LebensRäume – Instrumente zur bedürfnisorientierten Wohnraumnutzung in Kommunen

Wohnhäuser mit weißer Fassade vor blauem Himmel (©Martin Debus/Fotolia)

In vielen Kommunen, vor allem im ländlichen Raum, sinkt die Bevölkerungszahl. Damit ändert sich auch der Bedarf an Wohnraum. Zusammen mit dem Kreis Steinfurt entwickeln ForscherInnen Strategien, um untergenutzten und leerstehenden Wohnraum an die neuen Bedarfe und an die Anforderungen des demografischen Wandels anzupassen.

Forschungsansatz

Ziel ist es, bestehende Ein- und Zweifamilienhäuser effizienter zu nutzen. In Einfamilienhäusern kann dies beispielsweise die Abtrennung von Einliegerwohnungen sein, durch deren Mieteinnahmen energetische und barrierefreie Sanierungen mitfinanziert werden könnten. Auch das Tauschen von Wohnungen ist denkbar, wenn sie den jeweiligen Bedürfnissen der zukünftigen NutzerInnen entsprechen. Der Kreis Steinfurt ist Projektpartner. Er baut mithilfe des Vereins „energieland 2050 e.V.“ eine zentrale Stelle für Beratung und Wohnraumvermittlung auf und möchte in ausgewählten Kommunen eine Sanierungsberatung und praktische Hilfen wie Umzugsunterstützung anbieten.

Um diese neuen Werkzeuge passgenau für die Bedarfe der Kommunen zu entwickeln, analysieren die ForscherInnen sowohl in schrumpfenden als auch in wachsenden Beispielkommunen des Landkreises, welche Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind. Das ISOE untersucht die demografische Entwicklung im Landkreis und erhebt empirische Daten zu den Bedürfnissen und der Umzugsbereitschaft der Bewohnerinnen und Bewohner. Auf dieser Basis entwickelt das ISOE ein Kommunikationskonzept, um die Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort persönlich anzusprechen. Mit Hilfe eines begleitenden Monitorings und einer Evaluation ermittelt der Forschungsverbund Erfolgsfaktoren und Hemmnisse und schätzt die Wirkung der Maßnahmen beispielsweise auf Wohnzufriedenheit, Flächenverbrauch, Heizenergiebedarf und Treibhausgasemissionen ab. Die Übertragbarkeit auf andere Regionen wird analysiert und die Erfahrungen mit interessierten Kommunen in bestehenden interkommunalen Netzwerken diskutiert.

Hintergrund

In vielen ländlichen Kommunen befinden sich Einfamilienhäuser auf dem Standard der 1960er- und 1970er-Jahre. In diesen inzwischen sanierungsbedürftigen Häusern der ehemaligen Neubaugebiete steigt der Wohnraum pro Kopf. Denn die ursprünglich für Familien angelegte Wohnfläche wird oft nur noch von Zweipersonenhaushalten oder von alleinstehenden Personen bewohnt. Diesen ist es meist zu teuer, energetisch zu sanieren, wodurch die Klimaschutzziele der Kommunen in Gefahr geraten. Somit wird vorhandener, sanierungsbedürftiger Wohnraum nicht voll genutzt, während es gleichzeitig an Platz für junge Familien und große Haushalte fehlt. Dies führt dazu, dass zusätzliche Neubaugebiete erschlossen werden müssen, um die Nachfrage zu decken. Die Erschließungskosten hierfür sind hoch und die Zersiedlung wird mit all ihren ökologischen Nachteilen fortgesetzt. Angesichts zurückgehender Bevölkerungszahlen wird langfristig ein Überangebot an Wohnraum geschaffen. Das Forschungsprojekt fragt danach, wie Wohnraum in diesen Gebieten aufgewertet, effizienter genutzt und stärker an den Nutzerbedürfnissen ausgerichtet werden kann.

Publikationen

Stieß, Immanuel/Lukas Sattlegger/Luca Raschewski/Konrad Götz (2022): „Suffizient wohnen in der Nachfamilienphase - Umrisse eines sozial-ökologischen Begrenzungskonzepts". In: Onnen, Corinna (Hg.): Gelegenheitsfenster für nachhaltigen Konsum. Lebenslauf, Biographien und Konsumkorridore. Wiesbaden: Springer VS, 157-178

Paar, Angelika (2020): Wohnraummobilisierung - gut für Menschen, Kommune und Klima. Eine Handreichung. Unter Mitarbeit von Lars Brischke, Till Burkhardt, Jutta Deffner, Corinna Fischer, Tanja Kenkmann, Immanuel Stieß. Heidelberg: Ifeu

Fischer, Corinna/Immanuel Stieß (2019): Wider den "verdeckten Leerstand". Bedürfnisgerechte und effiziente Wohnraumnutzung in Einfamilienhäusern. Planerin (6), 21-23

Fischer, Corinna/Immanuel Stieß (2019): Wohnen in der Nachfamilienphase: bedürfnisgerecht und flächensparend. In: Grabener, Astrid (Hg.): Immobilien-Almanach 02. Kiel: Grabener Verlag, 57-77

Fischer, Corinna/Immanuel Stieß (2019): Living spaces: saving energy by encouraging alternative housing options for senior homeowners. eceee Summer Study Proceedings. eceee 2019 Summer Study - Make buildings policies great again Belambra, Presqu'Île de Giens, 3-8 June 2019, 1355-1364

Stieß, Immanuel/Anja Umbach-Daniel/Corinna Fischer (2019): Smart small living? Social innovations for saving energy in senior citizens'households by reducing living space. Energy Policy 133 (110906)

Weitere Informationen und Transferprodukte

Forschungs- und Projektpartner

  • Öko-Institut e.V. (Projektleitung) 
  • Kreis Steinfurt: Amt für Klimaschutz und Nachhaltigkeit; energieland 2050 e.V. 
  • Unter Mitwirkung des ifeu Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg

Förderung

Das Forschungsprojekt „LebensRäume – Instrumente zur bedürfnisorientierten Wohnraumnutzung in Kommunen“ wird innerhalb der BMBF-Fördermaßnahme „Kommunen innovativ“ gefördert.

Laufzeit

03/2017 – 12/2020