NamTip: Sozial-ökologische Kipppunkte der Desertifikation in Namibia im Kontext des Klimawandels (2. Phase)
Das Forschungsprojekt NamTip untersucht in seiner zweiten Hauptphase am Beispiel Namibias, wie klimatische, ökologische und soziale Faktoren die Desertifikation – also die Landdegradation in Trockengebieten – antreiben und wie die Wiederherstellung des davon betroffenen Weidelandes gefördert werden kann. In der namibischen Savanne zeigt sich die Desertifikation durch einen sukzessiven Verlust der Grasbedeckung und einer zunehmenden Verbuschung. Mit der Entwicklung von Maßnahmen für die Managementpraxis und für die Politik ist das Projekt beispielgebend für die Erhaltung und Wiederherstellung von Savannenökosystemen weltweit.
Forschungsansatz
Das Projektteam untersucht das Zusammenwirken von klimatischen, ökologischen und sozialen Faktoren, um ein besseres Verständnis von Kipppunkten der Desertifikation zu gewinnen. Aufgrund der Arbeiten aus der ersten Hauptphase des Projektes wird davon ausgegangen, dass Kipppunkte der Desertifikation nicht nur rein ökologisch bestimmt sind, sondern in ihnen ökologische und soziale Vorgänge eng miteinander verbunden sind. Aus diesem Grund zielt die Forschung der zweiten Hauptphase von NamTip auf ein besseres Verständnis der sozial-ökologischen Dynamiken von Kipppunkten und nimmt an, dass diese über schrittweise Prozesse in Form von Kaskaden verlaufen. Das Forschungsprojekt widmet sich darüber hinaus der Frage, wie degradierte Weideflächen wiederhergestellt werden können. Die dabei entwickelten Maßnahmen für ein nachhaltiges Weidemanagement sollen ein Fortschreiten der Desertifikation verhindern und damit die Lebensgrundlagen der betroffenen Farmer erhalten.
Das Konzept der sozial-ökologischen Systeme (SES) dient als konzeptioneller Forschungsrahmen und wird für die integrative Analyse der Kipppunktdynamiken herangezogen. Der Forschungsmodus ist transdisziplinär und gewährleistet, dass relevante Stakeholder frühzeitig und dauerhaft in den Forschungsprozess eingebunden werden.
Im Rahmen von NamTip verantwortet das ISOE das Teilvorhaben „Sozial-ökologische Prozesse und Farmerwissen“. Dieses zielt auf ein tiefgehendes Verständnis der sozialen Dimensionen von Kipppunktdynamiken sowie der Konzeption von Maßnahmen, die eine Wiederherstellung von Weideland ermöglichen. Dazu werden aus einer sozial-ökologischen Perspektive heraus die Schnittstellen zwischen Farmern und der von ihnen als Weideland bewirtschafteten Savanne in den Blick genommen. Dieses Vorgehen umfasst konzeptionelle, empirische und analytische Arbeiten. Hierzu werden Wissensbestände, Bewirtschaftungspraktiken und Technologien sowie relevante Institutionen und sozio-politische Bedingungen untersucht. Der Fokus liegt dabei auf Freehold-Farmern, also Farmern mit einem eigenen Besitztitel über das von ihnen bewirtschaftete Weideland. Aufgabe des Teilvorhabens ist zudem der Transfer der Ergebnisse in die Anwendungspraxis.
Hintergrund
Namibia ist das trockenste Land in Afrika südlich der Sahara. Mit seinen ausgedehnten Savannenregionen steht das Land stellvertretend für viele Trockengebiete weltweit, die sowohl mit den Herausforderungen einer schnell wachsenden Bevölkerung als auch mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert sind. Die Klimawandelprojektionen sagen für Namibia einen Temperaturanstieg deutlich über dem weltweiten Mittelwert und eine Zunahme der Regenvariabilität voraus. Dies lässt häufigere und intensivere Dürren (und Starkregenereignisse) erwarten. Diese Faktoren machen Namibia zu einem gut geeigneten Studiengebiet, um Desertifikation zu verstehen und geeignete Management- und Politikmaßnahmen zu ihrer Verhinderung und Umkehr zu ermitteln.
Das Forschungsgebiet befindet sich in der Greater Waterberg Landscape. Die Landbesitzverhältnisse sind durch kommunale Farmgebiete und Farmen im Privatbesitz gekennzeichnet. Die Region eignet sich daher sehr gut für den vergleichenden Ansatz von NamTip. Was die Faktoren der Desertifikation (Auswirkungen des Klimawandels in Verbindung mit der Bevölkerungsdichte und Überweidung) betrifft, so ist das Untersuchungsgebiet nicht nur repräsentativ für große Teile Namibias, sondern auch für andere Trockengebiete weltweit und die damit einhergehenden Herausforderungen.
Forschungs- und Projektpartner
- Universität Potsdam (Lead)
- Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- Eberhard Karls Universität Tübingen
- Universität zu Köln
- Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH (UFZ)
- University of Namibia (UNAM)
- Namibia University of Science and Technology (NUST)
Praxispartner
- Namibia National Farmers’ Union (NNFU)
- EduVentures (EduV)
Förderung
Das Projekt „NamTip: Eine namibische Perspektive auf Desertifikations-Kipppunkte im Kontext des Klimawandels“ wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme „Kipppunkte, Dynamik und Wechselwirkungen von sozialen und ökologischen Systemen (GlobalTip)“ im Kontext des Rahmenprogramms Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA) gefördert.
Laufzeit
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