Alltag im Quartier 4.0
In dem explorativ angelegten Projekt wird erforscht, ob und wie Frankfurter Stadtbewohner*innen und lokale Akteure in den Quartieren seit der Corona-Pandemie stärker auf hybride Angebote für Versorgung, Mobilität, Freizeit oder den Austausch zurückgreifen. Damit sind neue Alltagspraktiken gemeint, zum Beispiel beim Einkaufen, sich Fortbewegen oder Erholen, bei denen sich Aktivitäten im digitalen Raum eng mit physischen Aktivitäten verbinden. Im Projekt wird untersucht, ob und inwiefern diese hybriden Praktiken zu mehr Teilhabe, verbesserter Lebensqualität und ökologischer Nachhaltigkeit beitragen können. Ziel ist es, erste Orientierungspunkte zu erarbeiten, die Praxisakteuren der Quartiersentwicklung helfen können, die Chancen und Risiken der zunehmenden Digitalisierung des Alltags besser in Planungsprozessen mitzudenken.
Forschungsansatz
Auf der Grundlage des Forschungsstandes sowie praxisbezogener Debatten zu Digitalisierung und Quartiersentwicklung erstellt das Projektteam für vier Frankfurter Stadtteile eine Situationsanalyse. Die Auswahl der Quartiere berücksichtigt eine möglichst breite Heterogenität von siedlungsstrukturellen, sozioökonomischen und milieuspezifischen Rahmenbedingungen. Neben einem innerstädtischen Quartier werden drei Quartiere in Stadtrandlagen untersucht, in denen die Siedlungsstruktur und das Versorgungsangebot weniger dicht und die verbreiteten Wohnformen stärker auf den privaten Raum ausgerichtet sind als in kernstädtischen Lagen. In den untersuchten Quartieren erfolgen dann sozial-empirische Untersuchungen der unterschiedlichen Formen und Ausprägungen digital-analoger Alltagsformen und Angebote, unter anderem durch Gruppendiskussionen mit Bewohner*innen und Expert*inneninterviews mit Akteuren aus lokalem Einzelhandel, Gastronomie, Stadtteilvereinen, Kirchgemeinden, Initiativen etc. Die Ergebnisse der Exploration werden schließlich in einem transdisziplinären Workshop mit Akteuren aus Stadtentwicklung, Gewerbe, Wohnungswirtschaft und Wissenschaft diskutiert.
Hintergrund
Durch die Corona-Pandemie sind Chancen und Hemmnisse für eine nachhaltige Quartiersentwicklung und die wachsende Bedeutung der Digitalisierung deutlich geworden. Quartiere verloren Identifikationsorte und soziale Treffpunkte, zum Beispiel Eckkneipen oder Nachbarschaftscafés. Der lokale Einzelhandel ist stark von der Corona-Pandemie betroffen und der Onlinehandel sprunghaft angestiegen. Viele dieser Entwicklungen hat die Pandemie zwar nicht verursacht, aber beschleunigt. Angesichts der Einschränkung des gesellschaftlichen Lebens und der sozialen Kontakte im Freundes- und Bekanntenkreis gewannen die eigene Wohnung, das unmittelbare Wohnumfeld und die sozialen Beziehungen im Nahraum für die Gestaltung des Alltags wieder an Bedeutung. Öffentliche Räume wurden belebt und eine „neue“ Nachfrage nach nahräumlicher Versorgung, nachbarschaftlichen Kontakten, Freiraumqualität und alternativen Mobilitätsangeboten entstand. Digitale Angebote wurden verstärkt genutzt, um sich zu informieren, Aktivitäten zu organisieren und Teilhabe zu sichern, zum Beispiel durch Leihräder, lokale Bestell- und Lieferdienste, Freiluftsport, Online-Yoga, lokale Facebook-Gruppen oder kontaktlose Nachbarschaftsdienste. Dabei ist zu beobachten, dass diese digitalen Angebote die analogen nicht einfach ersetzen, sondern vielmehr eine immer stärkere Verschränkung beider Welten stattfindet. Insgesamt verstärkte sich der Trend zu diesen hybriden Formen des Lebens und Arbeitens durch die Corona-Pandemie vor allem in Kernstädten. Doch auch in Stadtteilen, die als suburban zu bezeichnen sind, führen sie verstärkt zu Veränderungen der Quartiersfunktionen und -beziehungen.
Fördergeber
vhw Stiftung
Laufzeit
Ansprechpartner*innen
Projektteam
Verwandte Projekte
- Akteursbefragung zum Regionalen Energiekonzept FrankfurtRheinMain
- Der Bahnhof der Zukunft – nachhaltige Mobilitätsplattform und Ort mit Aufenthaltsqualität
- Dezent Zivil – Neue Formen zivilgesellschaftlicher Beteiligung beim Bau dezentraler Energieanlagen
- Elektromobilität für die Region Darmstadt-Rhein-Main-Neckar
- ENGAGE – Engagement für nachhaltiges Gemeinwohl
- Freizeitmobilität in der Schweiz
- INTERESS-I – Integrierte Strategien zur Stärkung urbaner blau-grüner Infrastrukturen
- KomKlAn – Stand und Fortschritt kommunaler Klimaanpassung in Deutschland
- Lärmpausen am Flughafen Frankfurt
- LebensWert – Entwicklungsmanagement zum Erhalt der Lebensqualität in Kleinstädten im demografischen Wandel
- MediPlanB – Wirkungen heimischer Heilpflanzen auf Gesundheit und Biodiversität
- netWORKS 4 – Resilient networks: Beiträge städtischer Versorgungssysteme zur Klimagerechtigkeit (Anschlussprojekt)
- SCIP Plastics – Die Abfallvermeidung in Khulna stärken und die marine Plastikverschmutzung reduzieren
- Sharing-Konzepte für ein multioptionales Mobilitätssystem in FrankfurtRheinMain
- smyile – Zukunftsfähige Mobilität für Waldenbuch
- SuPraStadt – Lebensqualität, Teilhabe und Ressourcenschonung durch soziale Diffusion von Suffizienzpraktiken in Stadtquartieren
- SuPraStadt II – Lebensqualität, Teilhabe und Ressourcenschonung durch soziale Diffusion von Suffizienzpraktiken in Stadtquartieren
- SynVer*Z – Wirksamkeit von Forschung zur nachhaltigen Transformation von Städten
- transform-R – Gestaltung der Energie- und Mobilitätswende als sozial-ökologische Transformation in der Region Frankfurt/Rhein-Main
- WohnMobil – Innovative Wohnformen und Mobilitätsdienstleistungen