SLInBio – Libellen, Hirschkäfer, Hummeln & Co: Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität (Vorphase)
Das Verbundprojekt SLInBio untersucht am Beispiel der Stadt Frankfurt am Main, wie die Wertschätzung von Insekten erhöht werden kann und welchen Beitrag Städte zum Erhalt der Insektendiversität leisten können. Dafür werden sozial-ökologische Wirkungszusammenhänge zwischen den Lebensstilen und Alltagspraktiken von Stadtbewohner*innen und der städtischen Insektenvielfalt analysiert.
Forschungsansatz
Im Sinne der Citizen Science handelt es sich bei dem Verbundprojekt um eine partizipative und aktivierende Forschung: Das Projekt ermöglicht Wissenschaftler*innen und Bürgerwissenschaftler*innen ein gemeinsames Forschen, Auswerten und Präsentieren. Mit den geeigneten Medien und Methoden werden die Ergebnisse des Projekts auf verschiedenen Ebenen kommuniziert und mit der (Stadt-)Gesellschaft in Frankfurt am Main nicht nur partizipativ diskutiert, sondern auch durch gemeinschaftliche Erfahrungen erlebbar gemacht.
Das Ziel des Verbundprojektes ist es, am Beispiel von Insekten in der Stadt Frankfurt ein besseres und erweitertes Verständnis der Zusammenhänge von urbanen Lebensstilen und Biodiversität zu erlangen. Darüber hinaus soll in der (Stadt-)Gesellschaft eine höhere Wertschätzung von Biodiversität und insbesondere von Insekten erreicht werden. Zu diesem Zweck werden Handlungsansätze und Faktoren mit Hebelwirkung identifiziert und in Reallaboren erprobt.
In der einjährigen Vorphase des Projekts, die der Vorbereitung der dreijährigen Hauptphase dient, werden zunächst Akteure identifiziert, die für das Thema Biodiversität bzw. Insekten in Frankfurt von Bedeutung sind. Diese sollen über ein Round-Table-Gespräch in die Problemstrukturierung des Forschungsprojekts einbezogen werden. In Diskussionen mit Expert*innen und mithilfe einer Literaturanalyse werden ergänzend dazu entscheidende Handlungsfelder wie Bauen und Wohnen, Mobilität, Ernährung, Arbeit, Erholung sowie geeignete Indikatoren zur Evaluation der Wertschätzung von Insektendiversität bestimmt. Die Sichtung und Auswertung bereits vorhandener Daten zu Biodiversität in Frankfurt am Main sind die Grundlage für die spätere Entwicklung eines Insekten-Monitorings.
In einer Sondierungsstudie zum Umgang mit Insekten in Frankfurt wird anhand von Interviews und Ortsbegehungen untersucht, mit welchen Motivationen Bürger*innen Insektenhotels einrichten und betreuen. Am Beispiel der Insektenhotels wird darüber hinaus ein erstes Monitoring städtischer Insekten durchgeführt. Im Rahmen des 2021 öffnenden Blüten- und Schmetterlingshauses des Palmengartens werden die Ergebnisse abschließend öffentlichkeitswirksam präsentiert und gemeinsam diskutiert.
Hintergrund
Während die Urbanisierung neben vielen anderen Treibern für den globalen Biodiversitätsverlust mitverantwortlich ist, werden Städte gleichzeitig vermehrt zu Rückzugsorten für Insekten, da diese dort kaum von landwirtschaftlichem Pestizid- und Düngemitteleinsatz betroffen sind. Städte sind dementsprechend durchaus geeignete Habitate für Biodiversität und können als „neuartige Ökosysteme“ und zugleich als sozial-ökologische Systeme verstanden werden. Dies ist v.a. vor dem Hintergrund des aktuellen Insektensterbens in Naturschutzgebieten ein neuer und innovativer Ansatz. Aber auch in Städten sind Insekten bedroht, etwa durch unterschiedliche Alltagspraktiken, wie z.B. im Verkehrsbereich und damit verbundenem Infrastrukturausbau, nächtliche Beleuchtung, Bodenversiegelung und Pestizideinsatz auf Grünflächen oder in Gärten.
Die Wahrnehmung und Wertschätzung von Insekten in der Stadtbevölkerung ist zudem ambivalent: Abhängig von der Insektenart, dem Ort des Auftretens von Insekten sowie den jeweiligen Einstellungen und Nutzungspraktiken der Bewohner*innen werden sie als erwünscht oder aber als störend wahrgenommen – mit Konsequenzen für den Umgang mit Insekten. Vor diesem Hintergrund wird in der Vorphase des Projekts am Beispiel der Insektenhotels in Frankfurt exemplarisch untersucht, aus welchen Motiven und mit welcher Wirkung eine Inwertsetzung von Insekten bereits stattfindet.
Kooperationspartner
- Goethe-Universität, Frankfurt am Main
- Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN), Frankfurt am Main
- Senckenberg Museum, Frankfurt am Main
- Palmengarten der Stadt Frankfurt am Main
Praxispartner
- NABU Frankfurt am Main
- Umweltamt der Stadt Frankfurt am Main
- Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main
- BioFrankfurt – Das Netzwerk für Biodiversität e.V.
- Fraport AG Frankfurt Airport Services Worldwide
Förderung
Das Projekt „SLInBio: Libellen, Hirschkäfer, Hummeln & Co: Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme „BiodiWert – Wertschätzung und Sicherung von Biodiversität in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ als Teil der BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) gefördert.
Laufzeit
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Forschungsschwerpunkt
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