BioKompass – Kommunikation und Partizipation für die gesellschaftliche Transformation zur Bioökonomie
Ziel des Projektes ist es, den Transformationsprozess hin zur Bioökonomie – einer nachhaltigen, biobasierten und an natürlichen Kreisläufen orientierten Wirtschaftsweise – zu unterstützen. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung und Erprobung innovativer Partizipations- und Kommunikationsformate für Schüler*innen und Lehrkräfte sowie für weitere Zielgruppen im Museumsbereich. Das ISOE begleitet die Erprobung der Formate mit einer Evaluation, um deren Wirksamkeit zu verbessern. Außerdem wird untersucht, wie die neuen Formate auf andere Transformationsprozesse übertragen werden können.
Forschungsansatz
Für den kritischen Diskurs zum Thema Bioökonomie werden neue Konzepte und Formate für die Kommunikation und Partizipation entwickelt. Die Formate greifen die alternativen Zukunftsvorstellungen der Bioökonomie und die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen unterschiedlicher Zielgruppen auf. Sie sollen eine vertiefende Diskussion über Zukunftsvorstellungen ermöglichen und zugleich intendierte wie nicht intendierte Wirkungen, die die Bioökonomie mit sich bringt, berücksichtigen. In einem partizipativen Ausstellungsbereich im Senckenberg Naturmuseum können Besucherinnen und Besucher ihre eigenen Vorstellungen zur Bioökonomie einbringen. Hierbei werden sowohl digitale Medien wie eine Augmented Reality App als auch spielerische und diskursive Formate eingesetzt. Zu den weiteren Formaten gehören Talent Schools und Seminarkurse für Schüler*innen, Experience Days für Lehrkräfte, Spieleabende für interessierte Bürger*innen oder auch eine von Schüler*innen durchgeführte Podiumsdiskussion, die Stakeholder einbezieht.
Das ISOE begleitet die im Projektverbund entwickelten Formate mit einer Evaluation. Gemeinsam mit den Projektakteuren soll einerseits bewertet werden, ob die erwarteten Wirkungen der Formate eintreten. Andererseits soll die Übertragbarkeit der Formate auf andere Transformationsprozesse geprüft werden. Hierfür werden prozessorientierte Kriterien für die Bewertung der Partizipations- und Kommunikationsformate und formatspezifische Erhebungsinstrumente entwickelt. Mit diesen Instrumenten werden Einschätzungen, Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge ausgewählter Format-Teilnehmer*innen erhoben. Darüber hinaus werden auch die Projekt- und Kooperationspartner zu ihren Erfahrungen befragt. Die Erhebungen werden in projektinternen Reflexionsworkshops ausgewertet. Notwendige Anpassungen sollen idealerweise noch im Projektverlauf vorgenommen werden und in die Empfehlungen zur Übertragbarkeit einfließen.
Hintergrund
BioKompass knüpft mit dem Themenfeld Bioökonomie an die Frage an, auf welche Weise wir zukünftig leben und wirtschaften wollen. Denn mit Blick auf die Folgen des Klimawandels oder die Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung bei zeitgleich knapper werdenden Rohstoffen stellt sich die Frage nach dem Umgang mit natürlichen Ressourcen neu. Bioökonomie beruht auf der Idee, diese Ressourcen effizienter zu nutzen und stärker biologische Verfahren in der Produktion einzusetzen. So können Kunststoffe und andere erdölbasierte Materialen ersetzt werden, Biokraftstoffe sollen markfähig werden. Doch gesellschaftlich wie wissenschaftlich wird das Thema Bioökonomie kontrovers diskutiert und unterschiedliche Konflikte zeichnen sich ab, etwa um die Flächennutzung für biomassebasierte Rohstoffe und die Nahrungssicherung. Zudem werden bisherige Produktions- und Konsummuster in Frage gestellt, wenn die bestehenden Zielkonflikte durch Effizienz-, Suffizienz- und Post-Wachstumsstrategien gemildert werden sollen. Auch sind die Chancen und Risiken biotechnischer Verfahren für Laien kaum mehr abschätzbar – zum einen aufgrund ihrer Komplexität, zum anderen wegen der rasanten Weiterentwicklung. Die gegenwärtigen Herausforderungen erzeugen einen hohen Handlungsdruck hin zu nachhaltigeren Wirtschaftsform – gleichzeitig sind mit neuen Lösungsansätzen weitreichende und langfristige Konsequenzen zu beachten. In dieser Situation will das Projekt BioKompass Angebote für den gesellschaftlichen Diskurs schaffen: Es sollen Orte beziehungsweise Denkräume entstehen, an denen Jugendliche und Erwachsene ihre Kompetenz in der kritischen Reflexion und Meinungsbildung erweitern können.
Projektpartner
- Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V., mit seinen Instituten FhG-ISI Karlsruhe, FhG-IGD Darmstadt und FhG-ICT Pfinztal
- Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt am Main
Förderung
Das Projekt „BagW Partizipation: BioKompass – Kommunikation und Partizipation für die gesellschaftliche Transformation zur Bioökonomie“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Konzepts „Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel“ gefördert.
Publikationen
Hoefling, Christina/Eva Rossmanith/Lena Theiler/Simone Kimpeler (2023): How do we want to live? Collaborative curation of a special exhibition on sustainable futures at the Senckenberg Natural History Museum Frankfurt. In: Wood, Elizabeth (Hg.): A New Role for Museum Educators. Purpose, Approach, and Mindset. Abingdon, New York: Routledge, 210-220
Fuchs, Leon/Christina Höfling/Lena Theiler (2022): ESD in the Museum: The Project BioKompass. A Practical View from the Senckenberg Natural History Museum Frankfurt. Transdisciplinary Impulses towards Socio-Ecological Transformation. Engaged Reflections - Reflected Engagements. Opladen/Berlin/Toronto: Verlag Barbara Budrich, 139-156
Höfling, Christina/Bärbel Hüsing/Simone Kimpeler/Alexandra Lux/Martina Parrisius/Ute Pohsner/Eva Roßmanith/Elna Schirrmeister/Lena Theiler/Ariane Voglhuber-Slavinsky (2021): Diskurse über Transformation anregen - die Nutzung von Zukunftsszenarien für partizipative Dialogformate in Museen und Schulen am Beispiel Bioökonomie. In: BioKompass (Hg.): Frankfurt/Karlsruhe
Lux, Alexandra/Lena Theiler (2021): Prozessbegleitende Evaluation von Kommunikations- und Partizipationsformaten im Themenfeld Bioökonomie. Evaluationskonzept BioKompass. ISOE-Materialien Soziale Ökologie, 66. Frankfurt am Main: ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung
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