Perspektiven der Bürgerbeteiligung an der Energiewende – Wärmeberatung

Im Projekt Wärmeberatung entwickeln WissenschaftlerInnen des ISOE neue Ansätze, um den Wärmekonsum in Haushalten zu senken. Dabei geht es darum, geringinvestive und effektive verhaltensbezogenene Maßnahmen zu identifizieren, mit denen Haushalte mit geringem Einkommen ihren Energieverbrauch reduzieren können.

Forschungsansatz

Die ForscherInnen untersuchen in einem ersten Arbeitsschritt bestehende Kommunikations- und Beratungsangebote zum Thema Heizen und Lüften. Ziel ist es, für die Zielgruppe der einkommensschwachen Haushalte geringintensive Maßnahmen zu identifizieren. Dazu gehören zum Beispiel Sensoren, die einen Warnton abgeben, wenn man lüftet, ohne den Heizkörper zurückzudrehen, oder das Abdichten von Türen und Fenstern. Daneben werden verhaltensbezogene Maßnahmen im Alltag betrachtet, wie zum Beispiel, keine Möbel vor den Heizkörper zu stellen. Mithilfe der Recherche und Analyse von Fallbeispielen sollen die Wirkungspotenziale und Bedingungen für Akzeptanz und Umsetzung der Maßnahmen bewertet werden.

In einem zweiten Schritt wird eine sozial-empirische Untersuchung eines aktuellen Modellvorhabens des Deutschen Caritasverbands e.V. und des Bundesverbands der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands (eaD) e.V. durchgeführt. Testhaushalte erhalten dabei Beratungen zum Thema Heizen und Lüften und bekommen die Möglichkeit, Soforthilfemaßnahmen wie das Anbringen von Türbesen oder Dichtungsbändern umzusetzen. Mit dem Modellvorhaben soll das bestehende Beratungsangebot Stromspar-Check Kommunal um das Thema Wärme als ein energiefachlicher Schwerpunkt erweitert werden. Ziel ist die bundesweite Etablierung eines verhaltensorientieren Kommunikations- und Beratungsangebotes zum Thema Heizen und Lüften als Bestandteil des Stromspar-Check Kommunal. Ziel der sozial-empirischen Untersuchung ist es herauszufinden, wie die Haushalte dieses Angebot annehmen, inwieweit sie die Informationen zur Änderung ihres Heiz- und Lüftungsverhaltens umsetzen und für wie handhabbar sie die Soforthilfen halten. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollen in die geplante breitenwirksame Einführung der Wärmeberatung einfließen. Hierfür werden eine Handreichung und Empfehlungen für Beratende aufbereitet. Die Ergebnisse werden in einem Stakeholder-Workshop präsentiert, der zusammen mit der Bundeskoordination des Stromspar-Check organisiert wird. Er richtet sich zugleich an wichtige Multiplikatoren der verhaltensorientierten Heizwärmeberatung, wie Wohnungsbaugesellschaften, Verbraucherzentralen, Energie- und Klimaschutzagenturen, Sozialämter oder Job-Center.

Hintergrund

Private Haushalte wenden im Durchschnitt den größten Teil ihrer Energiekosten für das Heizen auf. Damit ist das Thema Heizen für das Problem der Energiearmut besonders relevant. Welches Risiko hier für Haushalte mit geringem Einkommen tatsächlich besteht, ist bislang empirisch nur unzureichend untersucht. Belegt ist jedoch, dass Verhaltensänderungen etwa im Bereich Lüften oder kostengünstige Methoden wie die Nutzung von Fensterisolierfolie bei Einfachverglasung den Verbrauch von Heizungsenergie spürbar senken können. Das Projekt Wärmeberatung setzt hier an. Ziel der ForscherInnen ist es, effiziente verhaltensbezogene und geringinvestive Maßnahmen zu identifizieren, die für die Zielgruppe der einkommensarmen Haushalte geeignet sind. Das Projekt ist ein Teilprojekt des Anschlussvorhabens „Perspektiven der Bürgerbeteiligung an der Energiewende unter Berücksichtigung von Verteilungsfragen“ zur Fördermaßnahme „Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems“.

Praxispartner

  • Deutscher Caritasverband e.V.
  • Bundesverband der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands (eaD)

Förderung

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Förderschwerpunkt Sozial-ökologische Forschung

Laufzeit

06/2017 – 12/2017