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Mit Mobilität experimentieren – Aktion zu den Tagen des offenen Reallabors

Wie kann die Mobilitäts- und Energiewende vor Ort umgesetzt werden? Das wird im Forschungsprojekt transform-R für die Region Frankfurt/Rhein-Main untersucht. Bei den Tagen des offenen Reallabors bietet das Projektteam interessierten Bürger*innen ein eigenes, kleines Mobilitätsexperiment an.
Stau, Stress, Parkplatzsuche und Lärm: Die Mobilität mit dem eigenen Auto bietet nicht nur Vorteile. Vor allem für Menschen in Ballungsräumen werden die Nachteile immer mehr zur Belastung im Alltag. Wie kann der Weg zur Arbeit und zu Ausflugszielen verträglicher werden für Lebensqualität, Gesundheit und Umwelt? Das untersucht das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) mit weiteren Partnern in zwei Reallaboren im Taunus. Im Rahmen der „Tage des offenen Reallabors“ können interessierte Bürgerinnen und Bürger am 3. Juli 2025 in Friedrichsdorf ihr eigenes Mobilitätsexperiment im Kleinformat durchführen. 

Das Pendleraufkommen ist in Deutschland in den letzten Jahren weiter angestiegen. Allein in der Region Frankfurt/Rhein-Main pendeln täglich mehr als eine halbe Million Menschen zur Arbeit oder zum Ausbildungsplatz, überwiegend mit dem Auto. Auch Ausflüge werden zum großen Teil mit dem Auto unternommen. Der Taunus bietet vielfältige Freizeit- und Ausflugsmöglichkeiten und zieht entsprechend viele Besucher*innen an. Die verbreitete Nutzung des Autos hat nicht nur Folgen für die Umwelt, sondern insbesondere auch für die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen.

In zwei vor kurzem gestarteten Reallaboren im Taunus erforschen Wissenschaftler*innen des ISOE zusammen mit Praxispartnern, u.a. der Stadt Friedrichsdorf und dem Hochtaunuskreis, wie der Umstieg auf umwelt- und gesundheitsverträglichere Verkehrsmittel auf dem Weg zur Arbeit und bei Ausflügen vereinfacht werden kann. In diesen Experimenten erproben ca. 80 Teilnehmende E-Bikes, E-Lastenräder, den ÖPNV und auch Carsharing und werden umfassend zu ihrer Pendel- und Ausflugsmobilität beraten und bei der Erprobung unterstützt. Die Reallabore sind Teil des Forschungsprojekts transfrom-R unter der Leitung des Regionalverbands FrankfurtRheinMain.
 

Am 3. Juli 2025 im Taunus: Probefahrt in neue Routinen

Am 3. Juli 2025 öffnen die beiden Reallabore „Nachhaltig mobil zu Ausflugszielen“ und „Anders Pendeln“ im Rahmen der „Tage des offenen Reallabors“ von 14 bis 18 Uhr am Rathaus Friedrichsdorf ihre Türen. Bürgerinnen und Bürger haben dann die Gelegenheit, selbst aktiv zu werden und ihr eigenes kleines „Mobilitätsexperiment“ zu starten. Angeboten werden Mobilitätsberatungen, Probefahrten mit E-Bikes und E-Lastenrädern sowie Informationen zu den Reallaboren und zu Carsharing. 

„Die Veränderung einer Routine – etwa die Nutzung eines alternativen Verkehrsmittels zur Arbeit oder beim Sonntagsausflug – ist der Dreh- und Angelpunkt für den Umstieg auf eine nachhaltigere Mobilitätsform“, sagt Luca Nitschke, Mobilitätsforscher am ISOE. „Am Anfang neuer Routinen steht die Möglichkeit, eine andere Variante überhaupt erst einmal auszuprobieren, und darum geht es bei unserer Aktion zu den Tagen des offenen Reallabors“, ergänzt Melina Stein, ebenfalls Mobilitätsforscherin am ISOE.
 

Bundesweite Aktionswoche, um Reallabore sichtbar zu machen 

Neben dem ISOE wirken die Stadt Friedrichsdorf, der Hochtaunuskreis, die Stadt Königstein, der RMV mit dem Angebot RMVflux, mobileeee Carsharing und Verkehr mit Köpfchen an der Aktion zu den Tagen des offenen Reallabors mit. Initiiert wurde die bundesweite Aktionswoche vom 30. Juni bis 6. Juli 2025 vom Netzwerk Reallabore der Nachhaltigkeit und der Gesellschaft für transdisziplinäre und partizipative Forschung (GTPF), um die erfolgreiche Arbeit, die in unzähligen Reallaboren in Kommunen, Quartieren oder auf Freiflächen vielfältige Beiträge für eine nachhaltige Zukunft liefert, sichtbarer zu machen. 

Reallabore und ähnliche ‚Labs‘ sind in den letzten Jahren zu einem wichtigen Format der transdisziplinären und transformativen Forschung geworden. Sie gehören lange schon zum Methodenrepertoire des ISOE, denn ihr experimenteller Forschungsansatz bietet eine besondere Chance für sozial-ökologische Veränderungsprozesse: Im ‚Labor‘ können Wissenschaft und Gesellschaft gewissermaßen unter ‚echten‘ Bedingungen zusammenkommen, um gemeinsam innovative Ideen und neue Alltagspraktiken konkret und praxisnah zu erproben und zu erforschen. „Soziale Innovationen sind eine wichtige Voraussetzung für Nachhaltigkeitstransformationen, und in Reallaboren können sie ihren Anfang nehmen“, sagt Mobilitätsforscher Luca Nitschke, der zuvor das sehr erfolgreiche Forschungsprojekt „PendelLabor“ am ISOE geleitet hat.
 

Forschungsprojekt transform-R

transform-R ist ein vom Regionalverband FrankfurtRheinMain initiiertes und vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) gefördertes Projekt, mit dem übergeordneten Ziel, die Energie- und Mobilitätswende in der Region Frankfurt/Rhein-Main voranzutreiben. Neben ökologischen Gesichtspunkten stehen dabei auch soziale Aspekte und die Verbesserung der Lebensqualität der Menschen im Mittelpunkt. Ziel des Projekts ist es, aus Erprobungsräumen, sogenannten „Reallaboren“, Erkenntnisse über Möglichkeiten einer beschleunigten Umsetzung der Mobilitätswende zu gewinnen. Hieraus werden wiederum Transferprodukte und Instrumente zur Skalierung entwickelt, um erfolgreich erprobte Mobilitätslösungen in andere Kommunen und letztlich in die Fläche zu bringen. Forschungspartner des Regionalverbands sind die Goethe-Universität Frankfurt, das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) sowie das ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung.
 

Projekt

transform-R – Gestaltung der Energie- und Mobilitätswende als sozial-ökologische Transformation in der Region Frankfurt/Rhein-Main
Suffizienz Mobilität Transformation

transform-R – Gestaltung der Energie- und Mobilitätswende als sozial-ökologische Transformation in der Region Frankfurt/Rhein-Main

Die Mobilitätswende erfordert Kooperationen zwischen politischen, zivilgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteuren. In Reallaboren werden hierzu innovative Maßnahmen und soziale Innovationen erprobt.

Zum Projekt
Kontakt:

Dr. Luca Nitschke

Wissenschaftlicher Mitarbeiter Zum Profil

Melina Stein

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Zum Profil

Melanie Neugart

Stellvertretende Leitung Wissenskommunikation und Wissenstransfer, Schwerpunkt Medienarbeit Zum Profil
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Wie kann Mobilität zukunftsfähig gestaltet werden? Warum kommt die Mobilitätswende nicht voran? Wie lassen sich Konflikte und Hemmnisse auf dem Weg zu einer postfossilen Mobilitätskultur überwinden?

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