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Wasserresilienz in Europa: ISOE-Forschungsteam stellt Empfehlungen in Brüssel vor

Das ISOE-Forschungsteam „regulate“ hat seine Ergebnisse aus fünf Jahren europäischer Grundwasserforschung bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung mit der Vertretung des Landes Hessen bei der Europäischen Union präsentiert.
Wasser ist für das Leben auf der Erde von zentraler Bedeutung. Häufig übersehen wird, dass das Grundwasser dabei eine wichtige Rolle für die Gesundheit und die biologische Vielfalt spielt. Doch die Grundwasserressourcen geraten durch den Klimawandel und Übernutzung zunehmend unter Druck. Im Forschungsprojekt regulate haben sich Wissenschaftler*innen unter der Leitung des ISOE mit den Grundwasserökosystemen in Europa beschäftigt. Ihre Ergebnisse hat die Forschungsgruppe am 29. April 2025 bei einer Diskussionsveranstaltung in der Vertretung des Landes Hessen bei der Europäischen Union in Brüssel vorgestellt. 

Die EU steht vor neuen Herausforderungen beim Schutz, bei der Nutzung und der Gewährleistung der Grundwasserresilienz. Die Europäische Kommission hat diesen Schutz zu einer Schlüsselpriorität für EU-Maßnahmen in der neuen Legislaturperiode gemacht. Gesetze, Wasserrahmenrichtlinien und Abkommen für alle EU-Mitgliedstaaten wie der Green Deal liegen bereits vor. 

Auch konkrete Lösungsvorschläge für eine nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung gibt es längst. Doch die Umsetzung wird oft erschwert. Häufig sind sogenannte Fernwirkungen der Grund dafür. Das heißt: Die vielerorts schlechte Qualität und Quantität der europäischen Grundwasserkörper wird nicht zwangsläufig vor Ort verursacht, wo das Grundwasser entnommen wird. Vielmehr entstehen die Probleme durch Wassertransfers oder touristische Übernutzung. 
 

Beispiel Tourismus: Auswirkungen auf lokale Wasserressourcen

Ein Beispiel ist etwa der stark steigende Wasserbedarf in Mittelmeerregionen, der zu einer erheblichen Belastung der Wasserressourcen führt und maßgeblich auf die boomende Tourismusindustrie zurückzuführen ist. Auf der Insel Krk kann die Versorgung zeitweise nur mithilfe einer Fernwasserleitung aufrechterhalten werden. Das beeinflusst wiederum die Grundwasserkörper auf dem kroatischen Festland und bringt die Insel in strukturelle Abhängigkeiten. Lokale Grundwasserprobleme müssen deshalb großräumiger verstanden werden.

Die Wissenschaftler*innen der Forschungsgruppe regulate unter der Leitung von Fanny Frick-Trzebitzky und Robert Lütkemeier vom ISOE haben sich deshalb seit 2020 intensiv mit europäischen Grundwasserproblemen und ihren räumlichen Beziehungen beschäftigt, den sogenannten Telekopplungen. Ihre Ergebnisse, unter anderem konkrete Bewirtschaftungsstrategien für die nachhaltige Wasserversorgung in boomenden Urlaubsregionen, haben die Forscher*innen nun auch in Brüssel vorgestellt. 
 

Diskussionsveranstaltung in der Hessischen Landesvertretung in Brüssel

Gemeinsam mit der Vertretung des Landes Hessen bei der Europäischen Union hatte die Forschungsgruppe regulate am 29. April 2025 zu einer Präsentation ihrer Forschungsergebnisse eingeladen. Bei der Diskussionsveranstaltung „Groundwater as Cornerstone for Resilience: New Spatial Relationships and Entry Points for Sustainable Groundwater Regulation” tauschten sich Robert Lütkemeier und Fanny Frick-Trzebitzky mit namhaften Expert*innen der Europäischen Wasserbewirtschaftung aus. 

Der Einladung gefolgt waren Oliver Loebel, Generalsekretär der Europäischen Föderation der nationalen Verbände der Wasserversorgung EurEau, Klaus Hinsby, stellvertretender Vorsitzender EuroGeoSurveys, Isaac Ojea Jimenez, Beauftragter der Sustainable Freshwater Management Unit der Europäischen Kommission und CIS Working Group Groundwater, Arthur Guischet, Generalsekretär der European Water Association sowie Elisabeth Lictevout, Direktorin IGRAC – International Groundwater Resources Assessment Centre.
 

Die Bedeutung von Grundwasser für die Wasserversorgung in Europa

Die Forschungsgruppe übergab den Anwesenden einen begleitenden Policy Brief, der ihre Erkenntnisse und Empfehlungen zusammenfasst. Die Autorinnen Fanny Frick-Trzebitzky, Robert Lütkemeier, Dženeta Hodžić, David Kuhn, Linda Söller und Anne Jäger erläutern darin die Bedeutung des Grundwassers für die europäische Wasserbewirtschaftung sowie die Auswirkungen des Klimawandels auf das Grundwasser unter Berücksichtigung von Menge, Qualität und Biodiversität. 

Der ISOE Policy Brief „Groundwater in Europe: Cornerstone for Resilience“ zeigt die regionalen und grenzüberschreitenden Dynamiken von Infrastruktur, Wassersicherheit und sozial-ökologischen Systemen und macht deutlich, wie Telekopplungen zu unbeabsichtigten Folgen wie Umweltverschmutzung, Ressourcenverknappung und wasserbezogenen Risiken führen. Aus Sicht der Forschenden muss die EU solche räumlichen Beziehungen künftig besser berücksichtigen, um die konkurrierenden Anforderungen an die Grundwasservorkommen auszugleichen und eine belastbare und zirkuläre Wasserwirtschaft zu erreichen. 
 

regulate – Interdisziplinäre Forschungsgruppe am ISOE 

Die Nachwuchsgruppe „regulate – Regulation von Grundwasser in telegekoppelten sozial-ökologischen Systemen“ untersucht unter der Leitung des ISOE aktuelle Herausforderungen im Management von Grundwasser in Europa vor dem Hintergrund akuter Trockenheit, qualitativer Belastungen, zunehmender Konflikte und komplexer institutioneller Rahmenbedingungen. Das Team aus Wissenschaftler*innen der Natur- und Sozialwissenschaften erarbeitet Lösungsstrategien für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Grundwasser auf unterschiedlichen Governance-Ebenen. 

Die Forschungsgruppe wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm „Forschung für nachhaltige Entwicklungen (FONA)“ gefördert. Sie ist darin Teil der Fördermaßnahme „SÖF – Sozial-ökologische Forschung“ im Förderbereich „Nachwuchsgruppen in der Sozial-ökologischen Forschung“. Forschungs- und Projektpartner sind die RPTU – Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau, Institut für Umweltwissenschaften, die Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Physische Geographie und Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie sowie die Universität Trier, Governance and Sustainability Lab.

Kontakt:

Dr. Fanny Frick-Trzebitzky

Leiterin des Bereichs Praktiken und Infrastrukturen, Leiterin der Nachwuchsgruppe regulate Zum Profil

Dr. Robert Lütkemeier

Leiter des Forschungsfelds Wasser und Landnutzung, Leiter der Nachwuchsgruppe regulate Zum Profil

Melanie Neugart

Stellvertretende Leitung Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Medienarbeit Zum Profil
regulate – Nachhaltiges Management von Grundwasser in Europa
Blick auf See und Wald aus Vogelperspektive
Wasser Landnutzung Klimaanpassung

regulate – Nachhaltiges Management von Grundwasser in Europa

Die Nachwuchsgruppe regulate untersucht Herausforderungen im Management von Grundwasser in Europa vor dem Hintergrund akuter Trockenheit, Konflikthaftigkeit und der Komplexität institutioneller Rahmenbedingungen. 

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