Bild: reisezielinfo - stock.adobe.com Der Mischwald in Deutschland hat wegen der anhaltenden Trockenheit lichte Kronen
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Runde Tische zu Waldkonflikten: ISOE und beteiligte Akteure ziehen positives Fazit

Der Klimawandel erzwingt den Umbau unserer Wälder – wie genau, ist jedoch häufig stark umstritten. Im Forschungsprojekt „Konflikte um den Wald der Zukunft“ untersucht das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), wie sich diese Auseinandersetzungen konstruktiv lösen lassen. 
Die Zukunft unserer Wälder steht auf dem Spiel: Der Klimawandel stellt viele Kommunen und Regionen vor die Herausforderung, ihre Wälder fit für kommende Generationen zu machen und umfassend umzugestalten. Doch der Umbau des Waldes ist oft konfliktbeladen – verschiedene Interessen, Werte und Nutzungsansprüche prallen aufeinander. Das ISOE-Forschungsprojekt „Konflikte um den Wald der Zukunft“ erforscht an lokalen Fallbeispielen, welche Dialogformate besonders geeignet sind, um zwischen unterschiedlichen Interessen zu vermitteln und tragfähige Lösungen für Waldkonflikte zu entwickeln.

Im Rahmen von Runden Tischen hat das ISOE verschiedene an der Mediation orientierte Dialog- und Austauschformate entwickelt und erfolgreich erprobt. Die Sitzungen fanden von Januar bis Dezember 2024 in mehreren Regionen Deutschlands statt. Sie dienten dem offenen Austausch zwischen Konfliktparteien – mit dem Ziel, gemeinsam konkrete Lösungsansätze zu entwickeln. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen liefern wertvolle Erkenntnisse für den Umgang mit ähnlichen Konflikten auch in anderen Regionen.
 

Entwicklung von gemeinsam getragenen Lösungen

Jeder der örtlichen Runden Tische kam viermal zusammen und bot Raum für einen geschützten Dialog, in dem alle Beteiligten – bis zu 35 Vertreter*innen verschiedener Interessengruppen – ihre Perspektiven einbringen konnten. Moderiert wurde der Gesamtprozess jeweils von einer Mediatorin. Dass eine neutrale Person die steuernde Rolle einnimmt, kann als ein Schlüssel zum Gelingen gesehen werden, wie Erfahrungswerte und Rückmeldungen der Teilnehmenden belegen.

Entlang des üblichen Mediationsprozesses war das Format in fünf Phasen strukturiert, von der ersten Verständigung über die gemeinsame Priorisierung der Themen bis zur Bearbeitung der Konflikte, der Entwicklung von Lösungsansätzen und dem Abschluss in Form einer Vereinbarung. Vertraulichkeit ist dabei wichtig, die Runden Tische tagten daher nicht öffentlich. Jedoch waren anfangs alle für die Region und das Konfliktfeld relevanten Interessengruppen eingeladen, an dem Prozess teilzunehmen.
 

Leitfaden zur dialogorientierten Bearbeitung von Waldkonflikten

Inzwischen sind alle Runden Tische abgeschlossen – und auch das Gesamtprojekt nähert sich dem Ende. Das ISOE und auch die Beteiligten vor Ort ziehen ein positives Fazit. Die Rückmeldungen zeigen deutlich, dass sich die Teilnehmer*innen gehört fühlten und erhellende Perspektivwechsel erlebten. Deeskalation war wieder möglich, viele Prozesse kamen in Gang, obwohl sie zuvor als festgefahren galten – und trotz mancher Differenzen war stets ein konstruktives, wertschätzendes Miteinander spürbar. Auch die entstandene Verbindlichkeit und die Chance auf einen Wissenszuwachs wurden positiv bewertet.

Gleichzeitig „bleibt es komplex“, wie es auf einem Feedbackbogen heißt. Die Konflikte rund um den Wald sind vielschichtig und emotional. Doch klar wurde auch: Professionell gestaltete Dialogprozesse können viel bewirken. Um diese Erfahrungen weiterzugeben, erarbeitet das ISOE derzeit einen Leitfaden zur dialogorientierten Bearbeitung von Waldkonflikten. Er soll Praxisakteur*innen und begleitenden Wissenschaftler*innen zeigen, wie Dialogprozesse so gestaltet werden können, dass sie echte Bewegung ermöglichen. Denn, so der Tenor vieler Rückmeldungen: „Für den Wald ist das ein Gewinn“.
 

Das Forschungsprojekt

Das Forschungsprojekt „Konflikte um den Wald der Zukunft – Analyse und kooperative Bearbeitung von waldbezogenen Aushandlungsprozessen im Kontext des Klimawandels“ wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Förderprogramms „Nachwachsende Rohstoffe“ aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Es läuft von Oktober 2022 bis Oktober 2025.

Projekt

Konflikte um den Wald der Zukunft
Biodiversität Klimaanpassung Wissen und Partizipation

Konflikte um den Wald der Zukunft

Ein Waldumbau zu Mischwald soll die Nachhaltigkeit von durch den Klimawandel bedrohten Wäldern sichern. Konflikte um ihre Nutzung werden im Projekt "Wald der Zukunft" durch Dialogformate wie Runde Tische bearbeitet und ausgehandelt. 

Zum Projekt
Kontakt:

Dr. Michael Kreß-Ludwig

Leiter des Forschungsfelds Transdisziplinarität Zum Profil

Dr. Deike Lüdtke

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Zum Profil

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart

Leitung Wissenskommunikation und Wissenstransfer, Pressesprecherin Zum Profil
Biodiversität

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