig, Institut für Siedlungswasserwirtschaft (ISWW), sind das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, die Universität Hohenheim (UHOH), der Abwasserverband Braunschweig (AVB), der Wasserverband Gifhorn (WVGF), IseBauern GmbH & Co. KG, Xylem Water Solutions Deutschland GmbH, Ankermann GmbH & Co. KG, Huber SE und INTEGAR – Institut für Technologien im Gartenbau GmbH.

Informationen zum Forschungsprojekt: www.hypowave.de  

Zudem finden Sie Bildmaterial zu Ihrer Verwendung unter www.flickr.com/photos/102295333@N04/albums/72177720316987006

Wissenschaftliche*r Ansprechpartner*in:

Projektleitung
Prof. Dr.-Ing. Thomas Dockhorn
Technische Universität Braunschweig, Institut für Siedlungswasserwirtschaft
Pockelsstr. 2a
38106 Braunschweig
Tel. +49 531 391-7937

www.tu-braunschweig.de/isww 

Projektkoordination
Dr. Martina Winker
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Hamburger Allee 45
60486 Frankfurt am Main
Tel. +49 69 707 6919-53

www.isoe.de 

Pressekontakt:

Melanie Neugart
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Tel. +49 69 707 6919-51
 
www.isoe.de  
 

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Pressemitteilung
news-873 Thu, 08 Aug 2024 16:08:00 +0200 Nachhaltiger Tourismus - Lösungen für die nachhaltige Wasserversorgung in boomenden Urlaubsregionen https://www.isoe.de/news/loesungen-fuer-die-nachhaltige-wasserversorgung-in-boomenden-urlaubsregionen/ In vielen Küstenregionen Europas ist der Tourismus ein wichtiger Eckpfeiler für eine prosperierende Wirtschaft. Auch für die kroatische Insel Krk und das umliegende Festland spielen die Touristen, vor allem in den Sommermonaten, eine bedeutende Rolle. Doch gerade in dieser heißen, trockenen Zeit stößt die lokale Trinkwasserversorgung an ihre Grenzen. Wissenschaftler*innen der ISOE-Forschungsgruppe regulate haben am Beispiel von Krk untersucht, wie der hohe Wasserbedarf mithilfe einer nachhaltigen Bewirtschaftungsstrategie bedient werden kann. Die Ergebnisse der Fallstudie liegen auf Englisch und Kroatisch in der regulate-Reihe „Groundwater Dimensions“ vor.  Die Adriaküste und insbesondere die Insel Krk haben mit einem stark steigenden Wasserbedarf zu kämpfen, der zu einer erheblichen Belastung der Wasserressourcen führt. Grund- und Oberflächenwasser auf der Insel sowie auf dem umliegenden Festland werden knapp und die Wasserqualität sinkt. „Der hohe Bedarf an Trinkwasser auf Krk wird wie in vergleichbaren Regionen auch ganz wesentlich durch die boomende Tourismusindustrie verursacht, aber wir sehen auch, dass die Auswirkungen des Klimawandels den Druck auf die Wasserressourcen erheblich erhöhen“, sagt Robert Lütkemeier, Wasserforscher am ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und Co-Leiter der Forschungsgruppe regulate. „Die Wasserbewirtschaftung in touristischen Regionen erweist sich unter diesen Voraussetzungen zunehmend als Herausforderung, weil sie komplexer und unsicherer wird.“

Wie kann unter diesen Bedingungen eine sichere und nachhaltige Wasserversorgung aussehen? Robert Lütkemeier hat diese Frage mit den Kolleginnen der Forschungsgruppe regulate Linda Söller und Dženeta Hodžić im Zuge eines sogenannten Co-Design-Prozesses untersucht. Lokale Akteure aus Wasserwirtschaft, Tourismus, Regierung und Verwaltung entwickelten mit Wissenschaftler*innen ein gemeinsames Problemverständnis und ein geteiltes Zielbild, zudem tauschten sie Fachwissen und Erfahrungen aus, um so zu praktikablen Lösungen zu kommen. Mit diesem kollaborativen Ansatz konnte die Forschungsgruppe schließlich gemeinsam mit den Akteuren geeignete Maßnahmen für ein nachhaltiges (Grund-)Wassermanagement entwickeln.

Tourismus und Klimawandel erhöhen Druck auf vorhandene Wasserressourcen

In einer Publikation zu diesem in einem etwa dreijährigen Prozess entwickelten „Wasser-Tourismus-Nexus“ zeigt die Autorengruppe zum einen die Auswirkungen von Klimawandel und Tourismus auf die Wasserressourcen auf. Zum anderen erläutert sie, wie die Bewirtschaftung von Wasser so gelingen kann, dass eine ausreichende Wasserversorgung für Einheimische und Touristen gewährleistet und gleichzeitig die Natur und die wirtschaftliche Vitalität der Insel geschützt werden kann. 

„Die im Co-Design-Prozess erarbeiteten Maßnahmen umfassen Managementstrategien, die sich sowohl an die Nachfrage- als auch an die Angebotsseite der Wasserversorgung richten und auf eine nachhaltige und faire Nutzung zielen“, sagt Lütkemeier, der am ISOE auch das Forschungsfeld Wasser und Landnutzung leitet. Für Wasserversorger ergibt sich daraus ein Mix aus Möglichkeiten, der vor allem auf den Ersatz von Trinkwasser zielt – für Bedarfe, die nicht zwangsläufig Trinkwasserqualität erfordern. Entsprechend empfiehlt die Forschungsgruppe alternative Wasserquellen wie Regenwassernutzung, Wasserwiederverwendung oder die Entsalzung von Meerwasser. 

Auch im Tourismus: Sensiblen Umgang mit Wasser fördern

„Wir müssen nicht nur auf der Angebotsseite, sondern auch mit Blick auf die Nachfrage zu einem nachhaltigen Umgang mit Wasser gelangen“, erklärt Lütkemeier, „dafür eignen sich zum Beispiel ordnungspolitische Maßnahmen, die einen unkontrollierten touristischen Zustrom unterbinden.“ Dazu gehören die Begrenzung des Ausbaus von Unterkünften, die Verringerung von Bauflächen und die Überprüfung von Wohnsitzen. Auch die Einführung angepasster Wassergebühren wird empfohlen, das heißt verbrauchsabhängige oder saisonale Gebühren, die die Spitzenbedarfe der Wassernutzung abmildern und die entstehenden Kosten gerecht auf Touristen und Bewohner der Insel verteilen. 

Darüber hinaus schlagen die Wissenschaftler*innen Sensibilisierungskampagnen vor, die sich sowohl an Touristen als auch an Einheimische richten, um ein Bewusstsein für die Vulnerabilität der Wasserressourcen auf der Insel deutlich zu machen und das individuelle Engagement zur Wassereinsparung zu fördern. „Damit die empfohlenen Maßnahmen langfristig und erfolgreich umgesetzt werden können, ist es von großer Bedeutung, dass die Beteiligten, die den Wasser-Tourismus-Nexus mitgestaltet haben, auch zukünftig kontinuierlich zusammenarbeiten“, sagt Lütkemeier. Das betrifft Vertreter*innen der lokalen Gemeinden und politische Entscheidungsträger*innen, Verantwortliche aus Wirtschaft und Tourismus und Wissenschaftler*innen. Neben kollektivem Engagement müssten zudem die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen verändert werden, so dass die Einführung und Verbreitung alternativer Wasserquellen unterstützt und die Einhaltung von Vorschriften sowie die ökologische Nachhaltigkeit gewährleistet wird. 

Über die Publikation und die Forschungsgruppe regulate

Die Ergebnisse der Fallstudie zur Insel Krk verstehen die Autor*innen als übertragbaren Ansatz für eine nachhaltige Wasserwirtschaft auf ähnliche Regionen, wie beispielsweise den Mittelmeerraum. „Überall dort, wo für eine nachhaltige Wasserversorgung die Bedarfe unterschiedlicher Interessengruppen berücksichtigt und mit der wirtschaftlichen Entwicklung in Einklang gebracht werden müssen, können unsere Ergebnisse zum Wasser-Tourismus-Nexus am Beispiel der kroatischen Insel Krk als Blaupause dienen“, sagt Robert Lütkemeier. Um die Ergebnisse möglichst vielen Küstengemeinden der Region zugänglich zu machen, liegt die Publikation auch in kroatischer Sprache vor. 

Linda Söller, Dženeta Hodžić und Robert Lütkemeier haben die Publikation federführend unter Mitarbeit zahlreicher kroatischer Wissenschaftler*innen und Praxisakteure im Zuge des Forschungsprojekts „regulate – Regulation von Grundwasser in telegekoppelten sozial-ökologischen Systemen“ erstellt. Das Projekt unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung Frankfurt in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt und der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm „Forschung für nachhaltige Entwicklungen (FONA)“ gefördert. Mehr Informationen finden Sie unter www.regulate-project.eu   


Söller, Linda/Dženeta Hodžic/Robert Lütkemeier (2024): Water Futures on Krk Island. Guiding Principles for achieving a Sustainable Water-Tourism-Nexus. DOI 10.5281/zenodo.10907296. Groundwater Dimensions, 1. Frankfurt am Main: ISOE - Institute for Social-Ecological Research. Download

Söller, Linda/Dženeta Hodžic/Robert Lütkemeier (2024): Budućnosti vode na otoku Krku. Smjernice za postizanje održive vodno-turističke mreže. DOI 10.5281/zenodo.12542334. Groundwater Dimensions, 1. Frankfurt am Main: ISOE – Institute for Social-Ecological Research. Download


Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Robert Lütkemeier
Tel. +49 69 707 6919-58
 
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Pressekontakt:

Melanie Neugart
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Pressemitteilung
news-851 Fri, 21 Jun 2024 17:19:00 +0200 Künstlerische Forschung - Kunst erfahren – Biodiversität wertschätzen? Tanzperformance zur Bedeutung von Insekten in der Stadt  https://www.isoe.de/news/kunst-erfahren-biodiversitaet-wertschaetzen-tanzperformance-zur-bedeutung-von-insekten-in-der-stadt/ Die Insektenbiodiversität ist essenziell für das Leben auf unserem Planeten. Doch durch die Veränderungen der Landnutzung ist diese Vielfalt akut bedroht. Gleichzeitig zeigt sich, dass Städte inzwischen auch Rückzugsorte für Insekten sind. Das Frankfurter Forschungsprojekt „SLInBio“ untersucht, wie unsere Lebensstile mit dem Rückgang der Insektenvielfalt zusammenhängen und welchen Beitrag wir leisten können, um die Lebensbedingungen für Insekten zu verbessern. Künstlerische Formate gewinnen bei der Vermittlung dieses Wissens an Bedeutung. Im Juni und Juli wird eine öffentliche Tanzperformance gezeigt, die im Rahmen des Projektes entstanden ist.  Anfang des Jahres hat das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung unter dem Titel „Insectopolis“ ein Projektstipendium für die Entwicklung und Umsetzung einer künstlerischen Arbeit vergeben. Aus 60 Bewerbungen wählte eine interdisziplinäre Jury den Projektentwurf von Anno Bolender „I don’t hear Bugs in the City – Eine choreografische Erinnerung an die kleinen Lebewesen unter uns“ aus.

Anno Bolender arbeitet regional wie international und befasst sich mit den Überschneidungsbereichen sozialer und politischer Themen mit künstlerischen Perspektiven. Im Rahmen des Stipendiums wurden in den letzten Wochen die Forscher*innen des Projekts, aber auch interessierte Bürger*innen in die Entwicklung einer Choreografie einbezogen: In partizipativen Workshops haben sich die Teilnehmer*innen der Beziehung zwischen Menschen und Insekten im Raum der Stadt gewidmet und dafür körperliche Ausdrucksweisen gefunden. Inspiriert von der Methode des Deep Listening der Komponistin Pauline Oliveros leitete Bolender die Teilnehmenden der Workshops an, die Bewegungspotenziale des eigenen Körpers zu erkunden. Daraus entwickelte Anno Bolender eine Solo-Performance, die den Zuschauer*innen eine ästhetisch vielfältige Erfahrung des Themas „Insekten in der Stadt“ bieten und an die „kleinen Lebewesen unter uns“ erinnern soll. Die Performance ist im Juni und Juli an verschiedenen öffentlichen Orten im Stadtraum in Frankfurt und Offenbach zu sehen.

„Wir freuen uns sehr, der Frankfurter Stadtgesellschaft diesen künstlerischen Zugang zur Insektenvielfalt in der Stadt anbieten zu können“, betont Marion Mehring vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. Sie leitet das Forschungsprojekt SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität, in dessen Rahmen das Projektstipendium vergeben wurde. „Insbesondere der partizipative Ansatz von Anno Bolender hat die Jury überzeugt, denn solche Angebote können dazu beitragen, einen neuen Blick auf die Insektenwelt zu entwickeln. Und genau diesen brauchen wir dringend, um ein Bewusstsein für die Bedeutung von Insekten zu entwickeln und dem Insektensterben entgegenzuwirken.“

Die Performance wird an folgenden Terminen gezeigt: 

  • Premiere: Freitag, 28. Juni 2024, 18:30 Uhr Campus Bockenheim, Jügelstraße, zentraler Platz zwischen Mensa und Juridicum (bei schlechtem Wetter im Festsaal im Studierendenhaus)
  • Montag, 8. Juli 2024, 17:30 Uhr Grüneburgpark, Wiese am Park-Café, August-Siebert-Straße, 60323 Frankfurt am Main (mit anschließendem Publikumsgespräch) 
  • Mittwoch, 10. Juli, 18:00 Uhr Bornheimer Fünffingerplätzchen
  • Samstag, 13. Juli, 21:30 Uhr Hugenottenplatz Offenbach 

Weitere Informationen über das Projektstipendium „Insectopolis“: www.isoe.de/insectopolis  

Das Projekt „SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität: Libellen, Heuschrecken, Hummeln und Co.“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme „BiodiWert – Wertschätzung und Sicherung von Biodiversität in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ als Teil der BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) gefördert. Weitere Informationen: www.insektenvielfalt-frankfurt.org 

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Florian Dirk Schneider
Tel. +49 69 707 6919-71
 
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Pressekontakt:

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
Tel. +49 69 707 6919-30
  
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news-850 Thu, 20 Jun 2024 10:21:12 +0200 Ernährungswende - Wie Kommunen nachhaltige Ernährung mit planetarer Gesundheit verbinden und fördern können https://www.isoe.de/news/wie-kommunen-nachhaltige-ernaehrung-mit-planetarer-gesundheit-verbinden-und-foerdern-koennen/ Die Art der Ernährung kann entscheidend sein – für die eigene Gesundheit und für die des Planeten. Vor allem die Ernährungsweise im globalen Norden gilt als wesentlicher Treiber der globalen Umweltzerstörung und als Verursacher vieler gesundheitlicher Probleme. Die „Planetary Health Diet“ will eine gesunde Ernährung für alle Menschen auf der Erde ermöglichen, ohne die Ökosysteme des Planeten zu überlasten. Für eine erfolgreiche Umsetzung des Konzepts hat ein Forschungsteam des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung mit Praxispartnern untersucht, wie Planetary Health als Leitbild für eine lokale Ernährungswende genutzt werden kann. Zentrale Empfehlungen des durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekts liegen nun als Policy Brief vor, der am 25. Juni 2024 bei einem „Sustainable Lunch Break“ vorgestellt werden wird. Das Konzept der Planetary Health Diet steht für eine stärker pflanzenbasierte Ernährungsweise, die sich durch einen hohen Anteil an Gemüse, Obst, Saaten und Nüssen sowie pflanzlichem Eiweiß, etwa aus Hülsenfrüchten, auszeichnet, während der Anteil an Fleisch und Milchprodukten gering ist. Die Empfehlungen der Planetary Health Diet beziehen sich auf eine globale Ebene und müssen an jeweilige lokale Gegebenheiten angepasst werden, damit Kommunen die Ernährungswende unterstützen können. Denn bislang ist die Ernährungsweise vieler Menschen noch weit von den Empfehlungen entfernt. Beispiel Frankfurt am Main: Hier ist der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch dreimal so hoch wie von der Planetary Health Diet empfohlen.

Wie gelingt eine Ernährungsumstellung, die die individuelle Gesundheit schützt und die natürliche Umwelt entlastet? Ein Forschungsteam des ISOE hat in dem transdisziplinären Forschungsprojekt „PlaNE – Planetare Gesundheit und nachhaltige Ernährung“ gemeinsam mit Kommunen und zivilgesellschaftlichen Akteuren untersucht, inwiefern Planetare Gesundheit bereits in lokalen Projekten, Initiativen und Strategien für eine nachhaltige Ernährung verankert ist. Anhand von Verzehrdaten wurden die Umwelt- und Gesundheitswirkungen der aktuellen Ernährungsweise für die Städte Frankfurt am Main und Marburg ermittelt und abgeschätzt, welche Entlastungen durch die Umstellung auf die Planetary Health Diet erzielt werden können. 

Planetary Health Diet: Globales Konzept lokal umsetzen

Aus den Untersuchungen ergaben sich übergeordnete Einschätzungen und Empfehlungen für die kommunale Ernährungswende, die die Forschenden in einem ISOE-Policy Brief zusammengefasst haben. So weisen die Autoren Immanuel Stieß, Lukas Drees und Lukas Sattlegger etwa auf die notwendige Stärkung der ökologischen und regionalen Lebensmittelproduktion hin sowie auf die Förderung eines Angebots von gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln, das leicht für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich ist.

Ein großes Potenzial für eine verbesserte Umsetzung der lokalen Ernährungswende sehen die ISOE-Forscher im Zusammendenken von Ökologie und Gesundheit. Insbesondere die Akteure aus dem Gesundheitssektor seien wichtige Multiplikatoren für eine kommunale Ernährungspolitik. Entscheidend für eine erfolgreiche Umsetzung des Konzepts Planetary Health Diet auf kommunaler Ebene seien daher neue Allianzen zwischen den kommunalen Akteuren aus dem Umwelt-, Ernährungs- und Gesundheitsbereich. Alle zentralen Ziele, Handlungsfelder und Empfehlungen liegen im ISOE-Policy Brief 10 „Planetare Gesundheit und nachhaltige Ernährung in Kommunen“ vor.

Publikation

Stieß, Immanuel/Lukas Drees/Lukas Sattlegger (2024): Planetare Gesundheit und nachhaltige Ernährung in Kommunen: Ein Orientierungsrahmen für die kommunale Ernährungswende. ISOE Policy Brief Nr. 10. Frankfurt am Main DOI: 10.5281/zenodo.11209674  

Über das Projekt PlaNE

Das Projekt „PlaNE – Planetare Gesundheit und Nachhaltige Ernährung: Nachhaltigkeitsstrategien kommunaler Ernährungspolitik in Hessen und ihre Auswirkungen auf Planetary Health-Indikatoren am Beispiel der Städte Frankfurt und Marburg“ wurde gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Beteiligte Praxispartner waren die Städte Frankfurt am Main und Marburg, die Ernährungsräte Frankfurt und Marburg und Umgebung (EMU) sowie das BNE-Netzwerk Marburg.

Veranstaltung Sustainable Lunch Break

Sustainable Lunch Break am 25. Juni 2024 von 12.00 bis 13.15 Uhr anlässlich der Veröffentlichung des ISOE Policy Brief „Planetare Gesundheit und nachhaltige Ernährung in Kommunen. Ein Orientierungsrahmen für die kommunale Ernährungswende.“ Die Zahl der Teilnehmenden für diese Onlineveranstaltung ist begrenzt. Daher bitten wir um Ihre Anmeldung bis zum 24.06.2024 bei Lukas Drees (lukas.drees@isoe.de). Mehr Informationen zum Programm

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Immanuel Stieß
Tel. +49 69 707 6919-19
 
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Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
 
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news-847 Mon, 17 Jun 2024 10:42:07 +0200 Ökosysteme im Klimawandel - Die Bedeutung von sozial-ökologischen Kipppunkten für die Savannen Namibias https://www.isoe.de/news/die-bedeutung-von-sozial-oekologischen-kipppunkten-fuer-die-savannen-namibias/ Der Klimawandel verschärft die Wasserknappheit vor allem in den ariden Gebieten der Erde. Besonders betroffen ist Namibia mit seinen Savannenlandschaften. Diese Ökosysteme gehören zu den trockensten Regionen der Welt. Sie sind schon heute durch die klimatischen Veränderungen und zunehmenden Landnutzungsdruck bedroht: Konventionelle Formen der Viehhaltung führen zu einer Verschlechterung der Weideflächen, das Ökosystem Savanne läuft auf Kipppunkte zu. Ein aktuelles Forschungsprojekt des ISOE mit Partnern in Deutschland und Namibia untersucht, wie klimatische, ökologische und soziale Faktoren die Landdegradation in Trockengebieten antreiben. In ariden Ländern wie Namibia haben Landwirte schon seit langem Erfahrungen mit unregelmäßigen Niederschlägen und Dürren. Ende Mai hat das Land wegen der anhaltenden Dürre den Notstand ausgerufen. Der Klimawandel wird diese Entwicklung noch weiter verstärken. Bis Ende der 2070er Jahre wird für Namibia ein Temperaturanstieg von bis zu 4,5°C erwartet. Damit wächst auch der Druck auf die Ökosysteme der Savannenlandschaften, die durch eine intensive Weidewirtschaft bereits heute übernutzt sind. Die dadurch angestoßenen Prozesse der Desertifikation können zukünftig zu Kipppunkten führen, mit gravierenden Veränderungen im Ökosystem und gesellschaftlichen System.

Desertifikation: Wie Ökologie und Gesellschaft zusammenhängen

Kipppunkte stehen für Stabilitätsgrenzen eines sozial-ökologischen Systems, an dem eine kleine zusätzliche Veränderung zu einer qualitativen Veränderung des gesamten Systems führen kann. Durch die enge Wechselbeziehung zwischen Ökosystemen und der Gesellschaft infolge unterschiedlicher Formen der Nutzung sind ökologische Kipppunkte typischerweise mit sozialen Kipppunkten verknüpft. Gehen Weideflächen für die Bewirtschaftung verloren, wandern zum Beispiel auch die Farmer ab, da sie weniger Einkommen erzielen können. Das Forschungsprojekt „NamTip: Eine namibische Perspektive auf Desertifikations-Kipppunkte im Kontext des Klimawandels“ nimmt daher auch sozial-ökologische Kipppunkte – also das Zusammenwirken von ökologischen und gesellschaftlichen Veränderungen – in den Blick. Damit versucht das Projektteam eine Leerstelle zu schließen – bislang gibt es sehr wenige konzeptionelle Ansätze und empirische Studien zu sozial-ökologischen Kippunkten.

NamTip-Projektregion Waterberg

Während die Forschung zu ökologischen Kipppunkten bereits etabliert ist, ist die Übertragung des konzeptionellen Ansatzes auf soziale Systeme noch relativ neu. Die Charakteristika von ökologischen Kipppunkten werden auch für soziale Kipppunkte übernommen: abrupte, schwer umkehrbare Statusveränderungen eines sozialen Systems, die durch sich verstärkende Rückkopplungsschleifen entstehen. Als Teil der Erarbeitung eines Konzepts sozial-ökologischer Kipppunkte untersucht das Forschungsteam vor Ort in der namibischen Waterberg-Region, wie ökologische und soziale Kipppunkte miteinander verkoppelt sind. Ziel ist es, am Beispiel der Waterberg-Region das sozial-ökologische System der Weidewirtschaft im bedrohten Savannenökosystem besser zu verstehen und geeigneten Maßnahmen zu entwickeln, um Desertifikationsprozesse zu verhindern und die Wiederherstellung des Weidelandes zu fördern. 

Mehr zum Projekt:

www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/namtip-2    
www.uni-potsdam.de/en/namtip  

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Markus Rauchecker
Tel. +49 69 707 6919-46
 
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Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
 
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news-844 Tue, 11 Jun 2024 13:51:48 +0200 ISOE im RePack-Netzwerk - Kunststoffe in Lebensmittelverpackungen reduzieren https://www.isoe.de/news/kunststoffe-in-lebensmittelverpackungen-reduzieren/ Zwölf Projekte mit Förderung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) entwickeln Verpackungsinnovationen für die Lebensmittelbranche: von Papier- oder Biokunststoffverpackungen über Recycling bis hin zu Mehrwegsystemen. Forscher des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung unterstützen die Vernetzungs- und Transfermaßnahme „RePack-Netzwerk“ mit ihrer Expertise zu Kunststoffverpackungen. Das Netzwerk wird vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) geleitet und verfolgt das Ziel, Innovationsprozesse zu unterstützen und Handlungsempfehlungen für Politik, Wirtschaft sowie Verbraucherinnen und Verbraucher auszusprechen. Vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland dürfte dies vertraut sein: Die gelbe Tonne zur Entsorgung von Verpackungen ist schnell voll. Das liegt auch an Einweg-Lebensmittelverpackungen aus Kunststoffen, deren Einsatz in den letzten Jahren beständig zugenommen hat. Damit sich dieser Trend ändert, fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Innovationen für Lebensmittelverpackungen: von biobasierten, kompostierbaren Verpackungen über das Recycling der eingesetzten Materialien bis hin zu Mehrwegsystemen oder dem Ersatz von Kunststoff etwa durch Papier. 

Zwölf Innovationsprojekte entwickeln neue Lösungen, um Lebensmittel nachhaltiger zu verpacken und den Einsatz von Kunststoffen zu reduzieren. Am 11. Juni 2024 kommen die Akteure aus Universitäten, Forschungseinrichtungen, Wirtschaft und Handel erstmals in Berlin zusammen, um sich ihre Strategien vorzustellen und darüber zu diskutieren. Das neu gegründete RePack-Netzwerk versammelt die Projekte für vier Jahre unter einem Dach und möchte so eine breite Marktdurchdringung der innovativen Ansätze unterstützen. 

Ressourcenverbrauch verringern, Umwelt schützen

„Lebensmittelverpackungen werden nur kurz genutzt und selten wiederverwendet. Etwa zwei Drittel werden zwar recycelt, doch werden die Materialien kaum wieder in Verpackungen eingesetzt“, erklärt Frieder Rubik, Experte für nachhaltige Produktion und Konsum am IÖW und Projektleiter des RePack-Netzwerks. „Neben dem erheblichen Ressourcenverbrauch wird die Umwelt zudem durch Makro- und Mikroplastik belastet.“ Anliegen des RePack-Netzwerks ist es, die in dem Förderprogramm entwickelten Innovationen in die Breite zu tragen, damit sie Kunststoffe in der Lebensmittelkette spürbar reduzieren.

Recycling und biobasierte Kunststoffe vor dem Durchbruch?

„Heute ist es noch so, dass Kunststoffverwerter nach Absatzmärkten für ihre recycelten Materialien suchen müssen. Dieser Markt wird sich – aufgrund EU-rechtlicher Vorgaben zur Einsatzquote von Rezyklaten – absehbar von einem Käufermarkt in einen Verkäufermarkt drehen”, erwartet Kurt Schüler von der GVM. „Alle Kunststoffverarbeiter werden händeringend nach Rezyklaten suchen, im Markt für PET-Rezyklate und Rezyklate mit Lebensmittelzulassung zeigt sich das schon heute.“

Um Verpackungen aus Biokunststoffen ist es in den letzten Jahren ruhig geworden, so die GVM. „Zu Unrecht“, sagt Schüler, „denn das Ziel, weniger fossile Rohstoffe einzusetzen, kann beim Lebensmittelkonsum nur erreicht werden, wenn auch Kunststoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe verwendet werden.“

Verbraucherakzeptanz: Alternative Verpackungen müssen alltagskompatibel sein

„Die Verbraucherinnen und Verbraucher zeigen sich besorgt über die allgegenwärtige Verbreitung langlebiger Plastikrückstände in der Umwelt und sie sehen es als eines der dringlichsten Umweltprobleme an“, erklärt Lukas Sattlegger, Experte für Plastikmüll und Verpackungen am ISOE. Doch führt diese Einstellung nicht automatisch dazu, plastikfreie oder weniger umweltbelastende Verpackungsalternativen zu wählen. Entscheidend für den Erfolg alternativer Verpackungssysteme ist nicht nur ihre Akzeptanz, sondern auch ihre Praktikabilität bei den alltäglichen Einkaufs- und Konsumroutinen.

„Um etwa Unverpackt-Angebote auszuweiten, braucht es neben Unverpacktläden auch Unverpackt-Segmente in klassischen Supermärkten, unverpackte Bestellangebote, unverpackten Marktverkauf und unverpackte Lieferketten – und das alles möglichst flächendeckend und in unterschiedlichen Produkt- und Preissegmenten“, sagt Sattlegger.

Über das RePack-Netzwerk 

Das RePack-Netzwerk ist eine Vernetzungs- und Transfermaßnahme zur Förderung von Innovationen zur Reduzierung von Kunststoffverpackungen entlang der Lebensmittelkette, mit der das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) seit 2022 zwölf Innovationsprojekte unterstützt. Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) leitet die Vernetzungs- und Transfermaßnahme. Projektpartner sind die Evaluationsforschungseinrichtung CEval, die GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung, das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und das Sustainable Packaging Institute der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. Das Vorhaben wird im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), vertreten durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), durchgeführt und über das Programm zur Innovationsförderung des BMEL finanziert. Das Vorhaben läuft von Dezember 2023 bis November 2027.

Weitere Informationen

Wissenschaftlicher Ansprechpartner

Dr. Lukas Sattlegger
Tel. +49 69 707 6919-31

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Pressekontakt

Melanie Neugart
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news-842 Fri, 07 Jun 2024 14:07:00 +0200 Nachhaltiges Grundwassermanagement - Ein Landkreis macht’s vor: So geht guter Umgang mit Grundwasser https://www.isoe.de/news/ein-landkreis-machts-vor-so-geht-guter-umgang-mit-grundwasser/ Der besonders von Trockenheit und Hochwasser betroffene Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt zeigt, wie vorausschauendes Grundwassermanagement aussehen kann. Eine Projektgruppe unter Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hat ein Papier mit Pioniercharakter erarbeitet: Alle Interessengruppen, von der Landwirtschaft über den Wasserversorger bis hin zu Landesbetrieben und Umweltverwaltung, haben gemeinsam Lösungsvorschläge zum nachhaltigen Schutz des Grundwassers entwickelt. Das „Leitbild 2040 Grundwasser – Ziele und Maßnahmen für ein nachhaltiges Grundwassermanagement im Landkreis Mansfeld-Südharz“ wird heute an den Landrat übergeben.  Die Grundwasserkörper sollen in einem guten Zustand sein. Das fordern Umweltschützer, die sie als ökologischen Lebensraum erhalten wollen, genauso wie Land- und Forstwirte, die sie als Lebensgrundlage für ihre Kulturen brauchen, und Wasserversorger, die Trinkwasser für die Bevölkerung gewinnen. Als Folge von Klimawandel und menschlicher Einwirkung sind Menge und Qualität des Grundwassers in Deutschland aber nicht überall nachhaltig gesichert. 

Im Landkreis Mansfeld-Südharz hat sich der örtliche Wasserversorger wegen Uranfunden im Grundwasser bereits 2018 für einen Anschluss an die Fernwasserversorgung entschieden. Seitdem ist der Landkreis weitgehend abhängig von der Rappbodetalsperre als einziger Versorgungsquelle. Durch den Verlust von Wasserschutzgebieten und die Auswirkungen des Klimawandels könnten Grundwasservorkommen in Zukunft erheblich beeinträchtigt sein und wichtige Funktionen wie die Notversorgung nicht mehr garantieren. 

Solche Herausforderungen und Unsicherheiten ebneten den Weg für die ISOE-Nachwuchsforschungsgruppe regulate, als sie 2021 versuchte, alle identifizierbaren Interessenvertreter*innen im Landkreis an einen Tisch zu bringen. Dass ein präventives Grundwassermanagement vor Ort notwendig ist, sahen auch die Stakeholder so – und konnten für die vierjährige Mitarbeit in der Projektgruppe gewonnen werden.

Gegenläufige Interessen konstruktiv zusammengebracht

Beim Thema Wasser stehen sich im politischen Alltag Bauernverbände, Forstwirte, Wasserversorger, Umweltschützer, Landesbetriebe für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft und die Verwaltung oft unversöhnlich gegenüber. Dass die Projektgruppe alle an der Wassernutzung interessierten Parteien erfolgreich an einen Tisch gebracht hat, ist wegweisend. Dr. Fanny Frick-Trzebitzky, Co-Projektleiterin am ISOE, zeigt sich überzeugt: „Es ist gelungen, gemeinsam Lösungsvorschläge zum nachhaltigen Schutz des Grundwassers zu formulieren. Die Ergebnisse werden nun von den Projektteilnehmenden aktiv in ihre Verbände und Institutionen getragen.“ Was es für die Kreisverwaltung deutlich leichter mache, die Umsetzung anzugehen. 

Mehr Schutz, mehr Zusammenarbeit: Das empfiehlt das Leitbild

Um Quantität und Qualität des Grundwassers vor Ort bis 2040 und darüber hinaus zu sichern, empfiehlt das gemeinsam erarbeitete Leitbild nun: 

  • das Messstellen-Netz zu erweitern, um eine bessere Datenbasis über das verfügbare Grundwasser sowie über menschgemachte Verschmutzungen zu erhalten. 
  • das Datenmanagement zu zentralisieren, damit Behörden, Versorger, Landwirtschaft und Wissenschaft gemeinsam die Daten nutzen können. 
  • das Wasserentnahmeentgelt („Wassercent“) anzuheben, um Schutzmaßnahmen zu finanzieren; etwa um Landwirte zu entschädigen, die nicht düngen und so das Grundwasser schützen. 
  • Grundwasserschutzzonen einzurichten und Flächen zu entsiegeln bzw. nicht neu zu versiegeln. 
  • durch Umweltbildung den Wert von Grundwasser für Privatpersonen erfahrbar zu machen. 

Die Beteiligten drängen insbesondere auf die Gründung einer ständigen Arbeitsgruppe („Wasserrat Mansfeld-Südharz“), um die angeregten Maßnahmen besser zu unterstützen. 

Kick-off für den Umsetzungsprozess

Der Maßnahmenkatalog, der heute an die Stellvertreterin des Landrats, Frau Christiane Beyer, übergeben wird, sei dabei als weit gesteckte Handlungsempfehlung zu verstehen, die die Mobilisierung „einiger Ressourcen“ erfordere, so Frick-Trzebitzky vom ISOE. Steffen Hooper vom Umweltamt des Landkreises Mansfeld-Südharz ergänzt: „Es braucht nun zusätzliches Geld und Personal, um Prioritäten zu bestimmen, Konflikten im Verwaltungsalltag vorzubeugen und zumindest zu einer punktuellen Umsetzung des Leitbilds zu kommen.“ 

Zur Entstehung des „Leitbilds 2040“ 

Das „Leitbild 2040 Grundwasser – Ziele und Maßnahmen für ein nachhaltiges Grundwassermanagement im Landkreis Mansfeld-Südharz“ ist zwischen 2021 und 2024 im Rahmen des Forschungsprojekts „regulate – Regulation von Grundwasser in telegekoppelten sozial-ökologischen Systemen“ entstanden, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm „Forschung für nachhaltige Entwicklungen (FONA)“ gefördert wird. Telekopplung meint die an einem Ort spürbaren ökologischen und sozialen Auswirkungen von Ressourcennutzung an einem anderen Ort. Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hatte die Projektleitung inne. 

Neben den Forscher*innen von ISOE, Goethe-Universität in Frankfurt am Main und Rheinland-Pfälzischer Technischer Universität Kaiserslautern-Landau waren am Leitbildprozess folgende Interessengruppen beteiligt: das Umweltamt des Landkreises Mansfeld-Südharz, der Fachbereich Stadtentwicklung und Bauen der Stadt Sangerhausen, der Bauernverband Mansfeld-Südharz e.V., der Wasserverband Südharz, der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, die Agrargesellschaft Riestedt mbH & Co. KG, das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz, der Forstbetrieb Beyme GbR sowie die Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH. 

Das „Leitbild“ steht als Download zur Verfügung:
www.isoe.de/fileadmin/Edit/PDF/Pr/regulate/isoe_regulate_Leitbild-2040-Grundwasser.pdf  

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Dr. Fanny Frick-Trzebitzky
Leiterin des Bereichs Praktiken und Infrastrukturen, 
Leiterin der Nachwuchsgruppe regulate
Tel. +49 69 707 6919-55

www.isoe.de  

Pressekontakt:

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
Tel. +49 69 707 6919-30
 
www.isoe.de  
 

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Pressemitteilung
news-833 Mon, 06 May 2024 11:05:00 +0200 Umweltrisiken - Wissenschaftskommunikation zu Risiken von Ewigkeitschemikalien https://www.isoe.de/news/wissenschaftskommunikation-zu-risiken-von-ewigkeitschemikalien/ PFAS – hinter diesen vier Buchstaben verbirgt sich die umstrittene Stoffgruppe der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen. Da sie wasser-, fett- und schmutzabweisend sind, werden diese Chemikalien in vielen Alltagsprodukten eingesetzt. Genau wegen dieser Eigenschaften sind PFAS aber kaum abbaubar: Die „Ewigkeitschemikalien“ konnten bereits im menschlichen Blut und in der Muttermilch nachgewiesen werden. Die EU prüft daher eine Beschränkung von PFAS. Die mit den PFAS verbundenen Risiken werden allerdings unterschiedlich dargestellt und bewertet. Vor diesem Hintergrund untersucht ein neues Forschungsprojekt des ISOE die Kommunikation von Organisationen über die Risiken von PFAS.  Die Beschränkung des Einsatzes von PFAS ist aufgrund der Komplexität und Vielfalt der Stoffgruppe und des hohen Nichtwissens nicht nur politisch umkämpft, sondern selbst innerhalb der Wissenschaft strittig, mit unterschiedlichen Positionen und Begründungen dazu, ob die gesamte Stoffgruppe verboten oder die Toxizität aller Stoffe einzeln bewertet werden sollte. Entsprechend kontrovers wird derzeit die Debatte über die Beschränkung von PFAS geführt. 

In der Forschung über Wissenschaftskommunikation gibt es jedoch bislang kaum konzeptionelle und empirische Untersuchungen dazu, wie nichtwissenschaftliche Organisationen sich in ihrer Kommunikation auf die Wissenschaft als Ressource zur Legitimierung ihrer Interessen berufen. Vor diesem Hintergrund untersucht das Forschungsprojekt „ChemKom – Strategische Wissenschaftskommunikation zu Risiken von Ewigkeitschemikalien“ die strategische Wissenschaftskommunikation von Organisationen über die Risiken von Ewigkeitschemikalien (PFAS). Das vom ISOE geleitete Projekt wird gemeinsam durchgeführt mit dem Unabhängigen Institut für Umweltfragen e.V. (UfU) sowie der Universität Hamburg, Fachbereich Sozialwissenschaften. 

Wissenschaftlerinnen des ISOE analysieren die innerwissenschaftliche Debatte zu PFAS und arbeiten heraus, welche Argumente für oder gegen die Regulierung von PFAS herangezogen werden. Das Projektteam des ISOE untersucht zudem, wie Hochschulen, aber auch nichtwissenschaftliche Organisationen wie Industrieverbände, Behörden oder NGOs wissenschaftliche Inhalte über PFAS kommunizieren und wie wissenschaftliches Wissen, aber auch Unsicherheiten für die strategische Kommunikation genutzt werden. Wissenschaftlerinnen der Universität Hamburg erstellen eine Medienanalyse und untersuchen, welche Sprecher*innen, Positionen und Frames das Thema PFAS in traditionellen und sozialen Medienarenen prägen. Dabei spielt auch eine Rolle, wie wissenschaftliches (Nicht-)Wissen in der PFAS-Debatte als Ressource eingesetzt wird.

Bessere Partizipation von Bürger*innen 

Wissenschaftler*innen des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (UfU) werfen schließlich einen Blick auf die Öffentlichkeit: Wie blicken die Adressat*innen, also zum Beispiel Bürger*innen, auf die Ewigkeitschemikalien? Um diese Frage zu beantworten, werden Fokusgruppen und Interviews durchgeführt. So kann ein umfassendes Bild zur Kommunikation über PFAS und deren Rezeption erlangt werden.

Das Projektteam erprobt gemeinsam mit Bürger*innen ein Dialogformat, in dem sie über die unterschiedlichen Positionen von Wissenschaft, NGOs, Unternehmen und Behörden zur Beschränkung von PFAS informiert werden. Ziel dieses Formats ist zum einen, eine bessere Partizipation von Bürger*innen an der PFAS-Debatte zu ermöglichen. Zum anderen wird geprüft, ob das erprobte Dialogformat einen Beitrag leisten kann zu einer Wissenschaftskommunikation über PFAS, bei der auch Bürger*innen eine aktivere Rolle einnehmen. Mit diesem breiten Forschungsansatz will das Projekt einerseits einen Beitrag zum wachsendes Feld der organisationalen strategischen Wissenschaftskommunikation leisten, andererseits sollen am Beispiel der PFAS verallgemeinerbare Erkenntnisse darüber erarbeitet werden, wie Organisationen strategisch über Chemikalien und ihre Risiken kommunizieren.

Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Mehr zum Projekt:

www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/chemkom 

Wissenschaftliche Ansprechpartnerinnen:

Dr. Johanna Kramm 
Tel. +49 69 707 6919-16
  

PD Dr. Carolin Völker
Tel. +49 69 707 6919-59
 

Pressekontakt:

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
Tel. +49 69 707 6919-30
 

www.isoe.de 
 

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news-832 Fri, 03 May 2024 10:50:46 +0200 Künstlerische Forschung - Projektstipendium „Insectopolis“ vergeben https://www.isoe.de/news/projektstipendium-insectopolis-vergeben/ Das ISOE hat ein Stipendium für die Entwicklung und Umsetzung einer künstlerischen Arbeit vergeben. Das Projektstipendium „Insectopolis“ ist eingebunden in ein Forschungsprojekt zur Förderung der Biodiversität in Städten. Eine Jury hat aus 60 Bewerbungen jetzt den Entwurf von Anno Bolender „I Don’t Hear Bugs in the City“ ausgewählt. Die Ergebnisse der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Projektteam und Künstler*in werden im Juli in Frankfurt am Main vorgestellt. Die Urbanisierung ist neben vielen anderen ein wesentlicher Treiber für den Verlust der Insektenvielfalt. Forschungen zeigen inzwischen, dass es wichtig ist, die Bedeutung der Insektenvielfalt, etwa für Landwirtschaft und Ernährung, stärker in das Bewusstsein der Menschen zu rücken. Denn dann steigt häufig auch die Bereitschaft, Insekten zukünftig noch besser zu schützen. Gerade in Städten fehlen aber Orte und Gelegenheiten für ein positives Erleben der Insekten und ihrer Vielfalt.  

Vor diesem Hintergrund entwickelt das Forschungsprojekt SLInBio –  Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität“ gemeinsam mit den Bürger*innen Frankfurts praxistaugliche Ansätze zur Verbesserung der Insektenvielfalt in der Stadt. Eine wichtige Aufgabe übernehmen in dem vom ISOE geleiteten Forschungsprojekt künstlerische Arbeiten, die der Frankfurter Stadtgesellschaft Räume für neue und andere Naturerfahrungen anbieten: Hier können Bürger*innen eigene Vorstellungen und Erfahrungen in Bezug auf Insekten reflektieren sowie neue Handlungsmöglichkeiten entwickeln.

Anno Bolenders Projektentwurf „I Don’t Hear Bugs in the City – Eine choreografische Erinnerung an die kleinen Lebewesen unter uns“ nimmt die Beziehungen zwischen Menschen und Insekten in der Stadt in den Blick. Das performative Projekt erforscht die Bewegungspotenziale des menschlichen Körpers und ist inspiriert von der Theorie des „Deep Listening“ der Komponistin Pauline Oliveros. Die tänzerische Performance entwickelt Anno Bolender in einer transdisziplinären Zusammenarbeit mit dem Projektteam von SLInBio. Hier geht es um das Zusammenwirken von wissenschaftlicher Arbeit und künstlerisch-ästhetischen Perspektiven mit dem Ziel, neue Erzählungen über das urbane Zusammenleben von Menschen und Insekten zu entwickeln. Die künstlerische Forschung entwirft poetische Interpretationen der Natur und hinterfragt im Dialog mit der wissenschaftlichen Forschung etablierte Begriffe, Standpunkte und Gewohnheiten zum Zusammenleben von Menschen und Insekten im Anthropozän.  

Die tänzerische Performance zeigt Anno Bolender im Juli an verschiedenen Orten im öffentlichen Raum der Stadt Frankfurt am Main. Die genauen Daten und Orte werden frühzeitig bekannt gegeben unter #Insectopolis bei X, LinkedIn, Instagram und Facebook sowie auf den Websites des ISOE und des Forschungsprojekts SLInBio.

Über das Projekt

Forschungsprojekt „SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität“ untersuchen Frankfurter Forschungsinstitute gemeinsam mit Partnern aus der Praxis unter der Leitung des ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung die Zusammenhänge zwischen städtischen Lebensstilen und Insektenvielfalt und bieten Bürger*innen vielfältige Möglichkeiten, die Insektendiversität zu erleben und sich an ihrer Erforschung zu beteiligen. SLInBio wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme „BiodiWert – Wertschätzung und Sicherung von Biodiversität in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ als Teil der BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) gefördert.

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Florian Dirk Schneider
Tel. +49 69 707 6919-71
 
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Pressekontakt:

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
Tel. +49 69 707 6919-30
 
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news-825 Mon, 15 Apr 2024 11:18:29 +0200 Sommersemester 2024 - Soziale Ökologie und Transdisziplinarität in der Lehre https://www.isoe.de/news/soziale-oekologie-und-transdisziplinaritaet-in-der-lehre-1/ Auch im Sommersemester 2024 bieten Wissenschaftler*innen des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung wieder Lehrveranstaltungen zu Nachhaltigkeitsthemen an. Am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Frankfurter Goethe-Universität leiten PD Dr. Carolin Völker und Dr. Johanna Kramm ein Seminar zu Strukturaspekten von Umweltproblemen, Prof. Dr. Diana Hummel bietet das Seminar „Biologische Vielfalt und Bevölkerungsdynamik im Anthropozän“ gemeinsam mit Prof. Dr. Flurina Schneider, wissenschaftliche Geschäftsführerin des ISOE und Professorin für Soziale Ökologie, an. Beide Seminare sind Lehrveranstaltungen im Rahmen des Masterstudiengangs Umweltwissenschaften im Schwerpunktfach Soziale Ökologie. Dr. Robert Lütkemeier betreut zudem ein Projektseminar am Fachbereich Geowissenschaften der Goethe-Universität. Darüber hinaus finden auch eine Vorlesung und ein Seminar an der TU Darmstadt statt. An der Goethe-Universität Frankfurt bieten PD Dr. Carolin Völker und Dr. Johanna Kramm im Sommersemester ein interdisziplinäres Seminar an. Sie bringen Studierenden im Master Umweltwissenschaften sowie Studierenden der Gesellschaftswissenschaften strukturelle Umweltprobleme näher – am Beispiel synthetischer Chemikalien. Einerseits sind Chemikalien ein funktionaler Bestandteil moderner Gesellschaften, andererseits können sie negative Auswirkungen auf Umwelt und Ökosysteme haben. Trotz regulatorischer Maßnahmen gibt es starke Hinweise, dass die planetaren Belastungsgrenzen für chemische Verschmutzung bereits überschritten sind. Die Studierenden entwickeln anhand dieses Beispiels ein sozial-ökologisches Problemverständnis und beschäftigen sich mit Gestaltungsoptionen von Transformationsprozessen.

Biologische Vielfalt und Bevölkerungsdynamik im Anthropozän

Nicht nur der anthropogene Klimawandel, sondern auch der Rückgang der biologischen Vielfalt sowie die globale Bevölkerungsdynamik werden heute vielfach unter dem Begriff des Anthropozäns, dem „Zeitalter der Menschen“, diskutiert. Im Seminar beleuchten Prof. Dr. Diana Hummel und Prof. Dr. Flurina Schneider insbesondere folgende Fragen aus politikwissenschaftlichen sowie interdisziplinären Blickwinkeln: Wie werden die Bevölkerungsentwicklung und der Rückgang der biologischen Vielfalt im Diskurs um das Anthropozän thematisiert und aufeinander bezogen? Welche Annahmen liegen dem Diskurs zugrunde bezüglich der Zusammenhänge von demografischen Prozessen, Ressourcenverfügbarkeit, gesellschaftlicher Entwicklung und politischer Steuerung? Master-Studierende der Politikwissenschaften und der Umweltwissenschaften erhalten Einblick in die wissenschaftlichen Diskurse rund um das Anthropozän.

Projektseminar an der Goethe-Universität

Am Institut für Physische Geographie bietet Dr. Robert Lütkemeier für Bachelorstudierende ein Projektseminar mit dem Titel „Soziale Hydrologie – Spannungsfeld zwischen Wasserverfügbarkeit und Wasserbedarfen verstehen, analysieren und bearbeiten“ an, bei dem eine komplexe angewandte Fragestellung bearbeitet wird. Die Studierenden lernen dabei die verschiedenen Projektphasen des Projektmanagements kennen, von der Projektplanung über die Wahl und Anwendung geeigneter Methoden, Messungen und Analysen bis hin zur Abfassung eines Berichts bzw. eines Gutachtens.

Lehre an der TU Darmstadt

Für Studierende im Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften der Technischen Universität Darmstadt hält Dr. Martin Zimmermann eine Vorlesung und ein Seminar zum Thema nachhaltige Wasserversorgungswirtschaft. Hierbei geht es unter anderem um die Frage, welche Herausforderungen der Klimawandel für die Wasserversorgung mit sich bringt. Welche alternativen Wasserquellen lassen sich neben Trinkwasser beispielsweise noch erschließen und im Gebäudesektor implementieren?

Die ISOE-Lehrveranstaltungen auf einen Blick: www.isoe.de/lehre/lehrveranstaltungen  

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Prof. Dr. Diana Hummel 
Tel. +49 69 707 6919-33

www.isoe.de 

Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51

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news-824 Fri, 12 Apr 2024 11:18:01 +0200 Biodiversität - Ökologische Kipppunkte in der mongolischen Steppe erkennen und vermeiden https://www.isoe.de/news/oekologische-kipppunkte-in-der-mongolischen-steppe-erkennen-und-vermeiden/ In der Mongolei gibt es eines der letzten intakten Steppenökosysteme mit traditioneller Landnutzung und einer bemerkenswerten Artenvielfalt. Die Mobilität von wilden und domestizierten Herdentieren spielt eine wichtige Rolle für das Fortbestehen dieses Ökosystems, das sich im Zuge des Klimawandels verändert. Gleichzeitig ist die nomadische Lebensweise in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Das Forschungsprojekt MORE STEP untersucht die komplexen Wechselbeziehungen und Rückkopplungen zwischen Natur und Gesellschaft, um irreversible Prozesse – sogenannte Kipppunkte – zu erkennen und damit frühzeitig zu verhindern.  Für die Graslandschaft in der Mongolei spielt die Mobilität der Nomaden und die damit einhergehende Weidewirtschaft eine entscheidende Rolle. Diese seit Jahrtausenden praktizierte Lebensweise ist einer der wichtigsten Faktoren für das Funktionieren dieses Ökosystems. Die Verbreitung von Pflanzensamen wird beispielsweise durch die Tiere der Nomaden gewährleistet. Allerdings gehen weltweite Veränderungen, etwa durch Urbanisierung und Klimawandel, nicht spurlos an dem ostasiatischen Land vorbei: Die Zahl der Familien mit Viehherden nimmt ab, da der wirtschaftliche Wandel des Landes neue Einnahmequellen eröffnet. Zudem verändert der Abbau von Bodenschätzen die Steppe. Das sind nur zwei der Gründe, warum das deutsch-mongolische Projektteam mit Beteiligung des ISOE die Dynamiken und Prozesse der Veränderungen der Landschaft in den Blick nimmt. Das Ziel des interdisziplinären Projekts ist es, die komplexen Zusammenhänge und Wechselwirkungen zu verstehen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, damit Kipppunkte, die das Ökosystem gefährden, nicht überschritten werden.

In der ersten Phase des Projekts von 2019 bis 2023 wurden unter anderem die gesellschaftlichen Veränderungen und die Auswirkungen auf die Mobilität der Nomaden sowie auf das Ökosystem der Steppe genauer untersucht und die Erkenntnisse in Workshops mit Nomaden, Vertreter*innen der Industrie sowie Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen diskutiert. Dort wurden auch die wichtigsten Probleme identifiziert und die bisherigen Schutzmaßnahmen für die Natur sowie die Haupttreiber für den gesellschaftlichen Wandel vorgestellt.

Erarbeitung von Politikempfehlungen

Seit 2023 läuft die zweite Projektphase, die die Auswirkungen sowohl des Klimawandels als auch des gesellschaftlichen Wandels auf die Mobilität von Wildtieren und Hirten in der Mongolei genauer erforscht. Dabei geht es unter anderem um die Probleme, denen die Nomaden in der Steppe aufgrund des Klimawandels ausgesetzt sind. Mit Modellierungsmethoden wird untersucht, welche Strategien zur Klimawandelanpassung die Nomaden haben. Auch die Mechanismen, die zu einem Rückgang dieser Lebensweise führen, werden identifiziert. Zudem werden Maßnahmen erarbeitet, die die aus den Veränderungen resultierenden Kipppunkte im Ökosystem verhindern können. 

Für das Jahr 2025 ist eine “joint learning expedition” geplant, bei der das Projektteam in verschiedenen Provinzen Workshops durchführt. Mit lokalen Vertreter*innen der Viehhirten und Verwaltungen sollen gemeinsame Empfehlungen für die Politik erarbeitet werden, zudem wird eine Konferenz mit Vertreter*innen aus Wissenschaft und Politik in der Hauptstadt Ulaanbaatar veranstaltet.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt in der Fördermaßnahme „Kipppunkte, Dynamik und Wechselwirkungen von sozialen und ökologischen Systemen (GlobalTip)“.

Mehr zum Projekt

https://www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/more-step-ii/ 

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Dr. Marion Mehring 
Tel. +49 69 707 6919-39
 
www.isoe.de  

Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
 
www.isoe.de 
 

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