ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main https://www.isoe.de/ Akutelle Informationen vom ISOE. https://www.isoe.de/fileadmin/Resources/Corporate/Public/icons/favicon-32x32.png ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main https://www.isoe.de/ 32 32 en-gb ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main Mon, 09 Dec 2024 10:26:08 +0100 Mon, 09 Dec 2024 10:26:08 +0100 ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main news-923 Mon, 02 Dec 2024 15:41:00 +0100 In Memoriam - Nachruf auf ISOE-Mitbegründer Prof. Dr. Egon Becker https://www.isoe.de/news/nachruf-auf-isoe-mitbegruender-prof-dr-egon-becker/ Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung trauert um Professor Dr. Egon Becker, der am 15. November 2024 im Alter von 88 Jahren verstorben ist. Egon Becker war Mitbegründer des ISOE, Vordenker der Sozialen Ökologie und als Professor für Wissenschafts- und Hochschulforschung nahezu drei Jahrzehnte an der Goethe-Universität tätig. Seine theoretischen und methodologischen Arbeiten zur Sozialen Ökologie, zur Komplexitätsforschung und Wissenschaftstheorie waren wegweisend für die erfolgreiche Entwicklung des Frankfurter Forschungsinstituts und darüber hinaus.  Egon Becker war Mitbegründer des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung im Jahr 1989. Als Vordenker prägte er maßgeblich die Soziale Ökologie als Wissenschaft von den krisenhaften Beziehungen zwischen Gesellschaft und Natur und auch die Forschungsprogrammatik des ISOE. Becker wirkte in Forschungsprojekten des Instituts mit und verband zugleich seine theoretischen Arbeiten zur Sozialen Ökologie immer auch mit der universitären Lehre. Er war von 1972 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000 Professor für Wissenschafts- und Hochschulforschung am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität.

Als Egon Becker gemeinsam mit Thomas Jahn, Thomas Kluge, Engelbert Schramm und Irmgard Schultz das ISOE gründete, blickte er bereits auf eine bemerkenswerte wissenschaftliche Laufbahn zurück. Sie begann mit dem parallelen Studium der Nachrichtentechnik, Mathematik und Physik an der TU Darmstadt sowie der Philosophie und Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Nach seiner Promotion an der TU Darmstadt in Theoretischer Festkörperphysik führten ihn Forschungsarbeiten zunächst an die Yale University und nach Nottingham und Grenoble, bevor er seine Lehr- und Forschungstätigkeit in Frankfurt aufnahm. Im Zuge seiner wissenschaftlichen Laufbahn entstand eine umfangreiche Publikations- und Vortragsliste. Egon Becker war zudem, über Frankfurt hinaus, viele Jahre wissenschafts- und forschungspolitisch aktiv.

Neuer Blick auf Fragestellungen im Grenzbereich von Natur und Gesellschaft

Für das ISOE, dessen Gründung in eine Zeit fällt, in der sich die Folgen massiver Umweltverschmutzungen und Naturzerstörungen in dramatischem Ausmaß zeigten, war Egon Becker in besonderer Weise prägend – weil er als Naturwissenschaftler und Sozialwissenschaftler gleichermaßen auf Fragen der Nachhaltigkeit blickte und diese Perspektiven konsequent vereinte. Becker war überzeugt: „Wenn Fragestellungen im Grenzbereich von Natur und Gesellschaft angesiedelt sind, werden beide Perspektiven notwendig.“ Daher gehörte auch die Überwindung der disziplinären Schranken innerhalb der Universitäten zu Beckers großen wissenschaftspolitischen und wissenschaftstheoretischen Themen. 

„Egon Becker hat mit seinem Beitrag zur Grundsteinlegung des ISOE und mit seiner engen wissenschaftlichen Begleitung über viele Jahre einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg unseres Instituts geleistet, mehr noch – ohne Egon Becker gäbe es das Institut nicht“, sagt die wissenschaftliche Geschäftsführerin des ISOE, Flurina Schneider. „Mit seinem präzisen Blick und seiner Beharrlichkeit in wissenschaftstheoretischen Fragen war er für das ISOE ein geschätzter Berater, der fehlen wird. Mit großem Dank und tiefer Anerkennung nehmen wir Abschied. Unser Mitgefühl gilt insbesondere Egon Beckers Familie, seinen Freund*innen und Weggefährt*innen.“ 

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Prof. Dr. Flurina Schneider
Tel. +49 69 707 6919-0
 
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Melanie Neugart
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news-912 Thu, 31 Oct 2024 12:44:34 +0100 Sozial-ökologische Transformation - ISOE stärkt regionale Zusammenarbeit für nachhaltige Mobilität: Start der transform-R-Reallabore https://www.isoe.de/news/isoe-staerkt-regionale-zusammenarbeit-fuer-nachhaltige-mobilitaet-start-der-transform-r-reallabore/ Ob gut ausgebaute Radwegenetze, Stadtquartiere mit begrenztem motorisiertem Verkehr oder Parkplätze mit Photovoltaikanlagen und Lademöglichkeiten für Elektromobilität – wie kann die Mobilitäts- und Energiewende konkret vor Ort umgesetzt werden? Und lassen sich einzelne Beispiele auf die gesamte Region Rhein-Main übertragen? Das Reallaborprojekt „transform-R“, an dem auch das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung beteiligt ist, zeigt unterschiedliche Wege auf.  Zum Start der Praxisphase des Projekts fand am 29.10.2024 das Vernetzungstreffen „Zukunftsfähige Mobilität FrankfurtRheinMain“ für Kommunen, Landkreise und Akteure aus der Region in Frankfurt am Main statt. Es diente dem Austausch von Erfahrungen bei der Umsetzung der Mobilitäts- und Energiewende und markierte den offiziellen Startschuss für die geplanten Reallabore im Forschungsprojekt transform-R. 

Das praxisorientierte Forschungsprojekt untersucht in mehreren Reallaboren zur Energie- und Mobilitätswende, inwiefern sich kleinräumige Maßnahmen in die Fläche beziehungsweise in die gesamte Region übertragen lassen. Das Besondere an Reallaboren: Forschungsfragen werden von Vertreter*innen aus Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam bearbeitet und mögliche Maßnahmen werden unmittelbar erprobt. Ziel ist, dass möglichst viele Personen aus Politik und Verwaltung ebenso wie Bürgerinnen und Bürger im Zuge eines breit angelegten Beteiligungsprozesses an der Gestaltung und Umsetzung der Energie- und Mobilitätswende mitwirken. 

transform-R: Reallabore für regionalen Klimaschutz 

Die geplanten Reallabore in Hanau, Offenbach, Groß-Gerau, Königstein, Friedrichsdorf und im Hochtaunuskreis widmen sich unterschiedlichen Aspekten von nachhaltiger Mobilität – von klimafreundlichen Angeboten über nicht motorisierte Verkehrswege im Quartier bis hin zur Gestaltung von Parkplätzen für Photovoltaiknutzung oder nachhaltiger Alltagsmobilität. Dabei geht es um klimafreundliche Alterativen und darum, die Akzeptanz für den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Veränderungen im Mobilitätsverhalten zu fördern, um möglichst schnell eine sozial-ökologische Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschafts- und Lebensweise zu erreichen. 

Die Erfahrung der ISOE-Forschung hat gezeigt: Testangebote im Zuge von Reallaboren können einen Einstieg für neue, nachhaltigere Routinen bieten. Im Forschungsprojekt transform-R begleitet das ISOE zwei Reallabore zu Pendel- und Ausflugsmobilität. Darüber hinaus ist das ISOE an der Strategieentwicklung für eine gute interkommunale Zusammenarbeit beteiligt. Ziel ist es unter anderem, Planungsprozesse zukünftig effizienter zu gestalten. Beim Vernetzungstreffen in Frankfurt wurde hierfür das Leitbild „Zukunftsfähige Mobilität für alle“ vorgestellt, an dem 17 Kommunen, drei Landkreise, Organisationen und Interessenvertretungen aus der Wirtschaft und Umweltverbänden sowie dem öffentlichen Nahverkehr und hessische Landesbehörden beteiligt waren. 

Leitbild „Zukunftsfähige Mobilität für alle“

Das Leitbild dient als Ziel- und Handlungsorientierung bei der Umsetzung der Mobilitäts- und Energiewende und bietet Hilfestellung für die zielgerichtete Koordination künftiger Zusammenarbeit in der Region. Es soll zunächst, auch durch Info- und Diskussionsveranstaltungen, weitreichend bekannt gemacht und schließlich als verbindliche interkommunale Orientierung durch die Verbandskammer des Regionalverbands beschlossen werden.

Dr. Jutta Deffner, Leiterin des Forschungsfelds Nachhaltige Gesellschaft am ISOE, sieht im Leitbild einen wichtigen Meilenstein, um gemeinsam die Klimaziele zu erreichen, und zugleich ein geeignetes Kommunikationsinstrument für die Mobilitätswende in der Region: „Den beteiligten Kommunen ging es hauptsächlich darum, die komplexe Mobilitätstransformation verständlich zu machen. Das Leitbild ist eine konkrete Hilfestellung für politisches Handeln, für die Verwaltungsarbeit und für Unternehmen, und es gibt allen in der Region Sicherheit über die gemeinsamen Ziele und Schritte hin zu einer nachhaltigen Mobilität.“

Link zum Leitbild: www.transform-region.de/Leitbild-f%C3%BCr-die-Region/ 

Über das Projekt 

Im Projekt transform-R werden seit November 2022 Optionen erforscht, mit denen Kommunen und Landkreise die Mobilitätswende und Klimaschutz vor Ort voranbringen können. An dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kooperationsprojekt sind neben dem Regionalverband FrankfurtRheinMain das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu GmbH), das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung Frankfurt am Main sowie die Goethe-Universität Frankfurt am Main beteiligt. Mehr zu Ergebnissen, konkreten Reallaboren, Mitwirkungsmöglichkeiten und über das weitere Vorgehen beim Projekt transform-R gibt es unter: www.transform-region.de 

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Dr. Jutta Deffner 
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news-911 Thu, 24 Oct 2024 14:41:51 +0200 Nachhaltiger Alltag - Weniger ist mehr: Suffizienz in Stadtquartieren fördern https://www.isoe.de/news/weniger-ist-mehr-suffizienz-in-stadtquartieren-foerdern/ Gesunde Natur und eine intakte Umwelt sind die Grundvoraussetzungen für den Erhalt unserer natürlichen Lebensbedingungen. Mit dem Wissen, dass viele Ökosysteme an ihre Belastungsgrenzen kommen, ist eine drastische Senkung des Energie- und Ressourcenverbrauchs notwendig. Einen möglichen Weg dahin bieten sogenannte Suffizienzpraktiken, das heißt ein bewusster, möglichst sparsamer Umgang mit Energie und vorhandenen Rohstoffen in allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft. Städte spielen hierbei eine besondere Rolle, denn sie haben ein großes Potenzial für Einsparungen. Doch wie lässt sich Suffizienz erreichen? Das haben Forscher*innen des ISOE in einem Reallabor mit Bürger*innen der Stadt Kelsterbach untersucht.  Suffizienzstrategien sind umso erfolgreicher, je mehr Menschen das Prinzip kennen und im Alltag umsetzen. Damit ein sparsamer Umgang mit Gütern und ökologischen Ressourcen zum Standard wird, sind umfassende Veränderungen von Konsummustern, Alltagsroutinen, sozialen und kulturellen Praktiken nötig. Allerdings stellt sich die Frage, ob und wie diese neuen Routinen und Praktiken überhaupt zu den vielfältigen Bedürfnissen von Menschen passen. 

Lernräume für ressourcen- und klimaschonendes Alltagshandeln 

Im Forschungsprojekt SuPraStadt haben Wissenschaftler*innen des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in einem Quartier der hessischen Kleinstadt Kelsterbach untersucht, wie sich die Bedürfnisse der Bürger*innen in den Handlungsfeldern Ernährung und Mobilität – insbesondere im Hinblick auf soziale Teilhabe – mit den ökologischen Anforderungen der Nachhaltigkeit in Einklang bringen lassen. Außerdem haben sie untersucht, welche ressourcen- und klimaschonenden Praktiken sich die Stadtteilbewohner*innen für ihren Alltag vorstellen können. Es hat sich gezeigt, dass Suffizienz stark davon abhängt, ob Menschen geeignete Voraussetzungen vorfinden, um diese neuen Praktiken überhaupt ausüben zu können. Beispiel Gärtnern: Ein nachhaltig bewirtschafteter Garten mit selbst angebautem Gemüse schützt die Natur, schont Ressourcen, vermeidet Müll und leistet einen Beitrag zur Artenvielfalt. Doch dafür müssen Flächen im eigenen Wohnumfeld verfügbar sein, und es braucht Lernräume, um sich entsprechendes Wissen anzueignen.

Reallabor in Kelsterbach: Neue Alltagspraktiken und Routinen erproben

Im Forschungsprojekt SuPraStadt wurden solche Voraussetzungen und Lernräume geschaffen: Die Bewohner*innen des Stadtquartiers Mainhöhe in Kelsterbach konnten beispielsweise durch gemeinsames Gärtnern die Wohn- und Aufenthaltsqualität im Quartier erhöhen und den sozialen Zusammenhalt stärken: In einem nachbarschaftlichen Gartenprojekt hatten sie die Möglichkeit, selbst gewählte Gemüse- und Obstsorten sowie Kräuter anzupflanzen und zu ernten. Viele haben die gemeinschaftlichen Angebote genutzt. Die ISOE-Forscher*innen haben untersucht, wie sich solche Erfahrungen aus dem Reallabor systematisieren und verallgemeinern lassen. Welche Angebote und Methoden sind erfolgreich, um Suffizienzpraktiken auf Nachbarschafts- oder Quartiersebene zu verbreiten? Dazu wurden verschiedene Workshops, Mitmachaktionen und Lernformate erprobt. In einem nun erschienenen Leitfaden zeigen die ISOE-Forscher*innen am Beispiel des gemeinsamen Gärtnerns, wie diese Erfahrungen in die Breite getragen und von anderen aufgegriffen werden können, etwa mit einer Veranstaltungsreihe, die den Bewohner*innen neue Erfahrungsräume eröffnet, in denen Naturerleben und Verschönerung eines Stadtquartiers Hand in Hand gehen. Welche organisatorischen, sozialen und ökologischen Aspekte gibt es zu beachten? 

Wissenstransfer für nachhaltige Stadtquartiere: Anleitung zum Selbermachen

Die „Anleitung zum Selbermachen: Gemeinsam Gärtnern im Quartier“ ist nur eine von fünf praktischen Anleitungen für mehr Nachhaltigkeit und Lebensqualität aus der „SuPraStadt-Toolbox“. Die Toolbox bietet weitere Leitfäden von Forschungspartnern, etwa für die „Zukunftsgerechte Reiseplanung“ oder einen „Rad Check“. Alle Anleitungen richten sich an Entscheidungsträger*innen in der Lokalpolitik, Kommunalverwaltung und lokaler Wirtschaft sowie an zivilgesellschaftliche Akteure. Sie zeigen detailliert, welche Voraussetzungen notwendig sind, um Suffizienzpraktiken im Alltag zu ermöglichen, und wie sich suffiziente Routinen in bestehende Strategien und Prozesse von Kommunen integrieren lassen. Die praxisnahen Workshops, Mitmachaktionen und Lernformate für soziales Lernen sind dabei speziell auf lokale Bedürfnisse und Strukturen zugeschnitten, um möglichst passgenau zu einer nachhaltigen Transformation in Stadtquartieren beitragen zu können. 

Publikationen zum freien Download: 

Immanuel Stieß, Laura Trost, Malaika Rahm (2024): Anleitung zum Selbermachen: Gemeinsam Gärtnern im Quartier Download (pdf)

Alle Inhalte der SuPraStadt-Toolbox zum freien Download: https://osf.io/bkdxy/  

Über das Forschungsprojekt SuPraStadt II

Das Projekt „SuPraStadt II – Lebensqualität, Teilhabe und Ressourcenschonung durch soziale Diffusion von Suffizienzpraktiken in Stadtquartieren“ unter der Leitung des ifeu – Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Förderschwerpunkt „Umsetzung der Leitinitiative Zukunftsstadt“ gefördert. Mehr Informationen über Projekt- und Praxispartner finden Sie hier

Über das Reallabor in Kelsterbach

Das Reallabor Mainhöhe wurde vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung geleitet. Projektpartner waren die NH Projektstadt Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt Frankfurt und die Stadt Kelsterbach. www.mainhoehe.de/suprastadt 

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Immanuel Stieß
Tel. +49 69 707 6919-19
 
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news-909 Mon, 14 Oct 2024 11:28:34 +0200 Frankfurter Bürger-Universität - Gesundheit verbindet: der One-Health-Ansatz für Mensch, Tier und Umwelt https://www.isoe.de/news/gesundheit-verbindet-der-one-health-ansatz-fuer-mensch-tier-und-umwelt/ Für die Gesundheit und für eine gute Lebensqualität sind Menschen auf intakte Ökosysteme und ihre Leistungen angewiesen. Sie bieten uns saubere Luft und trinkbares Wasser, vielfältige Nahrungsmittel und fruchtbare Böden sowie medizinische Wirkstoffe der Natur. One Health heißt der Ansatz, der die vielfältigen Zusammenhänge der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt miteinander verknüpft. In der Frankfurter Bürger-Universität am 24. Oktober 2024 wird dieser Ansatz vorgestellt und diskutiert.  Fünf Jahre sind seit Beginn der Corona-Pandemie vergangen – eine in vielerlei Hinsicht einschneidende Zeit, deren Anfang ein Virus markierte, das mutmaßlich von einem Tier auf den Menschen übergesprungen ist. Es gibt viele weitere, folgenreiche Beispiele dafür, wie eng die Gesundheit von Mensch und Tier verbunden ist: Antibiotikaresistenzen können sich zwischen Mensch, Tier und Umwelt rasch verbreiten. Umgekehrt kann aber auch Gesundheit „ansteckend“ sein: In einer intakten Umwelt ohne Feinstaubbelastung leben auch Menschen und Tiere gesünder. 

Wie vielfältig die Zusammenhänge zwischen der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt ist, will die Frankfurter Bürger-Universität am 24. Oktober 2024 zeigen, die gemeinsam vom BUND Kreisverband Frankfurt am Main, Kinder im Zentrum Gallus e.V., der Verbraucherzentrale Hessen in Kooperation mit BNE in Hessen, dem Ernährungsrat Frankfurt, dem Gesundheitsamt Frankfurt, der Goethe-Universität Frankfurt Main, der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und dem ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung veranstaltet wird. 

Chancen für die Gesundheit und Markt der guten Ideen

Expert*innen wie Prof. Dr. Sven Klimpel von der Goethe-Universität, Dr. Anette Christ vom Gesundheitsamt Frankfurt, Prof. Dr. Diana Hummel vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Wolf Rüdiger Hansen vom BUND Kreisverband Frankfurt am Main und Bärbel Praetorius vom Ernährungsrat Frankfurt stellen verschiedene Dimensionen des One-Health- Ansatzes vor. Wo liegen Chancen für die Gesundheitssysteme, welche Rolle spielt der Ansatz mit Blick auf die Folgen des Klimawandels? 

An zentralen Themen wie Wasser, Biodiversität und Ernährung werden Zusammenhänge verdeutlicht und mit dem Publikum diskutiert, welche Maßnahmen helfen können, die Gesundheit unserer Umwelt und damit auch die Gesundheit der Menschen zu fördern. Ein Highlight der Veranstaltung wird der „Markt der guten Ideen“ sein, auf dem lokale Initiativen und Organisationen innovative Lösungen und Projekte zur Verbesserung der Lebensqualität in urbanen Räumen präsentieren. Um eine Anmeldung zur Veranstaltung wird gebeten. 

Mensch, Tier, Umwelt – Gesundheit für alle: Chancen des One-Health-Ansatzes

Datum: 24. Oktober 2024, 18:30–21:30 Uhr
Ort: Gesundheitsamt, Breite Gasse 28, 60311 Frankfurt am Main

Referent*innen:
Prof. Dr. Sven Klimpel (Goethe-Universität)
Dr. Anette Christ (Gesundheitsamt Frankfurt)
Prof. Dr. Diana Hummel (ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung)
Wolf Rüdiger Hansen (BUND Kreisverband Frankfurt am Main)
Bärbel Praetorius (Ernährungsrat Frankfurt)

Moderation: Dr. Julia Krohmer (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung)

Anmeldung erbeten unter E-Mail: Isabelle Lorenz,  

Veranstalter: BUND Kreisverband Frankfurt am Main, Kinder im Zentrum Gallus e.V., Verbraucherzentrale Hessen in Kooperation mit BNE in Hessen, Ernährungsrat Frankfurt, Gesundheitsamt Frankfurt, Goethe-Universität Frankfurt Main, ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

Veranstaltungsflyer
 

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin im ISOE:

Apl. Prof. Dr. Diana Hummel
Tel. +49 69 707 6919-33
 
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news-908 Thu, 10 Oct 2024 15:20:18 +0200 Soziale Ökologie in der Hochschullehre - Das ISOE startet ins Wintersemester 2024/25 https://www.isoe.de/news/das-isoe-startet-ins-wintersemester-202425/ Auch im Wintersemester 2024/25 ist das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung mit Veranstaltungen zur Sozialen Ökologie in der Hochschullehre vertreten. Sie bieten Studierenden der Goethe-Universität Frankfurt und der Technischen Universität Darmstadt mit praxisnahen und interdisziplinären Ansätzen die Möglichkeit, komplexe Zusammenhänge zwischen Menschen und Natur sowie (nicht-)nachhaltige Entwicklungen besser zu verstehen.  An der Goethe-Universität Frankfurt bieten Prof. Dr. Diana Hummel und Prof. Dr. Flurina Schneider das Seminar „Soziale Ökologie. Einführung in Grundbegriffe, Methoden und Anwendungsfelder“ an. Das Seminar vermittelt Einblicke in zentrale Konzepte der Sozialen Ökologie, wie zum Beispiel das Nachhaltigkeitsverständnis, das Konzept der sozial-ökologischen Praktiken oder der sozial-ökologischen Systeme. Anhand von Anwendungsbeispielen etwa im Bereich des nachhaltigen Konsums, der Wasserversorgung und Forschungen zur biologischen Vielfalt erlernen die Studierenden Methoden zur Analyse der Wechselbeziehungen zwischen Natur und Gesellschaft und entwickeln Perspektiven für deren nachhaltigere Gestaltung. Das Seminar ist Teil des Lehrangebots des Master Umweltwissenschaften, Schwerpunktfach Soziale Ökologie.

Ebenfalls Teil dieses Angebots ist das Seminar „Sozial-ökologische Problemanalyse an Fallbeispielen: Biodiversität, Klimawandel und nachhaltige Entwicklung“, das von Prof. Dr. Flurina Schneider und Dr. Fanny Frick-Trzebitzky gemeinsam mit Dr. Larissa Nowak von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung geleitet wird. Das Seminar widmet sich aktuellen Herausforderungen wie dem Biodiversitätsverlust und dem Klimawandel und bietet den Studierenden die Möglichkeit, konkrete Fallbeispiele zu analysieren und mögliche Lösungsansätze zu entwickeln, die zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen können. 

Theorie und Praxis im Umgang mit natürlichen Ressourcen

Das zweiteilige Projektseminar „Grundlagen der Physischen Geographie“ unter der Leitung von Dr. Robert Lütkemeier vermittelt Studierenden der Gothe-Universität grundlegende Konzepte der Geographie und widmet sich den Auswirkungen von Landnutzungsveränderungen auf natürliche Ressourcen. Die Studierenden haben die Möglichkeit, praxisnah an aktuellen Forschungsprojekten teilzunehmen und ihr Wissen zu vertiefen. Das erste Projektseminar im Wintersemester legt die Grundlagen für die Projektarbeiten mit Problemstellungen aus dem Bereich der Angewandten Physischen Geographie.

Das ISOE ist auch an der Technischen Universität Darmstadt in der Lehre vertreten. Am Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften bietet Dr.-Ing. Martin Zimmermann das Seminar „Wassertechnik und Wassermanagement für Aride Zonen“ an. Der Fokus der Lehrveranstaltung liegt auf der Wasserbewirtschaftung in Trockengebieten. Das Seminar beleuchtet sowohl technische als auch ökologische Aspekte einer nachhaltigen Wasserversorgung und gibt Einblicke in innovative Lösungen der Wasserinfrastruktur.

Alle Veranstaltungen im Überblick mit weiterführenden Informationen: www.isoe.de/lehre/lehrveranstaltungen 

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news-895 Thu, 19 Sep 2024 09:50:55 +0200 Biodiversität - „Der Biodiversitätsverlust nimmt auf zögerliche politische Prozesse keine Rücksicht“ – ISOE-Forscherin Marion Mehring im Interview https://www.isoe.de/news/der-biodiversitaetsverlust-nimmt-auf-zoegerliche-politische-prozesse-keine-ruecksicht-isoe-forscher/ Mit dem Weltnaturabkommen wurden im Dezember 2022 die globalen Voraussetzungen zur Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen gelegt. Seitdem stehen alle 196 Vertragsstaaten in der Pflicht, die Beschlüsse aus dem sogenannten „Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework“ (GBF) umzusetzen. Deshalb muss nun auch Deutschland dringend seine „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt 2030“ (NBS) überarbeiten. ISOE-Biodiversitätsforscherin Marion Mehring war am Dialogprozess für die Entwicklung der Nationalen Strategie beteiligt. Im Interview berichtet sie über die Herausforderungen, vor denen der Biodiversitätsschutz steht und über politische Rollbacks beim Schutz der Artenvielfalt. Dr. Marion Mehring leitet am ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung das Forschungsfeld Biodiversität und Gesellschaft. Sie ist zudem Leitautorin des Kapitels „Transformationspotenziale zum Erhalt der biologischen Vielfalt“ im „Faktencheck Artenvielfalt“, einem Projekt zur umfassenden Einschätzung und Bewertung der Biodiversität in Deutschland im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Mehring ist auch als Expertin im Leitungsgremium der „Biodiversitäts-Exploratorien“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft vertreten.

Sie waren im vergangenen Jahr am Dialogprozess zur Entwicklung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt 2030 beteiligt. Wie gut sind wir dort vorangekommen?

Grundsätzlich ist es aus meiner Sicht ein Fortschritt, dass die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt 2030 betont, dass eine Trendwende zum Erhalt der Artenvielfalt dringend notwendig ist. Das ist ein wichtiger Schritt. Ähnliches stand bereits im Abschlussbericht der „Zukunftskommission Landwirtschaft“ der Vorgängerregierung. Aber solange die Strategie im Entwurfsstadium bleibt, nützt sie uns wenig. Der Biodiversitätsverlust schreitet voran und nimmt auf zögerliche politische Prozesse keine Rücksicht.

Sie spielen darauf an, dass sich die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt 2030 verzögert?

Nicht nur das. Dass die Verabschiedung der NBS 2030 so lange auf sich warten lässt, ist das Eine. Das Andere ist, dass in Deutschland und übrigens auch in der EU insgesamt eine bedenkliche Entwicklung zu beobachten ist. Trotz internationaler und nationaler Verpflichtungen, werden ja auch bereits ausgehandelte Maßnahmen verzögert. Gemeinsam von Naturschutz und Landwirtschaft ausgehandelte Strategien und Maßnahmen, wie die aus der genannten Zukunftskommission Landwirtschaft, werden nicht umgesetzt.

Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?

Da vollzieht sich eine Art ökologischer Rollback beim Biodiversitätsschutz. Bestehende Regelungen mit sinnvollen Umweltstandards werden zurückgenommen, wie zum Beispiel die Flächenstilllegung. Dringend notwendige Gesetze wie das „Nature Restoration Law“, für das das EU-Parlament im Juli 2023 gestimmt hat, hat der EU-Umweltrat nur mit denkbar knapper Mehrheit im Juni 2024 beschlossen. Anstatt des „Green Deal“ setzt die EU-Kommission kontraproduktive Agrarförderungen durch. Das ist nicht einmal im Sinne der Land- und Forstwirtschaft zielführend, denn sie sind ja selbst vom Biodiversitätsverlust betroffen. Das Zögern, Zaudern und Zurücknehmen von verabredeten Standards ist nicht nur fatal für die Artenvielfalt, sondern auch für Unternehmen, Land- und Forstwirtschaft. Fatal ist es letztlich für alle, dass von den verabredeten Verpflichtungen für den Schutz der Artenvielfalt zum großen Teil nur noch Lippenbekenntnisse übrig sind.

Das vollständige ISOE-Interview mit Marion Mehring finden Sie in unserem Blog Soziale Ökologie: 
https://isoe.blog/biodiversitaetsverlust-nimmt-auf-zoegerliche-politische-prozesse-keine-ruecksicht  

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Dr. Marion Mehring
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news-894 Thu, 12 Sep 2024 15:06:39 +0200 Klimaanpassung - „Das ist eine Mammutaufgabe“ – ISOE-Experte Thomas Friedrich über den Stand der Klimaanpassung in Kommunen https://www.isoe.de/news/das-ist-eine-mammutaufgabe-isoe-experte-thomas-friedrich-ueber-den-stand-der-klimaanpassung-in-ko/ Am 1. Juli ist das erste bundesweite Klimaanpassungsgesetz in Kraft getreten. Damit werden Anpassungsmaßnahmen zur staatlichen Aufgabe: Bund, Länder und Kommunen müssen auf allen Verwaltungsebenen Vorsorge gegen die Folgen der Klimakrise treffen. Städte, Landkreise und Gemeinden sind jetzt stark gefordert. Was brauchen sie, um sich gegen Hitze, Dürren oder Starkregen zu wappnen? Ein Forschungsteam unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hat dazu im Auftrag des Umweltbundesamtes eine repräsentative Kommunalbefragung durchgeführt. Ein Gespräch mit Projektleiter Thomas Friedrich über die Reaktionen aus mehr als tausend Kommunen. Dr. Thomas Friedrich leitet am ISOE das Forschungsprojekt „KomKlAn – Wo stehen die Kommunen bei der Anpassung an den Klimawandel und wie kommen sie zu multifunktionalen und transformativen Anpassungslösungen?“, in dem im Herbst 2023 die bundesweite „Kommunalbefragung Klimaanpassung 2023“ durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Befragung wurden heute veröffentlicht.

Städte und Gemeinden müssen klimafest werden. Die Planung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen stellt Kommunen allerdings vor große Herausforderungen. Wie schätzen die Verantwortlichen in den Kommunen diese Aufgabe selbst ein?

Klimaanpassung ist eine Mammutaufgabe für viele Städte, Gemeinden und Landkreise, weil sie weitreichende Herausforderungen für kommunale Planungsabläufe und Strukturen mit sich bringt. Ein Großteil der Verantwortlichen in den Kommunen spürt die Folgen des Klimawandels. Fast zwei Drittel der Befragten schätzen den Handlungsbedarf für Klimaanpassungsmaßnahmen in den kommenden zehn Jahren als hoch oder sehr hoch ein. Die Anstrengungen werden umso höher eingeschätzt, je größer die Kommune ist. Vielfach fehlt es ihnen für die Erstellung von Klimaanpassungskonzepten oder die Planung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen nach eigenen Angaben noch an spezifischem Wissen, Ressourcen oder Unterstützung.

Für die Kommunalbefragung zur Klimaanpassung haben Sie insgesamt mehr als tausend Städte, Landkreise und Gemeinden befragt. Damit liegt der aktuell umfassendste Datensatz zum Stand und Fortschritt der Klimaanpassungsmaßnahmen in deutschen Kommunen vor. Gibt es ein Ergebnis, das Sie besonders überrascht hat?

Unser Ziel war es ja, mit unserer Befragung nicht nur die Kommunen zu erreichen, die bereits sehr aktiv sind bei der Klimaanpassung. Wir wollten vor allem auch diejenigen erreichen, die sich gerade erst auf den Weg gemacht haben. Das sind insbesondere kleinere und mittlere Städte und Gemeinden. Diese waren in ähnlichen Kommunalbefragungen bisher meist unterrepräsentiert. In unserer Stichprobe haben 57 Prozent der Kommunen weniger als 20 000 Einwohner*innen, was uns sehr freut. Aber es gab noch eine zweite Überraschung.

Nämlich?

Es hat mich auch überrascht, dass eine deutliche Mehrheit der Kommunen beim Thema Klimaanpassung zwar bereits aktiv ist, die Bearbeitung des Themas innerhalb der kommunalen Verwaltungen allerdings sehr unterschiedlich verankert ist. Das hat viel mit den Kommunengrößen und Kommunentypen zu tun, also ob es sich zum Beispiel um eine kleine Gemeinde handelt, eine kreisfreie Stadt oder einen Landkreis. Die Verantwortlichkeit für das Thema Klimaanpassung ist dann entsprechend in unterschiedlichen Fachbereichen angesiedelt und hängt natürlich auch davon ab, welche Bereiche es überhaupt gibt. Bei kleinen Städten und Gemeinden liegt die Verantwortung eher bei der Stadtplanung und -entwicklung, während in mittelgroßen Städten die Zuständigkeit oft bei den Umweltämtern liegt. Große Städte haben häufiger ein eigenständiges Klimareferat oder dergleichen.

Das vollständige ISOE-Interview mit Thomas Friedrich finden Sie in unserem Blog Soziale Ökologie: https://isoe.blog/mammutaufgabe-klimaanpassung-in-kommunen/ 

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Thomas Friedrich
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Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
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news-875 Tue, 20 Aug 2024 18:35:00 +0200 Sozial-ökologische Biodiversitätsforschung - Wie kann eine Trendwende zum Schutz der Artenvielfalt erreicht werden? Neues Analysetool gibt Antworten  https://www.isoe.de/news/wie-kann-eine-trendwende-zum-schutz-der-artenvielfalt-erreicht-werden-neues-analysetool-gibt-antwor/ Der Biodiversitätsverlust gilt als globale Krise, denn das Artensterben beeinträchtigt weltweit Ökosystemfunktionen, die auch für Menschen überlebensnotwendig sind. Der Weltbiodiversitätsrat IPBES fordert daher einen raschen transformativen Wandel, der alle Bereiche der Gesellschaft miteinbezieht. Doch bislang fehlen dafür konkrete Konzepte. Biodiversitätsforscher*innen aus der Autorengruppe Faktencheck Artenvielfalt stellen im Journal „People and Nature“ ein Analysetool vor, mit dem Wissenschaftler*innen erstmals gesellschaftliche Veränderungsprozesse in ihrer Wirkung auf die Artenvielfalt bewerten und konkrete Empfehlungen ableiten können.  Ein erheblicher Anteil aller Tiere und Pflanzen – fast ein Drittel – ist vom Aussterben bedroht. Doch trotz zahlreicher internationaler wie nationaler Appelle und Abkommen für mehr Artenschutz setzt sich der Trend fort. Dabei ist längst klar: Um die Balance der Ökosysteme langfristig zu erhalten, muss dieser Trend nicht nur gestoppt, sondern umgekehrt werden. Dafür fordert etwa der Weltbiodiversitätsrat IPBES einen umfassenden Wandel, der alle gesellschaftlichen Aspekte einbezieht. „Forderungen nach gesellschaftlichen Veränderungen zum Schutz und zur Steigerung von Biodiversität sind sinnvoll und dringend notwendig, bleiben bislang aber sehr abstrakt“, sagt Marion Mehring vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. Tatsächlich fehle es derzeit noch an konkreten Konzepten und Empfehlungen für einen transformativen Wandel, also für eine Trendwende, die zu einem wirklichen Schutz der Biodiversität führt. 

Indirekte Treiber von Biodiversitätsverlust besser verstehen 

„Wir wissen noch zu wenig darüber, wie sich gesellschaftliche Veränderungen auf die Biodiversität auswirken. Aber es ist wichtig zu verstehen, welche indirekten Treiber für den Biodiversitätsverlust sich aus übergeordneten gesellschaftlichen Entwicklungen ergeben“, erklärt Mehring. Welche Rolle spielt zum Beispiel der Strukturwandel oder die Entwicklung einer neuen Technologie? Wie beeinflusst der Wertewandel die Entwicklung der Artenvielfalt? „Bislang fehlen uns Instrumente, die in solchen gesellschaftlichen Prozessen die komplexen Wirkungen auf die Artenvielfalt messen. Doch das ist die Voraussetzung, um eine Trendwende zum Schutz der Biodiversität erreichen zu können“, sagt die Biodiversitätsforscherin, die mit einem Team aus Wissenschaftler*innen dafür nun ein Instrument entwickelt hat. Im jüngst in People and Nature erschienenen Artikel „Multiple ways to bend the curve of biodiversity loss. An analytical framework to support transformative change“ stellt das Autorenteam einen empirischen Ansatz vor, der es Wissenschaftler*innen ermöglicht, die komplexen Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Veränderungsprozessen, die sogenannten indirekten Treiber, und deren Wirkungen auf die biologische Vielfalt zu bewerten.

Aus Erfolgen lernen: Beispiele für den Schutz der Biodiversität 

Die Idee dieses Ansatzes ist es, von erfolgreichen Fällen zu lernen, in denen gesellschaftliche Veränderungsprozesse sich bereits positiv auf die Artenvielfalt ausgewirkt haben. Dafür hat das Autorenteam einen umfassenden Fragenkatalog zur Anwendung in der Biodiversitätsforschung entwickelt. Damit lassen sich sowohl gesellschaftliche Veränderungsprozesse selbst – ihre Wurzeln und ihr Kontext – als auch die Auswirkungen dieser Prozesse auf Natur und Gesellschaft erfassen und bewerten. Die Anwendung dieses Fragenkatalogs durch die Autor*innen auf drei Fallstudienregionen in Deutschland zeigt exemplarisch, wie sich relevantes Wissen generieren lässt, um den Prozess eines gesellschaftlichen Wandels so zu lenken, dass die biologische Vielfalt erhalten wird. Ein Fallbeispiel ist der Umbau der Emscher in den 1990er Jahren von einem durch Industrialisierung geprägten Abwasserkanal hin zu einem attraktiven Fluss mit Auen und Erholungsgebieten. „Obwohl es gar nicht das erklärte Ziel war, hat der Emscher-Umbau zu einer erheblichen Zunahme der Arten geführt. Und der entscheidende Erfolgsfaktor für den positiven Nebeneffekt für die Biodiversität war, dass im Zuge des Strukturwandels der Montanregion Synergien für Natur, Landschaft, Wohnen, Kultur und Tourismus gezielt gesteuert wurden“, erläutert Mehring. 

Nicht das eine Konzept: Viele unterschiedliche Ansätze führen zur Trendwende 

Der Schutz biologischer Vielfalt kann aber auch das erfolgreiche Ergebnis eines gesellschaftlichen Kompromisses sein. So ist das fränkische Trittsteinkonzept von 2006 aus einer konfliktreichen Auseinandersetzung um Schutz oder Nutzung von Waldflächen hervorgegangen. Das Konzept zeichnet sich durch ein Mosaik aus geschützten und forstlich genutzten Flächen aus, die Schutz und Nutzung des Waldes gleichzeitig zulassen. Damit führt es zu einer Zunahme der Artenvielfalt und bietet gleichzeitig einen gesellschaftlichen Mehrwert für den Tourismus. 
Das dritte Fallbeispiel des bayerischen Volksbegehrens zur biologischen Vielfalt von 2019 schließlich zeigt, dass auch eine gezielte Priorisierung des Schutzes der biologischen Vielfalt gesellschaftlich breit getragen werden kann. Entscheidend ist, dass Gelegenheitsfenster für den Artenschutz, wie in dem Fall durch eine gesellschaftlich initiierte Petition, genutzt werden. „Die Analyse der drei Fallbeispiele mithilfe des Fragebogens hat uns gezeigt, dass der Erhalt der Artenvielfalt überraschenderweise nicht immer das erklärte Ziel eines Veränderungsprozesses sein muss, sondern dass dieser Effekt durch eine biodiversitätssensible Gestaltung von Prozessen auch als Seiteneffekt auftreten kann. Deutlich wurde auch, dass es nicht das eine Konzept für eine Trendwende zum Erhalt der Artenvielfalt gibt, sondern dass es viele unterschiedliche Ansätze dafür braucht“, schlussfolgert Mehring. 

Über das Autorenteam aus dem Faktencheck Artenvielfalt

Das Autorenteam der Publikation „Multiple ways to bend the curve of biodiversity loss: An analytical framework to support transformative change“ ist Teil des Faktencheck Artenvielfalt, ein Projekt zur grundlegenden Einschätzung und Bewertung der Biodiversität in Deutschland. Die umfassende Analyse wird gemeinsam von ca. 150 Autor*innen aus verschiedenen Institutionen im Rahmen der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) erstellt und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Weitere Informationen zum Faktencheck Artenvielfalt unter: https://www.feda.bio/de/was-ist-der-faktencheck-artenvielfalt/ 

Zur Publikation 

Mehring, Marion/Anna Brietzke/Janina Kleemann/Stefan Knauß/Christian Poßer/Vera Schreiner/Heidi Wittmer/Christian Albert/Christine Fürst/Karsten Grunewald/Michael Kolkmann/Ludwig Lettenmaier/Tanja G.M. Sanders/Christian Schleyer/Josef Settele/Tanja M. Straka/Jennifer Hauck (2024): Multiple ways to bend the curve of biodiversity loss: An analytical framework to support transformative change. People and Nature
https://doi.org/10.1002/pan3.10690  

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Dr. Marion Mehring
Tel. +49 69 707 6919-39
 
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Pressekontakt:

Melanie Neugart
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Pressemitteilung
news-874 Tue, 13 Aug 2024 17:14:00 +0200 Anpassung an den Klimawandel - Neuartiger landwirtschaftlicher Anbau mit aufbereitetem Wasser: Erstes Reallabor in Betrieb https://www.isoe.de/news/neuartiger-landwirtschaftlicher-anbau-mit-aufbereitetem-wasser-erstes-reallabor-in-betrieb/ Regionale Nutzungskonflikte um die Ressource Wasser sind keine Seltenheit und werden sich durch den Klimawandel und die zunehmende Beanspruchung der natürlichen Wasserressourcen weiter verschärfen. Insbesondere die wasserintensive Landwirtschaft ist auf effiziente Lösungen angewiesen. Im Forschungsprojekt HypoWave+ setzt ein Landwirtschaftsbetrieb in Niedersachsen derzeit ein besonders wasserschonendes Verfahren für den hydroponischen Anbau von Gemüse mit hochwertig recyceltem Abwasser um. Medien sind eingeladen, die großtechnische Umsetzung in diesem wissenschaftlich begleiteten Reallabor am 20. August 2024 zu besichtigen.  In Zeiten des Klimawandels und lokaler Wasserknappheiten geht ein Landwirtschaftsbetrieb im niedersächsischen Landkreis Gifhorn mit einem Großversuch neue Wege für einen wasserschonenden Gemüseanbau: In einem hydroponischen Anbausystem werden Pflanzen in Gefäßen ohne Erde über eine Nährlösung versorgt – unter Hinzunahme von aufbereitetem Abwasser. „Hydroponische Systeme sind an sich schon effizient, da sie mit wenig Wasser auskommen“, sagt HypoWave+-Projektleiter Thomas Dockhorn von der Technischen Universität Braunschweig. „Die Besonderheit im HypoWave-System ist, dass wir aus kommunalem Abwasser ein qualitativ hochwertig aufbereitetes Bewässerungswasser gewinnen, das Frischwasser vollständig ersetzt. Im Vergleich zur konventionellen landwirtschaftlichen Bewässerung können Wasserressourcen damit deutlich effizienter eingesetzt werden.“ 

Effizienteres Anbauverfahren für die Landwirtschaft

Das innovative HypoWave-System bietet nicht nur eine Alternative zur Bewässerung mit Trink- und Grundwasser, sondern auch eine optimierte Nährstoffversorgung. „Den Pflanzen werden wichtige Stoffe wie Stickstoff und Phosphor direkt aus dem aufbereiteten Wasser zugeführt. Die Wasserqualität ist besonders hochwertig, da sie nährstoffreich und frei von Schadstoffen und pathogenen Keimen ist“, erklärt Dockhorn. Entwickelt und wissenschaftlich erprobt wurde dieses Verfahren von 2016 bis 2019 im HypoWave-Pilotprojekt auf dem Gelände der Kläranlage Wolfsburg-Hattorf. Der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projektverbund untersuchte zudem vorab die Übertragbarkeit des Verfahrens auf unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten, Prozessketten zur Wasseraufbereitung und verschiedene Pflanzensorten. Die erste großtechnische Umsetzung des hydroponischen Bewässerungssystems erfolgt nun in einem Teilbereich des 1 600 Quadratmeter großen Gewächshauses der IseBauern GmbH & Co. KG. Als Praxispartner im Forschungsprojekt übernimmt der landwirtschaftliche Betrieb aus Wahrenholz im Landkreis Gifhorn die Verantwortung für den Anbau in unmittelbarer Nähe zu einem Klärteich des Wasserverbands Gifhorn. Die Umsetzung wird seit 2021 im Nachfolgeprojekt HypoWave+ wissenschaftlich begleitet.

Größtes Reallabor dieser Art

„Die Inbetriebnahme des bislang größten Reallabors dieser Art durch die IseBauern und die Kooperation mit dem kommunalen Wasserverband Giforn ist für die Forschung eine außerordentliche Chance“, sagt Projektkoordinatorin Martina Winker vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. „Wir können die Entwicklung des HypoWave-Systems mit all seinen wissenschaftlich-technischen wie auch sozialen Innovationen vom Pilotprojekt bis zur Marktreife wissenschaftlich begleiten und uns intensiv mit Fragen des Qualitätsmanagements, der Vermarktung sowie der Kooperation der beteiligten Akteure beschäftigen.“ Wichtig für Wissenschaft und Landwirtschaft gleichermaßen sei es jetzt, dass sich das HypoWave-System an diesem Standort als tragfähig erweist, so dass Best-Practice-Empfehlungen für andere Standorte erarbeitet werden können. „Es wird für den Erfolg des Reallabors ausschlaggebend sein, dass die beteiligten Akteure aus den Bereichen Wasseraufbereitung, Pflanzenbau, Logistik und Handel gut miteinander vernetzt sind und die Vermarktung der Produkte über regionale Vertriebsstrukturen gelingt.“ 

Trotz Wasserknappheit: Regionale Lebensmittelerzeugung in Zeiten des Klimawandels

Die gesamte Gewächshausfläche der IseBauern kann perspektivisch mit dem HypoWave-Wasser versorgt werden. Der jährliche Ertrag beläuft sich dann bei Tomaten auf bis zu 11 000 Kilogramm Von den insgesamt 15 Anbaulinien sind im ersten Erntejahr zwei Linien für die Tomatenproduktion mit aufbereitetem Wasser vorgesehen. Ihren Weg in den Handel finden die Produkte über die Direktvermarktung des Landwirtschaftsbetriebs, Hofläden und regionale Supermärkte des Projektpartners Edeka-Ankermann. Das Anbauverfahren mit zertifizierter Produktqualität wird für Kunden über einen QR-Code auf der Pappverpackung der Tomaten nachvollziehbar. „Wir verstehen den Anbauversuch als Investition in die Zukunft und als Anpassungsmaßnahme an den Klimawandel“, sagt Stefan Pieper von der IseBauern GmbH. „Wir können uns durch das HypoWave-System von saisonaler Wasserknappheit unabhängig machen und die Ernten vor Wetterextremen sichern. Deshalb kann diese Anbauform eine echte Alternative für die Landwirtschaft sein, auch weil sie wasserschonend ist, Nährstoffe wiederverwendet und eine regionale Gemüseproduktion ermöglicht. Dafür wollen wir mit dem Reallabor die Weichen stellen.“ 

Vorteile für Betreiber kommunaler Kläranlagen

Der Anbau mit HypoWave-Wasser erweist sich auch für kommunale Betreiber von Anlagen zur Abwasserbehandlung, die ihre Klärteiche für die Wasserwiederverwendung zur Verfügung stellen wollen, als zukunftsfähig. „Wir entnehmen das Wasser aus den Klärteichen, das wir für den Gemüseanbau benötigen. Es wird in einem mehrstufigen Verfahren mit Mikrosieb, neuartigem Aktivkohlebiofilter, Sandfilter und einem UV-Reaktor qualitativ hochwertig aufbereitet. Das überschüssige Wasser fließt entsprechend hochgereinigt in die Klärteiche zurück“, erklärt Thomas Dockhorn. Durch diesen zusätzlichen Reinigungsvorgang können sich die Betreiber den kostspieligen Bau von Pumpwerken und Leitungen zu den nächstgelegenen Kläranlagen ersparen, der andernfalls in einigen Jahren anstünde. „Die Anbauweise in einem Gewächshaus mit gereinigtem Abwasser in Nachbarschaft zu unseren Teichen ist völlig neu für uns, erweist sich aber schon jetzt als Win-Win-Situation für Landwirtschaft und kommunale Wasserunternehmen“, sagt Christian Lampe, Geschäftsführer des Wasserverbandes Gifhorn. „Wir erhoffen uns auch Impulse für die verstärkte Nutzung in der konventionellen Beregnung.“ 

Einladung für Medien 

Am 20.08.2024 findet ab 16:30 Uhr das Eröffnungsfest des Reallabors in Warenholz für geladene Gäste statt. Vertreter*innen der Medien sind herzlich eingeladen, die Anlagen zu besichtigen. Um eine Anmeldung unter hypowave@isoe.de wird gebeten. Informationen zum Eröffnungsfest finden Sie hier: Einladungsflyer Eröffnungsfest 

Das Forschungsprojekt HypoWave+

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Verbundprojekt „HypoWave+ – Implementierung eines hydroponischen Systems als nachhaltige Innovation zur ressourceneffizienten landwirtschaftlichen Wasserwiederverwendung“ im Rahmen der Fördermaßnahme „Wassertechnologien: Wasserwiederverwendung“ innerhalb des Bundesprogramms „Wasser: N“. Wasser: N ist Teil der BMBF-Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit“ (FONA). Die Fördersumme beträgt 2,8 Millionen Euro. Die Projektpartner im Forschungsverbund unter der Leitung der Technischen Universität Braunschweig, Institut für Siedlungswasserwirtschaft (ISWW), sind das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, die Universität Hohenheim (UHOH), der Abwasserverband Braunschweig (AVB), der Wasserverband Gifhorn (WVGF), IseBauern GmbH & Co. KG, Xylem Water Solutions Deutschland GmbH, Ankermann GmbH & Co. KG, Huber SE und INTEGAR – Institut für Technologien im Gartenbau GmbH.

Informationen zum Forschungsprojekt: www.hypowave.de  

Zudem finden Sie Bildmaterial zu Ihrer Verwendung unter www.flickr.com/photos/102295333@N04/albums/72177720316987006

Wissenschaftliche*r Ansprechpartner*in:

Projektleitung
Prof. Dr.-Ing. Thomas Dockhorn
Technische Universität Braunschweig, Institut für Siedlungswasserwirtschaft
Pockelsstr. 2a
38106 Braunschweig
Tel. +49 531 391-7937

www.tu-braunschweig.de/isww 

Projektkoordination
Dr. Martina Winker
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Hamburger Allee 45
60486 Frankfurt am Main
Tel. +49 69 707 6919-53

www.isoe.de 

Pressekontakt:

Melanie Neugart
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Tel. +49 69 707 6919-51
 
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Pressemitteilung
news-873 Thu, 08 Aug 2024 16:08:00 +0200 Nachhaltiger Tourismus - Lösungen für die nachhaltige Wasserversorgung in boomenden Urlaubsregionen https://www.isoe.de/news/loesungen-fuer-die-nachhaltige-wasserversorgung-in-boomenden-urlaubsregionen/ In vielen Küstenregionen Europas ist der Tourismus ein wichtiger Eckpfeiler für eine prosperierende Wirtschaft. Auch für die kroatische Insel Krk und das umliegende Festland spielen die Touristen, vor allem in den Sommermonaten, eine bedeutende Rolle. Doch gerade in dieser heißen, trockenen Zeit stößt die lokale Trinkwasserversorgung an ihre Grenzen. Wissenschaftler*innen der ISOE-Forschungsgruppe regulate haben am Beispiel von Krk untersucht, wie der hohe Wasserbedarf mithilfe einer nachhaltigen Bewirtschaftungsstrategie bedient werden kann. Die Ergebnisse der Fallstudie liegen auf Englisch und Kroatisch in der regulate-Reihe „Groundwater Dimensions“ vor.  Die Adriaküste und insbesondere die Insel Krk haben mit einem stark steigenden Wasserbedarf zu kämpfen, der zu einer erheblichen Belastung der Wasserressourcen führt. Grund- und Oberflächenwasser auf der Insel sowie auf dem umliegenden Festland werden knapp und die Wasserqualität sinkt. „Der hohe Bedarf an Trinkwasser auf Krk wird wie in vergleichbaren Regionen auch ganz wesentlich durch die boomende Tourismusindustrie verursacht, aber wir sehen auch, dass die Auswirkungen des Klimawandels den Druck auf die Wasserressourcen erheblich erhöhen“, sagt Robert Lütkemeier, Wasserforscher am ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und Co-Leiter der Forschungsgruppe regulate. „Die Wasserbewirtschaftung in touristischen Regionen erweist sich unter diesen Voraussetzungen zunehmend als Herausforderung, weil sie komplexer und unsicherer wird.“

Wie kann unter diesen Bedingungen eine sichere und nachhaltige Wasserversorgung aussehen? Robert Lütkemeier hat diese Frage mit den Kolleginnen der Forschungsgruppe regulate Linda Söller und Dženeta Hodžić im Zuge eines sogenannten Co-Design-Prozesses untersucht. Lokale Akteure aus Wasserwirtschaft, Tourismus, Regierung und Verwaltung entwickelten mit Wissenschaftler*innen ein gemeinsames Problemverständnis und ein geteiltes Zielbild, zudem tauschten sie Fachwissen und Erfahrungen aus, um so zu praktikablen Lösungen zu kommen. Mit diesem kollaborativen Ansatz konnte die Forschungsgruppe schließlich gemeinsam mit den Akteuren geeignete Maßnahmen für ein nachhaltiges (Grund-)Wassermanagement entwickeln.

Tourismus und Klimawandel erhöhen Druck auf vorhandene Wasserressourcen

In einer Publikation zu diesem in einem etwa dreijährigen Prozess entwickelten „Wasser-Tourismus-Nexus“ zeigt die Autorengruppe zum einen die Auswirkungen von Klimawandel und Tourismus auf die Wasserressourcen auf. Zum anderen erläutert sie, wie die Bewirtschaftung von Wasser so gelingen kann, dass eine ausreichende Wasserversorgung für Einheimische und Touristen gewährleistet und gleichzeitig die Natur und die wirtschaftliche Vitalität der Insel geschützt werden kann. 

„Die im Co-Design-Prozess erarbeiteten Maßnahmen umfassen Managementstrategien, die sich sowohl an die Nachfrage- als auch an die Angebotsseite der Wasserversorgung richten und auf eine nachhaltige und faire Nutzung zielen“, sagt Lütkemeier, der am ISOE auch das Forschungsfeld Wasser und Landnutzung leitet. Für Wasserversorger ergibt sich daraus ein Mix aus Möglichkeiten, der vor allem auf den Ersatz von Trinkwasser zielt – für Bedarfe, die nicht zwangsläufig Trinkwasserqualität erfordern. Entsprechend empfiehlt die Forschungsgruppe alternative Wasserquellen wie Regenwassernutzung, Wasserwiederverwendung oder die Entsalzung von Meerwasser. 

Auch im Tourismus: Sensiblen Umgang mit Wasser fördern

„Wir müssen nicht nur auf der Angebotsseite, sondern auch mit Blick auf die Nachfrage zu einem nachhaltigen Umgang mit Wasser gelangen“, erklärt Lütkemeier, „dafür eignen sich zum Beispiel ordnungspolitische Maßnahmen, die einen unkontrollierten touristischen Zustrom unterbinden.“ Dazu gehören die Begrenzung des Ausbaus von Unterkünften, die Verringerung von Bauflächen und die Überprüfung von Wohnsitzen. Auch die Einführung angepasster Wassergebühren wird empfohlen, das heißt verbrauchsabhängige oder saisonale Gebühren, die die Spitzenbedarfe der Wassernutzung abmildern und die entstehenden Kosten gerecht auf Touristen und Bewohner der Insel verteilen. 

Darüber hinaus schlagen die Wissenschaftler*innen Sensibilisierungskampagnen vor, die sich sowohl an Touristen als auch an Einheimische richten, um ein Bewusstsein für die Vulnerabilität der Wasserressourcen auf der Insel deutlich zu machen und das individuelle Engagement zur Wassereinsparung zu fördern. „Damit die empfohlenen Maßnahmen langfristig und erfolgreich umgesetzt werden können, ist es von großer Bedeutung, dass die Beteiligten, die den Wasser-Tourismus-Nexus mitgestaltet haben, auch zukünftig kontinuierlich zusammenarbeiten“, sagt Lütkemeier. Das betrifft Vertreter*innen der lokalen Gemeinden und politische Entscheidungsträger*innen, Verantwortliche aus Wirtschaft und Tourismus und Wissenschaftler*innen. Neben kollektivem Engagement müssten zudem die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen verändert werden, so dass die Einführung und Verbreitung alternativer Wasserquellen unterstützt und die Einhaltung von Vorschriften sowie die ökologische Nachhaltigkeit gewährleistet wird. 

Über die Publikation und die Forschungsgruppe regulate

Die Ergebnisse der Fallstudie zur Insel Krk verstehen die Autor*innen als übertragbaren Ansatz für eine nachhaltige Wasserwirtschaft auf ähnliche Regionen, wie beispielsweise den Mittelmeerraum. „Überall dort, wo für eine nachhaltige Wasserversorgung die Bedarfe unterschiedlicher Interessengruppen berücksichtigt und mit der wirtschaftlichen Entwicklung in Einklang gebracht werden müssen, können unsere Ergebnisse zum Wasser-Tourismus-Nexus am Beispiel der kroatischen Insel Krk als Blaupause dienen“, sagt Robert Lütkemeier. Um die Ergebnisse möglichst vielen Küstengemeinden der Region zugänglich zu machen, liegt die Publikation auch in kroatischer Sprache vor. 

Linda Söller, Dženeta Hodžić und Robert Lütkemeier haben die Publikation federführend unter Mitarbeit zahlreicher kroatischer Wissenschaftler*innen und Praxisakteure im Zuge des Forschungsprojekts „regulate – Regulation von Grundwasser in telegekoppelten sozial-ökologischen Systemen“ erstellt. Das Projekt unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung Frankfurt in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt und der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm „Forschung für nachhaltige Entwicklungen (FONA)“ gefördert. Mehr Informationen finden Sie unter www.regulate-project.eu   


Söller, Linda/Dženeta Hodžic/Robert Lütkemeier (2024): Water Futures on Krk Island. Guiding Principles for achieving a Sustainable Water-Tourism-Nexus. DOI 10.5281/zenodo.10907296. Groundwater Dimensions, 1. Frankfurt am Main: ISOE - Institute for Social-Ecological Research. Download

Söller, Linda/Dženeta Hodžic/Robert Lütkemeier (2024): Budućnosti vode na otoku Krku. Smjernice za postizanje održive vodno-turističke mreže. DOI 10.5281/zenodo.12542334. Groundwater Dimensions, 1. Frankfurt am Main: ISOE – Institute for Social-Ecological Research. Download


Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Robert Lütkemeier
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news-851 Fri, 21 Jun 2024 17:19:00 +0200 Künstlerische Forschung - Kunst erfahren – Biodiversität wertschätzen? Tanzperformance zur Bedeutung von Insekten in der Stadt  https://www.isoe.de/news/kunst-erfahren-biodiversitaet-wertschaetzen-tanzperformance-zur-bedeutung-von-insekten-in-der-stadt/ Die Insektenbiodiversität ist essenziell für das Leben auf unserem Planeten. Doch durch die Veränderungen der Landnutzung ist diese Vielfalt akut bedroht. Gleichzeitig zeigt sich, dass Städte inzwischen auch Rückzugsorte für Insekten sind. Das Frankfurter Forschungsprojekt „SLInBio“ untersucht, wie unsere Lebensstile mit dem Rückgang der Insektenvielfalt zusammenhängen und welchen Beitrag wir leisten können, um die Lebensbedingungen für Insekten zu verbessern. Künstlerische Formate gewinnen bei der Vermittlung dieses Wissens an Bedeutung. Im Juni und Juli wird eine öffentliche Tanzperformance gezeigt, die im Rahmen des Projektes entstanden ist.  Anfang des Jahres hat das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung unter dem Titel „Insectopolis“ ein Projektstipendium für die Entwicklung und Umsetzung einer künstlerischen Arbeit vergeben. Aus 60 Bewerbungen wählte eine interdisziplinäre Jury den Projektentwurf von Anno Bolender „I don’t hear Bugs in the City – Eine choreografische Erinnerung an die kleinen Lebewesen unter uns“ aus.

Anno Bolender arbeitet regional wie international und befasst sich mit den Überschneidungsbereichen sozialer und politischer Themen mit künstlerischen Perspektiven. Im Rahmen des Stipendiums wurden in den letzten Wochen die Forscher*innen des Projekts, aber auch interessierte Bürger*innen in die Entwicklung einer Choreografie einbezogen: In partizipativen Workshops haben sich die Teilnehmer*innen der Beziehung zwischen Menschen und Insekten im Raum der Stadt gewidmet und dafür körperliche Ausdrucksweisen gefunden. Inspiriert von der Methode des Deep Listening der Komponistin Pauline Oliveros leitete Bolender die Teilnehmenden der Workshops an, die Bewegungspotenziale des eigenen Körpers zu erkunden. Daraus entwickelte Anno Bolender eine Solo-Performance, die den Zuschauer*innen eine ästhetisch vielfältige Erfahrung des Themas „Insekten in der Stadt“ bieten und an die „kleinen Lebewesen unter uns“ erinnern soll. Die Performance ist im Juni und Juli an verschiedenen öffentlichen Orten im Stadtraum in Frankfurt und Offenbach zu sehen.

„Wir freuen uns sehr, der Frankfurter Stadtgesellschaft diesen künstlerischen Zugang zur Insektenvielfalt in der Stadt anbieten zu können“, betont Marion Mehring vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. Sie leitet das Forschungsprojekt SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität, in dessen Rahmen das Projektstipendium vergeben wurde. „Insbesondere der partizipative Ansatz von Anno Bolender hat die Jury überzeugt, denn solche Angebote können dazu beitragen, einen neuen Blick auf die Insektenwelt zu entwickeln. Und genau diesen brauchen wir dringend, um ein Bewusstsein für die Bedeutung von Insekten zu entwickeln und dem Insektensterben entgegenzuwirken.“

Die Performance wird an folgenden Terminen gezeigt: 

  • Premiere: Freitag, 28. Juni 2024, 18:30 Uhr Campus Bockenheim, Jügelstraße, zentraler Platz zwischen Mensa und Juridicum (bei schlechtem Wetter im Festsaal im Studierendenhaus)
  • Montag, 8. Juli 2024, 17:30 Uhr Grüneburgpark, Wiese am Park-Café, August-Siebert-Straße, 60323 Frankfurt am Main (mit anschließendem Publikumsgespräch) 
  • Mittwoch, 10. Juli, 18:00 Uhr Bornheimer Fünffingerplätzchen
  • Samstag, 13. Juli, 21:30 Uhr Hugenottenplatz Offenbach 

Weitere Informationen über das Projektstipendium „Insectopolis“: www.isoe.de/insectopolis  

Das Projekt „SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität: Libellen, Heuschrecken, Hummeln und Co.“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme „BiodiWert – Wertschätzung und Sicherung von Biodiversität in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ als Teil der BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) gefördert. Weitere Informationen: www.insektenvielfalt-frankfurt.org 

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Florian Dirk Schneider
Tel. +49 69 707 6919-71
 
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Pressekontakt:

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
Tel. +49 69 707 6919-30
  
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news-850 Thu, 20 Jun 2024 10:21:12 +0200 Ernährungswende - Wie Kommunen nachhaltige Ernährung mit planetarer Gesundheit verbinden und fördern können https://www.isoe.de/news/wie-kommunen-nachhaltige-ernaehrung-mit-planetarer-gesundheit-verbinden-und-foerdern-koennen/ Die Art der Ernährung kann entscheidend sein – für die eigene Gesundheit und für die des Planeten. Vor allem die Ernährungsweise im globalen Norden gilt als wesentlicher Treiber der globalen Umweltzerstörung und als Verursacher vieler gesundheitlicher Probleme. Die „Planetary Health Diet“ will eine gesunde Ernährung für alle Menschen auf der Erde ermöglichen, ohne die Ökosysteme des Planeten zu überlasten. Für eine erfolgreiche Umsetzung des Konzepts hat ein Forschungsteam des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung mit Praxispartnern untersucht, wie Planetary Health als Leitbild für eine lokale Ernährungswende genutzt werden kann. Zentrale Empfehlungen des durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekts liegen nun als Policy Brief vor, der am 25. Juni 2024 bei einem „Sustainable Lunch Break“ vorgestellt werden wird. Das Konzept der Planetary Health Diet steht für eine stärker pflanzenbasierte Ernährungsweise, die sich durch einen hohen Anteil an Gemüse, Obst, Saaten und Nüssen sowie pflanzlichem Eiweiß, etwa aus Hülsenfrüchten, auszeichnet, während der Anteil an Fleisch und Milchprodukten gering ist. Die Empfehlungen der Planetary Health Diet beziehen sich auf eine globale Ebene und müssen an jeweilige lokale Gegebenheiten angepasst werden, damit Kommunen die Ernährungswende unterstützen können. Denn bislang ist die Ernährungsweise vieler Menschen noch weit von den Empfehlungen entfernt. Beispiel Frankfurt am Main: Hier ist der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch dreimal so hoch wie von der Planetary Health Diet empfohlen.

Wie gelingt eine Ernährungsumstellung, die die individuelle Gesundheit schützt und die natürliche Umwelt entlastet? Ein Forschungsteam des ISOE hat in dem transdisziplinären Forschungsprojekt „PlaNE – Planetare Gesundheit und nachhaltige Ernährung“ gemeinsam mit Kommunen und zivilgesellschaftlichen Akteuren untersucht, inwiefern Planetare Gesundheit bereits in lokalen Projekten, Initiativen und Strategien für eine nachhaltige Ernährung verankert ist. Anhand von Verzehrdaten wurden die Umwelt- und Gesundheitswirkungen der aktuellen Ernährungsweise für die Städte Frankfurt am Main und Marburg ermittelt und abgeschätzt, welche Entlastungen durch die Umstellung auf die Planetary Health Diet erzielt werden können. 

Planetary Health Diet: Globales Konzept lokal umsetzen

Aus den Untersuchungen ergaben sich übergeordnete Einschätzungen und Empfehlungen für die kommunale Ernährungswende, die die Forschenden in einem ISOE-Policy Brief zusammengefasst haben. So weisen die Autoren Immanuel Stieß, Lukas Drees und Lukas Sattlegger etwa auf die notwendige Stärkung der ökologischen und regionalen Lebensmittelproduktion hin sowie auf die Förderung eines Angebots von gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln, das leicht für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich ist.

Ein großes Potenzial für eine verbesserte Umsetzung der lokalen Ernährungswende sehen die ISOE-Forscher im Zusammendenken von Ökologie und Gesundheit. Insbesondere die Akteure aus dem Gesundheitssektor seien wichtige Multiplikatoren für eine kommunale Ernährungspolitik. Entscheidend für eine erfolgreiche Umsetzung des Konzepts Planetary Health Diet auf kommunaler Ebene seien daher neue Allianzen zwischen den kommunalen Akteuren aus dem Umwelt-, Ernährungs- und Gesundheitsbereich. Alle zentralen Ziele, Handlungsfelder und Empfehlungen liegen im ISOE-Policy Brief 10 „Planetare Gesundheit und nachhaltige Ernährung in Kommunen“ vor.

Publikation

Stieß, Immanuel/Lukas Drees/Lukas Sattlegger (2024): Planetare Gesundheit und nachhaltige Ernährung in Kommunen: Ein Orientierungsrahmen für die kommunale Ernährungswende. ISOE Policy Brief Nr. 10. Frankfurt am Main DOI: 10.5281/zenodo.11209674  

Über das Projekt PlaNE

Das Projekt „PlaNE – Planetare Gesundheit und Nachhaltige Ernährung: Nachhaltigkeitsstrategien kommunaler Ernährungspolitik in Hessen und ihre Auswirkungen auf Planetary Health-Indikatoren am Beispiel der Städte Frankfurt und Marburg“ wurde gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Beteiligte Praxispartner waren die Städte Frankfurt am Main und Marburg, die Ernährungsräte Frankfurt und Marburg und Umgebung (EMU) sowie das BNE-Netzwerk Marburg.

Veranstaltung Sustainable Lunch Break

Sustainable Lunch Break am 25. Juni 2024 von 12.00 bis 13.15 Uhr anlässlich der Veröffentlichung des ISOE Policy Brief „Planetare Gesundheit und nachhaltige Ernährung in Kommunen. Ein Orientierungsrahmen für die kommunale Ernährungswende.“ Die Zahl der Teilnehmenden für diese Onlineveranstaltung ist begrenzt. Daher bitten wir um Ihre Anmeldung bis zum 24.06.2024 bei Lukas Drees (lukas.drees@isoe.de). Mehr Informationen zum Programm

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Immanuel Stieß
Tel. +49 69 707 6919-19
 
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Pressekontakt:

Melanie Neugart
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news-847 Mon, 17 Jun 2024 10:42:07 +0200 Ökosysteme im Klimawandel - Die Bedeutung von sozial-ökologischen Kipppunkten für die Savannen Namibias https://www.isoe.de/news/die-bedeutung-von-sozial-oekologischen-kipppunkten-fuer-die-savannen-namibias/ Der Klimawandel verschärft die Wasserknappheit vor allem in den ariden Gebieten der Erde. Besonders betroffen ist Namibia mit seinen Savannenlandschaften. Diese Ökosysteme gehören zu den trockensten Regionen der Welt. Sie sind schon heute durch die klimatischen Veränderungen und zunehmenden Landnutzungsdruck bedroht: Konventionelle Formen der Viehhaltung führen zu einer Verschlechterung der Weideflächen, das Ökosystem Savanne läuft auf Kipppunkte zu. Ein aktuelles Forschungsprojekt des ISOE mit Partnern in Deutschland und Namibia untersucht, wie klimatische, ökologische und soziale Faktoren die Landdegradation in Trockengebieten antreiben. In ariden Ländern wie Namibia haben Landwirte schon seit langem Erfahrungen mit unregelmäßigen Niederschlägen und Dürren. Ende Mai hat das Land wegen der anhaltenden Dürre den Notstand ausgerufen. Der Klimawandel wird diese Entwicklung noch weiter verstärken. Bis Ende der 2070er Jahre wird für Namibia ein Temperaturanstieg von bis zu 4,5°C erwartet. Damit wächst auch der Druck auf die Ökosysteme der Savannenlandschaften, die durch eine intensive Weidewirtschaft bereits heute übernutzt sind. Die dadurch angestoßenen Prozesse der Desertifikation können zukünftig zu Kipppunkten führen, mit gravierenden Veränderungen im Ökosystem und gesellschaftlichen System.

Desertifikation: Wie Ökologie und Gesellschaft zusammenhängen

Kipppunkte stehen für Stabilitätsgrenzen eines sozial-ökologischen Systems, an dem eine kleine zusätzliche Veränderung zu einer qualitativen Veränderung des gesamten Systems führen kann. Durch die enge Wechselbeziehung zwischen Ökosystemen und der Gesellschaft infolge unterschiedlicher Formen der Nutzung sind ökologische Kipppunkte typischerweise mit sozialen Kipppunkten verknüpft. Gehen Weideflächen für die Bewirtschaftung verloren, wandern zum Beispiel auch die Farmer ab, da sie weniger Einkommen erzielen können. Das Forschungsprojekt „NamTip: Eine namibische Perspektive auf Desertifikations-Kipppunkte im Kontext des Klimawandels“ nimmt daher auch sozial-ökologische Kipppunkte – also das Zusammenwirken von ökologischen und gesellschaftlichen Veränderungen – in den Blick. Damit versucht das Projektteam eine Leerstelle zu schließen – bislang gibt es sehr wenige konzeptionelle Ansätze und empirische Studien zu sozial-ökologischen Kippunkten.

NamTip-Projektregion Waterberg

Während die Forschung zu ökologischen Kipppunkten bereits etabliert ist, ist die Übertragung des konzeptionellen Ansatzes auf soziale Systeme noch relativ neu. Die Charakteristika von ökologischen Kipppunkten werden auch für soziale Kipppunkte übernommen: abrupte, schwer umkehrbare Statusveränderungen eines sozialen Systems, die durch sich verstärkende Rückkopplungsschleifen entstehen. Als Teil der Erarbeitung eines Konzepts sozial-ökologischer Kipppunkte untersucht das Forschungsteam vor Ort in der namibischen Waterberg-Region, wie ökologische und soziale Kipppunkte miteinander verkoppelt sind. Ziel ist es, am Beispiel der Waterberg-Region das sozial-ökologische System der Weidewirtschaft im bedrohten Savannenökosystem besser zu verstehen und geeigneten Maßnahmen zu entwickeln, um Desertifikationsprozesse zu verhindern und die Wiederherstellung des Weidelandes zu fördern. 

Mehr zum Projekt:

www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/namtip-2    
www.uni-potsdam.de/en/namtip  

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Markus Rauchecker
Tel. +49 69 707 6919-46
 
www.isoe.de  

Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
 
www.isoe.de 
 

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news-844 Tue, 11 Jun 2024 13:51:48 +0200 ISOE im RePack-Netzwerk - Kunststoffe in Lebensmittelverpackungen reduzieren https://www.isoe.de/news/kunststoffe-in-lebensmittelverpackungen-reduzieren/ Zwölf Projekte mit Förderung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) entwickeln Verpackungsinnovationen für die Lebensmittelbranche: von Papier- oder Biokunststoffverpackungen über Recycling bis hin zu Mehrwegsystemen. Forscher des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung unterstützen die Vernetzungs- und Transfermaßnahme „RePack-Netzwerk“ mit ihrer Expertise zu Kunststoffverpackungen. Das Netzwerk wird vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) geleitet und verfolgt das Ziel, Innovationsprozesse zu unterstützen und Handlungsempfehlungen für Politik, Wirtschaft sowie Verbraucherinnen und Verbraucher auszusprechen. Vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland dürfte dies vertraut sein: Die gelbe Tonne zur Entsorgung von Verpackungen ist schnell voll. Das liegt auch an Einweg-Lebensmittelverpackungen aus Kunststoffen, deren Einsatz in den letzten Jahren beständig zugenommen hat. Damit sich dieser Trend ändert, fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Innovationen für Lebensmittelverpackungen: von biobasierten, kompostierbaren Verpackungen über das Recycling der eingesetzten Materialien bis hin zu Mehrwegsystemen oder dem Ersatz von Kunststoff etwa durch Papier. 

Zwölf Innovationsprojekte entwickeln neue Lösungen, um Lebensmittel nachhaltiger zu verpacken und den Einsatz von Kunststoffen zu reduzieren. Am 11. Juni 2024 kommen die Akteure aus Universitäten, Forschungseinrichtungen, Wirtschaft und Handel erstmals in Berlin zusammen, um sich ihre Strategien vorzustellen und darüber zu diskutieren. Das neu gegründete RePack-Netzwerk versammelt die Projekte für vier Jahre unter einem Dach und möchte so eine breite Marktdurchdringung der innovativen Ansätze unterstützen. 

Ressourcenverbrauch verringern, Umwelt schützen

„Lebensmittelverpackungen werden nur kurz genutzt und selten wiederverwendet. Etwa zwei Drittel werden zwar recycelt, doch werden die Materialien kaum wieder in Verpackungen eingesetzt“, erklärt Frieder Rubik, Experte für nachhaltige Produktion und Konsum am IÖW und Projektleiter des RePack-Netzwerks. „Neben dem erheblichen Ressourcenverbrauch wird die Umwelt zudem durch Makro- und Mikroplastik belastet.“ Anliegen des RePack-Netzwerks ist es, die in dem Förderprogramm entwickelten Innovationen in die Breite zu tragen, damit sie Kunststoffe in der Lebensmittelkette spürbar reduzieren.

Recycling und biobasierte Kunststoffe vor dem Durchbruch?

„Heute ist es noch so, dass Kunststoffverwerter nach Absatzmärkten für ihre recycelten Materialien suchen müssen. Dieser Markt wird sich – aufgrund EU-rechtlicher Vorgaben zur Einsatzquote von Rezyklaten – absehbar von einem Käufermarkt in einen Verkäufermarkt drehen”, erwartet Kurt Schüler von der GVM. „Alle Kunststoffverarbeiter werden händeringend nach Rezyklaten suchen, im Markt für PET-Rezyklate und Rezyklate mit Lebensmittelzulassung zeigt sich das schon heute.“

Um Verpackungen aus Biokunststoffen ist es in den letzten Jahren ruhig geworden, so die GVM. „Zu Unrecht“, sagt Schüler, „denn das Ziel, weniger fossile Rohstoffe einzusetzen, kann beim Lebensmittelkonsum nur erreicht werden, wenn auch Kunststoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe verwendet werden.“

Verbraucherakzeptanz: Alternative Verpackungen müssen alltagskompatibel sein

„Die Verbraucherinnen und Verbraucher zeigen sich besorgt über die allgegenwärtige Verbreitung langlebiger Plastikrückstände in der Umwelt und sie sehen es als eines der dringlichsten Umweltprobleme an“, erklärt Lukas Sattlegger, Experte für Plastikmüll und Verpackungen am ISOE. Doch führt diese Einstellung nicht automatisch dazu, plastikfreie oder weniger umweltbelastende Verpackungsalternativen zu wählen. Entscheidend für den Erfolg alternativer Verpackungssysteme ist nicht nur ihre Akzeptanz, sondern auch ihre Praktikabilität bei den alltäglichen Einkaufs- und Konsumroutinen.

„Um etwa Unverpackt-Angebote auszuweiten, braucht es neben Unverpacktläden auch Unverpackt-Segmente in klassischen Supermärkten, unverpackte Bestellangebote, unverpackten Marktverkauf und unverpackte Lieferketten – und das alles möglichst flächendeckend und in unterschiedlichen Produkt- und Preissegmenten“, sagt Sattlegger.

Über das RePack-Netzwerk 

Das RePack-Netzwerk ist eine Vernetzungs- und Transfermaßnahme zur Förderung von Innovationen zur Reduzierung von Kunststoffverpackungen entlang der Lebensmittelkette, mit der das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) seit 2022 zwölf Innovationsprojekte unterstützt. Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) leitet die Vernetzungs- und Transfermaßnahme. Projektpartner sind die Evaluationsforschungseinrichtung CEval, die GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung, das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und das Sustainable Packaging Institute der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. Das Vorhaben wird im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), vertreten durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), durchgeführt und über das Programm zur Innovationsförderung des BMEL finanziert. Das Vorhaben läuft von Dezember 2023 bis November 2027.

Weitere Informationen

Wissenschaftlicher Ansprechpartner

Dr. Lukas Sattlegger
Tel. +49 69 707 6919-31

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news-842 Fri, 07 Jun 2024 14:07:00 +0200 Nachhaltiges Grundwassermanagement - Ein Landkreis macht’s vor: So geht guter Umgang mit Grundwasser https://www.isoe.de/news/ein-landkreis-machts-vor-so-geht-guter-umgang-mit-grundwasser/ Der besonders von Trockenheit und Hochwasser betroffene Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt zeigt, wie vorausschauendes Grundwassermanagement aussehen kann. Eine Projektgruppe unter Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hat ein Papier mit Pioniercharakter erarbeitet: Alle Interessengruppen, von der Landwirtschaft über den Wasserversorger bis hin zu Landesbetrieben und Umweltverwaltung, haben gemeinsam Lösungsvorschläge zum nachhaltigen Schutz des Grundwassers entwickelt. Das „Leitbild 2040 Grundwasser – Ziele und Maßnahmen für ein nachhaltiges Grundwassermanagement im Landkreis Mansfeld-Südharz“ wird heute an den Landrat übergeben.  Die Grundwasserkörper sollen in einem guten Zustand sein. Das fordern Umweltschützer, die sie als ökologischen Lebensraum erhalten wollen, genauso wie Land- und Forstwirte, die sie als Lebensgrundlage für ihre Kulturen brauchen, und Wasserversorger, die Trinkwasser für die Bevölkerung gewinnen. Als Folge von Klimawandel und menschlicher Einwirkung sind Menge und Qualität des Grundwassers in Deutschland aber nicht überall nachhaltig gesichert. 

Im Landkreis Mansfeld-Südharz hat sich der örtliche Wasserversorger wegen Uranfunden im Grundwasser bereits 2018 für einen Anschluss an die Fernwasserversorgung entschieden. Seitdem ist der Landkreis weitgehend abhängig von der Rappbodetalsperre als einziger Versorgungsquelle. Durch den Verlust von Wasserschutzgebieten und die Auswirkungen des Klimawandels könnten Grundwasservorkommen in Zukunft erheblich beeinträchtigt sein und wichtige Funktionen wie die Notversorgung nicht mehr garantieren. 

Solche Herausforderungen und Unsicherheiten ebneten den Weg für die ISOE-Nachwuchsforschungsgruppe regulate, als sie 2021 versuchte, alle identifizierbaren Interessenvertreter*innen im Landkreis an einen Tisch zu bringen. Dass ein präventives Grundwassermanagement vor Ort notwendig ist, sahen auch die Stakeholder so – und konnten für die vierjährige Mitarbeit in der Projektgruppe gewonnen werden.

Gegenläufige Interessen konstruktiv zusammengebracht

Beim Thema Wasser stehen sich im politischen Alltag Bauernverbände, Forstwirte, Wasserversorger, Umweltschützer, Landesbetriebe für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft und die Verwaltung oft unversöhnlich gegenüber. Dass die Projektgruppe alle an der Wassernutzung interessierten Parteien erfolgreich an einen Tisch gebracht hat, ist wegweisend. Dr. Fanny Frick-Trzebitzky, Co-Projektleiterin am ISOE, zeigt sich überzeugt: „Es ist gelungen, gemeinsam Lösungsvorschläge zum nachhaltigen Schutz des Grundwassers zu formulieren. Die Ergebnisse werden nun von den Projektteilnehmenden aktiv in ihre Verbände und Institutionen getragen.“ Was es für die Kreisverwaltung deutlich leichter mache, die Umsetzung anzugehen. 

Mehr Schutz, mehr Zusammenarbeit: Das empfiehlt das Leitbild

Um Quantität und Qualität des Grundwassers vor Ort bis 2040 und darüber hinaus zu sichern, empfiehlt das gemeinsam erarbeitete Leitbild nun: 

  • das Messstellen-Netz zu erweitern, um eine bessere Datenbasis über das verfügbare Grundwasser sowie über menschgemachte Verschmutzungen zu erhalten. 
  • das Datenmanagement zu zentralisieren, damit Behörden, Versorger, Landwirtschaft und Wissenschaft gemeinsam die Daten nutzen können. 
  • das Wasserentnahmeentgelt („Wassercent“) anzuheben, um Schutzmaßnahmen zu finanzieren; etwa um Landwirte zu entschädigen, die nicht düngen und so das Grundwasser schützen. 
  • Grundwasserschutzzonen einzurichten und Flächen zu entsiegeln bzw. nicht neu zu versiegeln. 
  • durch Umweltbildung den Wert von Grundwasser für Privatpersonen erfahrbar zu machen. 

Die Beteiligten drängen insbesondere auf die Gründung einer ständigen Arbeitsgruppe („Wasserrat Mansfeld-Südharz“), um die angeregten Maßnahmen besser zu unterstützen. 

Kick-off für den Umsetzungsprozess

Der Maßnahmenkatalog, der heute an die Stellvertreterin des Landrats, Frau Christiane Beyer, übergeben wird, sei dabei als weit gesteckte Handlungsempfehlung zu verstehen, die die Mobilisierung „einiger Ressourcen“ erfordere, so Frick-Trzebitzky vom ISOE. Steffen Hooper vom Umweltamt des Landkreises Mansfeld-Südharz ergänzt: „Es braucht nun zusätzliches Geld und Personal, um Prioritäten zu bestimmen, Konflikten im Verwaltungsalltag vorzubeugen und zumindest zu einer punktuellen Umsetzung des Leitbilds zu kommen.“ 

Zur Entstehung des „Leitbilds 2040“ 

Das „Leitbild 2040 Grundwasser – Ziele und Maßnahmen für ein nachhaltiges Grundwassermanagement im Landkreis Mansfeld-Südharz“ ist zwischen 2021 und 2024 im Rahmen des Forschungsprojekts „regulate – Regulation von Grundwasser in telegekoppelten sozial-ökologischen Systemen“ entstanden, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm „Forschung für nachhaltige Entwicklungen (FONA)“ gefördert wird. Telekopplung meint die an einem Ort spürbaren ökologischen und sozialen Auswirkungen von Ressourcennutzung an einem anderen Ort. Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hatte die Projektleitung inne. 

Neben den Forscher*innen von ISOE, Goethe-Universität in Frankfurt am Main und Rheinland-Pfälzischer Technischer Universität Kaiserslautern-Landau waren am Leitbildprozess folgende Interessengruppen beteiligt: das Umweltamt des Landkreises Mansfeld-Südharz, der Fachbereich Stadtentwicklung und Bauen der Stadt Sangerhausen, der Bauernverband Mansfeld-Südharz e.V., der Wasserverband Südharz, der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, die Agrargesellschaft Riestedt mbH & Co. KG, das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz, der Forstbetrieb Beyme GbR sowie die Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH. 

Das „Leitbild“ steht als Download zur Verfügung:
www.isoe.de/fileadmin/Edit/PDF/Pr/regulate/isoe_regulate_Leitbild-2040-Grundwasser.pdf  

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Dr. Fanny Frick-Trzebitzky
Leiterin des Bereichs Praktiken und Infrastrukturen, 
Leiterin der Nachwuchsgruppe regulate
Tel. +49 69 707 6919-55

www.isoe.de  

Pressekontakt:

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
Tel. +49 69 707 6919-30
 
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Pressemitteilung
news-833 Mon, 06 May 2024 11:05:00 +0200 Umweltrisiken - Wissenschaftskommunikation zu Risiken von Ewigkeitschemikalien https://www.isoe.de/news/wissenschaftskommunikation-zu-risiken-von-ewigkeitschemikalien/ PFAS – hinter diesen vier Buchstaben verbirgt sich die umstrittene Stoffgruppe der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen. Da sie wasser-, fett- und schmutzabweisend sind, werden diese Chemikalien in vielen Alltagsprodukten eingesetzt. Genau wegen dieser Eigenschaften sind PFAS aber kaum abbaubar: Die „Ewigkeitschemikalien“ konnten bereits im menschlichen Blut und in der Muttermilch nachgewiesen werden. Die EU prüft daher eine Beschränkung von PFAS. Die mit den PFAS verbundenen Risiken werden allerdings unterschiedlich dargestellt und bewertet. Vor diesem Hintergrund untersucht ein neues Forschungsprojekt des ISOE die Kommunikation von Organisationen über die Risiken von PFAS.  Die Beschränkung des Einsatzes von PFAS ist aufgrund der Komplexität und Vielfalt der Stoffgruppe und des hohen Nichtwissens nicht nur politisch umkämpft, sondern selbst innerhalb der Wissenschaft strittig, mit unterschiedlichen Positionen und Begründungen dazu, ob die gesamte Stoffgruppe verboten oder die Toxizität aller Stoffe einzeln bewertet werden sollte. Entsprechend kontrovers wird derzeit die Debatte über die Beschränkung von PFAS geführt. 

In der Forschung über Wissenschaftskommunikation gibt es jedoch bislang kaum konzeptionelle und empirische Untersuchungen dazu, wie nichtwissenschaftliche Organisationen sich in ihrer Kommunikation auf die Wissenschaft als Ressource zur Legitimierung ihrer Interessen berufen. Vor diesem Hintergrund untersucht das Forschungsprojekt „ChemKom – Strategische Wissenschaftskommunikation zu Risiken von Ewigkeitschemikalien“ die strategische Wissenschaftskommunikation von Organisationen über die Risiken von Ewigkeitschemikalien (PFAS). Das vom ISOE geleitete Projekt wird gemeinsam durchgeführt mit dem Unabhängigen Institut für Umweltfragen e.V. (UfU) sowie der Universität Hamburg, Fachbereich Sozialwissenschaften. 

Wissenschaftlerinnen des ISOE analysieren die innerwissenschaftliche Debatte zu PFAS und arbeiten heraus, welche Argumente für oder gegen die Regulierung von PFAS herangezogen werden. Das Projektteam des ISOE untersucht zudem, wie Hochschulen, aber auch nichtwissenschaftliche Organisationen wie Industrieverbände, Behörden oder NGOs wissenschaftliche Inhalte über PFAS kommunizieren und wie wissenschaftliches Wissen, aber auch Unsicherheiten für die strategische Kommunikation genutzt werden. Wissenschaftlerinnen der Universität Hamburg erstellen eine Medienanalyse und untersuchen, welche Sprecher*innen, Positionen und Frames das Thema PFAS in traditionellen und sozialen Medienarenen prägen. Dabei spielt auch eine Rolle, wie wissenschaftliches (Nicht-)Wissen in der PFAS-Debatte als Ressource eingesetzt wird.

Bessere Partizipation von Bürger*innen 

Wissenschaftler*innen des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (UfU) werfen schließlich einen Blick auf die Öffentlichkeit: Wie blicken die Adressat*innen, also zum Beispiel Bürger*innen, auf die Ewigkeitschemikalien? Um diese Frage zu beantworten, werden Fokusgruppen und Interviews durchgeführt. So kann ein umfassendes Bild zur Kommunikation über PFAS und deren Rezeption erlangt werden.

Das Projektteam erprobt gemeinsam mit Bürger*innen ein Dialogformat, in dem sie über die unterschiedlichen Positionen von Wissenschaft, NGOs, Unternehmen und Behörden zur Beschränkung von PFAS informiert werden. Ziel dieses Formats ist zum einen, eine bessere Partizipation von Bürger*innen an der PFAS-Debatte zu ermöglichen. Zum anderen wird geprüft, ob das erprobte Dialogformat einen Beitrag leisten kann zu einer Wissenschaftskommunikation über PFAS, bei der auch Bürger*innen eine aktivere Rolle einnehmen. Mit diesem breiten Forschungsansatz will das Projekt einerseits einen Beitrag zum wachsendes Feld der organisationalen strategischen Wissenschaftskommunikation leisten, andererseits sollen am Beispiel der PFAS verallgemeinerbare Erkenntnisse darüber erarbeitet werden, wie Organisationen strategisch über Chemikalien und ihre Risiken kommunizieren.

Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Mehr zum Projekt:

www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/chemkom 

Wissenschaftliche Ansprechpartnerinnen:

Dr. Johanna Kramm 
Tel. +49 69 707 6919-16
  

PD Dr. Carolin Völker
Tel. +49 69 707 6919-59
 

Pressekontakt:

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
Tel. +49 69 707 6919-30
 

www.isoe.de 
 

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news-832 Fri, 03 May 2024 10:50:46 +0200 Künstlerische Forschung - Projektstipendium „Insectopolis“ vergeben https://www.isoe.de/news/projektstipendium-insectopolis-vergeben/ Das ISOE hat ein Stipendium für die Entwicklung und Umsetzung einer künstlerischen Arbeit vergeben. Das Projektstipendium „Insectopolis“ ist eingebunden in ein Forschungsprojekt zur Förderung der Biodiversität in Städten. Eine Jury hat aus 60 Bewerbungen jetzt den Entwurf von Anno Bolender „I Don’t Hear Bugs in the City“ ausgewählt. Die Ergebnisse der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Projektteam und Künstler*in werden im Juli in Frankfurt am Main vorgestellt. Die Urbanisierung ist neben vielen anderen ein wesentlicher Treiber für den Verlust der Insektenvielfalt. Forschungen zeigen inzwischen, dass es wichtig ist, die Bedeutung der Insektenvielfalt, etwa für Landwirtschaft und Ernährung, stärker in das Bewusstsein der Menschen zu rücken. Denn dann steigt häufig auch die Bereitschaft, Insekten zukünftig noch besser zu schützen. Gerade in Städten fehlen aber Orte und Gelegenheiten für ein positives Erleben der Insekten und ihrer Vielfalt.  

Vor diesem Hintergrund entwickelt das Forschungsprojekt SLInBio –  Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität“ gemeinsam mit den Bürger*innen Frankfurts praxistaugliche Ansätze zur Verbesserung der Insektenvielfalt in der Stadt. Eine wichtige Aufgabe übernehmen in dem vom ISOE geleiteten Forschungsprojekt künstlerische Arbeiten, die der Frankfurter Stadtgesellschaft Räume für neue und andere Naturerfahrungen anbieten: Hier können Bürger*innen eigene Vorstellungen und Erfahrungen in Bezug auf Insekten reflektieren sowie neue Handlungsmöglichkeiten entwickeln.

Anno Bolenders Projektentwurf „I Don’t Hear Bugs in the City – Eine choreografische Erinnerung an die kleinen Lebewesen unter uns“ nimmt die Beziehungen zwischen Menschen und Insekten in der Stadt in den Blick. Das performative Projekt erforscht die Bewegungspotenziale des menschlichen Körpers und ist inspiriert von der Theorie des „Deep Listening“ der Komponistin Pauline Oliveros. Die tänzerische Performance entwickelt Anno Bolender in einer transdisziplinären Zusammenarbeit mit dem Projektteam von SLInBio. Hier geht es um das Zusammenwirken von wissenschaftlicher Arbeit und künstlerisch-ästhetischen Perspektiven mit dem Ziel, neue Erzählungen über das urbane Zusammenleben von Menschen und Insekten zu entwickeln. Die künstlerische Forschung entwirft poetische Interpretationen der Natur und hinterfragt im Dialog mit der wissenschaftlichen Forschung etablierte Begriffe, Standpunkte und Gewohnheiten zum Zusammenleben von Menschen und Insekten im Anthropozän.  

Die tänzerische Performance zeigt Anno Bolender im Juli an verschiedenen Orten im öffentlichen Raum der Stadt Frankfurt am Main. Die genauen Daten und Orte werden frühzeitig bekannt gegeben unter #Insectopolis bei X, LinkedIn, Instagram und Facebook sowie auf den Websites des ISOE und des Forschungsprojekts SLInBio.

Über das Projekt

Forschungsprojekt „SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität“ untersuchen Frankfurter Forschungsinstitute gemeinsam mit Partnern aus der Praxis unter der Leitung des ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung die Zusammenhänge zwischen städtischen Lebensstilen und Insektenvielfalt und bieten Bürger*innen vielfältige Möglichkeiten, die Insektendiversität zu erleben und sich an ihrer Erforschung zu beteiligen. SLInBio wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme „BiodiWert – Wertschätzung und Sicherung von Biodiversität in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ als Teil der BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) gefördert.

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Florian Dirk Schneider
Tel. +49 69 707 6919-71
 
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Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
Tel. +49 69 707 6919-30
 
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news-825 Mon, 15 Apr 2024 11:18:29 +0200 Sommersemester 2024 - Soziale Ökologie und Transdisziplinarität in der Lehre https://www.isoe.de/news/soziale-oekologie-und-transdisziplinaritaet-in-der-lehre-1/ Auch im Sommersemester 2024 bieten Wissenschaftler*innen des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung wieder Lehrveranstaltungen zu Nachhaltigkeitsthemen an. Am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Frankfurter Goethe-Universität leiten PD Dr. Carolin Völker und Dr. Johanna Kramm ein Seminar zu Strukturaspekten von Umweltproblemen, Prof. Dr. Diana Hummel bietet das Seminar „Biologische Vielfalt und Bevölkerungsdynamik im Anthropozän“ gemeinsam mit Prof. Dr. Flurina Schneider, wissenschaftliche Geschäftsführerin des ISOE und Professorin für Soziale Ökologie, an. Beide Seminare sind Lehrveranstaltungen im Rahmen des Masterstudiengangs Umweltwissenschaften im Schwerpunktfach Soziale Ökologie. Dr. Robert Lütkemeier betreut zudem ein Projektseminar am Fachbereich Geowissenschaften der Goethe-Universität. Darüber hinaus finden auch eine Vorlesung und ein Seminar an der TU Darmstadt statt. An der Goethe-Universität Frankfurt bieten PD Dr. Carolin Völker und Dr. Johanna Kramm im Sommersemester ein interdisziplinäres Seminar an. Sie bringen Studierenden im Master Umweltwissenschaften sowie Studierenden der Gesellschaftswissenschaften strukturelle Umweltprobleme näher – am Beispiel synthetischer Chemikalien. Einerseits sind Chemikalien ein funktionaler Bestandteil moderner Gesellschaften, andererseits können sie negative Auswirkungen auf Umwelt und Ökosysteme haben. Trotz regulatorischer Maßnahmen gibt es starke Hinweise, dass die planetaren Belastungsgrenzen für chemische Verschmutzung bereits überschritten sind. Die Studierenden entwickeln anhand dieses Beispiels ein sozial-ökologisches Problemverständnis und beschäftigen sich mit Gestaltungsoptionen von Transformationsprozessen.

Biologische Vielfalt und Bevölkerungsdynamik im Anthropozän

Nicht nur der anthropogene Klimawandel, sondern auch der Rückgang der biologischen Vielfalt sowie die globale Bevölkerungsdynamik werden heute vielfach unter dem Begriff des Anthropozäns, dem „Zeitalter der Menschen“, diskutiert. Im Seminar beleuchten Prof. Dr. Diana Hummel und Prof. Dr. Flurina Schneider insbesondere folgende Fragen aus politikwissenschaftlichen sowie interdisziplinären Blickwinkeln: Wie werden die Bevölkerungsentwicklung und der Rückgang der biologischen Vielfalt im Diskurs um das Anthropozän thematisiert und aufeinander bezogen? Welche Annahmen liegen dem Diskurs zugrunde bezüglich der Zusammenhänge von demografischen Prozessen, Ressourcenverfügbarkeit, gesellschaftlicher Entwicklung und politischer Steuerung? Master-Studierende der Politikwissenschaften und der Umweltwissenschaften erhalten Einblick in die wissenschaftlichen Diskurse rund um das Anthropozän.

Projektseminar an der Goethe-Universität

Am Institut für Physische Geographie bietet Dr. Robert Lütkemeier für Bachelorstudierende ein Projektseminar mit dem Titel „Soziale Hydrologie – Spannungsfeld zwischen Wasserverfügbarkeit und Wasserbedarfen verstehen, analysieren und bearbeiten“ an, bei dem eine komplexe angewandte Fragestellung bearbeitet wird. Die Studierenden lernen dabei die verschiedenen Projektphasen des Projektmanagements kennen, von der Projektplanung über die Wahl und Anwendung geeigneter Methoden, Messungen und Analysen bis hin zur Abfassung eines Berichts bzw. eines Gutachtens.

Lehre an der TU Darmstadt

Für Studierende im Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften der Technischen Universität Darmstadt hält Dr. Martin Zimmermann eine Vorlesung und ein Seminar zum Thema nachhaltige Wasserversorgungswirtschaft. Hierbei geht es unter anderem um die Frage, welche Herausforderungen der Klimawandel für die Wasserversorgung mit sich bringt. Welche alternativen Wasserquellen lassen sich neben Trinkwasser beispielsweise noch erschließen und im Gebäudesektor implementieren?

Die ISOE-Lehrveranstaltungen auf einen Blick: www.isoe.de/lehre/lehrveranstaltungen  

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Prof. Dr. Diana Hummel 
Tel. +49 69 707 6919-33

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Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51

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news-824 Fri, 12 Apr 2024 11:18:01 +0200 Biodiversität - Ökologische Kipppunkte in der mongolischen Steppe erkennen und vermeiden https://www.isoe.de/news/oekologische-kipppunkte-in-der-mongolischen-steppe-erkennen-und-vermeiden/ In der Mongolei gibt es eines der letzten intakten Steppenökosysteme mit traditioneller Landnutzung und einer bemerkenswerten Artenvielfalt. Die Mobilität von wilden und domestizierten Herdentieren spielt eine wichtige Rolle für das Fortbestehen dieses Ökosystems, das sich im Zuge des Klimawandels verändert. Gleichzeitig ist die nomadische Lebensweise in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Das Forschungsprojekt MORE STEP untersucht die komplexen Wechselbeziehungen und Rückkopplungen zwischen Natur und Gesellschaft, um irreversible Prozesse – sogenannte Kipppunkte – zu erkennen und damit frühzeitig zu verhindern.  Für die Graslandschaft in der Mongolei spielt die Mobilität der Nomaden und die damit einhergehende Weidewirtschaft eine entscheidende Rolle. Diese seit Jahrtausenden praktizierte Lebensweise ist einer der wichtigsten Faktoren für das Funktionieren dieses Ökosystems. Die Verbreitung von Pflanzensamen wird beispielsweise durch die Tiere der Nomaden gewährleistet. Allerdings gehen weltweite Veränderungen, etwa durch Urbanisierung und Klimawandel, nicht spurlos an dem ostasiatischen Land vorbei: Die Zahl der Familien mit Viehherden nimmt ab, da der wirtschaftliche Wandel des Landes neue Einnahmequellen eröffnet. Zudem verändert der Abbau von Bodenschätzen die Steppe. Das sind nur zwei der Gründe, warum das deutsch-mongolische Projektteam mit Beteiligung des ISOE die Dynamiken und Prozesse der Veränderungen der Landschaft in den Blick nimmt. Das Ziel des interdisziplinären Projekts ist es, die komplexen Zusammenhänge und Wechselwirkungen zu verstehen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, damit Kipppunkte, die das Ökosystem gefährden, nicht überschritten werden.

In der ersten Phase des Projekts von 2019 bis 2023 wurden unter anderem die gesellschaftlichen Veränderungen und die Auswirkungen auf die Mobilität der Nomaden sowie auf das Ökosystem der Steppe genauer untersucht und die Erkenntnisse in Workshops mit Nomaden, Vertreter*innen der Industrie sowie Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen diskutiert. Dort wurden auch die wichtigsten Probleme identifiziert und die bisherigen Schutzmaßnahmen für die Natur sowie die Haupttreiber für den gesellschaftlichen Wandel vorgestellt.

Erarbeitung von Politikempfehlungen

Seit 2023 läuft die zweite Projektphase, die die Auswirkungen sowohl des Klimawandels als auch des gesellschaftlichen Wandels auf die Mobilität von Wildtieren und Hirten in der Mongolei genauer erforscht. Dabei geht es unter anderem um die Probleme, denen die Nomaden in der Steppe aufgrund des Klimawandels ausgesetzt sind. Mit Modellierungsmethoden wird untersucht, welche Strategien zur Klimawandelanpassung die Nomaden haben. Auch die Mechanismen, die zu einem Rückgang dieser Lebensweise führen, werden identifiziert. Zudem werden Maßnahmen erarbeitet, die die aus den Veränderungen resultierenden Kipppunkte im Ökosystem verhindern können. 

Für das Jahr 2025 ist eine “joint learning expedition” geplant, bei der das Projektteam in verschiedenen Provinzen Workshops durchführt. Mit lokalen Vertreter*innen der Viehhirten und Verwaltungen sollen gemeinsame Empfehlungen für die Politik erarbeitet werden, zudem wird eine Konferenz mit Vertreter*innen aus Wissenschaft und Politik in der Hauptstadt Ulaanbaatar veranstaltet.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt in der Fördermaßnahme „Kipppunkte, Dynamik und Wechselwirkungen von sozialen und ökologischen Systemen (GlobalTip)“.

Mehr zum Projekt

https://www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/more-step-ii/ 

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Dr. Marion Mehring 
Tel. +49 69 707 6919-39
 
www.isoe.de  

Pressekontakt:

Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
 
www.isoe.de 
 

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news-819 Mon, 18 Mar 2024 10:07:55 +0100 ISOE-Interview zum Weltwassertag - Dürren und Wasserverfügbarkeit in Deutschland: „Veränderung ist das neue Normal“ https://www.isoe.de/news/duerren-und-wasserverfuegbarkeit-in-deutschland-veraenderung-ist-das-neue-normal/ Seit 2018 hatte Deutschland mit Dürren zu kämpfen. Extrem trockene Böden sorgten für Ernteausfälle in der Landwirtschaft. Waldbrände und ausgetrocknete Flüsse haben die Erinnerungen vieler an die letzten Sommer geprägt. In einigen Landkreisen wurden zudem Verbote für Wasserentnahmen verhängt, mancherorts waren die Grundwasserstände bedenklich niedrig. Die Versorgungssicherheit mit Trinkwasser in Deutschland wurde erstmals breit diskutiert. Nun lässt eine Nachricht aufhorchen: Laut dem Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) ist die extreme Trockenheit nach dem nassen Herbst und Winter 2023/24 überwunden. Ein Gespräch mit ISOE-Forscher Robert Lütkemeier über Grundwasserpegel, hydrologische Extreme und Normalzustände. Die Dürrejahre liegen in Deutschland hinter uns, so schätzen es Forschende des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) ein. Woran erkennt man, dass eine Dürre vorbei ist?

Robert Lütkemeier: Das Ende einer Dürre lässt sich nicht anhand eines einzigen Merkmals feststellen. Wir müssen dazu drei Ebenen betrachten, die sich vor allem im Zeitrahmen unterscheiden: die meteorologische, die landwirtschaftliche beziehungsweise hydrologische und die sozioökonomische. Von einer meteorologischen Dürre sprechen wir, wenn zum Beispiel die aktuellen Regenmengen stark unter dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre liegen. Bleiben diese Niederschlagsdefizite über längere Zeiträume bestehen, paust sich das in den Bodenwasserspeicher, das Grundwasser und die Flüsse durch. Das bedeutet, den Pflanzen fehlt es an Wasser zum Wachsen und Flüsse führen deutlich weniger Wasser. Das bezeichnen wir als landwirtschaftliche oder hydrologische Dürre. Bei der sozioökonomischen Dürre betrachten wir noch längere Zeiträume und schauen, ob Gesellschaft und Wirtschaft unter Wasserknappheit leiden, die sowohl natürlich als auch durch Missmanagement verursacht sein kann. Eine Dürre ist letztlich dann vorbei, wenn die aktuelle Wassersituation im Hinblick auf diese Dürreformen wieder im langjährigen Mittel liegt.

Was heißt das für die Jahre seit 2018, in denen Dürren in Deutschland immer wieder ein Thema waren?

Robert Lütkemeier: Wenn wir uns die Zeit seit 2018 ansehen, haben wir alle drei Formen der Dürre in unterschiedlicher Intensität erlebt. Aktuell sieht es nun in der Tat so aus, dass sich die Grundwasserstände in Deutschland durch den feuchten Winter regeneriert haben. Die Erholung der Grundwasserstände ist ein positives Zeichen, aber doch leider nur eine Momentaufnahme. Und die Situation sieht in anderen europäischen Ländern, wie etwa in Spanien, derzeit ganz anders aus. Dort kämpfen die Menschen mit einer sehr intensiven Trockenheit.

Aber in Deutschland haben die Grundwasserbestände nach all den Dürrejahren einen Normalzustand erreicht?

Robert Lütkemeier: In vielen Regionen Deutschlands liegen die Grundwasserpegel wieder auf Normalniveau oder gar darüber. In Hessen weisen nur noch vier Prozent der Grundwassermessstellen einen „sehr niedrigen Stand“ auf, das hatten wir zuletzt vor sechs Jahren. Aber ehrlicherweise muss man dazusagen, dass die Frage, was eigentlich ein „Normalzustand“ ist, nicht trivial ist, sondern im Gegenteil sehr komplex.

Was macht die Einschätzung so schwierig?

Robert Lütkemeier: Die Definition von „normal“ hängt bislang von langjährigen, meist 30-jährigen Durchschnittswerten ab. Die gängige, wissenschaftliche Annahme ist, dass sich kurzfristige Schwankungen in diesem Zeitraum herausmitteln. Allerdings könnte mit dem Klimawandel diese Grundannahme ins Wanken kommen, denn es könnte sich bei solchen Dürreereignissen nicht um die normale Variabilität des Klimas handeln, sondern um einen Trend hin zu häufigeren und intensiveren Trockenphasen. Das bedeutet, dass unsere Managementstrategien für eine sichere Wasserversorgung flexibler werden müssen.

Das Ende der Dürre ist also nur eine Momentaufnahme, die uns nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass wir es weiterhin mit extremen Hitzeperioden im Sommer zu tun haben werden?

Robert Lütkemeier: Leider ja. Der Klimawandel stellt eine signifikante Unsicherheit dar, die es erschwert, langfristige Prognosen über den Zustand unserer Wasserressourcen zu machen. Die Bandbreite der Klimamodelle zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen wie Hitzeperioden, Dürren, Starkniederschlägen und Hochwasser grundsätzlich zunehmen wird – in welcher Höhe und wo, ist jedoch unklar. Die Zeit seit 2018 könnte in dieser Hinsicht ein Vorbote sein für wiederkehrende mehrjährige Knappheitsphasen, mit denen wir uns in Zukunft auseinandersetzen müssen. Deshalb müssen wir uns als Gesellschaft so aufstellen, dass wir von Extremereignissen nicht überrascht werden, sondern im Idealfall sogar aus ihnen lernen und damit einen Nutzen ziehen können.

Das vollständige ISOE-Interview mit Robert Lütkemeier finden Sie in unserem Blog Soziale Ökologie: 
„Veränderung ist das neue Normal.“ ISOE-Wasserforscher Robert Lütkemeier über Dürren und Wasserverfügbarkeit in Deutschland

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Dr. Robert Lütkemeier
Tel. +49 69 707 6919-58
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Pressekontakt:

Melanie Neugart
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news-817 Thu, 14 Mar 2024 14:11:00 +0100 Wald der Zukunft - Gemeinsam statt gegeneinander: Waldkonflikte konstruktiv lösen https://www.isoe.de/news/gemeinsam-statt-gegeneinander-waldkonflikte-konstruktiv-loesen/ Der Wald von heute kann nicht der Wald von morgen sein, soviel ist klar. Doch wie die Wälder der Zukunft in Deutschland aussehen sollen, ist umstritten. Auf ihnen lasten viele Ansprüche: Sie sollen Erholung bieten, Flora, Fauna und Klima schützen und Holz produzieren. Immer wieder führt das zu großen lokalen Konflikten – und die verzögern den Weg zum klimagerechten Wald für alle. Können neue Dialogformate helfen, schneller Kompromisse zu finden? Das erforschen Wissenschaftler*innen des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung im Projekt „Konflikte um den Wald der Zukunft“, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert wird. Als es im Sommer 2022 zu mehreren Bränden im Nationalpark Harz kam, flammte auch die Debatte um das Totholz wieder auf. Lokale Politiker*innen forderten: Altes Holz, das im Wald liegen bleibt, sei ein Brandbeschleuniger und Sicherheitsrisiko, es behindere die Feuerwehr und müsse weg. Der Landesforstminister schob einen Plan zur Prävention weiterer Brände im Nationalpark an, der genau das vorsah – das lästige Totholz zu räumen und Brandschneisen zu schlagen.

Doch das Totholz hatte nicht nur Feinde, sondern auch Freunde. Es ist wertvoller Lebensraum. Und so stoppte eine Umweltorganisation die geplante Räumung im Harz im Eilverfahren. Die Brände waren deutlich kleiner als angenommen und hatten eine Vielzahl von Ursachen – allen voran die kleine Eisenbahn, die regelmäßig Tourist*innen den Berg hinauffährt und entlang ihrer Schmalspurgleise mit Funken sprüht. Dazu kamen Lagerfeuer, kranke Fichten und die jahrelang anhaltende Dürre.

Totholz gerät schnell in Verdacht. Manchmal weckt es aber auch Begehrlichkeiten. In der Energiekrise, die der Krieg gegen die Ukraine auslöste, meldeten Bürger*innen Bedarf an. Ob man das Holz nicht wie früher zum Heizen sammeln dürfe? Viele Förster*innen sahen das kritisch, schließlich nutzen tausende im Wald lebende Arten das alte Holz als Lebensraum. Moderndes Holz versorgt außerdem Böden und Bäume mit Nährstoffen, bindet Feuchtigkeit und schützt sogar vor Bränden. Es birgt aber auch Risiken für Unfälle, wenn Äste von Bäumen fallen oder Stämme zur Stolperfalle werden.

Hitzige Debatten um den Wald der Zukunft

Der Umgang mit dem Totholz ist also kompliziert. Und er ist nur eines von vielen Konfliktthemen in der hitzigen Debatte um die Zukunft der deutschen Wälder. Es geht um Naturschutz, Klimaschutz, Windkraft, Baumarten, Wasser, Schädlinge, Tourismus, Holzwirtschaft und Jagd. In den Medien liest man dann oft von unvereinbaren Positionen: „Naturschützer und Verteidiger des Wirtschaftswaldes stehen sich unversöhnlich gegenüber“.

Aber ist das wirklich so? Sind die Debatten um den Wald tatsächlich so polarisiert und die Konflikte unlösbar? Anna Brietzke vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main sieht das anders. Sie ist Sozial- und Kulturanthropologin und erforscht die Kontroversen um die künftige Nutzung der deutschen Wälder im Projekt „Waldkonflikte“. Für Brietzke vereinfachen die Medien die Konflikte um den Wald der Zukunft zu stark: „Es ist nicht einfach so, dass die einen aufforsten und die anderen den Wald sich selbst überlassen wollen, oder dass die einen Totholz liegen lassen und die anderen es wegräumen wollen. Die Konflikte um den Wald sind deutlich verwobener und vielschichtiger.“

Um Kompromisse zu finden, so die Wissenschaftlerin, müsse man die Positionen und die zugrundeliegenden Bedürfnisse der Beteiligten noch besser verstehen. Und das habe Potenzial, so Brietzke: „In unserer Forschung zeichnet sich bereits jetzt ab, dass es bei allen Konflikten durchaus auch verbindende Werte gibt. Denn wir haben von vielen Gesprächspartner*innen gehört, dass sie den nächsten Generationen einen gesunden und widerstandsfähigen Wald hinterlassen wollen.“

Mediation statt Eskalation: Wie gestalten wir den Wald der Zukunft?

Die Wissenschaftler*innen am ISOE erforschen daher gezielt ausgewählte, aktuelle Beispiele für Waldkonflikte. Dabei setzen sie auf Dialog, etwa in Form von Gesprächen mit Mediation, Rollen- und Planspielen. Ihre zentrale Frage lautet: Welche Art des Austauschs und der Kommunikation kann helfen, trotz unterschiedlicher Interessen und Werte zu guten Lösungen für alle zu kommen und damit den Weg zum Wald der Zukunft zu ebnen?

Dazu laden die Forschenden seit 2024 zu Runden Tischen ein. Beteiligte aus Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung kommen dabei vertraulich zusammen und tauschen sich aus – unter Beteiligung professioneller Moderator*innen. Mit an den Runden Tischen sitzt Transformationsforscher Michael Kreß-Ludwig, der das Waldkonflikte-Projekt mit leitet. „Wir bearbeiten bei den Runden Tischen nur Konflikte, bei denen die Fronten noch nicht so festgefahren sind, dass die Parteien gar nicht mehr miteinander reden können“, sagt Kreß-Ludwig. „Es geht also darum, Konflikte gar nicht erst eskalieren zu lassen.“

Dazu analysieren die Wissenschaftler*innen das Geschehen: Was genau ist der Kern der Konflikte, welche unterschiedlichen Akteure und Interessen spielen eine Rolle? Welche Hindernisse und Fallstricke stehen einer Einigung im Weg? Und wie entwickeln die Teilnehmenden selbst Strategien zur Lösung der Konflikte?

Ziel des ISOE-Projekts ist, anhand der Fallbeispiele allgemeine Methoden der Konfliktbearbeitung zu entwickeln und der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen: Welche Ergebnisse sind auf andere Konflikte, Regionen und Konstellationen übertragbar? „Idealerweise tragen wir zur Lösung oder zumindest Verbesserung der untersuchten Konflikte vor Ort bei – und entwickeln dabei Methoden, die auch auf andere Konflikte und Regionen anwendbar sind“, sagt Michael Kreß-Ludwig. Die Beteiligten sollen Mittel an die Hand bekommen, um Konflikte schon zu erkennen und zu bearbeiten, bevor sie sich hochschaukeln.

Offener Austausch zu Konfliktthemen am Runden Tisch

Gisela Wachinger ist als externe Moderatorin bei den Runden Tischen dabei. „Ganz wichtig ist natürlich, die Menschen mit am Tisch zu haben, die betroffen sind und die, die die Situation beeinflussen können, zum Beispiel, weil sie ein Waldgebiet besitzen oder in einer wichtigen Entscheidungsposition sitzen“, sagt sie. „Aber auch diejenigen sollten vertreten sein, die später etwas gegen die erarbeitete Lösung haben könnten. Im konkreten Ablauf der Runden Tische schaffen wir dann den Raum, in dem alle Anwesenden ihre Perspektive offen darstellen können, ohne dass sich jemand als benachteiligt oder nicht gehört wahrnimmt.“

Für Landnutzungsexpertin Deike Lüdtke, Co-Leiterin des Projekts, ist das ein dringendes Anliegen. Der aktuelle Waldzustandsbericht zeige, wie schlecht es den Wäldern geht. „Die Auswirkungen sind mittlerweile so offensichtlich, dass das Thema in der öffentlichen Debatte sehr präsent ist“, sagt Lüdtke. „Ich glaube, alle sind sich einig, dass wir dringend etwas zum Erhalt unserer Wälder unternehmen müssen, weil sie extrem wichtig für unsere Gesellschaft sind.“

Das haben auch die unterschiedlichen Interessengruppen im Harz wohl am Ende so gesehen. Sie konnten sich auf einen Vergleich einigen: Das Totholz wird nicht überall komplett geräumt, sondern nur an den Stellen, wo es für die Sicherheit wichtig ist und dem Naturschutz nicht schadet – etwa entlang von Wegen. Auch bei trockenem Nadelholz in der Nähe von Häusern oder wichtiger Infrastruktur kann eine Räumung angebracht sein. Ansonsten wird der Wald nicht aufgeräumt.

Über das Projekt

Das Forschungsprojekt „Konflikte um den Wald der Zukunft – Analyse und kooperative Bearbeitung von waldbezogenen Aushandlungsprozessen im Kontext des Klimawandels“ wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Förderprogramms „Nachwachsende Rohstoffe“ aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.

Weitere Informationen:

Wissenschaftliche*r Ansprechpartner*in:

Dr. Deike Lüdtke
Tel. +49 69 707 6919-28
 

Dr. Michael Kreß-Ludwig
Tel. +49 69 707 6919-62

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Pressekontakt:

Melanie Neugart
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news-809 Mon, 19 Feb 2024 13:05:49 +0100 Leseempfehlung - Wie gelangt unser Wissen aus der Forschung an die richtigen Stellen? Erfolgsfaktoren für gelingenden Wissenstransfer https://www.isoe.de/news/wie-gelangt-unser-wissen-aus-der-forschung-an-die-richtigen-stellen-erfolgsfaktoren-fuer-gelingenden/ Gerade in der missionsorientierten Forschung gewinnt der Wissenstransfer aktuell an Bedeutung. Allerdings funktioniert der so oft formulierte Dreiklang aus „Forschung – Transfer – Impact“ nur in Ausnahmefällen, das zeigt sich insbesondere in der Nachhaltigkeitsforschung. Denn forschungsbasierter Wissenstransfer braucht andere Voraussetzungen und Ressourcen als Technologietransfer: Warum gelingende Kommunikations- und Lernprozesse dabei zentral sind, zeigen die ISOE-Expertinnen für Wissenstransfer Nicola Schuldt-Baumgart und Verena Rossow in einem aktuellen Artikel in der Zeitschrift „Transfer & Innovation“. Bislang fehlt ein breit geteiltes Verständnis von Wissenstransfer. Gleichzeitig wachsen die Wissensbedarfe: Klimaschutzbeauftragte in Kommunen, die eine Energieberatung aufbauen wollen, Forstwirt*innen, die nach Baumarten suchen, die dem Klimawandel standhalten, oder Bürger*innen, die sich fragen, wie sie sparsamer mit Trinkwasser umgehen können – diese Beispiele zeigen, dass wissenschaftliches Wissen ein zentraler Faktor in den anstehenden Veränderungsprozessen ist. Aber wie kann der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis noch besser gelingen? Welche Barrieren erschweren den Wissenstransfer? Was zeichnet erfolgreiche Transferformate aus? 

Nicola Schuldt-Baumgart und Verena Rossow, Kommunikations- und Transferexpertinnen des ISOE, zeigen in ihrem Artikel, wie der gesellschaftliche Nutzen von Forschung durch Wissenstransfer verbessert werden kann. „Kommunikation und Transfer sollten als integrale Bestandteile von Forschung verstanden und von Beginn an mitgedacht werden“, sagt Nicola Schuldt-Baumgart. Unabdingbar sei auch eine große Sensibilität für die Gelingensbedingungen kommunikativer Prozesse. „Bei den Transferverantwortlichen braucht es die Fähigkeit zum Perspektivwechsel und ein Verstehen der Wissensbedarfe der Zielgruppen“, ergänzt Verena Rossow. Wichtig sei außerdem das Adressieren der Wissensbedarfe mit geeigneten dialogischen, medialen und digitalen Formaten.

In ihrem Beitrag diskutieren die Autorinnen zunächst den Begriff „Wissenstransfer“, um dann auf den Unterschied zwischen Wissenstransfer und Wissenschaftskommunikation einzugehen und ein Modell für gelungene Transferprozesse zu zeigen. Anschließend beschreiben sie anhand von Beispielen aus der Nachhaltigkeitsforschung fünf Erfolgsfaktoren für gelingende Transferprozesse. Abschließend wird das Format „Learning Expedition“ vorgestellt, das sich an institutionelle Akteure des Wandels richtet.

Zum Artikel: 

Schuldt-Baumgart, Nicola/Verena Rossow (2023): Da machen wir eine schöne Broschüre draus! Der Mehrwert von Wissenstransfer gegenüber Wissenschaftskommunikation und wie er sich erfolgreich gestalten lässt. Transfer & Innovation (4) 

Ansprechpartnerinnen:

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart 
Tel. +49 69 707 6919-30

Dr. Verena Rossow
Tel. +49 69 707 6919-657

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news-807 Tue, 13 Feb 2024 08:02:00 +0100 Ecornet - Flurina Schneider zur neuen Ecornet-Sprecherin gewählt https://www.isoe.de/news/flurina-schneider-zur-neuen-ecornet-sprecherin-gewaehlt/ Prof. Dr. Flurina Schneider, wissenschaftliche Geschäftsführerin des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, ist neue Ko-Sprecherin des Ecornet (Ecological Research Network). Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss von acht unabhängigen, gemeinnützigen Instituten der Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung in Deutschland. Flurina Schneider wurde von den Geschäftsführer*innen der Ecornet-Mitgliedsinstitute zur Ko-Sprecherin des Ecornet gewählt. Sie folgt damit auf Jan Peter Schemmel, ehemaliger Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Institut e.V., der die Funktion bis Ende November 2023 innehatte. Flurina Schneider wird diese Aufgabe gemeinsam mit Thomas Korbun, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), ausüben. Thomas Korbun ist seit 2012 einer von zwei Sprecher*innen des Ecornet. Er wurde jetzt für eine weitere Amtszeit gewählt. 

Schneider ist wissenschaftliche Geschäftsführerin des ISOE und Professorin für Soziale Ökologie und Transdisziplinarität an der Goethe-Universität Frankfurt. Sie ist außerdem Sprecherin des Tätigkeitsschwerpunktes „Ökosystemleistungen und Klima“ der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) und stellvertretende Vorsitzende des Hessischen Klimabeirats. Die Schweizer Nachhaltigkeitsforscherin hat sich 2016 zum Thema transdisziplinäre und transformative Forschung für Nachhaltige Governance von natürlichen Ressourcen mit Blick auf Generationengerechtigkeit an der Universität Bern habilitiert, wo sie bis 2020 das Cluster Landressourcen des Zentrums für Entwicklung und Umwelt (CDE) leitete. Ihre Forschung beschäftigt sich mit Lernen und Handeln für Nachhaltigkeitstransformationen, transdisziplinärer Forschung und Wissenschaftspolitik.

Über das Ecornet

Das Ecornet ist ein Netzwerk von acht unabhängigen, gemeinnützigen Instituten der Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung in Deutschland. Ihre gemeinsame Mission: den gesellschaftlichen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit mitzugestalten und wissenschaftlich zu fundieren. Seit ihrer Gründung haben sich die Ecornet-Institute darauf spezialisiert, komplexe Probleme praxisnah und über die Grenzen der wissenschaftlichen Disziplinen hinweg zu bearbeiten. Sie haben sich zum Ecornet zusammengeschlossen, um ihre Kompetenzen zu erweitern und auch gebündelt in die Forschungslandschaft einzubringen. Mitglieder des Ecornets sind:

  • Ecologic Institut
  • ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg
  • Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
  • ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
  • IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung
  • Öko-Institut
  • Unabhängiges Institut für Umweltfragen (UfU)
  • Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie

www.ecornet.eu 

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Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
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news-799 Mon, 05 Feb 2024 10:09:34 +0100 Wissenschaftsfreiheit - Für Demokratie und Vielfalt – gegen Rechtsextremismus https://www.isoe.de/news/fuer-demokratie-und-vielfalt-gegen-rechtsextremismus/ Mehrere Hunderttausend Menschen haben in den vergangenen Wochen gegen Rechtsextremismus demonstriert – auch in Frankfurt. Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung schließt sich dem Aufruf „Frankfurt steht auf für Demokratie“ an und tritt gemeinsam mit vielen anderen Institutionen und Unterstützer*innen der Frankfurter Stadtgesellschaft für eine offene und vielfältige Gesellschaft ein. Am 23. Mai dieses Jahres wird das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland 75 Jahre alt. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ ist die Grundlage unseres politischen und gesellschaftlichen Handelns. In den aktuellen politischen Diskussionen wird dieses Fundament angegriffen. Seit Wochen demonstrieren deshalb im ganzen Land Hunderttausende Menschen für Demokratie und Menschenrechte.

Ein offener und wertschätzender Umgang mit unterschiedlichen Perspektiven und divergierenden Werten sind für das Institut und seine mehr als 80 Mitarbeitenden Kernwerte der Arbeit in Forschung und Lehre. Das ISOE steht für eine verantwortungsvolle, transparente und inklusive Wissenschaft und tritt entschieden gegen jede Form von Demokratie- und Menschenfeindlichkeit ein. 

Aber auch Hetze und Hass und eine zunehmende Verrohung öffentlicher Debatten bedrohen die grundlegenden Freiheits- und Gleichheitsrechte unseres Zusammenlebens. „Gerade mit Blick auf die aktuellen Krisen und die langfristigen Herausforderungen wie den Klimawandel und den Verlust der Biodiversität brauchen wir öffentliche Debatten, an denen alle Menschen teilhaben und in denen Konflikte konstruktiv ausgehandelt werden“, sagt Flurina Schneider, wissenschaftliche Geschäftsführerin des ISOE und Professorin für Soziale Ökologie und Transdisziplinarität an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Das ISOE wolle daher gemeinsam mit zahlreichen Unterstützer*innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik sowie der Frankfurter Stadtgesellschaft ein Zeichen setzen und Präsenz zeigen: „für eine liberale, gerechte, offene und soziale Gesellschaft“, betont Schneider.

Deshalb schließt sich das ISOE dem Aufruf zur Demonstration am 5. Februar 2024 ab 17:00 Uhr am Frankfurter Römerberg an. 

Unterstützt wird die Demonstration neben dem ISOE von den staatlichen Hochschulen der Stadt sowie u.a. der Bildungsstätte Anne Frank, der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, beramí berufliche Integration e.V., der Stadtwerke Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH (VGF), den demokratischen Parteien im Römer und vielen mehr. 
https://roemerbergbuendnis.de 

Termin: Montag, 5. Februar 2024, 17:00 Uhr
Ort: Römerberg, Frankfurt am Main

Kontakt:

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
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Pressemitteilung
news-778 Thu, 01 Feb 2024 10:45:00 +0100 ISOE-Lecture mit Lisen Schultz an der Goethe-Universität Frankfurt - Soziale Ökologie für Entscheidungsträger*innen https://www.isoe.de/news/soziale-oekologie-fuer-entscheidungstraegerinnen/ Die Erde kommt an ihre Grenzen: Im Anthropozän haben die Menschen die ökologischen Lebensgrundlagen so grundlegend verändert, dass die planetaren Belastungsgrenzen mehrerer Erdsysteme erreicht sind. Die Symptome wie Erderwärmung, Artensterben und Wasserknappheit sind hinreichend bekannt, doch die notwendige Trendwende im Umgang mit unseren Lebensgrundlagen bleibt aus. Wie lassen sich Entscheidungsträger*innen für nachhaltige Lösungen gewinnen? Dieser Frage ging die schwedische Nachhaltigkeitsforscherin Lisen Schultz in der ISOE-Lecture 2024 nach. Ihr Vortrag „Bringing ecology to decision-makers – a comparison of approaches“ fand am 8. Februar an der Goethe-Universität Frankfurt statt, eine Audioversion ist nun verfügbar. Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main setzte im Wintersemester 2023/24 seine jährliche „ISOE-Lecture“ an der Goethe-Universität Frankfurt fort – eine Veranstaltung, die sich seit 2012 aktuellen Fragen der Nachhaltigkeitsforschung widmet. Gastrednerin der diesjährigen ISOE-Lecture am 8. Februar war die schwedische Wissenschaftlerin Lisen Schultz. Sie ist außerordentliche Professorin an der Universität Stockholm und seit Juli 2023 stellvertretende Direktorin des renommierten Stockholm Resilience Centre. In ihrem Vortrag in englischer Sprache rekapitulierte die Nachhaltigkeitsforscherin zunächst die Entwicklung menschlicher Ressourcenwirtschaft.

Die Menschen haben die ökologischen Lebensgrundlagen des Planten Erde durch ihre Aktivitäten wie Land- und Forstwirtschaft, Verstädterung, Energie- und Ressourcenverbrauch grundlegend verändert. Weltweit haben industrielle Aktivitäten das globale Ökosystem mehr und mehr in ein Produktionssystem verwandelt, das für bestimmte Dienstleistungen und Waren wie Kraftstoffe, Nahrungsmittel oder Textilfasern optimiert scheint. Dies hat viele Jahrzehnte lang durchaus zu mehr Wohlstand und Gesundheit für viele Menschen geführt. Doch die natürlichen Lebensgrundlagen auf der Erde wurden über die Maßen strapaziert. Sowohl der Weltklimarat IPCC als auch der Weltbiodiversitätsrat IPBES fordern deshalb einen grundlegenden Wandel, doch unklar ist, wie er gelingen kann. 

Die Nachhaltigkeitsforscherin Lisen Schultz fragte: Wie finden die für den Wandel notwendigen wissenschaftlichen Erkenntnisse ihren Weg in die Umsetzung? Und wie können Forschungsergebnisse die Entwicklungswege in der Praxis in Richtung Nachhaltigkeit und Regeneration verschieben? Lisen Schultz forscht am Stockholm Resilience Centre unter anderem zu Lernen für Nachhaltigkeit und zur Ko-Produktion von Wissen. In der ISOE-Lecture stellte sie experimentelle Wege vor, über die einflussreiche Akteure für nachhaltiges Handeln erreicht werden können. Schultz zeigte Beispiele dafür auf und erläuterte, welche Lehren sich im Umgang mit komplexen sozial-ökologischen Systemen ziehen lassen. 

Über die ISOE-Lecture

Die jeweils im Wintersemester stattfindende Lecture  des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung widmet sich aktuellen Fragen der Nachhaltigkeitsforschung sowie konkreten Beispielen aus Wissenschaft und Forschung. Die „ISOE-Lecture Nachhaltige Wissenschaft“ möchte insbesondere Studierenden und jungen Wissenschaftler*innen, aber auch der interessierten Öffentlichkeit Denkanstöße geben, wie Übergänge in eine nachhaltige Entwicklung gelingen können und welche Rolle der Hochschule und der Wissenschaft dabei zukommt. Mehr Informationen zur ISOE-Lecture: www.isoe.de/lehre/isoe-lecture/

ISOE-Lecture WS 2023/2024

“Bringing ecology to decision-makers – a comparison of approaches”
Lisen Schultz
Stellvertretende Direktorin Stockholm Resilience Centre, Schweden

Datum und Uhrzeit: 8. Februar 2024, 18:15 – 19:45 Uhr
Ort: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend. Casino Raum 1.811 
Veranstalter: ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Kooperation mit dem Schwerpunkt Industrie- und Organisationssoziologie, Umweltsoziologie, FB 03, Goethe-Universität
Mitdiskutieren: #ISOE_Lecture
Hinweis: Der Vortrag findet in englischer Sprache statt. 

Download Präsentation (pdf) | Audioaufzeichnung (mp3)

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

PD Dr. Diana Hummel
Tel. +49 69 707 6919-33
 
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Pressekontakt:

Melanie Neugart
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Pressemitteilung
news-798 Wed, 31 Jan 2024 13:27:00 +0100 Transdisziplinäre Forschung - ISOE startet Runde Tische zu Waldkonflikten https://www.isoe.de/news/isoe-startet-runde-tische-zu-waldkonflikten/ Der Klimawandel macht den Umbau unserer Wälder notwendig. Wie genau dieser Umbau aussehen soll, ist häufig jedoch umstritten. Dabei geht es beispielsweise um die Art der Wiederbewaldung, der Jagd, der Holzernte oder der Waldbrandprävention. Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung startet jetzt Runde Tische zu aktuellen Konflikten um den Wald der Zukunft. Die Ergebnisse sollen helfen, künftig in ähnlichen Fällen schneller zu besseren Lösungen zwischen unterschiedlichen Interessengruppen zu kommen.  Der Waldumbau im Zeichen des Klimaschutzes löst in ganz Deutschland Kontroversen aus. Im Forschungsprojekt „Konflikte um den Wald der Zukunft“ untersucht ein Forschungsteam des ISOE, welche konkreten Konflikte um den Wald der Zukunft entstehen und wie sich die unterschiedlichen Perspektiven der Konfliktparteien konstruktiv zusammenbringen und scheinbar unvereinbare Argumente und Interessen überwinden lassen. Dabei gibt es nicht den einen Weg aus dem Konflikt. Vielmehr müssen abhängig von den konkreten Konfliktthemen, den individuellen Beteiligten und den Gegebenheiten der jeweiligen Region passende Lösungen entwickelt werden. Ziel des Forschungsprojekts ist es, an lokalen Fallbeispielen zu erforschen, welche Arten des Dialogs die Parteien näher zueinanderbringen, anstatt sie weiter voneinander zu entfernen. Zum anderen sollen die Konfliktkonstellationen in den Fallbeispielen durch konstruktive, ergebnisoffene Dialoge entschärft werden.

Runde Tische

Entscheidend hierfür ist es, alle beteiligten Konfliktparteien zusammenzubringen. Hierfür hat das ISOE das Format der Runden Tische ausgewählt. Die Runden Tische schaffen einen Raum, in dem alle Anwesenden ihre jeweiligen Perspektiven auf den Konflikt darstellen können, und werden von einer professionellen Mediatorin geleitet. Der Mediationsprozess läuft in fünf Phasen ab: In der ersten Phase klären die Teilnehmenden Rahmenbedingungen und Gesprächsregeln, in der zweiten legen sie Themen und Agenda fest. In Phase drei geht es daran, die Konflikte zu bearbeiten, um in Phase vier Lösungsoptionen zu suchen. In der fünften und letzten Phase wird dann eine Vereinbarung geschlossen. Diese Phasen umfassen insgesamt meist mehrere Sitzungen des Runden Tisches. Die Auftaktveranstaltungen der Runden Tische finden von Januar bis März 2024 in unterschiedlichen Regionen statt. Es handelt sich dabei um einen für den Prozess wichtigen vertraulichen Austausch, daher tagen die Runden Tische nicht öffentlich.

Das Forschungsprojekt 

Das Forschungsprojekt „Konflikte um den Wald der Zukunft – Analyse und kooperative Bearbeitung von waldbezogenen Aushandlungsprozessen im Kontext des Klimawandels“ wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Förderprogramms „Nachwachsende Rohstoffe“ aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Es läuft von Oktober 2022 bis Oktober 2025.

Über das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main

Das ISOE gehört zu den führenden unabhängigen Instituten der Nachhaltigkeitsforschung. Es entwickelt wissenschaftliche Grundlagen und zukunftsweisende Konzepte für sozial-ökologische Transformationen. Hierfür forscht das ISOE transdisziplinär zu globalen Problemen wie Wasserknappheit, Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Landdegradation und findet tragfähige Lösungen, die ökologische, gesellschaftliche und ökonomische Bedingungen berücksichtigen. 

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Michael Kreß-Ludwig
Tel. +49 69 707 6919-62
 

Dr. Deike Lüdtke
Tel. +49 69 707 6919-28

ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Hamburger Allee 45
60486 Frankfurt am Main

Weitere Informationen:

www.waldkonflikte.de

www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/wald-der-zukunft

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news-795 Tue, 23 Jan 2024 16:07:47 +0100 Forschungsprojekt CapTain Rain - Wie gelingt die Anpassung an Starkregen? Innovative Lösungen in Jordanien https://www.isoe.de/news/wie-gelingt-die-anpassung-an-starkregen-innovative-loesungen-in-jordanien/ Der Einfluss des Klimawandels auf Extremwetterereignisse wird immer sichtbarer. Folgen wie durch Starkregen verursachte Sturzfluten sind dadurch stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt: Nicht zuletzt die Ahrtalkatastrophe hat auch in Deutschland dazu geführt, dass die Gefahren nach heftigen Regenfällen bekannt sind und Kommunen nach Anpassungsstrategien suchen. Doch Starkregenereignisse werfen weltweit die gleiche Frage auf: Wie kann die Bevölkerung besser vor Sturzfluten geschützt werden? Das untersucht ein internationales Forschungsteam von „CapTain Rain“ unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Jordanien. Jordanien ist besonders stark von Extremwetterereignissen betroffen. Hier gab es in den letzten 50 Jahren viele Todesfälle und Schäden durch Sturzfluten. Das Paradoxe an der Situation: Das Land im Nahen Osten ist zugleich eines der wasserärmsten Länder der Welt. Wie schafft man es also einerseits, die Bevölkerung besser vor Schäden durch Starkregen zu schützen, und andererseits, mehr Wasser zu gewinnen? Der Ansatz des Projektes „CapTain Rain“ (Capture and retain heavy rainfalls in Jordan) steckt schon im Namen – „capture“ and „retain“, also „sammeln“ und „behalten“.

In dem Forschungsprojekt wird nach Lösungen gesucht, um das Wasser bei Starkregen einzufangen und dann abzuleiten, sodass es weiterverwendet werden kann. Eine Voraussetzung dafür ist, dass vorhandene Methoden und Instrumente zur Sturzflutvorhersage und das Risikomanagement verbessert werden. Dafür schauen sich die Forscher*innen die Wechselwirkungen von Landnutzung, wasserbauliche Maßnahmen und Klimaveränderungen an. Zudem werden auch sogenannte Vulnerabilitätsanalysen durchgeführt, um Schwachstellen gezielt zu ermitteln. Mit diesem Wissen können dann Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung abgeleitet werden.

Forschungsbeitrag zu den Sustainable Development Goals (SDG)

Im Dezember 2023 trafen sich rund 30 Projektpartner*innen und jordanische Expert*innen in der Hauptstadt Amman, um aktuelle Forschungsergebnisse auszutauschen und Szenarien für die integrierte Modellierung und Vulnerabilitätsanalyse zu erarbeiten. Das Forschungsteam von CapTain Rain kam in weiteren Treffen mit Projektpartner*innen und Stakeholdern zusammen, auch in einem Workshop in Wadi Musa. Hier lag der Fokus auf gemeinsamen Planungszielen für die Region Wadi Musa und auf geeigneten Maßnahmen, die Schäden von Sturzfluten dort verringern können. In Wadi Musa liegt die Felsenstadt Petra, die in der Folge starker Regenfälle wiederholt evakuiert werden musste. 2018 verloren in der überschwemmten Weltkulturerbe-Stätte zwölf Menschen ihr Leben. 

Die in CapTain Rain entwickelten Vorschläge sollen auch die Gemeinde Wadi Musa in die Lage versetzen, Maßnahmen umzusetzen, die nicht nur den Schutz vor Sturzfluten, sondern auch die Nutzbarmachung des Regenwassers in den Fokus nehmen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt CapTain Rain im Rahmen der Fördermaßnahme „CLIENT II – Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen“. Auf der CLIENT II-Webseite wird aktuell auf den Erfolg des Verbundprojekts in Bezug auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen hingewiesen, die Sustainable Development Goals – kurz SDG: Vor allem zu SDG 13 „Klimaschutz“ leistet CapTain Rain einen wertvollen Beitrag in Jordanien, aber auch SDG 6 zum Themenfeld Wasser und SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ werden umgesetzt. 

Mehr zum Projekt

www.isoe.de/nc/forschung/projekte/project/captain-rain 

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Dr. Katja Brinkmann 
Tel. +49 69 707 6919-42
 
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Nachricht
news-787 Tue, 16 Jan 2024 15:26:00 +0100 Frankfurter Bürger-Universität - Gesundheitsfolgen des Klimawandels: Frankfurts Wege zur Klimaanpassung https://www.isoe.de/news/gesundheitsfolgen-des-klimawandels-frankfurts-wege-zur-klimaanpassung-1/ Für Frankfurt werden zukünftig ähnliche klimatische Bedingungen wie bisher für südfranzösische Städte erwartet. Was bedeuten diese Veränderungen für die Bürger*innen? Wie kommen sie gut durch längere und heißere Sommer? Und wie muss sich die Stadt zum Beispiel an Starkregenereignisse anpassen? Diesen Fragen widmet sich das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in einer Diskussionsveranstaltung im Rahmen der Frankfurter Bürger-Universität. Sie findet am 23. Januar 2024 in Kooperation mit dem Frankfurter Gesundheitsamt statt. Die Folgen des Klimawandels zeigen sich längst auch in Deutschland, etwa an zunehmenden Extremwetterlagen mit hohen Temperaturen, Wassermangel, Dürren und Waldbränden. Die häufiger werdenden Hitzewellen von über 30 Grad Celsius wirken sich auch negativ auf die Gesundheit aus. Für manche Bevölkerungsgruppen wie Säuglinge und Kleinkinder, Schwangere, Ältere und chronisch Kranke können sie sogar lebensbedrohlich sein. Und auch für gesunde Menschen gehen von den Hitzeereignissen Gefahren aus, zum Beispiel für Herz und Kreislauf. 

Umso dringender sind Kommunen in der Pflicht, konsequent Klimaanpassungsmaßnahmen umzusetzen. Wie steht es in Frankfurt am Main um den Gesundheitsschutz mit Blick auf die Folgen des Klimawandels? Wie sehen stadtplanerische Anpassungsmaßnahmen und Hitzeaktionspläne für die Metropole aus und was kann jede und jeder Einzelne tun? Diese Fragen werden bei der Frankfurter Bürger-Uni diskutiert, die das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung gemeinsam mit dem Gesundheitsamt Frankfurt am Main am 23. Januar 2024 veranstaltet. 

Der Diskussionsabend mit Impulsen von ISOE-Forscherin Martina Winker und Gesundheitswissenschaftlerin Anette Christ findet im Auditorium des Frankfurter Gesundheitsamtes statt und wird von hr-iNFO-Moderator Stephan Hübner begleitet. Um Anmeldung wird gebeten.

Frankfurter Bürger-Universität
Gesundheitsfolgen des Klimawandels: Frankfurts Wege zur Klimaanpassung 

Datum und Uhrzeit: 23. Januar 2024, 18.00–20.00 Uhr

Ort: Gesundheitsamt, Breite Gasse 28 (Auditorium), 60311 Frankfurt am Main

Referentinnen: Dr. Martina Winker (ISOE), Dr. Anette Christ (Gesundheitsamt)

Ansprechpartnerin: Dr. Verena Rossow, verena.rossow(at)isoe.de  

Moderation: Stephan Hübner (hr-iNFO)

Veranstalter: ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Kooperation mit dem Gesundheitsamt Frankfurt am Main

Anmeldung: https://www.isoe.de/termin/gesundheitsfolgen-des-klimawandels-frankfurts-wege-zur-klimaanpassung/

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Pressemitteilung
news-792 Thu, 14 Dec 2023 15:18:40 +0100 Wassersicherheit in Hessen - ISOE ist Partner im Kompetenzzentrum Wasser Hessen  https://www.isoe.de/news/isoe-ist-partner-im-kompetenzzentrum-wasser-hessen/ Die Wasserwirtschaft in Hessen steht insbesondere durch den Klimawandel vor großen Herausforderungen. Um auch zukünftig die Wasserversorgung nachhaltig zu sichern, vernetzt das Land im Kompetenzzentrum Wasser Hessen (KWH) Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Umweltministerium, Landesämter und Regierungspräsidien. Auch das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung bringt als unabhängiges Institut der Nachhaltigkeitsforschung seine Expertise im Wassersektor ein. Die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) hat das an der Goethe-Universität Frankfurt ansässige Kompetenzzentrum am 11. Dezember 2023 eröffnet.  Ziel des neuen Kompetenzzentrums Wasser Hessen ist, Probleme in der Wasserversorgung systematisch zu lösen und wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in die wasserwirtschaftliche Praxis zu überführen. Dazu vernetzen sich regionale Akteure aus Wissenschaft und Bildung, Verwaltung, Politik und Wasserwirtschaft. Wie alle Bundesländer steht auch das Land Hessen mit Blick auf das Management seiner Wasserressourcen vor großen Herausforderungen, gleich mehrere tiefgreifende Veränderungen erhöhen den Druck auf den Wassersektor. Dazu gehören etwa die häufiger werdenden Extremwetterereignisse infolge des Klimawandels. Anhaltende Dürren schädigen Ökosysteme und führen schon jetzt zu Wasserstress und zu Konkurrenzen um die Nutzung der Ressource – dabei werden allein die Wasserbedarfe der Landwirtschaft künftig noch weiter steigen. Die zunehmenden Hitzeperioden sind auch eine Herausforderung für Wasserbetriebe, die in Zeiten von Spitzenbedarfen an ihre Versorgungsgrenzen kommen. 

Die Veränderungen zeigen sich auch an den mitunter folgenschweren Starkregenereignissen, die Schäden an Gebäuden und Infrastrukturen nach sich ziehen. Zudem setzen der demografische Wandel und sich verändernde Nutzungspraktiken der Wasserwirtschaft zu: Die wachsenden Bevölkerungszahlen in den Ballungsräumen führen zu einem steigenden Wasserbedarf in den kommenden Jahren. Die Abnahme der Bevölkerung in Teilen des ländlichen Raums dagegen haben steigende Kosten für die Bereitstellung einer ausreichenden Wasser- und Abwasserinfrastruktur zur Folge. Wasserver- und -entsorger haben darüber hinaus mit anthropogenen – also von Menschen gemachten – Einträgen von Spurenstoffen im Wasserkreislauf zu kämpfen. Rückstände von Arzneimitteln, Pflanzenschutzmitteln und anderen Chemikalien können schon in geringen Konzentrationen Folgen für die Umwelt und die Gesundheit haben.

Forschung und Beratung des ISOE: Weitreichende Expertise im Fachgebiet Wasser

Angesichts dieser Herausforderungen und damit verbundener Zielkonflikte zwischen Schutz und Nutzung der Ressource Wasser sind innovative und nachhaltige Umsetzungslösungen für die vielen beteiligten Akteure zu suchen und zu finden. Hessen geht diese Herausforderungen durch eine Stärkung der interdisziplinären Zusammenarbeit von Wissenschaft, Verwaltung, Politik, Praxis und Bildung an: Am Montag, den 11. Dezember 2023 eröffnete Umweltministerin Priska Hinz das Hessische Kompetenzzentrum Wasser (KWH), in dem das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV), das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), die Regierungspräsidien, alle hessischen Universitäten, viele hessische Hochschulen sowie die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung ihre jeweilige Expertise einbringen und kooperieren werden. 

Das ISOE in Frankfurt am Main kann aufgrund einer Vielzahl an Forschungs- und Beratungsprojekten seit seiner Gründung im Jahr 1989 auf eine weitreichende Expertise zu Fragen des Wasserressourcenmanagements, Wasserinfrastrukturen, wasserbezogenen Risiken und Wasserbedarfsprognosen zurückgreifen. Gemeinsam mit 16 weiteren Akteuren des Kompetenzzentrums unterstützt das ISOE von nun an das Land Hessen darin, den Klimaplan und den Zukunftsplan Wasser umzusetzen, die notwendigen Anpassungen an den Klimawandel zu begleiten und dabei neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und innovative Lösungen zu berücksichtigen. Eine solche Bündelung der hessischen Wasserkompetenz eröffnet neue Perspektiven für die Durchführung von angewandten Forschungsprojekten zu in Hessen relevanten Themen für ein nachhaltiges Management der Ressource Wasser, einschließlich der Vermittlung von entsprechenden Kompetenzen, sowie für die Politikberatung. 

Über das Kompetenzzentrum Wasser Hessen (KWH)

Als hessisches Kompetenzzentrum Wasser ist das KWH ein Bindeglied zwischen Akteuren im Wasserbereich aus Wissenschaft, Verwaltung, Politik, Bildung und wasserwirtschaftlicher Praxis. Das KWH wird auch mit assoziierten Partnern kooperieren. Dies können nichtbehördliche Organisationen, Vereine oder im Wassersektor tätige Unternehmen sein. Ein Kooperationsvertrag regelt die künftige Zusammenarbeit der institutionellen Partner:

  • Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
  • Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie
  • Regierungspräsidien Darmstadt, Gießen und Kassel
  • Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • Justus-Liebig-Universität Gießen
  • Philipps-Universität Marburg
  • Technische Universität Darmstadt
  • Universität Kassel
  • Hochschule Darmstadt
  • Hochschule Fresenius
  • Hochschule Geisenheim University
  • Hochschule RheinMain
  • Technische Hochschule Mittelhessen
  • Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
  • ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung 


Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:

Dr. Martina Winker
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news-781 Thu, 14 Dec 2023 15:04:00 +0100 „Insectopolis“ - ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung vergibt Kunststipendium zum Thema Insektenvielfalt in der Stadt https://www.isoe.de/news/isoe-institut-fuer-sozial-oekologische-forschung-vergibt-kunststipendium-zum-thema-insektenvielfalt/ Um den Trend des weltweiten Insektenschwunds aufzuhalten, müssen Insekten Lebensräume zurückgewinnen, in Agrarlandschaften wie in Städten. Voraussetzung dafür ist, dass Menschen wertschätzend auf Insekten und ihre Ökosystemleistungen blicken und die Bereitschaft aufbringen, zum Insektenschutz beizutragen. Hierfür werden im Forschungsprojekt SLInBio unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung Erlebnisräume entwickelt, in denen Bürger*innen die Vielfalt der Insekten auf positive Weise erleben können – etwa durch künstlerische Arbeiten zum Wert der Insektenvielfalt im öffentlichen Raum. Für eine solche Arbeit vergibt das ISOE im Zuge des Projekts nun ein Stipendium. Nicht nur Wissenschaft und Forschung können Ergebnisse hervorbringen, die den Blick auf gesellschaftliche Herausforderungen verändern helfen. Auch Kunst kann dazu anregen, Fragen zu komplexen Themen auf einer persönlichen wie auch gesellschaftlichen Ebene so zu reflektieren, dass transformative Kräfte entstehen – eine Grundvoraussetzung für Veränderungen. „In der Verbindung von Kunst und Wissenschaft liegt deshalb ein großes Potenzial für sozial-ökologische Transformationen“, sagt ISOE-Biodiversitätsforscher Florian Dirk Schneider. 

Dieses Potenzial macht sich das transdisziplinäre Forschungsprojekt SLInBio unter der Leitung des ISOE zunutze, das sich dem Erhalt von Insektenvielfalt in der Stadt widmet: „Im Zusammenspiel von wissenschaftlichen Erkenntnissen und künstlerisch-ästhetischen Perspektiven können nicht nur neue Erlebnis- und Denkräume entstehen“, erklärt Schneider, „die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Disziplinen kann auch neues Wissen und dringend notwendige neue Narrative hervorbringen, mit denen sich Menschen für den Schutz der Insektenvielfalt gewinnen lassen.“ 

Wissen um notwendige Koexistenz von Insekten und Menschen fördern

Um diese Kommunikation zu unterstützen, schreibt das ISOE-Forschungsteam von SLInBio das Projektstipendium „Insectopolis“ aus, das sich an im Rhein-Main-Gebiet ansässige Künstler*innen wendet. Es ist eingebettet in ein transdisziplinäres Begleitprogramm und hat zum Ziel, den ko-produktiven Prozess zwischen Kunst und Wissenschaft zu fördern. Gesucht wird eine künstlerische Arbeit für den öffentlichen Raum im Stadtgebiet von Frankfurt am Main, die sich dem Thema Insektenbiodiversität widmet und den städtischen Diskurs zu diesem Thema anregt.

„Wir sind gespannt auf Bewerbungen und Projektvorschläge, die das Potenzial haben, die bestehenden Beziehungen zwischen Menschen und Insekten zu reflektieren“, sagt Nina Queissner, die das Projekt „Insectopolis“ als künstlerische Kuratorin begleitet. „Im Kern geht es darum, Betrachter*innen des Werks über eine ästhetische Erfahrung dafür zu sensibilisieren, dass die Koexistenz von Menschen und Insekten eine zwingende Voraussetzung zum Leben und Überleben im Anthropozän bedeutet.“ 

Bewerbungsschluss für „Insectopolis“ am 31. Januar 2024

Die Bewerbungsskizzen, die bis 31. Januar 2024 eingereicht werden können, sollen entsprechend Bezug nehmen auf die vielfältigen Beziehungen zwischen Menschen und Insekten sowie deren ineinander verschränkten Lebensräume und Lebensbedingen in der Stadt. „Insectopolis“ wird zwischen April und Juli 2024 in enger Kooperation mit ISOE-Forschenden und den Partnerorganisationen wie dem Palmengarten der Stadt Frankfurt am Main oder dem Senckenberg Naturmuseum realisiert. 

Der ausgewählte Projektvorschlag wird durch ein Honorar für die Konzeptualisierung und Recherche in Kooperation mit den Forschenden sowie die Umsetzung inklusive Ausstellungsrecht mit einem Gesamtbetrag in Höhe von 5000 € vergütet. Zusätzlich wird für die Realisierung der Projektarbeit im öffentlichen Raum ein Sachkostenbudget in Höhe von 4500 € zur Verfügung gestellt. Detailliertere Informationen zu Teilnahmebedingungen und Bewerbungsprozess unter www.isoe.de/insectopolis

Über das Projekt

Forschungsprojekt „SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität“ untersuchen Frankfurter Forschungsinstitute gemeinsam mit Partnern aus der Praxis unter der Leitung des ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung die Zusammenhänge zwischen städtischen Lebensstilen und Insektenvielfalt und bieten Bürger*innen vielfältige Möglichkeiten, die Insektendiversität zu erleben und sich an ihrer Erforschung zu beteiligen. SLInBio wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme „BiodiWert – Wertschätzung und Sicherung von Biodiversität in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ als Teil der BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) gefördert. Mehr zum Projekt: www.insektenvielfalt-frankfurt.org      

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

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