Konflikte um den Wald der Zukunft
Dürre und Trockenheit, Brände und Schädlinge: Der Klimawandel bedroht die deutschen Wälder.
Um sie für die Zukunft widerstandsfähig zu machen, fördert die Bundesregierung den Waldumbau von Nadelbäumen hin zu Misch- und Laubwald. Doch wie soll dieser „Wald der Zukunft“ genau aussehen und wer darf ihn nutzen? Darüber gibt es große Kontroversen. Denn der Wald spielt eine Vielzahl von Rollen: zur Erholung, Holzproduktion, Jagd, als Ort für die Windkraft oder für den Klimaschutz. Bäume und Pflanzen ziehen CO2 aus der Luft und speichern Kohlenstoff in Stämmen, Wurzeln und dem Boden. Sie beherbergen eine Vielfalt von Arten in Ökosystemen, die den Klimawandel abpuffern. Wie also bringt man Natur- und Klimaschutz mit der wirtschaftlichen Nutzung der Wälder unter einen Hut?
Konflikte um die Nutzung der Wälder
Mit Fortschreiten des Klimawandels spitzt sich diese Diskussion um die Wälder immer weiter zu. Nicht selten führt das zu handfesten Konflikten um ganz konkrete Waldgebiete. Um diese Meinungsverschiedenheiten aufzulösen und sinnvolle Lösungen für die Zukunft zu finden, wird der Dialog immer wichtiger. Nur, wenn Waldnutzerinnen und -nutzer mit unterschiedlichen Positionen und Interessen auch miteinander sprechen und gemeinsam nach Kompromissen suchen, kann die Lösung funktionieren.
Das ISOE untersucht die Konflikte um den Wald der Zukunft und Wege für einen konstruktiven Dialog aus wissenschaftlicher Perspektive. Im Forschungsprojekt „Konflikte um den Wald der Zukunft – Analyse und kooperative Bearbeitung von waldbezogenen Aushandlungsprozessen im Kontext des Klimawandels“ finden Runde Tische statt. Menschen mit ganz verschiedenem Hintergrund werden eingeladen, teilzunehmen und die Debatte so weiterzubringen. Ziel des ISOE ist dabei, an Fallbeispielen zu erforschen, welche Art des Dialogs die Parteien näher zueinander bringt, anstatt sie weiter voneinander zu entfernen.
Runde Tische in vier Regionen
Für die Konfliktbearbeitung wird in einem ersten Schritt in vier verschiedenen Regionen das Format des „Runden Tischs“ angewandt. Dabei diskutieren Vertreter*innen unterschiedlicher Interessengruppen gleichberechtigt ein Sachproblem, machen sich die unterschiedlichen Perspektiven gegenseitig verständlich und versuchen, für einen Konflikt eine gemeinsame Lösung zu finden. Ein Runder Tisch ist daher eine ergebnisorientierte Gruppendiskussion, bei der die Teilnehmenden möglichst alle Interessen an einem Thema vertreten. Ein Ergebnis eines solchen Prozesses kann beispielsweise eine Idee, ein Lösungsvorschlag oder ein Kooperationsansatz sein. Die Runden Tische werden von einer unabhängigen Mediatorin moderiert und darüber hinaus wissenschaftlich begleitet. Im Projekt fördert dieses Format den fachlichen und praxisrelevanten Austausch zu einem kontroversen Thema im Kontext von Waldbewirtschaftung im Klimawandel. Unterschiedliche Wissensformen und Expertisen werden zusammengeführt und für die Praxis zugänglich gemacht. Darüber hinaus ermöglichen die Runden Tische einen umfassenden Erkenntnisgewinn für das wissenschaftliche Forschungsinteresse.
Forschungsansatz
In einem ersten Schritt hat das ISOE-Projektteam die aktuell brisantesten Konfliktdynamiken an der Schnittstelle von Naturschutz, Klimaschutz und Forstwirtschaft untersucht. Durch Literaturrecherche und Dokumentenanalyse ist ein Überblick über konkrete aktuelle Konfliktthemen entstanden, die bei der Gestaltung des Waldes auftreten. Daraus werden einzelne Konfliktfelder und lokale Fallstudien ausgewählt und detailliert analysiert. Handlungen, Deutungen und Standpunkte der beteiligten Akteure werden beschrieben, untersucht und aus der jeweiligen Perspektive nachvollzogen.
Im zweiten Schritt geht es um die Bearbeitung der zuvor identifizierten Konflikte. Beteiligte Akteure bekommen die Möglichkeit, miteinander in den Austausch zu gehen. Neben den Runden Tischen werden auch andere Formate erprobt, die zur Deeskalation beitragen können. Ergänzend werden in Fallstudien situationsgerechte Kommunikationsansätze erarbeitet, um Verständnis der Konfliktparteien für die jeweils andere Seite zu erzeugen und bestenfalls mildernd auf die Situation einwirken zu können. Abschließend werden Wissen und Methoden vermittelt, die es Akteuren erlauben, sich abzeichnende Konflikte künftig frühzeitig zu erkennen, einzuordnen und zu deeskalieren. Darüber hinaus erfolgt in einer begleitenden Öffentlichkeitsarbeit eine zielgruppengerechte Sensibilisierung für das Thema nachhaltiger Waldumbau im Kontext des Klimawandels.
Projektpartner
- pro re – Partizipation und Mediation
- Forstliches Forschungs- und Kompetenzzentrum (FFK Gotha)
- Ahnen&Enkel – Agentur für Kommunikation
- Dr. Engelbert Schramm
Förderung
Das Projekt „Konflikte um den Wald der Zukunft – Analyse und kooperative Bearbeitung von waldbezogenen Aushandlungsprozessen im Kontext des Klimawandels“ wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Förderprogramms „Nachwachsende Rohstoffe“ gefördert.
Laufzeit
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