Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung war auch 2021 wieder Kooperationspartner der Darmstädter Tage der Transformation DTdT. Gemeinsam mit der Schader-Stiftung hat das ISOE die Veranstaltung „Navigating the Infodemic. Wissenschafts-kommunikation heute: Weniger ist mehr!“ realisiert. Im Zentrum standen aktuelle Fragen nach Glaubwürdigkeit und Vertrauen von Bürger*innen in die Wissenschaft und deren Kommunikation.
Der Anlass war brisant und aktuell gleichermaßen: Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie hat die WHO die gegenwärtige Nachrichtenlage als „Infodemic“ bezeichnet: Niemals zuvor wurden Medien in solch einem Ausmaß genutzt, um Menschen zu informieren, aber auch um über die Krise und ihre Auswirkungen zu kommunizieren. Nun zeigen Studien aus der Forschung zur Wissenschaftskommunikation, dass das Vertrauen in die Arbeit der Wissenschaftler*innen wächst, wenn Wissenschaft und ihre Akteure sich für Dialog und Beteiligung öffnen und ehrlich und offen auch über Fehlanreize und Fehler in Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation diskutieren.. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für Kommunikation?
Wissenschaft braucht ein neues Kommunikationsverständnis
Nicola Schuldt-Baumgart, Leiterin Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit sowie Pressesprecherin des ISOE eröffnete den Workshop „Navigating the Infodemic“ mit einem ersten von fünf Impulsvorträgen. Mit einer „Landkarte“ zur Wissenschaftskommunikation gab sie einen Überblick über aktuelle Entwicklungen in der Wissenschaftskommunikation und plädierte für ein neues Kommunikationsverständnis. Als besondere Herausforderungen nannte Schuldt-Baumgart, dass das derzeit große Vertrauen in die Wissenschaft erhalten werden müsse. Dies setze voraus, dass Wissenschaft und Wissenschaftler*innen Integrität, Expertise und Gemeinwohlorientierung zugeschrieben werde.
Ein offener Umgang mit unsicherem Wissen und Nicht-Wissen werde zukünftig immer wichtiger, betonte Schuldt-Baumgart. Zudem müssten Forschungsprozesse nachvollziehbarer und transparenter gemacht werden. Schließlich sei es wichtig, einen Umgang zu finden mit den jeweils unterschiedlichen Geschwindigkeiten von Forschungsprozessen, öffentlich-medialen und politischen Prozessen. Zudem müsse die Dynamik, die durch die vielstimmige Medien- und Kommunikationslandschaft entsteht, stärker berücksichtigt werden. Schließlich seien die Adressaten der Nachrichten sehr heterogen und ihre Aufnahmebereitschaft von Informationen selektiv. Eine möglichst transparente Kommunikation auch von Versuch und Irrtum in der Forschung sowie der Mut, neue Formate auszuprobieren, könnten helfen, Wissenschaftskommunikation sichtbarer zu machen.
Wege aus der Kommunikationsflut
Die Veranstaltung bot Raum für einen Austausch unter Kommunikator*innen aus Forschungsinstituten und Hochschulen, auch mit Journalist*innen. Weitere Impulsvorträge zu Ideen und Wegen aus der Kommunikationsflut hielten Philipp Schrögel vom Karlsruher Institut für Technologie – KIT, Martin Reisigl von der Universität Wien sowie Carina Frey von den RiffReportern und Achim Bubenzer von klimafakten.de. Einen ausführlichen Bericht dazu bietet die Schader-Stiftung: www.schader-stiftung.de/themen/nachhaltige-entwicklung/fokus/tage-der-transformation/artikel/rueckschau-navigating-the-infodemic-wissenschaftskommunikation-heute
Die Teilnehmenden diskutierten auf der Basis der Impulsvorträge über Vorzüge und Nachteile unterschiedlicher Kommunikationsformate sowie über die Herausforderung, für unterschiedliche Gruppen die jeweils richtige Ansprache und geeignete Formulierungen zu finden. Zudem wurden Praxiserfahrungen aus der Wissenschaftskommunikation geteilt. Die Ergebnisse der Diskussions- und Arbeitsrunden wurden in der digitalen Dependance der Schader-Stiftung auf Whiteboards festgehalten.
Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:
Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
Tel. +49 69 707 6919-30
schuldt-baumgart(at)isoe.de
Pressekontakt:
Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
neugart(at)isoe.de