Pharmas – Risikoabschätzung für Medikamente in der Umwelt
In Pharmas werden ökologische und gesundheitliche Risiken von Medikamenten in der Umwelt analysiert. 13 Institutionen untersuchen exemplarisch die Stoffgruppen Krebsmedikamente und Antibiotika.
Forschungsansatz
Neben der realistischen Risikoabschätzung sollen die Potenziale für die Umsetzung eines EU-weiten Klassifikationssystems für Medikamente hinsichtlich ihrer Umweltwirkung untersucht werden.
Risikoabschätzung
In einem ersten Schritt wird ermittelt, wie hoch die Konzentrationen sind, denen Mensch und Umwelt ausgesetzt sind. Mithilfe von Modellierungen soll die Exposition über das Trinkwasser und über die Nahrung festgestellt werden.
Die Wissenschaftler untersuchen zudem die Wirkung der Medikamente auf Menschen, Tiere und Mikroorganismen. Hierbei stehen die erbgutschädigende Wirkung der Krebsmedikamente und die Resistenzbildung durch Antibiotika im Vordergrund. Zudem sollen auch mögliche kumulative Wirkungen erforscht werden. Außerdem werden Abbauprodukte der betrachteten Substanzen auf ihre Eigenschaften hin untersucht, um gegebenenfalls Potenziale für gezieltes, umweltverträgliches Design von Medikamenten zu erschließen.
Auf der Grundlage der verbesserten Wissensbasis wird eine Risikoabschätzung vorgenommen. Im Gegensatz zu bisherigen Studien werden darin Varianzen in Exposition, Vulnerabilität und Stoffzusammensetzung berücksichtigt. An diesem Teil des Projekts ist das ISOE zusammen mit dem Swedish Environmental Research Institute und dem Ecologic Institut maßgeblich beteiligt.
Klassifikationssystem
Relevante Stakeholder wie Ärzte, Vertreter aus der Pharmaindustrie und der Wasserwirtschaft, Umweltämter, Patientenorganisationen etc. werden hinsichtlich ihrer Wahrnehmung des Problems interviewt. Daraus sollen Hindernisse und Chancen für ein Klassifikationssystem abgeleitet werden, die aus den verschiedenen Interessenslagen heraus entstehen. Über regionale Fallstudien will das Projektteam abzuschätzen, wie sich ein Klassifikationssystem beispielsweise auf das Verschreibungsverhalten, den Verkauf und Konsum von Medikamenten und die Praxis in der Arzneimittelherstellung auswirken würde.
Hintergrund
Die Bewertung des Risikos, das für Mensch und Natur von Medikamentenrückständen in der Umwelt ausgeht, ist noch mit vielen Unsicherheiten verbunden. So ist noch relativ ungeklärt, ob und welche Auswirkungen die Substanzen in den meist sehr niedrigen Konzentrationen haben: zum Beispiel auf besonders vulnerable Menschen oder in Kombination mit anderen Stoffen. Außerdem ist nicht klar, inwieweit ihre Abbauprodukte oder Metabolite in der Umwelt zu finden sind, die wiederum andere Eigenschaften und Wirkungen haben.
Publikation
An EU-wide Environmental Classification System for Pharmaceuticals: A Delphi-Survey with experts in Germany, Hungary and the United Kingdom. Konrad Götz und Linda Strelau (2013). Unter Mitarbeit von Jutta Deffner, Thomas Hefter, Mátyás Rajnai
Weitere Informationen und Transferprodukte
Projektpartner
- Brunel University (UK), Gesamtprojektleitung
- Armines Ecole des Mines d’Alès (F)
- Göteborgs Universitet (S)
- Radboud University Nijmegen (NL)
- Svenska Miljöinstitute (IVL) (S)
- Universitätsklinikum Freiburg (D)
- Natural Environment Research Council (NERC) (UK)
- École des hautes études en santé publique (EHESP) (F)
- Institute for Environmental Studies (IVM) (NL)
- Ecologic Institut (D)
- Danmarks Tekniske Universitet (DTU) (DK)
- Anjou Recherche, Veolia, Environment Research and Innovation (F)
Förderung
Das Projekt "Pharmas — Ecological and human health risk assessments of antibiotics and anti-cancer drugs found in the environment" wird durch die Europäische Kommission im 7. EU-Rahmenprogramm gefördert.
Laufzeit
Ansprechpartner
Projektteam
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